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„Eigentlich ist es ein Scheiß-Sport“: Ski-Olympiasieger Franz Klammer über seine Liebe zum Golf

30. Dez. 2021 von Peter Marx in Zell im Schwarzwald - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Franz Klammer, ehemaliger Abfahrtsfahrer, fand 1984 seine Liebe zum Golfspielen. (Foto: Getty)

Franz Klammer, ehemaliger Abfahrtsfahrer, fand 1984 seine Liebe zum Golfspielen. (Foto: Getty)


Olympia-Sieger, charismatischer Athlet, Botschafter der Vereinten Nationen und bis heute der erfolgreichste Abfahrtsläufer der Welt: Franz Klammer aus Kärnten/Österreich. Ende Oktober kommt jetzt ein Film über seinen Olympia-Sieg in Innsbruck in die deutschen Kinos. Was darin nicht vorkommt: Klammer ist heute leidenschaftlicher Golfer. In einem Interview mit Golf post schildert er seine persönliche Entwicklung in einem „Scheiß-Sport“.

Golf Post: Wie sind Sie zum Golfsport gekommen?

Franz Klammer: Das war 1984. Wir waren mit der österreichischen Ski-Mannschaft zum Training in Neuseeland. Unser Hotel lag neben einem Golfplatz. Nach dem Training haben wir uns aus Langeweile vom Pro-Shop ein paar Schlägersets ausgeliehen und haben darauf losgeschlagen. Mit dabei waren noch die anderen Rennläufer wie Leonard Stock, Helmut Höflehner und Gerhard Pfaffenbichler.

Golf Post: Und! Gleich Erfolg?

Franz Klammer: Von wegen. Ich war so schlecht. Ich hatte überhaupt kein Gefühl, kein Talent. Ich habe nur getoppt und beim Putten versagte ich völlig. Ich war mit Abstand der schlechteste aus dem Rennteam. Da fiel mir auch wieder ein, was ich zu Tony Sailer gesagt habe als er mich Mitte der 70ziger Jahre überzeugen wollte mit dem Golf spielen anfangen. Dem habe ich damals gesagt, mit dem Deppen- und Alt-Herren-Sport werde ich nie anfangen. Das ist mir zu langweilig. Aber nach meinen Erfahrungen in Neuseeland lies mir das keine Ruhe. Es ärgerte mich, dass mir bei diesem Sport überhaupt nichts gelang.

Golf Post: Wie ging es dann weiter?

Franz Klammer: Zuhause in Kärnten hat mir dann ein Freund ein Golfbuch empfohlen: „The Inside Path to Better Golf von Peter Kostis, einer Trainerlegende in den USA. Bei einem unser nächsten Florida-Urlaube habe ich Kostis kennengelernt und bei ihm Unterricht genommen.

Golf Post: Warum fiel ihnen das Golfspielen so schwer?

Franz Klammer: Ich war damals sehr ehrgeizig. Aber alles was ich vorher an Sport – Autorennen, Motorcross, Radfahren und Skifahren - gemacht habe passte nicht zu Golf. Das Problem beim Golfen ist, dass man zu viel Zeit hat. Man muss nicht schnell reagieren, sondern agieren. Der Ball liegt ruhig da. Da hat man dann oft schnell negative Gedanken. Für sowas hast Du beim Abfahrtslauf keine Zeit.

Golf Post: Gibt es überhaupt eine Verbindung zwischen Ski-Rennfahren und Golf?

Franz Klammer: Ich denke schon. Wer Leistungssport macht oder gemacht hat übernimmt schneller die Tipps des Trainers. Wir sind es gewohnt Informationen schnell in Leistung umzusetzen. Nur bei mir hat es beim Golf nicht geklappt. Dazu kommt der mentale Bereich. In beiden Sportarten ist die Fähigkeit wichtig sich im richtigen Moment zu konzentrieren. Sei es bei einem Sprung bei der Abfahrt oder wenn ich einen guten Golfschlag machen muss. Und er gelingt dann. Oft. Manchmal auch nicht. Doch das ist Golf. Er ist der Sport der Fehler und nicht der Perfektion. Das wichtigste beim Golfen ist, dass man nach einem Fehler nicht das Unmögliche versucht. Es geht nur darum, das Beste aus der Situation zu machen.

Golf Post: Das passt aber nicht zum Rennläufer Klammer, der immer die direkte Linie gesucht hat und mit vollem Risiko die Hänge hinunterstürzte?

Franz Klammer: Aber das war doch nicht unvernünftig oder riskant: Ich habe ja gewonnen!

Golf Post: Was war ihr bestes Handicap?

Franz Klammer: 4,3 war das beste Handicap. Durch das neue Handicap-System wurde ich hochgestuft von 8,7 auf jetzt 10,1.

Golf Post: Warum haben Sie nie an Amateurmeisterschaften, z.B. bei den Senioren, teilgenommen?

Franz Klammer: Dafür war ich immer viel zu schlecht. Ich habe keine Konstanz und das ist leider nicht gut für eine Meisterschaft über mehrere Tage. Wir haben oft Matchplay-Meisterschaften gespielt. Und in der ersten Runde habe ich oft mit meinem Partner mit vier, fünf unter Par geführt und dann sind wir kläglich eingegangen.

Golf Post: In den Vereinigten Staaten haben Sie an vielen Celebrity-Turnieren teilgenommen. Mit welchen Stars im Flight haben Sie gespielt?

Franz Klammer: Beispielsweise mit Michael Jordan. Wir hatten beide nach der ersten Runde 6 über Par und spielten in der nächsten Runde zusammen. Das war ein Riesenspaß. Später mit Jack Nicklaus oder Hugh Grant. Letzterer wurde immer nervös, wenn ihm Leute beim Golfen zuschauten. Am lustigsten war es mit dem Schauspieler Bill Murray bei einer Runde in St. Andrews. Er ist ein sehr seriöser Golfer. Trotzdem haben wir viel gelacht. Natürlich auch mit Franz Beckenbauer, gleich mehrmals. Und mit Max Rieger, ein exzellenter Golfer. Außerdem mit meinem ehemaligen Ski-Kollegen Leonard Stock und mit meinem heftigsten Abfahrts-Konkurrenten Bernhard Russi aus der Schweiz.

Golf Post: Wie setzt sich ihr Traumflight zusammen?

Franz Klammer: Auf jeden Fall mit Ernie Els und Ian Woosnam. Mit dem habe ich schon mal gespielt, der ist ein echter Kämpfer und spielt volles Risiko.

Golf Post: Und Tiger Woods?

Franz Klammer: Nein, ich bin zwar ein Fan von ihm. Für meinen Flight würde ich jedoch McIlroy vorziehen. Er hat mehr Dampf, mehr Dynamik in seinen Schwüngen. Viele seiner Schläge sind für mich außergewöhnlich.

Golf Post: Und unter normalen Bedingungen

Franz Klammer: Auf keinen Fall mit guten Puttern. Ich tue mir generell schwer mit dem Putten. Wenn ein Mitspieler jeden Ball ins Loch reinhaut, dann werde ich narrisch (lacht). Ansonsten spiele ich gerne mit fremden Menschen. Das ist der Reiz des Golfs. Du lernst andere Leute kennen. Vom Bauern, Unternehmer bis zum Philosophie-Professor. Vor allem aber muss es zügig gehen. Ich hasse das Warten auf der Runde, egal ob auf Flight-Partner oder Flights vor mir, die es gemütlich angehen.

Golf Post: Was ist Ihr Lieblingsplatz?

Franz Klammer: Ganz klar, Augusta. Ich habe da zwei Runden gespielt und es war unglaublich. Ein Golfer-Traum schlechthin. Gerne spiele ich auch in St. Andrews, an der Wiege des Golfsports. Immer wieder ein tolles Erlebnis. Und dann kommen gleich die österreichischen Golfplätze wie Bad Kleinkirchheim, Adamstal oder Fontana.

Golf Post: Beim Skifahren legten sie viel Wert auf gutes Material. Wie ist es beim Golfen?

Franz Klammer: Nur das Beste zählt. Alle zwei, drei Jahre kaufe ich mir neue Schläger. So habe ich wenigstens da keine Ausrede mehr, wenn es beim Spiel nicht klappt. Ich verschlage immer wieder Bälle. Das wird sich wohl nie ändern.

Golf Post: Was hat Golf, was der Skisport nicht hat?

Franz Klammer: Dass es so schwer umsetzbar ist. Das man sich zuerst einen Schlag vorstellt und wenn er dann klappt, dann löst es ein unbeschreibliches Glücksgefühl aus. Die Schwierigkeit beim Golf ist, dass man mal einen guten Tag hat und dann wieder oft einen schlechten. Das ist die Schwierigkeit, aber auch der Reiz beim Golfen. Aber im Grunde genommen ist es ein Scheiß-Sport.

Golf Post: Wie?

Franz Klammer: Na ja, ich habe viele Menschen zum Skifahren gebracht und ich freue mich, dass mir das auch beim Golfen gelingt. Ich kann es nur jedem empfehlen. Es ist ein herrlicher Sport. Aber wenn dann der dritte Putt auch nicht ins Loch fällt, dann, wie gesagt...

Golf Post: Was macht der Rentner Franz Klammer heute?

Franz Klammer: Ich mache Werbung für einige Firmen und für die Kärnten-Touristik. Hauptsächlich kümmere ich mich um meine Stiftung. Die Franz-Klammer-Stiftung unterstützt junge Sportler die sich beim Sport schwer verletzt haben. Die sind meistens unterversichert. Die Stiftung übernimmt dann die Kosten für Operationen, Reha oder besorgt Hilfsmittel, wie beispielsweise einen Rollstuhl. Ich gebe damit nur etwas zurück, weil ich im Sport viel Gutes erfahren habe.

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