Back Nine

Daly bettelt, Augusta agiert, Reed ist „unterspielt“: Neues aus dem LIV-Universum

08. Aug. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

"Bettelte" nach eigener Aussage um die Teilnahme an LIV Golf: John Daly. (Foto: Getty)

"Bettelte" nach eigener Aussage um die Teilnahme an LIV Golf: John Daly. (Foto: Getty)

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Morgen entscheidet Richterin Beth Labson Freeman in San José/Kalifornien über den Antrag von drei LIV-Golf-Spielern, trotz der Sperren durch die PGA Tour per einstweiliger Verfügung an den FedEx-Cup-Play-offs teilnehmen zu können; dafür müssen Talor Gooch, Hudson Swafford und Matt Jones persönlich zur Anhörung vor dem US District Court for California’s Northern District erscheinen. Damit wird die Klage von „Normans Eleven“ gegen das Golf-Establishment erstmals gerichtsanhängig; wie berichtet hatten elf Überläufer um Phil Mickelson, Bryson DeChambeau und Ian Poulter Klage wegen Wettbewerbsverzerrung und Verstößen gegen das Kartellrecht eingereicht.


Fernab des juristischen Händels offenbart die Klageschrift freilich einen tiefen Einblick in allerhand Vorgänge vor und während der Installation der mit saudi-arabischem Geld finanzierten LIV Golf Invitational Series. Über Mickelsons Sperre und DeChambeaus mehrfachen Schwenk wurde schon berichtet: Den Ausführungen ist aber auch zu entnehmen, dass Augusta National weit mehr Partei zugunsten der PGA Tour ergriffen hat, als es die Granden in Grün nach außen hin erkennen lassen. Laut den Darstellungen der Kläger-Anwälte soll Club-Chef Fred Ridley potenziell Abtrünnige höchst persönlich darauf hingewiesen haben, damit ihre Teilnahme am Masters aufs Spiel zu setzen. Und zwar auf Druck der PGA Tour – als ob sich der Augusta National Golf Club und sein Vorsitzender von irgendwem unter Druck setzen ließen… Ridley hatte beim diesjährigen Masters offiziell erklärt: „Unser Bestreben ist, stets im besten Interesse des Spiels zu handeln, was auch immer dafür nötig ist. Ich denke, dass der Golfsport [bei seinen derzeitigen Sachwaltern] in guten Händen ist.“ Man darf gespannt sein, wer ab 2023 ff. keine Einladung mehr fürs erste Major eines jeden Jahres bekommt.


„Der Augusta National Golf Club hat mehrere Maßnahmen ergriffen, die seine Nähe zur PGA Tour anzeigen, und damit bei professionellen Top-Golfern den Anschein erweckt, dass sie von zukünftigen Masters-Turnieren ausgeschlossen werden. Demnach sind die Verbindungen zwischen der PGA Tour und Augusta National tiefgreifend. Die Aktionen von Augusta National deuten darauf hin, dass die PGA Tour diese Kanäle genutzt hat, um Augusta National unter Druck zu setzen, ihren Vorstellungen nachzukommen. Beispielsweise drohten im Februar 2022 Vertreter des Augusta National Golf Club, Spieler vom Masters auszuladen, wenn sie LIV Golf beitreten sollten.“

Aus der Kartellklage der elf LIV-Akteure gegen die PGA Tour


Derweil hat Patrick Reed angekündigt, nebst seinem Invitational-Engagement diesen Monat auch an zwei Turnieren der ebenfalls von Saudi-Arabien unterstützten Asian Tour in Singapur und in Südkorea teilnehmen zu wollen. Der Masters-Champion von 2018 ist offenbar „unterspielt“. Wiewohl es ihm sicher um ein paar Weltranglistenpunkte geht, scheint es mit der als LIV-Benefit so vielbeschworenen Mehr-Zeit zur Erholung vom Turnierstress sowie für die Familie doch nicht so weit her zu sein. Überhaupt wird interessant, wie sich dieses Alibi mit den für 2023 angesetzten 14-LIV-Pflicht-Turnieren auf drei Kontinenten verträgt, wenn Norman’s Nutznießer ja auch noch Majors spielen und am Ryder Cup teilnehmen wollen. Zu Erinnerung: Für die PGA-Tour-Karte braucht es 15 Turniere…

Nachlesenswert und aufschlussreich ist überdies ein WhatsApp-Dialog zwischen LIV-Impresario Greg Norman und Sergio Garcia, der nahe legt, dass der Spanier bereits im Februar mit dem Wechsel geliebäugelt hat:


Und schließlich ist da noch John Daly, dem es dieser Tage nicht peinlich war – aber was ist „The Wild Thing“ schon peinlich – zu erzählen, dass er Greg Norman förmlich „angebettelt“ (O-Ton) habe, bei LIV mitspielen zu dürfen und was von der Mörderkohle aus Riad abzubekommen: „Dieser alte Mann hat das verdient“. Er sei vom Australier aber mit dem Hinweis abgewimmelt worden, für dieses Jahr gebe es keine Aufnahmen mehr. Und Daly sei ohnehin tatsächlich zu alt. Kein weiterer Kommentar.

 

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Donald: „Ryder-Cup-Hingabe hat keinen Preis“

Standhaft: „Ich werde nicht den Henrik machen“, hatte Luke Donald im Fall seiner Ernennung zum europäischen Ryder-Cup-Teamchef versprochen, die ja auch tatsächlich kurz darauf erfolgte. Was freilich nicht heißt, dass der Engländer kein Angebot von LIV Golf bekommen hat; Greg Norman hat in seiner revanchistischen Zerstörungswut garantiert jeden kontaktiert, der als Teamchef in Frage kommt, um dem Golf-Establishment Schaden zuzufügen. Bei Donald freilich biss „The Great White Shark“ auf Granit, im Gegensatz zu Umfaller Henrik Stenson bewies der 44-Jährige Rückgrat und widerstand den Versuchungen der Saudi-Millionen. Erstens habe man ihn nicht als Spieler, sondern als TV-Experten anwerben wollen, erzählte Donald, „was ich ein wenig als Abwertung meiner spielerischen Fähigkeiten empfunden habe, wenngleich meine Performance jüngst wahrlich nicht optimal war“. Vor allem aber „würde ich um nichts in der Welt, um keinen Preis meine Hingabe an den Ryder Cup aufgeben. Einige meiner schönsten Golf-Erfahrungen sind damit verbunden, und ich kann kaum erwarten, nächstes Jahr in Rom noch ein paar hinzuzufügen“.

Zalatoris feuert Caddie mitten im Turnier

Jähes Ende: Die knapp verpassten Erfolge bei den jüngsten Majors, der PGA Championship und der US Open, haben bei Will Zalatoris und seinem stets so unbeteiligt wirkenden, scheinbar wenig Einfluss auf den Spieler nehmenden Caddie Ryan Goble doch Spuren hinterlassen. So sehr, dass der 25-jährige Weltranglisten-14. seinen Bag Man nach der zweiten Runde der Wyndham Championship gefeuert hat. In Zalatoris’ Darstellung hört sich das natürlich deutlich moderater an: „Er war mein bislang einziger Caddie bei regulären Turnieren und ist in den vergangenen drei Jahren quasi mein bester Freund geworden. Von daher war es die schwierigste und härteste Entscheidung, die ich bislang in meiner Golfkarriere treffen musste.“ Aber das Miteinander sei in jüngster Zeit „für uns beide etwas ungesund“ geworden. „Wir hatten einige raue Wochen, die unsere Beziehung zu belasten begannen“, sagte Zalatoris. „Und wenn das, was auf dem Platz passiert, auch außerhalb des Platzes Wunden schlägt, dann muss man etwas ändern.“ Für die dritte und vierte Wyndham-Runde hatte Zalatoris seinen Coach Josh Gregory am Bag, der seine Rolle so erklärte: „Am Wichtigsten ist, ihm Spaß zu vermitteln, ihn zum Lächeln und zum Lachen zu bringen, ihm positive Energie zu vermitteln.“ Daran scheint es bei Goble denn doch gemangelt zu haben.

Woods schreibt neue Nachwuchsserie aus

Debüt: Nur weil Tiger Woods derzeit keine Turniere spielt, heißt das nicht, dass der Superstar untätig ist. Gemeinsam mit TaylorMade hebt er beispielsweise eine neue Turnierserie für Nachwuchsgolfer aus der Taufe – das TGR JR Invitational presented by TaylorMade feiert vom 8. bis 10. Oktober in Kalifornien Premiere. 60 Mädchen und Jungen spielen Qualifikationsrunden auf Woods’ neuem Kurzplatz The Hay, der zu den Pebble Beach Golf Links gehört; die finalen Matches werden dann auf den benachbarten The Links at Spanish Bay ausgetragen. „Wir wollen eine Atmosphäre schaffen, die Spaß und Wettbewerb verbindet“, ließ der 15-fache Majorsieger via Statement wissen: „Ich hoffe, dass wir ein möglichst vielfältiges Feld von jungen Golfern begrüßen können.“

 

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Shane Lowry und die Wyndham-Cutlinie

Irrweg: Shane Lowry war schon zuhause. Der Ire hatte nach Eins unter Par fürs Turnier bei der Wyndham Championship den Cut abgeschrieben und seine Siebensachen gepackt, war zum Flughafen gefahren und von North Carolina heim nach Jupiter geflogen. Doch die zweite Runde wurde wegen Dunkelheit auf Samstag morgen vertagt – und ein Bogey-Putt von Chris Gotterup schob die Cut-Linie auf -1 und beförderte schließlich noch 21 Spieler ins Wochenende, darunter auch Lowry. Also machte der sich wieder auf den knapp 1.100 Kilometer langen Weg nach Greensboro, hob um 7.31 Uhr Ortszeit in Florida ab, landete um 9.06 Uhr am Zielort und hatte bis zu seiner Tee Time um 11.20 Uhr reichlich Zeit, pünktlich im Sedgefield Country Club einzutreffen. Bei der anschließenden 74er-Runde (+4) musste der Open-Champion von 2019 dem Hin und Her aber offenkundig dennoch Tribut zollen und belegte am Ende den 83. und letzten Platz.

Damen liefern Drama, Cam Smith mäht Rasen

Alternativ-Programm: Was macht eigentlich der Champion Golfer of the Year, während die Damen in Muirfield eine famose Women’s-Open-Premiere feiern und Ashleigh Buhai sich mit dem dramatischen Play-off-Sieg über In Gee Chun zur erst dritten südafrikanischen Majorsiegerin nach Sally Little (PGA Championship 1980 und Du Maurier Classic 1988, damals ein Major) sowie Alison Sheard (Women's Open 1979) kürt?

 

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Cameron Smith mäht daheim in Queensland den Rasen – und lässt sich bei der Gartenarbeit von einem Filmteam begleiten. Gut, es ist schon ein paar Tage her, aber dennoch eine spaßige Ansicht:

 

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Morikawa und das Bag auf dem Airport-Vorfeld

Noch einer aus der Abteilung Reise- und Flughafenchaos: Eine Schreckminute erlebte Collin Morikawa bei der Anreise zur FedEx St. Jude Championship, dem ersten FedEx-Cup-Play-off-Turnier, in Memphis/Tennessee. Der zweifache Majorsieger saß schon im Flugzeug, als ihm beim Blick aus dem Fenster auffiel, dass sein und zwei andere Golfbags auf dem Vorfeld herumlagen. Sie waren offenbar beim Beladevorgang unbemerkt vom Gepäckkarren gefallen. Während Morikawa sich bei der Crew bemerkbar machte und später auf Twitter ein Foto des Anblicks veröffentlichte, waren die verwaisten Bags offenbar doch jemandem aufgefallen – jedenfalls kamen Morikawa und seine Schläger zeitgleich in Memphis an.

 

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Selber Tag, selbes Loch und zwei Asse

Zufälle gibt’s: Was haben Ian Stawicki (40) und Sami Williams (27) gemeinsam? Klar, muss was mit Golf zu tun haben. Die beiden haben beim selben Turnier auf demselben Loch ein Hole-in-one erzielt, allerdings in unterschiedlichen Flights, was die Koinzidenz kaum weniger besonders macht. Ort des Geschehens war das 13. Loch im The Golf Club at Camelot in Lomira/Wisconsin – ein Par 3, für die Damen 104 Meter lang, vom Herrenabschlag mit 161 Metern Distanz. Williams traf mit einem Eisen 9, Stawicki mit einem Siebener. Für beide war es das erste Ass ihres Golfer-Daseins. Laut dem amerikanischen „National Hole-in-One Registry“ liegt die Wahrscheinlichkeit eines Hole-in-one von zwei Amateur-Golfern auf demselben Loch desselben Golfplatzes und auch noch am selben Tag bei 17 Millionen zu 1.

Sir Nick gibt TV-Abschied

Zum Schluss: … der diesmal tatsächlich was mit Schluss und Ende zu tun hat. Nach 19 Jahren als Golf-Experte und Co-Kommentator beim TV-Sender „CBS“ verlässt Sir Nick Faldo die Reporter- bzw. Moderatorenbox. Der Einsatz bei der Wyndham Championship war sein Finale, unter entsprechend bewegenden Begleitumständen fiel der Vorhang:

 

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Mit Faldo, dem sechsfachen Majorsieger aus England, der unlängst seinen 65. Geburtstag feierte – am Tag nach Cameron Smiths Open-Championship-Sieg –, verlieren „CBS“ und die Golffans an den Fernsehschirmen eine bunte, kantige Type; hier ein paar Höhepunkte seines „TV-Schaffens“:

 

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