Golf in Deutschland

Green Eagle: Neuer West Course und ein Glamping-Mega-Dorf für den Ryder Cup

25. Nov. 2022 von Michael F. Basche in Winsen (Luhe), Deutschland

Unermüdliche Arbeit für einen großen Traum: den Ryder Cup nach Deutschland und auf die Green Eagles Golf Courses zu holen. (Foto: Michael Blesch/Green Eagle Golf Courses)

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Er baut und baut und baut. Ein Loch nach dem anderen. Unermüdlich. Selbst, wenn’s dieser Tage morgens frostig und der Boden von Reif bedeckt ist oder es aus Kübeln regnet. Eins, Zwei, 14, 15, 16, dazu weite Teile der 17: Auf den Green Eagle Golf Courses in Winsen (Luhe) bei Hamburg nimmt der neue West Course immer mehr Gestalt an. Der erste Bauabschnitt ist beinahe fertig, auf der inneren Schleife des bisherigen Süd Course.

Ryder Cup: „Deutschland ist fällig“

„Nicht sabbeln, machen!“

Fairway um Fairway, Grün um Grün steuert Green-Eagle-Macher Michael Blesch gleichzeitig einem Ziel entgegen, aus dem er nie ein Hehl gemacht hat – den Ryder Cup endlich nach Deutschland zu holen. Das steckte stets dahinter, als es 2019 noch „Mission 2030“ hieß, weil der Kontinentalwettbewerb vor Corona auf gerade Jahreszahlen geeicht war. Oder wenn Blesch in der jüngeren Vergangenheit über seinen „Schauplatz für größere Events“ sprach: Zuvorderst für die Porsche European Open (PEO), na klar, die ab 2026 auf den West Course wechseln könnte, dessen andere Hälfte auf zusätzlich angepachteten 64 Hektar entsteht. Indes ebenso für den Kontinentalwettbewerb. „Deutschland ist fällig“, proklamiert der einstige PGA-Professional. Aber: „Einen Ryder Cup muss man sich verdienen“, hat Blesch stets betont: „Lasst uns erst mal bauen.“ Gesagt, getan.

 

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Mondlandschaft voller Erdhaufen

„Nicht sabbeln, machen!“, lautet Bleschs Credo. Er wiederholt den Satz gern, gerade wieder. Und steht dabei auf einem gigantischen Hügel inmitten einer Mondlandschaft voller Erdhaufen, zwischen denen sich erkennbar jungfräuliche Golfbahnen winden. Einige bespielbar, andere fertig für die Einsaat, die Grüns bereits mit Grassoden belegt, manche noch im Rohzustand.

 

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"Baggerführer Bernhard": Bernhard Legrand, Chef der gleichnamigen Erdbau-Firma und seit Anbeginn im Jahr 1997 Partner und Seele des Green-Eagle-Platzbaus. (Foto: Michael Blesch/Green Eagle Golf Courses).

Lob für bewährte Partner und die eigene Crew

In der Ferne sind seine bewährten Partner Bernhard und Raymond Legrand, die Chefs der gleichnamigen Erdbau-Firma, bei der Gestaltung einer weiteren  Teichlandschaft zugange. „Ohne die beiden, Vater und Sohn, wäre das alles gar nicht möglich“, lobt Blesch: „Ebenso wie meine Greenkeeping-Crew wissen alle ganz genau, wie ich es haben will. Das bedarf kaum noch vieler Worte.“

„Einer der Besten der Welt“

Was der Mann mit dem selbst attestiertem Bau-Tourette in Sinn hat, lässt sich in Kürze tatsächlich so umschreiben: „Einer der Besten der Welt“ soll sein neuer West Course werden. Weil die Besten der Welt darauf spielen sollen. Beim Ryder Cup 2035: „Und Freddie Schott holt dann im Einzel gegen Charlie Woods auf der 16 mit 3&2 den entscheidenden Punkt für Europa“, lacht Blesch.

Spektakulären Naturtribünen für Zehntausende Fans

Damit möglichst viele Menschen ein solches oder jedes andere Szenario unmittelbar verfolgen können, garniert er sein Layout mit enormen, ja spektakulären Naturtribünen für Zehntausende von Zuschauern. Allein die im Matchplay-Modus so bedeutsame Schlussstrecke der Löcher 14 bis 17 lassen sich von einem einzigen Standpunkt aus einsehen, der geneigte Fan muss sich allenfalls mal umdrehen. Doch selbst, wenn sich die Entscheidung bis zur 18 hinziehen sollte, sind’s für die perfekte Perspektive lediglich 50 bis 100 Meter Fußweg.

 

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Tribünenkapazität: Beim Ryder Cup wäre die 18 das erste Loch

Im Ryder-Cup-Routing ist dieses Schlussloch übrigens ein Par-3, eigentlich die 17 des West Course. Dessen 18 wäre beim Ryder Cup die Auftaktbahn – eine clevere Idee von Blesch, der die unterschiedlichen Bedürfnisse an die wichtigste Bahn eines Turniers ideal kombiniert. Bei einem Turnier der DP World Tour beispielsweise kulminiert alles auf dem letzten Loch des Platzes, dort wird Tribünen-Kapazität benötigt. Beim Wettstreit zwischen alter und neuer (Golf-)Welt ist es genau umgekehrt, wenn in der Galerie rund um den ersten Abschlag die Post abgeht. Die Startbahn des West Course hinter dem ins künftige Hotel integrierten Clubhaus (Baubeginn im Juni 2023 nach der PEO) wird damit zur RC-Zwei. Und so weiter.

„Spectator-Village“ auf vier Hektar und in acht Metern Höhe

Blesch klotzt und staunt dabei ab und an sogar über sich selbst: „Boah, das wird gewaltig“, entfährt es ihm beim Blick über seine Baustelle. Die fünf Finallöcher für den Ryder Cup verteilt er auf sage und schreibe 90 Hektar – wegen der ausgedehnten Naturtribünen. Nebenan lässt er ein Plateau aufschütten, das künftig ein „Spectator-Village“ tragen soll – auf vier Hektar Fläche und in acht Metern Höhe! Und wie geht es ihm mit all diesen Superlativen? Die Antwort ist typisch: „Ich brauch’ mehr Boden.“ Blesch der Baumeister halt.

250.000 Tonnen Bodenmaterial pro Jahr

Freilich, die Materialfrage ist längst gelöst. Green Eagle hat Arrangements mit Bauunternehmen geschlossen und bekommt deren Erdaushub, den Blesch als Füllung in seine monumentalen Modulationen einbaut – 250.000 Tonnen pro Jahr, angeliefert per Fünf-Achs-Sattelkipper.

Mondlandschaft mit regem Lkw-Verkehr: Der West Course bekommt gigantische Naturtribünen. (Foto: Michael Blesch/Green Eagle Golf Courses)

„Massive Getrieberäder greifen ineinander“

Während vorn Bleschs Bauwerke wachsen und sich mit den entsprechenden bildlichen Belegen mühelos ganze Galerien füllen ließen – jedes Foto ist ein Puzzlestück des Traums vom Ryder Cup –, „greifen hinter den Kulissen massive Getrieberäder ineinander“: Er und seine Mitstreiter – darunter arrivierte Experten des Veranstaltungsmanagements – feilen an einem neuartigen Besucher- und Beherbergungskonzept samt zugehöriger Infrastruktur und Bewegungsprofile: „Wir rechnen in einer Größenordnung von 100.000 bis 120.000 Zuschauern – pro Tag.“ Denn mit einem schicken Platz allein ist bei der Ryder Cup Ltd. kein Blumentopf zu gewinnen: Deren Holding European Tour Group lebt nahezu ausschließlich von den Erlösen, die das Duell mit den USA einspielt, zumal auf heimischem Terrain, und schaut dementsprechend sehr genau auf die wirtschaftlichen Aspekte einer Kandidatur.

"The Making of" eines Ryder-Cup-Kurses: Die künftige 17, im normalen West-Course-Routing das 16. Loch. (Foto: Michael Blesch/Green Eagle Golf Courses)

Intensiver Kontakt mit England

Deutschland hat diese leidvolle Erfahrungen bei bisherigen Bewerbungen bereits machen müssen, als letztlich Le Golf National bei Paris und der Marco Simone Golf & Country Club am Rand von Rom den Zuschlag bekamen. Blesch, der in einer Frühphase des Rennens für 2018 schon dabei war, kennt die Gesetzmäßigkeiten nicht allein deswegen sehr genau. Er pflegt intensiven Kontakt mit Guy Kinnings, dem geschäftsführenden Direktor der Ryder Cup Ltd. im englischen The Belfry, und mit Jeremy Slessor, dem Chef von European Golf Design, gleichsam eine Tochter der European Tour Group, stimmt seine Baumaßnahmen eng mit ihnen ab und weiß:  „Jeremy ist Green-Eagle-Fan.“

 

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HimmerLand und Tomorrowland als Vorbilder

„Platz“ ist nämlich durchaus ein Pfund, mit dem die Green Eagle Golf Coures auch in anderer Hinsicht wuchern kann: Bei den Flächen, die für Zuschauer und Infrastruktur zur Verfügung stehen und mithin richtig Geld bringen. Das Zauberwort heißt Glamping, zusammen gesetzt aus „glamourös“ und „Camping“; das Vorbild liefern Flemming Astrup mit seinem Turnier Made in Denmark im HimmerLand Golf & Spa Resort oder beispielsweise Tomorrowland, eine Open-Air-Musiksause, wo die Zuschauer seit Jahr und Tag auf dem Festivalgelände übernachten – unter der simplen Plane ebenso wie Beduinenzelt, im Tiny House oder im luxuriösen Wohncontainer.

Platz für mindestens 60.000 Camber

„Die Formel 1 macht so was ebenfalls seit langem“, verdeutlicht Blesch, der im Süden seiner Anlage dafür 180 Hektar Fläche vorhält und 60.000 Camper unterbringen kann. Mindestens: „Im Bedarfsfall hätten wir bis zu 480 Hektar zur Verfügung.“

Maßstab für künftige Ryder-Cup-Strukturen

Ein derartiger Village-Charakter wird „der Maßstab für künftige Ryder-Cup-Strukturen, die bislang immer auf rund 40.000 beziehungsweise in Paris auf 55.000 Zuschauer pro Tag und die reine Infrastruktur des Golfplatzes sowie seines Umlands ausgerichtet war“, ist Blesch überzeugt: „Man muss das Besucherthema einfach neu denken, durch ein entsprechendes Rahmenprogramm überdies neue Einnahmequellen erschließen.“

Ein derartig komplexes Konzept braucht allerdings seine Zeit, ist ohnehin ein ständig fließender, sich entwickelnder Prozess. Deswegen wurde aus der ursprünglichen „Mission 2031“ nun die „Mission 2035“. Blesch: „Wir wollen das alles in Ruhe ausarbeiten und präsentieren, bevor die endgültige Bewerbungsentscheidung fällt.“

Hier geht's lang Richtung Ryder Cup: Green-Eagle-Macher Michael Blesch. (Foto: Michael F. Basche)

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