Golfreisen

Golf vom Feinsten im Garden of England

28. Jul. 2022 von Jürgen Linnenbürger in Köln, Deutschland

Topfbunker sind eine besondere Herausforderung / Walmer Castle mit seinen bezaubernden Gärten (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Topfbunker sind eine besondere Herausforderung / Walmer Castle mit seinen bezaubernden Gärten (Foto: Jürgen Linnenbürger)

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Wer die Wahl hat, hat die Qual

Von den mehr als 1.900 englischen Golfplätzen befinden sich rund einhundert in Kent, dem ältesten County Englands. Auf unserer achttägigen Pkw-Rundreise lernen wir einige seiner Ausnahmeplätze kennen, die uns völlig in ihren Bann ziehen.

Sandwich zum Start

Vom Hafen in Dunkerque in Frankreich dauert die ruhige Fahrt mit der Fähre über den English Channel zwei Stunden bis nach Dover, dessen weiße Kreidefelsen schon von weitem in der Sonne strahlen.

Leuchtende Kreidefelsen bei Ankunft der Fähre in Dover (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Leuchtende Kreidefelsen bei Ankunft der Fähre in Dover (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Von hier sind es bis zu dem verträumten Örtchen Sandwich lediglich 20 Minuten, das die besterhaltene mittelalterliche Stadt mit den meisten Fachwerkhäusern Englands ist.

Sandwich zählt auch heute noch zu den ursprünglich berühmten ‚Fünf Häfen‘, obwohl es, anders als die übrigen vier Orte Dover, Hastings, Hythe und Romney, keinen direkten Zugang mehr zum Meer hat.

Der gleichnamige Imbiss soll seinen Namen einem ‚Earl of Sandwich‘ zu verdanken haben, der aus Zeitgründen häufig auf das Einnehmen eines vollständigen Mittagessens verzichtete. Stattdessen entschied er sich für eine Scheibe Rindfleisch zwischen zwei Scheiben Brot. Diejenigen, die das beobachteten, wollten dann das Gleiche wie Sandwich.

Bis zur Küste ist es nur ein Katzensprung. Hier wartet die drei Sterne The Lodge at Prince’s Golf Club auf uns, wo wir mit einem very warm Welcome begrüßt werden und die nächsten vier Tage verbringen. Am Eingang des Golfplatzes liegend, verfügt sie über 34 Doppelzimmer und zwei Suiten. Unsere großzügige, helle Bay Suite bietet reichlich Platz und einen tollen Blick durch das raumhohe Fenster auf die zum Greifen nahe Sandwich Bay.

The Lodge at Prince’s Golf Club an der Sandwich Bay (Foto: Jürgen Linnenbürger)

The Lodge at Prince’s Golf Club an der Sandwich Bay (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Das Frühstück lassen wir uns in der Brasserie der Lodge ebenso schmecken wie abends die leckeren Fisch- und Fleischgerichte sowie die Absacker in der gemütlichen Bar.

Himalayas, Dunes und Shore

Der traditionsreiche Club wurde offiziell 1907 als 18 Loch-Platz eröffnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte 1950 die Erweiterung auf 27 Loch. Von der Lodge ist es eine kurze Fahrt bis zum Clubhaus, an dem die drei Schleifen starten und enden.

27 beeindruckende Löcher des Prince’s Golf Club (Foto: Jürgen Linnenbürger)

27 beeindruckende Löcher des Prince’s Golf Club (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Wir treffen auf true Links Golf vom Feinsten in einer tadellosen Qualität mit rollenden Fairways, tiefem Rough, erhöhten Abschlägen, riesigen Grüns mit unglaublichen Ausrollzonen, großen Waste Areas sowie sage und schreibe 97 Bunkern.

Sein bekanntester ist nach dem legendären US-Amerikaner Gene Sarazen benannt. Er gewann 1932 die bisher einzigen hier ausgetragenen The Open und als erster Spieler alle vier Majors. In dem Turnier setzte er erstmals das von ihm erfundenene Sand Wedge als Schläger ein.

Ehrentafel im Clubhaus des Prince’s Golf Club (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Ehrentafel im Clubhaus des Prince’s Golf Club (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Der Bunker schützt das Grün der letzten Bahn der Himalayas-Schleife, die durch das Golf-Architektenbüro Mackenzie & Ebert 2018 zu einem modernen Links umgestaltet wurde.

Der bekannte Sarazen-Bunker auf der Neun der Himalaya-Schleife (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Der bekannte Sarazen-Bunker auf der Neun der Himalaya-Schleife
(Foto: Prince’s Golf Club)

Auch die spektakuläre Dunes und die Shore-Schleife haben in den letzten Jahren ein Redesign erfahren. Sie bilden den Championship Course, der zu den top einhundert 18-Loch Plätzen in Great Britain und Irland zählt.

Auf diesem wurde, neben zahlreichen hochrangigen Amateur- und Professional-Turnieren, nun zum vierten Mal in Folge das Finale der Local Qualifying Series ausgetragen und die letzten Startplätze für die Open Championship vergeben, die 2022 ihr 150-jähriges Jubiläum in St. Andrews in Schottland feierte.

Wir treffen im gesamten Club auf eine freundliche, sportlich-lockere Atmosphäre und herzliche Gastfreundschaft.

Attraktive Stay-, Play- and Dine Packages runden das großartige Angebot perfekt ab.

Mehr großartige Eindrücke unter: https://www.princesgolfclub.co.uk

Ein perfekter Deal

Die nächste Runde spielen wir auf dem Royal Cinque Ports Golf Club in dem Küstenort Deal. Er liegt nur sechs Kilometer von unserer Lodge auf einem schmalen Stück ehemaligen Farmlands entfernt. Deal, wie er auch genannt wird, zählt zu den anerkanntesten Plätzen im Land. Der Private Member Club blickt ebenfalls auf eine reiche Tradition zurück. Gegründet wurde er 1892. Gäste sind herzlich willkommen. Auch hier werden wir äußerst freundlich empfangen.

The Open Championship wurde hier zweimal, 1909 und 1920, ausgetragen. Geplant waren weitere, doch aufgrund der Weltkriege und Überflutungen des Platzes wurden bereits fest terminierte abgesagt. Heute schützt ein errichteter Wall den Platz.

Er verläuft direkt am Meer entlang. Die Front Nine führt hintereinander vom Clubhaus weg, die Back Nine genauso gerade parallel wieder zu diesem zurück.

Par 3 direkt vor dem English Chalet ( Foto: Jürgen Linnenbürger)

Par 3 direkt vor dem English Channel (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Die Fairways sind kurz gemäht, bretthart und nicht sehr breit. Sie rollen durch das offene Gelände mit sandigen Waste Areas. Die Runde ist eine atemberaubende Achterbahnfahrt. Es geht ständig bergauf und -ab. Schräglagen sind die Regel. Das Rough ist ebenso gnadenlos wie die unzähligen, tiefen Topfbunker.

Die Grüns sind extrem onduliert, wellig, von riesigen Run-offs umgeben, rasend schnell und kaum zu lesen.

Hit and hope - unglaubliche Grüns mit perfekten Bedingungen (Fotos: Jürgen Linnenbürger)

Hit and hope - unglaubliche Grüns mit perfekten Bedingungen (Fotos: Jürgen Linnenbürger)

Hinzu kommen zahlreiche blinde Abschläge. All dies macht die Runde zu einem real test of golf. Insbesondere dann, wenn der Wind vom Meer her bläst. Dann sollen die letzten sieben Löcher brutal schwer sein. Uns bleibt diese Erfahrung erspart, denn wir erwischen einen sonnigen und nahezu windstillen Tag, der hier äußerst selten vorkommt.

Gary Player beschreibt die vier letzten Löcher mit: “I consider the last four holes at Deal to be
without doubt, the finest four consecutive holes on any course in the world.” Kein Wunder also, dass der Platz in England aktuell die Position 12 einnimmt und weltweit zu den besten 100 zählt.

Löcher 16 und 17 (Foto: Royal Cinque Ports Golf Club)

Löcher 16 und 17 (Foto: Royal Cinque Ports Golf Club)

Wir genießen das authentische Links Golf und sind von dem Platz rundum begeistert. Sein Layout und sein Pflegezustand sind weltklasse.

Die Sieger:innen hier stattgefundener Professional- und Amateur-Turniere schmücken die zahlreichen Honours Boards in dem Clubhaus aus dem Gründungsjahr. Hierzu gehört u.a. der jährlich stattfindende The Halford Hewitt Cup, bei dem jeweils 10 Spieler:innen von 64 englischen Public Schools gegeneinander antreten.

Auf der Clubhaus-Terrasse genießen wir das Pint und den tollen Blick über den Platz.

Ursprung im Jahr 1892 - Clubhaus mit Stil und Tradition (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Ursprung im Jahr 1892 - Clubhaus mit Stil und Tradition (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Das offizielle Club-Video macht zusätzlichen Appetit:
https://www.royalcinqueports.com/club/film/

Über den dritten von uns gespielten Küstenplatz, den Royal St. George’s Golf Club, der als die Nummer 1 in England gilt, habe ich in meinem kürzlich erschienen separaten Artikel ‚The cream of the crop’ berichtet. In diesem beschreibe ich u.a., was dessen einmaliger Bunker ‚Coffin‘ auszeichnet.

Zurück ins Mittelalter

Das altehrwürdige Canterbury ist Universitätsstadt und Bischofssitz. Der Anfang seiner imposanten Kathedrale mit ihrem 75 m hohen Turm geht auf das Jahr 597 zurück, als Papst Gregor I einen Mönch nach Canterbury entsandte, der hier einen ‚Cathedra’ (Sitz) errichten sollte. Heute ist sie der Hauptsitz der anglikanischen Gemeinschaft, der Church of England. Durch den Mord an dem Erzbischof Thomas Becket im Jahre 1170 wird sie zu einer der berühmtesten Pilgerstätten Europa’s. An den Ort dieses Attentates erinnert eine brennende Kerze in der Kathedrale.

Ebenso gefallen uns die hübschen, mittelalterlichen Gassen mit ihren kleinen Läden, Restaurants und Pubs sowie die Floßfahrt über den Stour, dem angeblich saubersten Fluss Englands.

Bootstour auf dem Fluss Stour im historischen Canterbury (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Bootstour auf dem Fluss Stour im historischen Canterbury (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Lohnenswert sind auch von hier ist auch die kurze Fahrt an die Küstenorte Margate, Broadstairs und Whitstable, dem Austernzentrum an Kents Nordküste. Very delicious, was das Meer hier alles auf den Teller bringt. Eine Portion mit bestem Fish ’n' Chips darf natürlich nicht fehlen.

Seafood vom Feinsten in Whitstable (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Seafood vom Feinsten in Whitstable (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Weiter geht es in westliche Richtung nach Royal Tunbridge Wells. Der pittoreske Kurort wurde schon von Königin Victoria sehr geschätzt. The Pantiles, die älteste Fußgängerzone England’s, hat ihren Ursprung Anfang des siebzehnten Jahrhunderts. Einige Häuser aus 1606 sind noch heute erhalten. Sie zieht uns mit ihren weißen Kollonaden in ihren Bann und versetzt uns in eine andere Zeit.

Antikmarkt im wunderschönen Tunbridge Wells (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Antikmarkt im wunderschönen Tunbridge Wells (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Romantische Gärten voller Blumenpracht

Die berühmtesten Gärten Kent’s sind die des Schlosses Sissinghurst mit seinen zehn Gartenzimmern. Nicht so überlaufen, aber genauso beeindruckend finden wir den Riverside Himalayas Garden und den Emmets Garden in Sevenoaks. Deren Vielfalt und Farbenpracht sind einfach nur amazing.

Prachtvolle Anlagen im Emmets Garden in Sevenoaks (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Prachtvolle Anlagen im Emmets Garden in Sevenoaks (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Oh my deer

Gleich nebenan liegt der schönste Inland Course Kent’s, der zu den top 100 Golfplätzen in England zählt. Der Knole Park Golf Club befindet sich in dem gleichnamigen, öffentlichen 1.000 Hektar großen Wildpark. Gegründet wurde der Club 1924, designed von dem Architekten J.F. Abercromby.

Auf dem äußert hügeligen, öffentlich zugänglichen Championship-Platz sind erhebliche Höhenunterschiede zu überwinden. Fußgänger und Jogger kreuzen häufig den Weg. Fast an nahezu jedem Loch machen wir Bekanntschaft mit zahmen Rehen, von denen 350 auf dem Gelände frei herumlaufen und das Markenzeichen des Clubs sind.

Zahme Rehe im Knole Park Golf Club und die großzügig angelegten Fairways. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Zahme Rehe im Knole Park Golf Club und die großzügig angelegten Fairways. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Das weitläufige, offene Layout begeistert uns ebenso wie sein Pflegezustand. Jedes Loch hat seine eigene Identität und bleibt in Erinnerung. Der Platz ist sportlich anspruchsvoll, doch fair.

Im Hintergrund thront das aus dem 17. Jahrhundert stammende Knole House.

Knole House am Rande des Knole Park Golf Clubs (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Knole House am Rande des Knole Park Golf Clubs (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Im Proshop und dem traditionellen Clubhaus werden wir freundlich empfangen und sind von den Honours Boards an den Wänden mit Siegern aus zwei Jahrhunderten begeistert.

Clubhaus des Knole Park Golf Clubs (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Clubhaus des Knole Park Golf Clubs (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Ein Castle wie im Bilderbuch

Die beiden letzten Tage unserer Rundreise verbringen wir im ‚schönsten Schloss der Welt’. So jedenfalls wirbt das Wasserschloss Leeds Castle mit seinen großartigen Gärten für sich. Es befindet sich in der Nähe des kleinen Örtchen Lenham in der Nähe von Maidstone in der Mitte Kent’s. Auch uns zieht es in seinen Bann.

Erbaut wurde es vor mehr als 900 Jahren. Königliche Residenz wurde es erstmals in 1278. Mehrere englische Königinnen lebten hier, wie auch Katharina von Aragon, die erste von sechs Frauen von Heinrich VIII. Deshalb wird es auch das Schloss der Frauen genannt. Seit 1976 ist es im Besitz einer privaten Stiftung und öffentlich zugänglich.

Die Runde auf dem 9-Loch Platz des Leeds Castle Golf Clubs mit großartigen Ausblicken auf die Schlossanlage bildet den sportlichen Abschluss unseres Golf-Trips.

Nicht nur das Fairway im Blick (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Nicht nur das Fairway im Blick (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Das krönende Ende unserer Rundreise ist das Abendessen im Castle-Restaurant mit Blick auf das gegenüberliegende Schloss. Stilvoller könnte der Abschluss unserer Kent-Reise in diesen wunderschönen Teil Englands nicht sein.

Leeds Castle - einfach nur traumhaft schön (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Leeds Castle - einfach nur traumhaft schön (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Wir werden mit Sicherheit wiederkommen, um auch die anderen großartigen Golfplätze, verträumten Örtchen, Schlösser sowie den Obst-, Hopfen- und Weinanbau der Grafschaft kennenzulernen, die dieses County ebenfalls auszeichnen. Dann hoffen wir wieder auf ein so fantastisches Wetter wie wir es die ganze Zeit hatten. See you soon Kent.

Köln, im Juli 2022

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