British Open

Von den Beatles beschwingt: Rory McIlroy hofft auf das Ende der Major-Misere

20. Jul. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

(Foto: Getty)

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Liverpool ist Beatles-Land. Und natürlich sind die berühmten Pilzköpfe auch bei der 151. Open Championship präsent. Beispielsweise auf den Schuhen von Rory McIlroy. Bekleidungspartner Nike hat dem Nordiren ein besonders gestaltetes Paar Treter zur Verfügung gestellt, mit psychedelischem Muster und den Aufschriften „Live to Play“ auf dem rechten und „Play to Live“ auf dem linken Schuh. Derart beschwingt will „Rors“ an der Stätte seines Open-Erfolgs von 2014 die nunmehr neun Jahre währende Major-Misere beenden. Da fallen einem gleich die passenden Titel der Beatles ein: „Help!“ beispielsweise. „The Long And Winding Road“, wenngleich die in Schottland liegt. Oder „We Can Work It Out“ und „Let It Be“ als Blick in die Zukunft. Sowie am Ende natürlich „Here Comes The Sun“.

 

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Die Statistik ist übrigens auf McIlroys Seite: Bei seinem letzten Major-Erfolg, dem Gewinn der PGA Championship 2014, kam er ebenfalls als frisch gekürter Sieger in den Valhalla Golf Club in Kentucky. Damals war es das WGC – Bridgestone Invitational, diesmal ist es die Scottish Open mit dem denkbar knappen Ausgang des Birdie-Birdie-Finishs, durch das der 34-Jährige im Renaissance Club den schottischen Lokalmatador Bob MacIntyre noch abfangen konnte.

Aktivisten-Alarm? Jon Rahm will schnell aufräumen

Protestpotenzial: Deutschland hat die Klimakleber, Großbritannien hat die „Just Stop Oil!“-Aktivisten, die sich ebenfalls für die radikale Abkehr von fossilen Brennstoffen einsetzen. Bei der Snooker-Weltmeisterschaft und auch beim Tennisklassiker in Wimbledon hat es bereits Aktionen gegeben. In Royal Liverpool ist man gewappnet und die örtliche Polizei ist in Alarmbereitschaft, zumal es bereits vergangenes Jahr in St. Andrews einen Vorfall gegeben hat, der aber nicht ans Licht der Öffentlichkeit gelangte, wie R&A-Chef Martin Slumbers bei seinem obligatorischen Medienauftritt im Vorfeld einer jeden Open Championship offenbarte. Demnach sollte wohl ein prominenter Spieler von Aktivisten attackiert werden, doch die Pläne wurden durch einen Journalisten enthüllt und wurden vereitelt.

Jon Rahm hat übrigens im Zweifelsfall seine eigene Umgangsweise mit Protestaktionen. „Sie wollen ja das Spiel unterbrechen. Aber ich hoffe für sie, dass sie mich nicht an einem Loch erwischen, an dem es für mich gerade schlecht läuft. Ich habe ja hinsichtlich meines Temperaments einen gewissen Ruf und würde da schnellstmöglich aufräumen, damit wir weiterspielen können“, witzelte der Spanier bei seiner Pressekonferenz. „Und definitiv willst du nicht von einem hart geschlagenen Ball getroffen werden, sei es aus Zufall oder aus Absicht.“ Der R&A hat allerdings Spieler wie Caddies eindringlich gebrieft, bei Zwischenfällen nicht persönlich einzugreifen, sondern das den Ordnern und der Polizei zu überlassen.

Neue Freundschaft: PIF-Boss besucht die Open

Dauerbrenner: Kein Herren-Profiturnier ohne die Causa LIV-Golf-Saudi-Arabien. Rory McIlroy hat wegen der zu erwartenden Fragen die etatmäßige Pressekonferenz abgesagt. Andere wie Titelverteidiger Cam Smith oder Brooks Koepka waren auskunftsfreudiger. Wiederzugeben ist vor allem ein Statement von Jon Rahm zu der im Rahmen des Pakts zwischen saudischem Staatsfonds PIF und der PGA Tour viel diskutierten Entschädigung für tourtreue Spieler:

 

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Dazu passt, dass PIF-Boss Yasir Al-Rumayyan seine neuen Freunde im Golf-Establishment besuchen kommen und sich die Open Championship live anschauen will. Er dürfte vom R&A und von der DP World Tour mit offenen Armen empfangen werden. Der R&A-Vorsitzende Martin Slumbers hat zwar erklärt, dass es für die Open keinen externen Titelsponsor geben werde, aber ein sonstiges Investment der Saudis keineswegs ausgeschlossen: „Die Welt des Sports hat sich in den vergangenen zwölf Monaten dramatisch verändert, und weder der R&A, noch der Golfsport insgesamt können diesen gesellschaftlichen Wandel auf globaler Basis einfach ignorieren. Ich bin sehr offen, wir sind und bleiben mit verschiedenen potenziellen Sponsoren im Gespräch.“ Und, so fügte Slumbers an: „Was mir wirklich am Herzen liegt, ist die finanzielle Nachhaltigkeit des professionellen Golfsports. Es geht darum, sicherzustellen, dass der Golfsport auch in 50 Jahren noch floriert. Aber vor allem darum, dass wir die Werte unseres Spiels erhalten und nicht vergessen.“

Was passiert auf der „Monstrosität“ namens „Little Eye“?

Game-Changer: Was auch immer am Sonntag im Spitzenflight auf den ersten 16 Löchern passiert, es könnte binnen 124,3 Metern null und nichtig sein. So nämlich ist die Distanz des neuen Par-3, das Architekt Martin Ebert 2019 gebaut hat. Hinter dem unschuldigen Namen „Little Eye“ verbirgt sich ein echtes Biest. Das erhöhte gewölbte Grün ist umgeben von lauter Gefahr: nierenförmigen Bunkern mit nahezu lotrechten Wänden in Soden-Bauweise (revetted), einer Waste Area sowie steilen Flanken, wo kein Hindernis ist. Wer die Puttfläche verfehlt, hat definitiv ein Problem. „Und selbst wenn man als Führender mit drei, vier Schlägen bei Little Eye ankommt, darf man keineswegs siegessicher sein“, sagt Ebert.

 

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Bei den Akteuren ruft seine Kreation gemischte Gefühle hervor. Während Matt Fitzpatricks Caddie Billy Foster das Par-3 als „Monstrosität“ bezeichnet hat, spricht Brooks Koepka von einer interessanten Herausforderung: „Ich mag kurze, trickreiche Löcher. 230 Meter lange Par 3 sind langweilig. Nicht von ungefähr sind die besten Par-3-Löcher, die jemals gebaut wurden, maximal 150 Meter lang: die 12 von Augusta, die 17 in Sawgrass, die 8 von Royal Troon, besser bekannt als ,Briefmarke’.“ Aber hören Sie selbst:

 

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Clubmitglied Matthew Jordan hat eröffnet

Emotionaler Auftakt: Die 151. Open Championship hat um 6.35 Uhr Ortszeit mit einem ganz besonderen ersten Abschlag begonnen. Vor 106 Jahren gewann Clubmitglied Harold Hilton die ersten Open, die auf den Links von Royal Liverpool ausgetragen wurde; heute eröffnete Clubmitglied Matthew Jordan die 13. Open an der Mündung des Mersey. Eine schöne Geste des veranstaltenden R&A.

 

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Und während der 27-jährige Qualifikant zu seinem Ball marschierte, den er mit etwas zittrigen Händen ins linke Rough bugsiert hatte, umrahmten in der TV-Übertragung Kindervideos von den ersten Golfgehversuchen des Lokalmatadoren den Start ins letzte Major des Jahres 2023.

 

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Ironie: Brooks Koepka ausgerechnet mit Schleicher Patrick Cantlay

Schnapsidee: Dass bei der Zusammenstellung von Turnierflights in den Hinterzimmern schon mal schräger Humor im Spiel ist, dürfte hinlänglich bekannt sein. Für die beiden ersten Tage der Open haben es die R&A-Offiziellen allerdings auf die Spitze getrieben, als sie den flotten Brooks Koepka und den notorischen Schleicher Patrick Cantlay kombiniert haben. Dritter im Bunde ist Hideki Matsuyama. Schon beim Masters hatte sich Koepka nach der Finalrunde über das Slow Play von „Patty Ice“ im Flight vor ihm und dem späteren Sieger Jon Rahm aufgeregt, wo Cantlay mit Viktor Hovland unterwegs war: „Die Gruppe vor uns war brutal langsam. Jon ging während der Runde etwa siebenmal auf die Toilette, und wir mussten trotzdem ständig warten.“ Cantlay hingegen hatte sich damit gerechtfertigt, dass er und Hovland wiederum von den Spielern vor ihnen aufgehalten worden seien. Videomaterial belegt allerdings, dass Hovland seinem Mitspieler oftmals weit voraus war.

      Who did brooks piss off to get paired with cantlay?
by      u/LoudAd6846 in      golf

Es dürfte allerdings feststehen, dass Koepka derartige Verzögerungen mittlerweile etwas entspannter hinnimmt. Der fünffache Majorsieger bekannte bei seiner Pressekonferenz vor der Open, dass es momentan viel aufregender sei, sich auf die Rolle als Vater vorzubereiten. Er und seine Frau hatten im Mai verkündet, das erste Kind sei unterwegs; Jena Sims ist mittlerweile im siebten Monat. „Golf wird dann definitiv in den Hintergrund treten“, sagte der 33-Jährige. Mit einer Ausnahme allerdings: der Ryder Cup in Rom. Darüber hat sich Koepka bei einer Einspielrunde in Royal Liverpool mit US-Skipper Zach Johnson unterhalten, man hatte sich ganz zufällig getroffen. „Wir haben  über die Vorbereitungen gesprochen, über seine Aufgabenliste und über das, was so hinter der Kulissen läuft“, erzählte Koepka anschließend. „Ich wollte einfach seine Sicht der Dinge erfahren.“ Koepka ist dank des geteilten zweiten Platzes beim Masters und seines PGA-Championship-Gewinns aktuell Dritter im Ranking und wäre damit für die US-Equipe gesetzt. Der Teamchef wiederum hatte schon vor geraumer Zeit Koepkas Major-Lauf „extrem beeindruckend“ genannt und erklärt, dass auch LIV-Golfer „technisch gesehen“ ein Teil des US-Teams seien. Und wenn die verantwortliche PGA of America Teilnehmer des Konkurrenz-Circuits bei ihrem Major zulässt, der PGA Championship, dann dürfte der politisch-ideologisch motivierte Ausschluss eines ordnungsgemäß qualifizierten Aktiven schwierig zu erklären sein. Was Zach Johnson wiederum mit seinen sechs Wildcards macht, ist nochmal eine andere Sache.

Viktor Hovland kommt diesmal in Pink

Déjà-vu: Viktor Hovland wird dank seines Bekleidungssponsors J. Lindeberg auch bei der Open Championship wie ein Farbklecks – manche sagen, wie ein Farbunfall – daherkommen und pinkfarbene Akzente im Grün und Braun des Linkskurses setzen. Zuschauer mit empfindlichen Augen sollten angesichts der geplanten Outfits besser schon mal die Sonnenbrille bereitlegen:

Wann der Norweger („Sie geben mir diese Sachen und bezahlen mich dafür. Also trage ich, was sie wollen“) das gezeigte Oberteil ausführen wird, ist noch nicht klar; morgen indes soll es indes ein Polo im Design „Aqua Green“ werden. Und für Sonntag sind definitiv ein pinkfarbenes Hemd und schwarze Hosen am Start.

Will Zalatoris: Mit Uni-Abschluss zurück auf die Tour

Rationalist: Will Zalatoris hat seit der Einspielrunde vor dem Masters nicht mehr richtig Golf gespielt, er musste das Major bekanntlich wegen seiner Rückenprobleme aufgeben und hatte sich anschließend einer OP unterzogen. Die Rekonvaleszenz bei so was dauert: Der 26-Jährige fehlt auch bei der Open und plant für Oktober das Comeback im Turniergolf. Doch Zalatoris ist in der Zwischenzeit keineswegs untätig gewesen, und damit ist nicht allein die Reha zur Wiederherstellung der Rückenbelastbarkeit gemeint. Zalatoris hat die Auszeit genutzt, das 2017 wegen des Wechsels ins Profilager abgebrochene Psychologie-Studium an seiner Alma Mater Wake Forrest in North Carolina wieder aufgenommen, das letzte Semester nachgeholt und den Uni-Abschluss gemacht. „In den ersten acht Wochen nach der OP konnte ich körperlich gar nichts machen, also habe ich virtuell alle möglichen Kurse belegt und mir jedes Fachbuch bestellt, dass ich kriegen konnte – dabei ich bin wahrlich keine Leseratte“, sagt er über sein Gehirntraining.

Wenn der Blesch mit dem Best Buddie …

Zum Schluss: Wenn Marcel Siem irgendwo im Umkreis von Deutschland aufteet, ist einer nicht weit – Michael Blesch, Inhaber der Green Eagle Golf Courses in Winsen (Luhe) bei Hamburg.

 

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Die beiden Golf-Aficionados sind längst Freunde geworden, und daher ließ „Bleschi“ für den Best Buddie sogar seine Baustelle West Course im Stich und folgte Siem zur Open Championship nach Royal Liverpool. Dort fand die Kameradschaft einen unerwarteten Höhepunkt, als Siems etatmäßiger Caddie wegen Rückenbeschwerden geschont werden musste und Blesch sich für Siems Einspielrunde mit Tony Finau an der Tasche des deutschen Profis wiederfand.

 

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Es war für den gelernten PGA-Professional das vorläufige i-Tüpfelchen auf dem Major-Erlebnis. Und das heutige Outfit fürs Mitlaufen bei Siems erster Runde lag gestern natürlich auch schon bereit – samt typischem Dutt an der Kappe:

 

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