Panorama

Golf und Gamification – Gut für Trainingsmuffel und gegen den Winter-Blues

12. Jan. 2023 von Michael F. Basche in Oberhausen, Deutschland

(Foto: Golf Post)

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Stellen Sie sich vor, Sie sind in St. Andrews, wissen den Old Course in unmittelbarer Nachbarschaft, kommen bei der Startzeiten-Verlosung nicht zum Zuge und schlagen später trotzdem auf der 18 den Ball über den Swilcan Burn in Richtung Clubhaus – bloß: auf dem Bildschirm. Klingt irgendwie paradox. Geht aber. Und ist ein Erfolgsmodell. Im vergangenen Sommer haben die St. Andrews Links ihre Übungsanlagen erweitert und die Technologie von Toptracer installiert. „Damit hat sich die Nutzung unser Range gravierend verändert. Die Golfer verweilen länger in den Abschlagsbuchten, und Spieler, die noch nicht so lange dabei sind, beschäftigen sich intensiv mit der Technik“, berichtet Danny Campbell, der kaufmännische Leiter des Links Trust, über die Aufwertung der St. Andrews Links Golf Academy.

Tradition und Innovation

Fast eine Million Bälle sind zwischen August und November auf der Toptracer Range geflogen, über 10.000 Übungs- oder Spieleinheiten wurden absolviert. „Wir haben die Verantwortung, die Traditionen des Spiels aufrechtzuerhalten und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass wir innovativ sind und niemals stillstehen“, betont Campbell und verdeutlicht damit, was an dieser Stelle schon mehrfach vermerkt worden ist: Gamification ist die zeitgemäße Entwicklung für ein zeitloses Spiel – Golffaszination in Bits und Bytes.

Ballflug in eine virtuelle Parallelwelt

Ob Toptracer, TrackMan oder andere: Aus den elektronischen Trainingstools sind Entertainment-Elemente geworden, die dank Grafik, Platzerfassung und Schnittstellen längst mehr können als Golflehrern, Professionals oder ambitionierten Amateuren detaillierte Analysedaten in Sachen Schwung und Schlag zu liefern. Sie bringen Spaß in die gelegentliche Tristesse einer Driving Range oder Golf im Wortsinn unter Dach und Fach von Indoor-Anlagen, wenn das Wetter nicht mitspielen will. Man schlägt immer noch Bälle ins Nirgendwo einer Driving Range oder gegen eine Leinwand, doch die Technik verlegt den Ballflug in eine virtuelle Parallelwelt, wo es sich ebenso effizient trainieren wie virtuell über die schönsten Plätze auf dem Golfglobus schwingen lässt.

„So trainieren, wie du auf dem Platz spielst“

Die Argumente für die elektronischen Wunderkisten sind mannigfach. „Es gibt keine andere Sportart, wo Training und tatsächliches Spiel so unterschiedlich sind“, sagt PGA Professional Kate Selwent, die als Account Manager EMEA von Toptracer Kunden in Europa, im Nahen Osten sowie in Afrika betreut und im Hinblick auf das Kamera-basierte Tracking betont: „Wir sehen den gesamten Ballflug, verfolgen den Ball, bis er auf dem Boden liegt. Toptracer erlaubt dir, beinahe so zu trainieren, wie du auf dem Golfplatz spielst.“

Toptracer Range der Heitlinger Genusswelten im baden-württembergischen Östringen. (Foto: Heitlinger Genusswelten)

Weltweit bauen mittlerweile über 700 Golfanlagen in 32 Ländern auf die Toptracer-Technologie, im EMEA-Bereich sind es insgesamt mehr als 320 Clubs und Anlagen – Kate Selwent betreut davon rund 100 in 14 Ländern –, in Deutschland gibt es neun Toptracer-Standorte.

Schwung-Experimente auf dem Platz

An dieser Stelle ist es soweit: Der Autor outet sich als Trainingsmuffel, übt lieber auf dem Platz, experimentiert am Abschlag und auf dem Fairway mit seinem Schwung. Das kostet Bälle, klar, aber die Range war immer so öde. Doch mit Toptracer und TrackMan ist alles anders. Jetzt wird auf der virtuellen Runde gefeilt: Driver, Eisen, Wedge, Putter – man schlägt auf der Matte ab, und der Ball landet auf dem berühmten siebten Grün von Pebble Beach. Klasse!

Virtuelle Runde: Jeder Schlag ist konzentriert

„Wenn du einen Platz spielst, selbst virtuell, dann ist halt jeder Schlag ein anderer“, bestätigt Jens Westendarp, der das Potenzial „für die Dynamik und die Entwicklung des Golfsports“ schon vor etlichen Jahren erkannt hat und in seinem Pott Golf Club Schloss Horst in Gelsenkirchen eine der ersten Toptracer Ranges hierzulande installieren ließ. „Während du normalerweise mit dem Siebener-Eisen 20 Schläge hintereinander machst und immer lustloser wirst, ist jetzt jeder Schlag wirklich konzentriert und was wert, denn du willst ja das vom Bildschirm angezeigte Fairway oder Grün treffen. Das macht den Leuten Spaß.“

Moderne Technik verlängert Golfsaison

Es ist ein sinnvolles, weil spielerisches Training. Und durch die angezeigten Daten gibt es sofort ein Feedback: „Ich habe nicht nur das Gefühl, es war besser, sondern ich sehe, ob es wirklich besser war oder nicht. So kommen die Leute viel schneller auf ein Trainingsergebnis“, ergänzt Florian Jahn, der als PGA Professional mit seinem Partner Falk Howe seit ein paar Monaten in Hamburg die Indoor-Anlage TrackMe mit dem radargestützten TrackMan-System betreibt.

TrackMe in Hamburg. (Foto: Stefan von Stengel für TrackMe)

Überdies „verlängert die moderne Technik meine Golfsaison“, freut sich IT-Unternehmer Howe über ein probates Mittel gegen den golferischen Winter-Blues: „Ich muss nicht nach Mallorca oder Portugal fahren – ab November suche ich mir einfach virtuell die schönsten Plätze aus.“ Man hat kurze (Anreise-)Wege, ist drinnen, findet immer gleiche Bedingungen vor, absolviert einen 18-Loch-Platz wie den Old Course in 60 bis 90 Minuten, genießt dabei den angenehmen Lounge-Charakter, kann zwischendurch entspannt essen und trinken. Die „Eventisierung des eigenen Spiels“, nennt es David Cardew, Verkaufsleiter für Zentraleuropa bei TrackMan.

Winter Trophy mit gut 150 Teilnehmern

Das geht freilich auf einer gut ausgestatteten Driving Range ebenso. Wie angenehm wir Golfverrückten den Unbilden von Wind, Nässe und tiefem Boden entgehen können, beweist sich nicht zuletzt am Beispiel der Golf Post Winter Trophy powered by Toptracer, die mit gut 150 Teilnehmern auch in dieser Wintersaison rege Resonanz erfahren hat und gestern Abend mit einem launigen Event bei Topgolf in Oberhausen ausgeklungen ist.

Bälle und Burger, Schwünge und Schwätzchen, Monitore und Musik: „Gamification ist der Weg nach vorn, der Weg, den wir nehmen müssen“, sagt Toptracer-Managerin Kate Selwent, die überdies in der Jacklin Academy des Heitlinger Golf Resort im baden-württembergischen Östringen als Golflehrerin tätig ist. „Es ist auch der einzige, mit dem wir mehr Leute für Golf begeistern können, die sich nicht der traditionellen Daseinsform des Spiels anschließen wollen.“ Denn die Gamification generiert neue Golfer. Doch das ist eine andere Story.

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