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Bernhard Langer: „Ich glaube nicht, dass LIV gut für den Golfsport ist“

19. Okt. 2022 von Alexandra Caspers in Stuttgart, Deutschland

Bernhard Langer im Interview mit Golf Post beim Mercedes Trophy World Final. (Foto: Stefan von Stengel)

Bernhard Langer im Interview mit Golf Post beim Mercedes Trophy World Final. (Foto: Stefan von Stengel)

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In einer Zeit, in der die Golfwelt entzweit ist und große Veränderungen durchmacht, gibt es dennoch weiterhin einen festen Bestandteil: Bernhard Langer, nicht umsonst "Mr. Consistency" genannt, gehört auch seit über 15 Jahren auf der Champions Tour noch zu ihren besten Spielern. Das Alter macht ihm seine Aufgabe nicht unbedingt leichter, aber seine Platzierung in den Top 10 des Charles Schwab Cup zeigt, dass er noch immer mit den jüngeren Spielern mithalten kann. Im Rahmen des MercedesTrophy World Finals in Stuttgart hat Golf Post den zweifachen Masters-Sieger und Mercedes-Benz-Botschafter getroffen und mit ihm über das Älter werden auf der Champions Tour und die aktuellen Entwicklungen im Golfsport gesprochen.

Bernhard Langer im Interview mit Golf Post

Golf Post: Herr Langer, wie geht es Ihnen?

Bernhard Langer: Mir geht es sehr gut. Danke der Nachfrage.

Golf Post: Sie haben in einem Interview vor ein paar Wochen gesagt, Sie hätten einige kleinere gesundheitliche Probleme gehabt. Belastet Sie das noch?

Bernhard Langer: Ich habe seit ungefähr sieben Jahren Knieschmerzen, mal ein bisschen mehr, mal ein bisschen weniger. Irgendwann tut mal die Schulter weh oder der Nacken oder der Rücken. Es zwickt öfters mal eine Kleinigkeit. Das ist halt so und ich denke, das geht den meisten 60-Jährigen so.

Golf Post: Sie haben dieses Jahr einen Sieg gefeiert, bisher zehn Top-Ten-Platzierungen, Platz 7 im Schwab Cup. Wie zufrieden sind Sie damit?

Bernhard Langer: Es ging eigentlich sehr gut los im Frühjahr und ich war guten Mutes und es hat Spaß gemacht. Ich habe dann ein, zwei Turniere ausfallen lassen. Eines davon war auch ein Major, weil mein Sohn seinen College-Abschluss gemacht hat, das wollte ich nicht verpassen. Somit habe ich das Turnier sausen lassen und dann war noch eine andere familiäre Angelegenheit, für die ich ein Turnier gestrichen habe. Das fehlt einem dann irgendwo schon, gerade die Majors. Und die letzten zwei Monate war vielleicht das Putten nicht ganz so gut, wie ich mir das vorstelle. Aber im Großen und Ganzen bin ich mit der Saison relativ zufrieden.

Golf Post: Es geht jetzt in den Saison-Endspurt. Was haben Sie sich noch vorgenommen?

Bernhard Langer: Es kommen ein paar Turniere, bei denen ich die letzten Jahre zum Teil sehr gut abgeschnitten habe, Golfplätze, die mir zum Teil liegen. Ich erhoffe mir, dass ich noch ein paar gute Platzierungen einspielen kann, um ein gutes Saisonende zusammenzubringen. Aber der Schwab Cup ist wohl gelaufen. Da sind vier oder fünf Spieler, die sich mit jeweils drei Turniersiegen ein wenig abgesetzt haben. Es wird wohl schwer sein, da noch ganz nach oben zu kommen.

Golf Post: Sie haben bereits mehrfach Ihr Alter unterspielt. Was bedeutet Ihnen das?

Bernhard Langer: Es macht Riesenspaß und es gelingt nicht vielen, ihr Alter zu spielen oder zu unterspielen. Ich werde wohl nie vergessen, dass ich letztes Jahr an meinem 64. Geburtstag eine 64 gespielt habe. Das ist wirklich etwas Außergewöhnliches. Und jetzt ist es mir gelungen, sogar unter meinem Alter zu spielen, eine 64 mit 65 Jahren. Es ist nicht einfach, aber es wird leichter, je älter man wird, auf jeden Fall. Aber es gelingt nicht allzu vielen Spielern, das zu schaffen.

"Früher habe ich zwei Runden am Tag gespielt und war immer noch gut drauf"

Golf Post: Ist es anstrengend, dass mit der Zeit die Leistungen immer mehr am Alter gemessen werden?

Bernhard Langer: Es ist nicht anstrengender als alles andere. Im Alter hat man vielleicht nicht mehr die Energie, die man als 20- oder 30-Jähriger noch hatte und auch nicht immer das Konzentrationsvermögen oder das Durchhaltevermögen. Ich kann mich an früher erinnern, da habe ich ab und zu zwei Runden am Tag gespielt und war immer noch relativ gut drauf. Es gibt jetzt schon Tage, wenn ich da mal 18 Löcher spiele, dann bin ich ein bisschen müde und glücklich, wenn ich die Schuhe ausziehen kann. Was aber auch natürlich ist.

Golf Post: In einem Artikel der PGA Tour wurden einige ihrer Champions-Tour-Kollegen, aktuelle und ehemalige, gebeten, Sie in fünf Wörtern oder weniger zu beschreiben. Mike Weir sagte, Sie seien “proof of other lifeforms”? Stimmt das, sind Sie insgeheim von einem anderen Planeten?

Bernhard Langer: (lacht) Das kann ich auf jeden Fall verneinen. Ich weiß, wo ich herkomme. Von der Walburga und Erwin Langer. Auf jeden Fall nicht von woanders.

Golf Post: Andere Antworten, die häufiger genannt wurden, waren “focused", "committed, "consistent”, “dedicated” und “inspiring”. Was bedeutet Ihnen die Anerkennung Ihrer Kollegen und der Respekt, den diese offensichtlich vor Ihnen haben?

Bernhard Langer: Es bedeutet mir schon ein bisschen was. Das sind die Menschen, mit denen ich viel Zeit verbringe, mit denen ich tagtäglich im Wettkampf liege. Wenn sie solche Kommentare abgeben, dann ist das irgendwo ein Lob und bestätigt die harte Arbeit und die Konzentration, die Hingabe, die ich jetzt über viele Jahre gebracht habe.

Golf Post: Ist es schwerer, diese Disziplin mit dem Alter aufrecht zu halten? Oder macht das jahrelange Training es einem auch einfacher?

Bernhard Langer: Die Disziplin wird ein bisschen schwieriger, gerade wenn man nicht hundertprozentig gesund ist. Wenn der Rücken wehtut, kann ich nicht so trainieren, wie ich mir das vorstelle. Oder wenn es der Nacken oder die Schulter oder das Knie ist, dann ist klar: Ich kann dann nicht so im Fitnesscenter trainieren, wie ich will. Ich kann vielleicht auch nicht so viele Bälle schlagen, wie ich mir das vorstelle oder mich so viele Stunden auf dem Golfplatz bewegen, weil es der Körper einfach nicht zulässt an dem Tag oder an diesen Tagen. Das kann ein bisschen einschränkend sein.

Mercedes-Benz begleitet Bernhard Langer fast seine gesamte Karriere lang. (Foto: Stefan von Stengel)

Mercedes-Benz begleitet Bernhard Langer fast seine gesamte Karriere. (Foto: Stefan von Stengel)

"Ich glaube nicht, dass [LIV] gut für den Golfsport ist"

Golf Post: Das Thema LIV sorgt im Moment für viel Aufruhr in der Profi-Golfwelt. Sie haben seit Jahrzehnten die Entwicklung des Profigolfs beobachten und miterleben können. Wie schätzen Sie die aktuellen Entwicklungen ein?

Bernhard Langer: Ich glaube nicht, dass es gut für den Golfsport ist. Zumindest nicht so, wie sie es im Moment probieren. Ich glaube nicht, dass da viel Positives herauskommt, außer dass die Profis mehr verdienen. Egal, ob sie auf der LIV Tour spielen, da verdienen sie auf jeden Fall mehr, aber inzwischen natürlich auch auf der PGA Tour. Denn die haben ja reagiert und die Preisgelder erhöht und versuchen so, die Top-Spieler zu behalten, die sie haben. Aber im Großen und Ganzen fand ich es nicht notwendig, im Profigolfsport groß etwas zu verändern. Ich glaube, wir hatten ein sehr gutes Produkt, das sich über die Jahre hinweg auch verbessert hat.

Wir haben schon lange die vier Majors und haben dann noch die World Golf Championships dazu bekommen, die Players Championship und Ähnliches. Die Touren unterhalten sich auch und machen ihre Turnierpläne so, dass die Topspieler sich auf der DP World Tour und auf der US-Tour bewegen und spielen können und nicht nur auf einer Tour.

Ich glaube, das Produkt, das wir die letzten Jahre hatten, war eigentlich sehr gut und die meisten Kollegen waren auch relativ zufrieden. Es gab sicher Ausnahmen, die eben meinten, es hätte vielleicht besser sein können. Das Problem ist, wenn solche Summen angeboten werden: Irgendwo hat jeder seinen Preis. Nicht jeder, aber einige. Und es war wohl schwer für einige, da “Nein” zu sagen.

Die Spieler können nicht sagen “Ja, ich gehe zur LIV Tour, aber ich komme wieder zur PGA Tour, wann ich will.” Das ist nicht fair. Auch nicht richtig. Denn wenn sie Mitglied bei der PGA Tour werden, dann unterschreiben sie, dass sie nach den Regeln spielen. Und die besagen eben, dass die PGA Tour die Rechte hat und man sie fragen muss, ob man woanders spielen kann oder nicht. Es geht nicht, dass man sich nur die besten Turniere aussucht.

LIV ist auch keine normale Tour, sondern nur 48 Spieler mit garantiertem Geld. Kein Cut. Nur ein paar Turniere im Jahr. Dafür wollen sie dann die besten Spieler haben, bekommen sie aber nicht alle. Und sie wollen auch die jungen Talente, die nachkommen haben, den nächsten Tiger Woods oder den nächsten Jack Nicklaus. Bei nur 48 Spielern, wenn sie neue dazu nehmen, müssen sie andere Spieler abgeben. Wo gehen die dann hin? Was machen die? Das Ganze ist furchtbar kompliziert und war wohl nicht sehr gut vorbereitet, weder von der LIV Tour noch von den anderen. Man hätte vielleicht eine bessere Lösung irgendwo finden können, ich weiß es nicht.

Golf Post: Die DP World Tour macht auch einige Veränderungen durch, gerade in ihrer Allianz mit der PGA Tour. Da gibt es bei manchen die Angst, dass die DP World Tour zu einer Zulieferer-Tour für die PGA Tour verkommen könnte. Ist das eine Befürchtung, die Sie teilen?

Bernhard Langer: In den letzten Jahren war die PGA Tour die höchstdotierte Tour der Welt. Aber die DP World Tour war eben die Zweitbeste. Ich glaube, da ist Platz für beide. Die PGA Tour hat, glaube ich, 40 Prozent Anteil an der DP World Tour, wenn ich mich nicht täusche. Das heißt, beide sind Partner im Geschäft, aber ich weiß nicht, wo die LIV Tour da reinpassen könnte.

"Es gibt keine Garantie, dass ein Profigolfer 20 Jahre lang erfolgreich ist"

Golf Post: Wenn Sie unabhängig von der finanziellen Situation 30 Jahre zurückdenken, wäre es für Sie verlockend gewesen, wenn man Ihnen angeboten hätte, Sie können Ihr eigenes Team aufbauen, wie bei der Formel 1, wie es der Plan von LIV Golf zu sein scheint?

Bernhard Langer: Das ist schwer zu sagen im Nachhinein. Ich kann mich erinnern, dass vor 25 Jahren oder 20 Jahren Greg Norman bei einer World Tour involviert war. Damals war ich einer der besten Spieler der Welt und war natürlich auch im Gespräch. Da ist es auch nicht gelungen, das durchzuziehen, weil es einfach zu viele Konflikte gab mit den anderen Touren und mit den Majors. Deswegen hat es mich sehr gewundert, dass sie es diesmal wieder versuchen.

Der große Unterschied ist, dass es diesmal scheinbar unendlich viel Geld gibt. Geld spielt keine Rolle und manche Spieler lassen sich einkaufen, was irgendwo schade ist. Aber sie sagen: “Ich bin Profi, ich muss Geld verdienen. Wenn mir irgendetwas passiert, hilft mir kein Mensch. Oder wenn ich nicht mehr gesund bin oder nicht mehr erfolgreich bin. Ich muss Kohle machen, wenn ich Kohle machen kann.” Das ist oft so im Profileben, denn es gibt keine Garantie, dass ein Profigolfer 20 Jahre lang erfolgreich sein wird. Kein Mensch weiß, was die Zukunft bringt.

Golf Post: Die LIV Tour ist im Moment nicht nur ein Problem für PGA und DP World Tour, sondern, das hat man am Presidents Cup schon gesehen, könnte auch Auswirkungen auf den Ryder Cup haben. Bei den Amerikanern ist ziemlich sicher, dass die LIV-Tour-Spieler nicht teilnehmen werden dürfen. Die DP World Tour hat sich noch nicht konkret geäußert. Würde das den Ryder Cup abwerten?

Bernhard Langer: Es wäre schade, meiner Meinung nach, denn es war immer ein Wettkampf der Besten, der zwölf Besten von hier und der zwölf Besten von da. Es kann sein, dass es in der nächsten Zukunft eben nicht mehr die zwölf Besten sind, sondern vielleicht die acht Besten oder so etwas. Das wäre natürlich nicht optimal. Aber ich glaube, dass der Ryder Cup und der Presidents Cup das überstehen werden. Wir müssen sehen, ob die Tour das überstehen wird und wie lange.

Golf Post: Fürs Erste scheint LIV zu bleiben, solange das Geld fließt auf jeden Fall. Sehen Sie eine Lösung für den Profisport, wie es in Zukunft weitergehen kann?

Bernhard Langer: Ich weiß nicht, ob ich da eine Antwort habe. So wie die LIV Tour im Moment ist, glaube ich nicht, dass sie bestehen wird. Das sind meine Gedanken. Es gäbe vielleicht eine Möglichkeit, wenn die PGA Tour mit dem FedExCup-Finale im August zu Ende ist, weil dann American Football kommt und in Amerika die Zuschauer dann auf American Football aus sind. Also man hätte sagen können: “Gut, wir geben der LIV Tour vielleicht 2 bis 3 Monate am Ende des Jahres, in denen sie ihre Turniere machen können.”

Die PGA Tour war natürlich überhaupt nicht begeistert, dass die LIV Tour jetzt Turniere in den USA veranstaltet, auf einheimischen Golfplätzen mit einheimischen Sponsoren. Das wäre vielleicht ein bisschen besser gelaufen, wenn LIV gesagt hätte, sie versuchen vielleicht sechs oder acht Turniere im Jahr zu veranstalten, aber alle in Asien oder irgendwo anders in der Welt, wo sie nicht mit Amerika konkurrieren. Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, ihnen zwei Monate im Jahr zu geben, aber so könnte man vielleicht koexistieren oder einen Kompromiss schließen.

Golf Post: Die Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten wird bis zum Ende des Rechtsstreits wahrscheinlich nicht so hoch sein.

Bernhard Langer: Ja, und wer weiß, wie lange der Rechtsstreit geht. Sie sagen bis Februar, aber dann verliert einer und geht dagegen an und dann wird es wieder ein Jahr verschoben, das kann sich hinziehen. Ich hoffe nicht, denn das Ganze ist nicht gut für den Golfsport. Das einzig Gute für die Top-Spieler ist, dass sie mehr Geld verdienen, egal auf welcher Tour, aber von Grund auf hilft es dem Golfsport nicht. Beim Nachwuchs kommt nichts an, es geht nur um die Top-Spieler und das macht das Ganze nur noch schwieriger. Insbesondere für Ryder Cup, Presidents Cup, World Ranking, selbst die Majors.

Golf Post: Die Weltranglistenpunkte sind noch ein ganz anderes Thema, welches noch zu klären sein wird. Hat LIV da überhaupt die Basis, um Weltranglistenpunkte zu bekommen?

Bernhard Langer: Glaube ich auch nicht bei 48 Spielern, 3 Runden, kein Cut, Teamwettbewerb, auch wenn der eher eine Nebengeschichte ist. Ich kann es mir nicht vorstellen, aber da gibt es ein Komitee, das die World-Ranking-Regeln feststellt und da sind ja auch die Majors involviert, zusammen mit den Touren und einigen anderen. Es wird interessant sein, ob die der LIV Tour irgendwann einmal Weltranglistenpunkte gewähren oder nicht. Ich kann es mir nicht vorstellen, aber ich weiß nicht alles.

Golf Post: Vielen Dank!

Bernhard Langer Golf Post Redakteurin Alexandra Caspers. (Foto: Stefan von Stengel)

Bernhard Langer mit Golf Post Redakteurin Alexandra Caspers. (Foto: Stefan von Stengel)

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