Schon vor einem guten halben Jahr äußerte sich Adam Scott, Sunnyboy auf der PGA Tour und erster australischer Masters-Sieger der Geschichte, kritisch zu der Rolle von Golf bei den Olympischen Spielen in Rio 2016. Man solle die Spiele den Amateuren überlassen, wenn man den Sport fördern will, forderte Scott damals. Trotzdem, hieß es weiter, will er an den Spielen teilnehmen. In einem aktuellen Interview mit der internationalen Nachrichtenagentur Reuters hört sich das mittlerweile weniger überzeugt an. Die Olympischen Spiele seien "nichts, was ich jemals angestrebt habe oder, glaube ich, jemals anstreben werde."
Adam Scott liegt nichts an Olympia
Der australische Pro ist vor allem bekannt für seine lockere Art und seinen langen Putter, doch wenn es um Golf bei Olympia geht wird der Ton rauer. "Ob ich eine olympische Medaille gewinne oder nicht, das wird meine Karriere weder verändern noch vervollständigen", gab der 34-Jährige zu Protokoll. "Es dreht sich beim Golf alles um die vier Majors, und so sollte es auch bleiben."
Doch damit nicht genug, denn für ihn ist das olympische Golf-Turnier nichts weiter als eine Zurschaustellung, ein Show-Match. Auf die Nachfrage, ob er das wirklich so sieht, entgegnet Scott: "Ja, das sehe ich so, weil ich glaube, dass viele Sportarten nicht dorthin gehören. Es [Olympia] hat sich von seinen Ursprüngen entfernt."
Martin Kaymer sieht das anders
Mehrheitsfähig ist diese Ansicht im Golf-Zirkus nicht. Andere Golfer, allen voran Martin Kaymer, fiebern dem olympischen Comeback von Golf nach 112 Jahren Abstinenz entgegen. Kaymer sagte im Vorfeld der BMW International Open im vergangenen Jahr, er könnte sich nichts Größeres vorstellen, "als eine Medaille für sein Land zu holen.” Dementsprechend ambitioniert wird er nach Rio reisen. “Wenn schon, denn schon. Ich fahre ja nicht dahin, um Zweiter oder Dritter zu werden. Ich würde dann schon gerne oben stehen, wie bei jedem anderen Turnier auch.”
Zwischen Ego und olympischem Geist
Scott sieht die Majors als das höchste Ziel eines Golfers, was soweit auch durchaus verständlich ist. Doch sind das olympische Turnier und die vier Saison-Highlights überhaupt miteinander vergleichbar? Die vier Majors finden jährlich statt, Olympia kommt alle vier Jahre als zusätzliches Highlight hinzu.
Darüber hinaus hebt sich Olympia dadurch ab, dass die Sportler eben nicht wie in nahezu alle anderen Turnieren im Kontext der Einzelsportart Golf agieren, um persönlichen sportlichen und finanziellen Erfolg zu erfahren. Bei Olympia geht es, ähnlich wie beim Ryder Cup, um mehr als die eigene Performance - es geht um die Ehre, sein Land vertreten zu dürfen und den olympischen Geist zu verkörpern, und sollte das nicht Antrieb genug für jeden Athleten sein?
Die Konsequenz
Wenn Adam Scott in dieser Einstellung konsequent handelt, könnte er seine Teilnahme an den Spielen absagen und einem Landsmann, der diese Chance zu schätzen weiß, die Möglichkeit geben, um eine olympische Medaille zu kämpfen. Scott selbst liegt nichts an der Teilnahme, er schließt sie aber trotzdem nicht kategorisch aus: "Ich plane meinen Kalender so gut ich kann um die Majors herum. Sollte Olympia da rein passen, könnte es ja ein bisschen Spaß machen". Klappt es aber nicht "werde ich es nicht vermissen, das ist sicher."
Golf sollte nicht bei Olympia vertreten sein, Adam Scott hat völlig recht. Das Gewese, das der DGV rund um Olympia treibt, die Farce mit dem Elite Team Germany und die Anbiederung an Jedermann, um die Illusion aufrecht zu erhalten, Golf könne Breitensport kompatibel sein, ist widerlich.
Reiten, Segeln, Polo oder Schach, um nur einige zu nennen, sind Sportarten, die auch ihr Klientel haben und finden, ohne in Einkaufszentren Marktstände aufzubauen oder Werbeclips im Fernsehen zu senden.
…ich finde es sehr schön, dass Golf bei den olympischen Spielen vertreten ist und hoffe sehr, dass der Sport damit auch etwas an Popularität gewinnt. Wünschenswert wäre dies besonders für das Damengolf….