Golfplätze

Königliches Prädikat für „royale“ Clubs und Plätze

17. Feb. 2014 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Royal Liverpool Golf Club

Der Royal Liverpool Golf Club im September. (Foto: Getty)

Der Royal & Ancient Golf Club of St. Andrews war nicht immer ein Verein von Stand. Er war nicht mal der erste golferische Blaublüter. Ein Jahr lang musste die Society of St. Andrews Golfers um die Gunst ihres Monarchen buhlen, ehe sich William IV. breitschlagen ließ und nach den Golfern aus Perth 1834 auch der Herrenriege aus St. Andrews das Prädikat „königlich“ zugestand.

Dabei war die royale Bevorzugung von Perth durchaus nachvollziehbar: Dort residierte Schottlands König James IV., als er 1502 das von James II. 1457 verhängte Spielverbot aufhob und sich als erster namentlich bekannter Golf-Aficionado in die Geschichtsbücher eintrug.

William IV. begründete „royale“ Tradition

Trotz der Passion seiner Vorgänger auf dem schottischen Thron blieb es besagtem Wilhelm dem Vierten vorbehalten, am 4. Juni 1833 mit dem Privileg „Royal“ für die Perth Golf Society die Tradition der königlichen Schirmherrschaften über Clubs und Plätze zu begründen.

Auf dem Golf-Globus lassen sich noch heute 132 „Royal Clubs“ oder „Royal Courses“ ausfindig machen, wo zumeist jedermann golfen kann wie bei Königs. Die meisten davon, 36 nämlich, naturgemäß in Großbritannien sowie auf den einstigen Territorien des britischen Empires und späteren Commonwealth. Dazu kommen all die anderen Nationen, deren Staatsform das Etikett „königlich“ zulässt.

In Skandinavien freilich, wenngleich ebenfalls monarchistisch geprägt, findet sich nirgends ein hoheitliches Golfsiegel: Royal Oak bei Kopenhagen (Dänemark) hat bloß eine „majestätische“ Eiche.

Naheliegende Namen und exotische Plätze

Aber auch ohne Europas hohen Norden prunkt die Liste mit naheliegenden Namen wie dem anstehenden British-Open-Schauplatz Royal Liverpool und allen anderen „Rota“-Kursen oder exotischen Plätzen à la Royal Samoa Country Club, dem Ende der 1980er-Jahre Seine Majestät Malietoa Tonumafili II. die königliche Auszeichnung verlieh.

Gut 100 Jahre zuvor adelte die legendäre Queen Victoria den Royal Montreal Golf Club in ihrer damaligen Kronkolonie Kanada als ersten überseeischen königlichen Sprössling. Überhaupt sorgte Victoria im Lauf ihrer 64-jährigen Regentschaft für eine wahre Inflation royaler Clubs.

In den Niederlanden hingegen darf sich stets nur die älteste bestehende Anlage mit dem königlichen Beinamen schmücken, ein Privileg, das seit langem dem Koninklijke Haagsche Golf & Country Club gebührt. Bei den benachbarten Belgiern hat man dafür schon Anfang des 20. Jahrhunderts die lukrative Symbiose von Golf und Business erkannt.

„Golf-Welcome“ für englische Kaufleute

König Leopold II. förderte vor gut 100 Jahren das Handelsklima mit England, indem er die per Schiff anreisenden Kaufleute mit dem Koninklijken Golf Club Oostende, einem sehr feinen Linksplatz, empfing, rund um das Chateau Ravenstein den Royal Golf Club de Belgique errichten ließ und sogar einen Eisenbahn-Abzweig nach Chateau Royal d‘Ardenne mit seinem königlichen Jagdrevier samt neuem Golfplatz veranlasste.

Während in Belgien heutzutage ein Golfclub seit 25 Jahren bestehen muss, um die Mindestbedingung einer „Royal“-Bewerbung zu erfüllen, nimmt man es auf Barbados nicht ganz so genau. Großbritanniens golfbegeisterter Prinz Andrew brachte das königliche Gütesiegel 1997 direkt als Gastgeschenk zur Eröffnung des grandiosen Platzes Royal Westmoreland mit.

Da stellt sich die Frage, mal abgesehen von den Niederlanden, nach welchen Kriterien die königlichen Marken verliehen werden? Nach royaler Willkür vermutlich. Siehe Spanien, das 16 „reale“ Clubs hat. Der 1891 gegründete Real Club de Golf Las Palmas musste bis zur Beförderung 95 Jahre Geduld haben, der Real Golf Club de Bendinat auf Mallorca wurde gleichsam mit dem Baggerbiss in den illustren Kreis aufgenommen. Was sich möglicherweise in der Freundschaft des saudi-arabischen Bendinat-Investors Prinz Nawaf zu König Juan Carlos begründet.

Kaiser Wilhelm II. biss nicht an

In Deutschland halfen nicht mal verwandtschaftliche Beziehungen. Auch wenn sich Edward „Bertie“ VII. auf Schloss Sandringham – einem von aktuell vier „Royal Household Golf Courses“ übrigens, die das britische Königshaus für Bedienstete und Hoflieferanten eingerichtet hat – noch so sehr mühte: Es gelang ihm nicht, seinem deutschen Neffen, Kaiser Wilhelm II., das Golfspiel schmackhaft zu machen.

So kommt es mangels begeisterter Hoheit, dass hierzulande kein Golfclub von monarchischer Statur existiert. Statt dessen musste das englische Königshaus aushelfen: Am 08. April 2o13 ernannte Queen Elizabeth II. die Anlage von Bad Homburg, wo Ende des 19. Jahrhunderts ihr Urgroßvater, eben jener „Bertie“, damals Prince of Wales, sowie allerhand andere Blaublüter im Kurpark golften, zum Royal Homburger Golf Club. Aber immerhin gehört der Wittelsbacher GC, wenngleich bürgerlichen Namens, dem Ausgleichsfond, der das Vermögen des einstigen bayerischen Königshauses verwaltet.


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