Golf in Deutschland

Golfen im Vorgarten des Kaisers – Der Golfclub Hechingen

06. Okt. 2020 von Peter Marx

Blick auf die Burg Hohenzollern vom Golfclub Hechingen. (Foto: Golfclub Hechingen)

Blick auf die Burg Hohenzollern vom Golfclub Hechingen. (Foto: Golfclub Hechingen)

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„Der Club ist lebendig, nicht langweilig. Wir sind nicht elitär, aber traditionsbewusst. Unser Platz ist anspruchsvoll, aber fair.“ So lautet die Kurzbeschreibung von Jürgen Haberbosch über den Golfclub Hechingen, am Fuße der schwäbischen Alb. In seiner Begeisterung für seinen inzwischen 65 Jahre alten Club vergisst der Präsident zunächst das Offensichtliche: Jedem Golfer, der erstmals auf das Club-Gelände kommt, fällt sofort die Burg Hohenzollern ins Auge: das Stammburg von Fürsten, preußischen Königen und Kaisern. Hoch auf einem Bergsporn gelegen überragt die mächtige Festung die Stadt Hechingen und den Golfplatz. „Geschichte pur“ nennt es Club-Geschäftsführer Michael Frick und verweist auf die Platzbeschreibung in der es heißt: „Von vielen Bahnen bieten sich idyllische Aussichten auf die naheliegende Alb-Kette und die malerisch gelegene Hohenzollern-Burg."

Und wer auf den Fairways unterwegs ist entdeckt am Rande des Golf-Areals noch das Jagd- und Lustschloss Lindich, die ehemalige Sommerresidenz der Hohenzollern. Heute in privater Hand. Ein Abstecher des im Rokoko-Stil erbauten Schlosses samt dazu gehörigen Kavaliershäuser, Orangerie und Pferdeställen lohnt sich dennoch.

„Einen guten Score muss man sich auf unserem Platz erarbeiten.“

Der gepflegte 18-Loch-Meisterschaftsplatz schließt sich direkt an Schloss Lindich an. Die Golf-Anlage gliedert sich in den sogenannten „Alten Platz und Neuen Platz“. Der Erstling von 1955 erinnert wegen des dichten Baumbestandes und der albtypischen Wachholderheide an einen historischen Park. Aber Vorsicht. Die Bahnen (1 bis 6 und 16 bis 18) des Alten 9 Loch-Platzes verlangen präzise Abschläge und viel taktisches Gespür auf den schmalen, hügeligen Fairways.

Der Neue Platz (die Bahnen 7 bis 15) ist flacher und breiter angelegt. Aber hohes Rough und Wasserhindernisse bestrafen übermütige Spieler schnell. Club-Geschäftsführer Frick: „Einen guten Score muss man sich auf unserem Platz erarbeiten.“
Die Highlights des Kurses sind Bahn 1, ein knapp vierhundert Meter langes Par 4 mit herrlichem Blick auf die Burg Hohenzollern, Bahn 11, ein knapp 500 Meter langes Par 5 und die Bahn 18, ein Par 4, das neben allen Schwierigkeiten auch noch direkt an der Club-Terrasse vorbeiführt: Ahs und Ohs von der Terrasse garantiert

(Foto: Golfclub Hechingen)

(Foto: Golfclub Hechingen)

Ein Blick auf die Terrasse des Clubs bestätigt die Aussage des Präsidenten, dass in seinem Club „nie Langeweile herrscht.“ Was Haberbosch freut, sind die unterschiedlichen Interessengruppen im Club: „Neben Senioren- und Lady-Teams, die es in jedem Club gibt, haben wir engagierte Reisegruppen und sogar eine Motorradgang. „Vermutlich einmalig in Deutschland.“ Den Bikern fehlt noch eine eigene Golfclub-Kutte. Der Präsident: „So eine Kutte hätte ein hohes Identifikationspotential.“

Wer das Treiben auf der Terrasse verfolgt spürt deutlich, dass sich die 773 Mitglieder mit dem Club verbunden fühlen. Dieses „Miteinander“ möchte Haberbosch noch mehr herausstellen, auch bei der Werbung um neue Mitglieder. „Der Club leidet noch immer unter dem Image 'abgehoben und elitär' zu sein."

Golf und Kultur vernetzen

Was dem Club fehlt sind mehr Greenfee-Spieler. Trotz allen Attraktionen wird der Hechinger Club von Golfspielern, national wie international, nicht ausreichend wahrgenommen. „Der Bekanntheitsgrad ist noch zu niedrig“, vermutet Geschäftsführer Frick und sucht neue Wege für die Vermarktung des Clubs. Ihm schwebt beispielsweise eine Vernetzung von Golf und Kultur vor. So wie es bereits Golfclubs in Weimar, Hamburg oder Bayern machen, die mit den touristischen Höhepunkten ihrer Region werben.

Frick will noch einen Schritt weitergehen und verweist auf die sogenannte AlbCard des Tourismusverbandes Schwäbische Alb. Mit dieser regionalen Servicekarte können Gäste kostenlos, Schwimmbäder, Museen oder Galerien besuchen. „Und seit diesem Jahr sogar kostenlos Golf spielen in unserem Club?“
Eine weitere Zusammenarbeit könnte sich Frick mit der Burg Hohenzollern vorstellen. Sein Plan: Mit jedem Greenfee ist gleichzeitig ein kostenloser Besuch der Burg verbunden, zu buchen gleich im Clubsekretariat. Burg und Club würden dann zusätzlich ihre Web-Seiten verlinken.

Stichwort Hohenzollern. Kaum ein Prinz, König oder Kaiser aus der Hohenzollern-Dynastie spielte bzw. spielt Golf, trotz engsten Kontakten zu England. Auch nicht der letzte Kaiser Wilhelm II, aufgrund seiner Behinderung an der Hand. Was wäre passiert, wenn dieser Kaiser beispielsweise die Einnahmen aus der Sektsteuer nicht für den Aufbau der Kaiserlichen Flotte, sondern für den Ausbau von Golfplätzen verwendet hätte? Vermutlich würde Golf in Deutschland heute nicht mehr als Randsportart wahrgenommen. Der Golfsport hätte vermutlich eine Entwicklung genommen wie Fußball. Erst als „englische Krankheit“ diffamiert, dann Volkssport. Allerdings: Hätte, hätte, Fahrradkette.

Bahn 18. (Foto: Golfclub Hechingen)

Bahn 18. (Foto: Golfclub Hechingen)

Der Golfclub Hechingen will den Kontakt zur ehemaligen Kaiser-Familie ausbauen. Helfen soll das Golfturnier um den Prinz Louis-Ferdinand-Preis, der jährlich ausgespielt wird. In den letzten Jahren konnte bzw. wollte noch kein Familienmitglied aus dem Hause Hohenzollern beim Golf-Turnier teilnehmen Doch ein erster Schritt ist getan. Das Haus Hohenzollern übernimmt seit einigen Jahren die Schirmherrschaft über das Turnier. Michael Frick: „Darauf lässt sich aufbauen.“

Was noch zu sagen ist: Die Jugendförderung des Golfclubs Hechingen ist beispielhaft. Derzeit trainieren über 110 Mädchen und Jungen auf der Golfanlage, worunter sich viele Talente befinden die schon landesweit für Aufsehen sorgten. Der Präsident: „In unserem Jugendkonzept legen wir Wert sowohl auf Leistungssport wie Breitensport.“

Natürlich verfügt der Club neben dem Meisterplatz über eine großzügig angelegte Übungsanlage, die alles bietet was ein Golfer sich wünscht. Und die örtliche Club-Gastronomie? Überdurchschnittlich! Eine Wertung, die eigentlich für den gesamten Hechinger Golfclub gilt.

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