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Grün um Grün: In Green Eagle wächst der Traum vom Schauplatz „für größere Events“

03. Mrz. 2022 von Michael F. Basche in Winsen (Luhe), Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Blick in die Zukunft: Das umgebaute zehnte Grün des Süd Course von Green Eagle, später der Auftakt des neuen West Course. (Foto: Green Eagle Golf Courses)

Blick in die Zukunft: Das umgebaute zehnte Grün des Süd Course von Green Eagle, später der Auftakt des neuen West Course. (Foto: Green Eagle Golf Courses)

The Belfry und Bolton sind raus: Während Europa noch nicht mal einen Kapitän für 2023 hat, läuft hinter den Kulissen der Ryder Cup Ltd. schon längst der Findungsprozess für den Austragungsort der 48. Auflage des Kontinentalwettstreits, für den Gastgeber 2031 nach Marco Simone in einem Jahr und Adare Manor 2027. Lange Zeit galt die englische Ikone The Belfry mit ihrem Brabazon Course als Favorit für eine fünfte Auflage; später kam Bolton dazu, ebenfalls in England, genauer gesagt eine Resort-Entwicklung namens Hulton Park für 200 Millionen Pfund. Und: „Uns wurde geflüstert, dass die Entscheidung zwischen den beiden und einem noch nicht namentlich benannten Schauplatz auf dem Kontinent fällt“, schrieb unlängst Alex Perry im Portal „National Club Golfer“.

The Belfry und Bolton aus dem Rennen

Doch dann gab The Belfry bekannt, sich auf 2035 konzentrieren zu wollen; kurz darauf sprach sich der Planungsausschuss des Stadtrats von Bolton gegen das Hulton-Park-Projekt aus. Da wird doch nicht …?

Szenenwechsel, Schwenk auf die Green Eagle Golf Courses in Winsen/Luhe nahe Hamburg: „Nee, das mit dem Schauplatz auf dem Kontinent bezieht sich wohl auf Spanien“, zwinkert Michael Blesch; er meint wahrscheinlich PGA Catalunya, das gegen Marco Simone den Kürzeren gezogen hatte und nun einen weiteren Anlauf unternehmen will. Derweil fährt unter ihm eine Art mächtiger Radlader mit einem ganzen Baum „im Arm“ vorbei – Hydraulischer Ballenstecher lautet der Terminus Technicus –, und in hundert Metern Entfernung plättet „Baggerführer Bernhard“, der Chef von Legrand Erd- und Kulturbau, mit der Schaufel seines Arbeitsgeräts die Konturen eines neuen Grüns.

„Auf seines Daches Zinnen […] mit vergnügten Sinnen“

Blesch ist auf eine frisch aufgeschobene Anhöhe am Rand des neuen zehnten Grüns auf dem Süd Course geklettert; und so wie der Mitinhaber der Golfanlage vor Hamburgs Toren gerade aufgeräumt und enthusiastisch seine aktuelle Baustelle betrachtet, erinnert einen das unwillkürlich an Schillers „Ring des Polykrates“-Ballade: „Er stand auf seines Daches Zinnen. Er schaute mit vergnügten Sinnen. …“

Freilich, Blesch hat eine andere Preziose im Sinn, einen kleinen goldenen Henkelmann. Langfristig jedenfalls, das ist kein Geheimnis. Und nach wie vor, seit Green Eagle vor mehr als zehn Jahren aus dem deutschen Kandidaten-Rennen für den Kontinentalwettbewerb 2018 ausgestiegen ist, der dann in Paris statt im bayerischen Rohrenfeld stattgefunden hat.

Alternative für Doppel-Turnier der Tour

Doch aktuell mag er über den Ryder Cup nicht reden. „Lasst uns erstmal bauen“, hat er immer wieder gesagt: „Für größere Events.“ Für eine attraktive Alternative globaler Güte zum „Grünen Monster“ Porsche Nord Course. Um der DP World Tour die logistisch reizvolle Option von zwei Turnieren auf zwei auch charakterlich verschiedenen Kursen am selben Fleck zu offerieren, Stichwort reduzierte Reisekosten. Um langfristig den Status als Tour-Schauplatz zu festigen. Zuvorderst allerdings im Sinne eines breit gefächerten Angebots, das eine Neun-Loch-Mitgliedschaft – beispielsweise für ältere Golfer – zum eigenständigen und vollwertigen Green-Eagle-Erlebnis macht, fernab irgendwelcher Halbrunden-Hybriden.


„Ja, wir bauen den West Course so, dass er Ryder Cup tauglich ist. Aber wir bewerben uns, wenn das Projekt steht. Und ich plane wirtschaftlich nicht für einen Ryder Cup, der wäre nur die Krönung des Ganzen. Ich habe viel lieber zehn Mal ein European-Tour-Turnier als ein Mal den Ryder Cup.“

Michael Blesch


Und so werkeln der einstige PGA-Professional und sein Partner Ralf Lühmann denn sozusagen seit dem letzten Putt der Porsche European Open an der neuerlichen Erweiterung ihrer Anlage. Am Hotel-Neubau, in dem das derzeitige Clubhaus aufgehen soll und dessen Restaurant übrigens gerade „Beavers“ getauft wurde, eine charmante Würdigung des tierischen Alter Ego von Blesch dem Baumeister, ebenso unermüdlich, ja rastlos und gestaltungswillig. An der Umgestaltung des Süd Course, dem ersten 18-Loch-Ensemble von Green Eagle, dessen innere neun Bahnen für den neuen West Course herhalten müssen. Die Baugenehmigung wird im Lauf des Frühjahrs erwartet, auch für die deswegen zusätzlich angepachteten 64 Hektar.

"Für große Events": Rechts das neue "Süd-Loch" 10, später Eins des West Course; links die Neun des Süd Course, die dann zum Schlussloch wird. (Foto: Green Eagle Golf Courses)

"Für große Events": Rechts das neue "Süd-Loch" 10, später Eins des West Course; links die Neun des Süd Course, die dann zum Schlussloch wird. (Foto: Green Eagle Golf Courses)

Par-3 zum Auftakt des künftigen West Course

Aber an die bestehenden Grüns kann Blesch dennoch rangehen, umbauen, optimieren. Die Zehn des Süd Course ist bereits ein maximal 164 Meter langes Par-3 geworden und soll Auftaktloch des künftigen West Course werden – übers Wasser geht es auf das umgestaltete Grün, dessen Ränder gerade frisch mit Rasensoden gedeckt waren, als die Orkantiefs Ylenia und Zeynep übers Land stürmten.

Schon Ende vergangenen Jahrs hat Blesch der 15 ein neues Grün verpasst – ebenfalls samt Bällebad. Auch die Bahn acht hat Bernhard Legrand, der Altmeister auf dem Bagger, seit Anbeginn im Jahr 1997 Partner und Seele des Green-Eagle-Platzbaus, bereits unter die Schaufel genommen.

Zigtausende Kubikmeter Erde für Naturtribünen

Drumherum häufen sich Zigtausend Kubikmeter Erde zu Naturtribünen, gerahmt von den Bäumen, die Blesch per Ballenstecher versetzen lässt. Der Stadioncharakter ist unübersehbar. Wie gesagt: Er baut „für größere Events“. Die Sympathie der Tour ist ihm gewiss, der Kontakt mit Wentworth steht, und jede Baumaßnahme wird mit Jeremy Slessor abgestimmt, dem Chef der Tochterfirma European Golf Design. „Er ist Green-Eagle-Fan“, sagt Blesch.


„Einen Ryder Cup muss man sich erarbeiten. Das ist eine Ehrung. Und man muss eh aufpassen, dass es nicht nur um die dicke, fette Kohle geht. Der Spirit des Ryder Cup lebt von seiner Geschichte. Für mich wäre das die Krönung über 30-jähriger Arbeit.“

Michael Blesch


Spätestens 2027 soll alles fertig sein: das Hotel mit 80 Zimmern, der Süd Course als eigenständiger Neun-Loch-Platz und vor allem der West Course mit insgesamt rund 6.800 Metern Länge auf 145 Hektar Fläche und einer Menge Platz für Zuschauer, schlankeren Fairways und dem Charakter englischer Heideland-Plätze. Wer braucht da noch The Belfry oder Boltons Hulton Park?

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