Panorama

„Verstehe jeden, der verärgert ist“ – Mickelson spielt trotzdem bei Event in Saudi-Arabien

03. Dez. 2019 von Chiara Grau in Köln, Deutschland

Phil Mickelson verpasst erstmals die Phoenix Open und startet stattdessen in Saudi Arabien. (Foto: Getty)

Phil Mickelson verpasst erstmals die Phoenix Open und startet stattdessen in Saudi Arabien. (Foto: Getty)

Ende Januar findet zum zweiten Mal das Saudi International der European Tour statt. Da sich das Feld inzwischen immer mehr mit bekannten Spielern füllt, könnte das strittige Event im Nahen Osten einem Hauptereignis im Kalender der PGA Tour schaden. Denn das saudische Turnier überschneidet sich am Super-Bowl-Wochenende mit der Waste Management Phoenix Open in Scottsdale, Arizona.

Der TPC Scottsdale ist ein beliebter Veranstaltungsort, der für seine Fanmassen und die einzigartige Stadionatmosphäre am Par 3 der 16. Bahn bekannt ist. Phil Mickelson ist dabei ein bekanntes Gesicht in Scottsdale und wohl einer der beliebtesten Spieler, der bislang regelmäßig an dem Event teilnahm. Nun kündigte er am Montag an, der Party in Phoenix im kommenden Jahr das Saudi International vorzuziehen, berichtete die Saudi Gazette, eine Tageszeitung aus Saudi-Arabien. Kurze Zeit später äußerte sich der 49-Jährige auf Twitter: "Da ich dieses Jahr 50 Jahre alt werde, besteht eine gute Chance, dass ich bei meinen letzten Phoenix Open gespielt habe. Wir werden sehen".

Sport oder Geld im Vordergrund?

Ebenso sprach Mickelson einige Kritikpunkte an, die er für sein Handeln erntete. Dabei ging es weniger darum, die Phoenix Open zu versäumen, sondern eher, im Nahen Osten spielen zu wollen. "Nachdem ich die Möglichkeiten, in den Nahen Osten zu gehen, für viele Jahre abgelehnt habe, bin ich gespannt darauf, zu spielen und einen Ort in der Welt zu sehen, an dem ich noch nie war. Ich verstehe diejenigen, die verärgert oder enttäuscht sind. Es wird alles gut. Ich bin gespannt, dies zum ersten Mal zu erleben", so der Amerikaner in einem weiteren Tweet. Berichten zufolge sind bereits weitere klangvolle Namen Teil des Turniers im Nahen Osten. So sollen bereits Dustin Johnson, Brooks Koepka, Patrick Reed, Henrik Stenson, Sergio Garcia und Shane Lowry ebenso zugesagt haben.

Schon im vergangenen Jahr war das European-Tour-Event heftiger Kritik ausgesetzt. Die Spieler, die am Eröffnungsevent in Saudi-Arabien teilnahmen, wurden im Vorfeld erheblich kritisiert, da sie sich nach dem Mord Jamal Khashoggi, dem Journalisten der Washington Post, trotzdem entschlossen zu spielen. Die Antrittsprämie, die für die genannten Stars eine siebenstellige Summe ausmachen dürfte, erneuerte die Diskussion um Geld und Moral im Sport. Türkische Beamte sowie Geheimdienste aus der ganzen Welt (einschließlich derjenigen aus den Vereinigten Staaten) waren sich einig, dass Mohammed bin Salman, Kronprinz Saudi-Arabiens, für die Anordnung der Ermordung von Khashoggi verantwortlich gewesen sei.

Mickelson verpasst Phoenix Open zum ersten Mal seit 30 Jahren

"Ich freue mich wirklich darauf, im Januar in Saudi-Arabien zu spielen", plauderte Mickelson dennoch gegenüber der Saudi Gazette. "Ich sah Dustin letztes Jahr den Titel gewinnen und fand, dass der Kurs eine wirkliche Herausforderung war. Die Tatsache, dass so viele talentierte Spieler zu sehen waren, ließ es auch wie ein viel etablierteres Turnier aussehen als in seinem ersten Jahr. Ich habe meine früheren Besuche im Nahen Osten genossen und freue mich darauf, in einem neuen Land zu spielen und meinen Teil dazu beizutragen, das Spiel im Königreich zu fördern". Ganz ernst nehmen kann man das Gesäusel wohl kaum.

Für viele amerikanische Fans mag Mickelson's Entscheidung zudem sehr überraschend sein, denn er wurde doch oftmals als das "Gesicht" der Phoenix Open bezeichnet. Seine Auftritte sind rekordverdächtig: Bei seinem Debüt im Jahr 1989 verpasste er den Cut, nahm jedoch anschließend (außer 1990) jedes Jahr am Turnier in Scotsdale teil. Zu seinen 30 Auftritten zählen drei Siege und elf Top-10-Platzierungen. Dabei spielte er zwei 60er Runden und notierte insgesamt 479 Birdies oder Eagles. Seine "Phoenix-Treue" brachte ihm über die Jahre 4.198.677 Dollar ein und ist der größte Verdienst, den er je bei einem Event in der Welt eingenommen hat. In Saudi-Arabien dürfe er in nur einer Woche mindestens ein Viertel dieser Summer einstreichen - egal, ob er den Cut übersteht.


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