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„Lefty“ über Bernhard Langer: „ Goldstandard dessen, worum es im Profigolf geht“

16. Nov. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Phil Mickelson und Bernhard Langer feiern ihre Erfolge bei der Charles Schwab Championship. (Foto: Twitter.com/@GolfDigest)

Phil Mickelson und Bernhard Langer feiern ihre Erfolge bei der Charles Schwab Championship. (Foto: Twitter.com/@GolfDigest)

Wer’s glaubt …: „Es ist wahrscheinlich mein letzter, da bin ich mir fast sicher“, hat Bernhard Langer nach dem sechsten Erfolg im Charles Schwab Cup gesagt, den er gestern mit einem 17. Platz beim Saisonfinale der PGA Tour Champions seiner beeindruckenden Sammlung an Titeln hinzufügte. Gegen den 13 Jahre jüngeren Gesamtsieg-Rivalen Jim Furyk und wider den schmerzenden Rücken, der ihn am Freitag fast zur Aufgabe zwang. Freilich, Langer ist keiner der aufgibt, stattdessen unterbot er tags drauf mit einer grandiosen 63er-Runde mal eben sein Alter um einen Schlag.

Womit alle Stichworte genannt wären, die in dieser Würdigung eine Rolle spielen sollen: wahrscheinlich und fast, beeindruckend und Alter. Dennoch wird’s allmählich schwierig, die Leistungen des 64-jährigen Deutschen mit jahrzehntelanger Heimstatt in Boca Raton/Florida noch irgendwie in Sätze zu fassen; es gehen einem die Superlative für den Evergreen aus.

Vergleich mit Benjamin Button

Langers Leistungen machen selbst die Übersteigerung legitim: Bob McClellan aus der Presseabteilung der PGA Tour hat ihn mal „Benjamin Button“ getauft, nach jener mysteriösen Figur aus einer Fantasy-Kurzgeschichte von F. Scott Fitzgerald, die alt geboren und im Lauf der Jahre immer jünger wurde. Und er sprach davon, dass der Spitzenplatz in der Saisonwertung des Ü50-Circuit längst so was wie Langers Geburtsrecht geworden sei. Da ist was dran: Niemand sonst hat mehr als zwei Mal gewonnen.

Phil Mickelson, der Turniersieger im Phoenix Country Club, attestierte dem zweifachen Masters-Champion: „Bernhard ist sozusagen der Goldstandard dessen, worum es im professionellen Golfsport geht.“ Gerade aus diesem Mund hat das Gewicht. Andere finden ähnlich intensive Beschreibungen für das Phänomen Langer.

„Er liebt einfach das Spiel und den Wettbewerb. Das ist es, was ihn antreibt, und damit überrascht er mich immer wieder. Ich glaube nicht, dass es jemals wieder einen Champions-Tour-Spieler wie ihn geben wird“, sagt beispielsweise der altgediente Seniorentour-Profi Scott Parel. Und Steve Flesch stellt die rhetorische Frage: „Fantastisch, zeitlos, unglaublich, beeindruckend, bemerkenswert, unvergleichlich und so weiter – gibt es noch weitere Adjektive, um diesen Burschen zu beschreiben?“

Bier und Sauerkraut im Jungbrunnen

Es fallen einem nicht mehr allzu viele ein. Ach ja, diese Metapher noch: Langer muss irgendwann mal in einen Jungbrunnen gefallen sein. Auch das war schon zu lesen. Der so Gepriesene winkt dann stets ab und schmunzelt, seine Wundermittel seien zuvorderst bayrisches Bier und Sauerkraut. „Just kidding“, wie der Amerikaner sagt: Langer ist der personifizierte Beweis dafür, was mit gesunder, vernünftiger Ernährung; mit Training und sportlicher Betätigung; mit mentaler Stärke und dem Fokus auf ureigene Werte auch in fortgeschrittenem (Sportler-)Alter noch geht. Damit ist er ein leuchtendes Beispiel für jedermann. Was Bier und Sauerkraut übrigens nicht zwingend ausschließt.

42 Siege bei den PGA Tour Champions

„Es ist wirklich erstaunlich, dass Bernhard so lange so gut spielt; nun, er arbeitet halt auch hart dafür“, konstatiert Mickelson. „Seine Einstellung, seine Moral, seine Motivation und seine Disziplin sind unübertroffen. Und das Ergebnis ist tolles Golf.“

Damit übertrifft Langer sie alle. Er schlägt nicht so weit wie die „Jungspunde“ unter den Altmeistern, seine Bälle indes sind präzise. Bei den „Greens in Regulation“ ist er weit vorn und mit dem Putter eine Bank. Der elffache Senior-Major-Gewinner bestritt alle 39 Events der wegen Corona kombinierten Spielzeiten 2020 und 2021, kam 24 Mal in die Top-Ten und gewann zwei Mal, schraubte seine Tour-Champions-Bilanz damit auf 42 Turniertitel.

„Ich weiß, wie gesegnet ich bin“

Zwischendurch ist er neuerdings für (fast) jeden Scherz zu haben, beispielsweise als Platzarbeiter Hans, und gibt den Muster-Opa für Enkel Jackson, den Sohn von Tochter Jackie und ihrem Mann Jeff John.

„Menschen, die mir nahe stehen, kennen meine humorvolle Seite und meinen Sinn für Spaß“, verdeutlicht der vierfache Vater. „Auf dem Platz bin ich ernst, weil ich mich konzentriere. Doch ich versuche es zu genießen und freundlich mit Spielern, Caddies, Schiedsrichtern und Zuschauern umzugehen. Denn ich weiß, wie gesegnet ich bin, und mir ist auch klar, dass es nicht ewig dauern wird.“

„Nicht viele Risse in der Rüstung“

Der Rücken will vollends auskuriert werden, seit einigen Jahren zwickt überdies das Knie – mit dem Saisonende stehen der Flug nach Deutschland und die entsprechende medizinische Behandlung an. „Ich habe nicht mehr die Energie von früher“, hat Langer bereits lange vor der Charles Schwab Championship erklärt. Und: „Es gibt mehr Beschwerden und Wehwehchen als je zuvor.“ Aber das sagt er schon seit vier Jahren. Oder wie Bob McClellan für die PGA Tour schrieb: „Langer zeigt nicht viele Risse in seiner Rüstung.“

Hale Irwins Rekord

Deswegen – und damit zurück zum Anfang – ist es auch eher wahrscheinlich, dass man Bernhard Langer weiterhin in Erfolgspose sehen wird. Vielleicht mag’s für einen ganzen Charles Schwab Cup nicht mehr reichen, andererseits ist da noch Hale Irwins Rekord von 45 Seniorentour-Siegen. Kaum vorstellbar, dass Langer sich den entgehen lassen will. Er ist dran – fast.

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