Im vergangenen Jahr sorgten Max Kieffer und Marcel Siem für eine Sensation bei der European Open in Hamburg. Zwei Deutsche im Kampf um den Sieg vor heimischem Publikum, bei bestem Wetter. Einen Heimsieg gab es zwar nicht, gefeiert wurden die beiden aber trotzdem frenetisch. Ein Jahr später kommt Kieffer zurück nach Hamburg und spricht vor Turnierstart über seine aktuelle Form, die Geheimnisse des Green Eagle Platzes und das Spiel im Regen.
Max Kieffer vor dem Start der European Open 2024 in Hamburg
Frage: Im letzten Jahr war hier ein Riesenspektakel. Du hast ganz schön dazu beigetragen mit Platz 2, vor vielen Zuschauermassen. Auf was freust du dich denn in diesem Jahr besonders?
Max Kieffer: Es war ziemlich geil letztes Jahr, auf jeden Fall. Die Woche hier und dann auch die Woche in München, wo ich auch um den Sieg mitgespielt habe oder sehr nah dran war. Auf der einen Seite war beides schade, dass es nicht geklappt hat, aber auf der anderen Seite waren es auf jeden Fall zwei Wochen, an die ich mich irgendwann mal nach der Karriere zurückerinnern werde. Es hat schon echt Bock gemacht, zweimal in Contention zu sein. Der Support war beide Male echt richtig cool. Das sind dann die Wochen, wofür man trainiert und spielt.
Frage: Du kennst den Platz gut, du hast hier gut abgeschnitten und das letztes Jahr bewiesen. Mit welchen Zielen gehst du dieses Jahr hier in die Woche?
Max Kieffer: Ja, Golf spielen, ne?
Frage: Ist das das einzige Ziel? Golf spielen und schauen, was dabei rauskommt?
Max Kieffer: Ja.
Frage: Okay. Jetzt haben wir dieses Jahr andere Verhältnisse als im letzten Jahr, da war es trockener. Jetzt, wenn man rausschaut, der Platz wird nasser, wie verändert sich der Platz, wie spielt er sich anders?
Max Kieffer: Ich war noch nicht auf dem Platz. Wir haben letzte Woche ein Turnier gespielt und wir hatten ja auch leider letzte Woche in Belgien zwei Tage Regen. Deswegen ist das dann relativ anstrengend gewesen. Vorher habe ich noch das US Open Qualifying gespielt, nächste Woche spiele ich auch. Ich spiele heute Pro-Am, das ist dann die Proberunde. Aber ich würde behaupten, ich kenne den Platz gut genug. Wir haben ja auch schon hier gespielt, als es sehr nass war.
Aber der Platz verändert sich ja eh jeden Tag. Du hast einen Tag eine Windrichtung, zum Beispiel Gegenwind an der 18, am nächsten Tag Rückenwind. Also der Platz spielt sich eh immer ein bisschen unterschiedlich.
Frage: Du verstehst den Platz sehr gut, was ist denn hier so der Schlüssel, um gut abzuschneiden?
Max Kieffer: Du musst auf jeden Fall ein gutes langes Spiel haben, würde ich sagen. Du musst gut driven, du musst gute mittlere und lange Eisen hauen, davon hat man schon viele. Du hast halt nicht ultra viele kurze Par-4s, deswegen sind die Wedgeschläge eigentlich nicht so wichtig wie in anderen Wochen, würde ich sagen.
Du musst aber auch die Par-5s nutzen, weil dadurch, dass es einige schwere Löcher gibt, wenn du die Pa- 5s gut spielst, da die Birdies machst, dann hast du die Chance , aber du hast an den Par-5s auch viel Wasser, kannst also auch schnell mal einen Bogey machen. Also ich würde sagen, die Par-5s sind so ein bisschen auch auf jeden Fall der Key hier, definitiv.
Und ich habe letztes Jahr wirklich sehr, sehr gut gespielt, also mein langes Spiel hier letztes Jahr war mit einer der besten Wochen überhaupt. Also ich habe tatsächlich gar nicht so gut letztes Jahr geputtet hier. Ja, das lange Spiel war echt gut hier. Könnte gern wieder so sein.
Frage: Wenn du sagst, weniger Wedgeschläge als auf anderen Plätzen, hast du dann auch was im Bag verändert? Also, hast du ein Wedge weniger dabei?
Max Kieffer: Nein, das habe ich nie. Ich spiele immer vier Wedges mit Pitching Wedge, da hast du immer oben ein bisschen mehr Gap, aber das spiele ich so seitdem ich Leistungsgolf spiele, deswegen wird da nichts verändern.
"Mein Eisenspiel muss besser werden"
Frage: Max, du hast in Belgien mal wieder ein ganz ordentliches Ergebnis erzielt. Die Wochen davor waren nach einem eigentlich ganz guten Saisonstart nicht so toll. Wie fühlst du dich?
Max Kieffer: Jetzt eigentlich wieder besser. Tatsächlich habe ich letzte Woche das erste Mal wieder vier gute Runden gespielt. Ende letzten Jahres habe ich leider nach der BMW Open so ein bisschen mein Spiel verloren. Ich habe dann letztes Jahr echt schlecht gespielt. Anfang des Jahres gab es einen kleinen Lichtblick in der Wüste. Aber dann war es die letzten Wochen, wie du gesagt hast, echt schlecht. Aber jetzt tatsächlich habe ich letzte Woche eigentlich ganz gut gespielt. Also jetzt gerade ist die Form ganz gut.
Frage: Kannst du vielleicht einen Einblick geben, an was du an deinem Spiel die letzten Wochen mehr gearbeitet hast, wo es dann nicht so gut lief? Hast du einen speziellen Teil?
Max Kieffer: Wie viel Zeit habt ihr denn?
Frage: Vielleicht versuchst du es kurz und knapp für uns Amateure zu erklären?
Max Kieffer: Generell würde ich sagen, meine Schwäche ist auf jeden Fall das Eisenspiel. Ich habe jetzt ja auch einen neuen Caddie seit Anfang des Jahres, der ist auch schon sehr erfahren, ein sehr guter Mann, der schon bei sehr vielen guten Spielern den Caddie gemacht hat. Er hat auch gesagt, mein Eisenspiel muss besser werden, wenn ich den nächsten Schritt machen will. Das ist eigentlich, woran ich da immer arbeite. Putten, wie bei jedem Menschen, ist immer mal so ein bisschen Auf und Ab, das ist auch normal.
Kurzes Spiel, da bin ich eigentlich sehr zufrieden. Das bringe ich zwar manchmal nicht auf den Platz, aber generell vom Skill-Level ist das schon sehr hoch. Und bei den Eisen geht es um ein Mix aus auf der einen Seite, an der Technik arbeiten, damit ich den Strike verbessere und auch die Launch-Höhe und den Spin besser unter Kontrolle habe und das nicht teilweise ein Zufallsprodukt ist.
Auf der anderen Seite spiele ich jetzt auch schon lange Golf, da kannst du auch nicht mehr so viel an der Technik verändern, also musst du auch sehen, dass du deinen eigenen Flow beibehältst und das ist dann immer eine relativ feine Linie.
Frage: Das Turnier ist seit 2017 hier. Es gibt Zukunftspläne, die bis 2035 reichen. Wie würdest du als als deutscher Spieler und als Spieler der Tour insgesamt den Stellenwert von Winsen, von diesem Platz und die Ideen, hier vielleicht einen Ryder Cup auszutragen, einschätzen und beurteilen?
Max Kieffer: Es ist super für den deutschen Golfsport. Dass wir zwei Turniere haben ist total cool. Gerade letztes Jahr sind die zwei Turniere toll gewesen, auch wenn man das mit vielen anderen Turnieren, die wir spielen, vergleicht. Und ich glaube für den deutschen Golfsport ist es natürlich wichtig, wenn du hier jemanden hast, der eine Ryder Cup Vision hat.
Ich habe den anderen Platz noch nicht gesehen, aber was man so hört und was alles gemacht wird, ist schon geil. Aber ich würde mir natürlich auch wünschen, dass das irgendwie dann auch der Nachwuchs davon auch profitieren kann. Das wäre auf jeden Fall gut. Dass man Jugendlichen zum Beispiel auch ermöglicht, hier mal zu spielen. Bei dem Turnier hier sind viele Jugendliche, die zu uns Spielern aufschauen und wir sind auch immer sehr zuschauernah. Und ich hoffe, dass man dadurch auch viele Jugendliche von Golfsport begeistern kann.
Frage: Ist das Olympia-Ranking für dich momentan Thema?
Max Kieffer: Nicht so richtig, nein. Ich hätte es ultra gerne gespielt, gerade nach Tokio, das war schon ein Ziel, was ich hatte, aber das wird jetzt schon relativ eng leider. Das ist ein bisschen doof, aber im Endeffekt ist es halt so.
Aber für die zwei, die da spielen werden, wird das auf jeden Fall ultra geil. Ich glaube, Olympia in Paris wird unvergesslich. Tokio war schon geil, obwohl da Corona war, aber dann auch noch auf dem Golf National und mit der Eröffnungsfeier, die da geplant ist. Ich glaube, das wird ein richtig cooles Ereignis.
Frage: Ich habe jetzt beim Pro-Arm gesehen, die ganzen Amateure freuen sich natürlich wie Schnitzel auf dem Pro-Arm und dann ist so schlechtes Wetter, dann ist es schade. Beeinflusst das Wetter auch die Lust bei den Profis?
Max Kieffer: Ja, klar. 100 Prozent!
Frage: Muss es dir nicht theoretisch egal sein, was für Wetter es ist?
Max Kieffer: Nee, Golf macht schon mehr Spaß bei Sonne. Das ändert sich nicht.
Frage: Gibt es denn Spieler, die sagen, ich bin ein richtig guter Regenspieler und ich spiele gerne im Regen?
Max Kieffer: Nein, die lügen.
Wobei, man muss schon sagen, Fußball oder sowas ist ja schon so eine emotionale körperliche Sportart, da ist sowas natürlich schon irgendwie auch cool. Beim Golf bist du damit beschäftigt, alles trocken zu halten, das macht nicht so Bock.
Frage: Aber bei weichen Bedingungen sind die Scores eigentlich auch tiefer, oder?
Max Kieffer: Ja, aber früher wurde generell ein bisschen mehr geshaped beim Golf. Früher wurden viele verschiedene Flugkurven gehauen, hoch, flach, etc. und das ist auf harten Plätzen schon wichtig und aber mittlerweile gibt es eher diesen Standardschlag. Es ist alles dieses standardisierte Golfspiel und die Driver sind sehr fehlerverzeihend. Bei solchen Bedingungen klappt das super, wenn du einfach nur deine Nummern schlagen musst, dann sind die Scores schon einiges besser auf jeden Fall. Aber nicht wenn es regnet, nur wenn der Platz weich ist. Wenn es jetzt wirklich runterschifft, dann ist es schwer, ja.