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Golftraining

Talentsichtung im Golf: Augen auf bei der Talentwahl!

22. Sep. 2016 von Fabian Bünker in Köln, Deutschland

Wer Nachwuchs will, muss die Augen offen halten. (Foto: Getty)

Wer Nachwuchs will, muss die Augen offen halten. (Foto: Getty)

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Warum sollte ein Golfclub eine Talentsichtung durchführen?

Diese Frage stellt sich bestimmt der ein oder andere Golfclub oder Jugendwart. Denn jedes Jahr beginnen viele Familien mit dem Golfsport, deren Kinder dann irgendwann auch einmal testen, ob sie ein Talent für Golf besitzen oder Spaß an der Sportart haben. Warum also aktiv auf Kinder und Jugendliche zugehen und diese einladen die Sportart kennen zu lernen?

Aus meiner Sicht reicht diese Art der „Talentgewinnung“ heutzutage nicht mehr aus. Folgende Gründe möchte ich beispielhaft aufführen, die meiner Meinung nach für eine aktive Talentsuche sprechen:

1. Große Auswahl an Freizeitaktivitäten

Hier kommt die Bildqulle rein

Grafik: www.sozialraum.de

Noch nie war das Freizeitangebot größer als heute. Und noch nie waren technischen Geräte attraktiver als heute. Das zeigen viele Untersuchungen und Annahmen von Wissenschaftlern renommierter Institute.
Die Grafik zeigt es noch einmal deutlicher. Vereinssport gibt nur ca. ein Drittel der befragten Kinder als Freizeitaktivität an. Doppelt so viele das Internet!
Jedes Kind kann heutzutage also aus einer Vielzahl von Angeboten auswählen, die alle in Konkurrenz zu unserer Sportart stehen. Und ganz wichtig, die alle ohne die Eltern durchführbar sind (die meisten Clubs liegen außerhalb von Ballungsräumen und sind nur schwer mit Bus und Bahn geschweige denn dem Fahrrad erreichbar).

2. Schule

In meiner Kindheit war um 13.05 Uhr Schulschluss. Das hieß, ich konnte ab 15.00 Uhr Golf spielen (inkl. Heimfahrt, Mittagessen, Hausaufgaben machen, ausruhen). Heute enden die meisten Schulen erst um 16:00 Uhr. Die Kinder können also frühestens um 17:00 Uhr auf dem Golfplatz sein und müssen trotzdem noch Hausaufgaben erledigen und lernen. Die Zeit für Golf ist also massiv gesunken. Der Schulstress parallel dazu gestiegen.

3. Fussball dominiert

Wie überall, die Sportart Fussball dominiert. Nicht nur in den Medien, sondern auch im Alltagsleben der Kinder.

4. Sportart sehr schwer

Golf ist nicht einfach. Technik, Regeln, Verhalten… Viele andere Sportarten können sofort aktiv ausgeführt und gespielt werden.

5. Keine Peer Group vorhanden

Welcher Golfclub bietet die Möglichkeit, dass ein zwölfjähriges Mädchen andere zwölfjährige Mädchen, die auch noch ein ähnliches Handicap spielen, tagtäglich auf der Anlage trifft? Es fehlt die Quantität an golfspielenden Kindern und somit ein sozialer Bezugspunkt für viele. Das wiederum führt dazu, dass Kinder, die vermutlich Spaß am Golfen hätten, irgendwann aufhören, weil sie verständlicherweise keine Lust haben ihre Nachmittage mit Erwachsenen zu verbringen.

Diese Vorteile bringt die Talentsichtung dem Club

Allein diese fünf Gründe stellen jeden Golfclub vor die Aufgabe und fast schon Pflicht, junge Talente zielgerichtet anzusprechen und für sich zu gewinnen. Denn die Aufnahme von Kindern in einen Golfclub hat viele Vorteile für den Club.

1. Über die Kinder an die Eltern

Spielen die Kinder einmal Golf, können die Eltern gezielt angesprochen werden, ob sie nicht auch Lust hätten die Sportart einmal kennen zu lernen. Viel einfacher und günstiger können potenzielle neue Mitglieder nicht angesprochen werden.

2. Positives Image

Kinder steigern das positive Image einer Sportart.

3. Die Mitglieder von morgen

Kinder sind die Mitglieder von morgen. Evtl. nicht in ihrem Club aber in einem anderen Club, weil durch Studium oder Beruf ein Ortswechsel notwendig geworden ist. Kinder, die anderswo mit dem Golfsport in Berührung gekommen sind, ziehen aber bestimmt auch in die Nähe ihres Clubs und dann raten Sie mal, was diese dann erwachsenen Golfer tun werden…

So kann eine Talentsichtung aussehen

Wie kann eine Talentsichtung genau aussehen und welche Vorgehensweise empfehle ich?

Ich empfehle allen Golfclubs, die sich mit einer Jugendsichtung auseinandersetzen zuerst festzulegen, ob ein fester offener Sichtungstermin kommuniziert wird, oder ob Kinder die Möglichkeit erhalten, kostenlos mehrere Male am Jugendtraining teilzunehmen. Zudem muss geklärt sein, wie die Vorgehensweise nach der Sichtung aussehen kann (Auswertung, Einladung der besten Kinder, Training, Integration in den Spielbetrieb).
Kostenlose Teilnahme am Jugendtraining und das zur Verfügung stellen von passendem Kindergolfequipment sind dabei selbstverständlich.

Ein richtiger Sichtungstermin hat die Vorteile, dass neben einer strukturierten Auswertung auch die Eltern ganz gezielt über den Club und die Jugendarbeit in einer parallel stattfinden Elterninformation informiert werden können. Allerdings bedeutet das auch, dass einige Vorarbeiten im Club selber geleistet werden müssen und vor allem, dass an dem Tag viele helfende Hände (Durchführung der Sichtung, betreuen der Kinder, Anmeldung etc.) benötigt werden.

Der Vorteil, wenn Kinder in das Jugendtraining eingeladen werden, liegt sicherlich darin, dass sie sofort in einen festen Ablauf, einer Trainingsgruppe, integriert werden können und dass sie sofort andere Kinder aus dem Club kennenlernen.

Das alles ist jetzt definiert worden. Jetzt fehlen nur noch die Kinder. Und dafür spricht ein Club am besten die (Grund-)Schulen in der Umgebung an, ob in einer Sportstunde die Sportart Golf einmal vorgestellt werden darf (zum Beispiel mit SNAG Golf Artikeln - die können auch Indoor genutzt werden). Dies ist der einfachste und beste Weg, um Kinder zu treffen und gezielt mit der Sportart Golf in Kontakt zu bringen. Für diese Vorstellungsstunden können idealerweise PGA Pros des Clubs oder C- Trainer eingesetzt werden.

So kann eine Talentsichtung praktisch ablaufen

Talentsichtungen können ganz unterschiedlich ausfallen und auch hier sollte jeder Club und jeder Trainer die Art der Talentsichtung wählen, die es ihm erlaubt, so effektiv wie möglich zu agieren und mit der er sich wohl fühlt. Ich empfehle entweder eine der vier Genannten oder einen Mix daraus:

1. Trainerauge

Der Trainer wählt anhand seiner eigenen Kriterien die aus seiner Sicht talentiertesten Kinder aus. Diese Vorgehensweise finde ich persönlich sehr gut. Zumindest sollte die Meinung des Trainers zu jedem einzelnen Kind einen sehr hohen Wert in der Auswertung einer Talentsichtung erhalten. Denn wer, wenn nicht wir Trainer kann „sehen“, wer für die Sportart talentiert ist oder nicht?!

2. Motorischer Test

Zusätzlich zu der Trainermeinung bieten sich standardisierte motorische Tests an, die bereits mit vielen tausenden von Kindern durchgeführt worden sind. Diese Tests, wie z.B. Der Münchner Fitness Test haben den Vorteil, dass sie getrennt nach Geschlecht und Alter darstellen, wie motorisch gut ein Kind bereits ausgebildet ist. Und je besser ein Kind ist, desto besser wird es zwangsläufig Golfen. Zumindest steigen die Chancen, dass motorisch gut ausgebildete Kinder langfristig auch besser Golfen, als andere Kinder. Warum ich einen Test empfehle, der keine golferischen Inhalte abfragt? Ganz einfach: In einer Sichtung sollten auch Kinder angesprochen werden, die noch kein Golf spielen. Ansonsten ist die Anzahl der möglichen Talente sehr begrenzt.
Abbildung Münchner Fitnesstest einfügen

3. Eigene Tests

Jeder Trainer hat seine eigenen Tests (meistens aus dem Golfbereich). Diese können natürlich auch genutzt werden.

4. Abschlag Schule

Ganz geschickte Clubs sparen sich aber das alles und nutzen eine Golf AG im Rahmen von Abschlag Schule, um Talente für sich zu gewinnen. Wo sind die Vorteile? Eine solche AG läuft über einen längeren Zeitraum. In diesem Zeitraum können die Kinder der AG zusätzlich noch in das reguläre Jugendtraining involviert werden. Der Trainer lernt die Kinder kennen und die Kinder den Trainer und Club. Am Ende der AG können dann die besten Kinder eine Einladung in das Jugendtraining oder in ein spezielles Förderprogramm erhalten. Und auch in diesem Fall können gezielt die Eltern angesprochen werden, ob sie Interesse haben, die Sportart Golf kennen zu lernen.

Fazit: Die Frage "ob" stellt sich nicht

Jeder Club muss für sich herausfinden, wie er eine Talentsichtung durchführen möchte. Es gibt viele unterschiedliche Möglichkeiten und Wege dafür.
Ein „Ob“ stellt sich für mich gar nicht. Denn, aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass Golfclubs, die aktiv in die Jugendarbeit und eine externe Talentsichtung investieren immer auch Clubs sind, die „leben“. Also Golfclubs, die ein aktives Clubleben führen, die neue Mitglieder gewinnen und deren Mannschaften sportlich attraktiv und aktiv und damit meistens erfolgreich sind und das Image des Clubs prägen.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit Ihrer Sichtung!

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