Panorama

Green Eagle: Top-Golf auf dem grünen Monster, und die Biber basteln am Paradies

02. Jun. 2023 von Michael F. Basche in Winsen (Luhe)

Best-Buddies Marcel Siem (r.) und Michael Blesch: „Er benutzt wirklich jedes Stückchen Erde, um sie ein bisschen besser zu machen.“ (Porsche European Open/Stefan von Stengel)

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Er gilt als „Baumeister der Natur“. Oder „… der Wildnis“. Wahlweise auch „… für die Artenvielfalt“. Ein Buchtitel nennt ihn „Baumeister mit Biss“. In der Fabel taucht er manchmal als Meister Bockert auf. Klar, von wem die Rede ist, oder? Vom Biber natürlich, dem zweitgrößten Nagetier der Erde. Die Castoridae, so der lateinische Name, sind in Europa nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie besonders geschützt, galten zur Mitte des 20. Jahrhunderts fast als ausgerottet und haben mittlerweile in Deutschland wieder eine Population von über 40.000 Exemplaren erreicht. Weil ihnen Lebensräume gewährt werden.

Blesch und der Biber: Seelenverwandte

Womit ein anderer Baumeister ins Spiel kommt: Michael Blesch, Chef der Green Eagle Golf Courses in Winsen (Luhe) vor den Toren von Hamburg, wo dieser Tage zum siebten Mal die DP World Tour mit der Porsche European Open gastiert. Maximier-Malocher Blesch und sein tierisches Pendant sind ganz offenkundig Seelenverwandte: Der ehemalige PGA-Professional feilt unermüdlich an seiner Anlage, hat auf dem Turnierplatz Porsche Nord Course aka „Das grüne Monster“ einen Pflegestandard erreicht, der selbst im Tour-Spektrum seinesgleichen sucht, und schafft gerade mit der Gestaltung des West Course neuen Golf-„Lebensraum“. Zudem gleichzeitig eine Bühne für seinen Lebenstraum vom Ryder Cup.

Der Austragung des Kontinentalwettbewerbs 2035 gilt Bleschs Bestreben, parallel verfolgt er seit Jahren mit hohem Sinn für Ökologie das Konzept „Green Eagle Nature“. Der Biber wiederum nimmt darin großen Raum ein. Nicht nur als Namensgeber für das Clubhaus-Restaurant Beavers mit der starken Ausrichtung auf ein nachhaltiges Speisen- und Getränkeangebot. Sondern wortwörtlich.

Am Rand des neuen West Course: Biber-Paradies „in the making“. (Foto: Michael Blesch)

„Hier darf der Biber sich voll austoben“

Im Bereich der Bahn 14 des einstigen Süd Course, hinter dem dem Abschlag der neuen 13 West, „darf der Biber sich voll austoben“, sagt Blesch. Auf einer Fläche von insgesamt sechs Hektar. Das Areal ist entstanden, weil Blesch eine Erhebung abtragen ließ, um Boden für seine Modulationen zu gewinnen. Und da beide Baumeister Teiche ohnehin besonders gern mögen– auf der Porsche Nord Course ist an 17 Bahnen Wasser im Spiel –, ließ Blesch von seinem bewährten Baggerführer Bernhard Legrand Senken und Buchten ausheben und dann Wasser einlaufen: „Dort kann der Biber einfach das bauen, was er gern möchte.“


„Ich finde super, was Bleschi hier mit Green Eagle Nature alles macht. Er schafft Lebensraum für Fauna und Flora und ein Ökosystem, lässt den Biber einfach machen – das allein ist schon absolut klasse. Und er hat die Grünen auf seiner Seite, das muss man als Golfanlage erstmal schaffen. Für den Golfsport in Deutschland ist großartig, dass es solche Typen gibt. Und wenn ich ein bisschen mein Teil dazu beisteuern darf, dann fühle ich mich sehr geehrt.“

Marcel Siem über Michael Blesch und die Green Eagle Golf Courses


Das Ganze erfolgt in Abstimmung mit dem Landkreis Harburg und mit der Unteren Naturschutzbehörde. Demnächst werden noch Moorpflanzen wie Zwergbirke, Sumpf-Veilchen oder Moosbeere eingesetzt, dann wird die Fläche sich selbst überlassen. „Wenn der Biber es nicht annimmt, dann bleibt es halt ein Moor“, sagt Blesch.

„Anwärter auf Plakette Mitarbeiter des Monats“

Davon freilich ist nicht auszugehen. Seit Jahren muss er seine Ableitungen in kurzen Intervallen frei machen, weil der eh wanderfreudige und von den Teichlandschaften der Green Eagle Golf Courses angelockte Meister Bockert darin zugange war. Auch die Aktivitäten auf den sechs Hektar belegen, dass dort ein wahres Biberparadies entstehen dürfte. Blesch hat sich die Arbeitsmoral der Nager sogar schon für die geplante Landschafts- und Gewässergestaltung zunutze gemacht und gezielt Rinnen oder Abflüsse gezogen. „Am nächsten Morgen hat der Biber dort bereits einen Damm gebaut, um die Lücke zu stopfen und den Teich wieder aufzustauen, damit der Eingang zu seinem Bau unter Wasser bleibt. So schnell kannst du gar nicht gucken.“

Rund 25 Meter Damm sind auf diese Weise bereits entstanden; das erinnert doch sehr an Bleschs Credo: „Nicht sabbeln, machen!“ Da muss er schmunzeln. „Ja, da wird auch nicht lange gefackelt. Unsere Biber sind superfleißig und auf jeden Fall ernsthafte Anwärter für die Plakette als Mitarbeiter des Monats.“

Rückbau und Renaturierung

Letztlich handelt es sich bei der gesamten Maßnahme um einen Rückbau und eine Renaturierung ehemaliger landwirtschaftlicher Flächen. Mit dem Bodenaushub haben Blesch und Legrand aus bis zu anderthalb Metern Tiefe jede Menge uraltes Dränage-Geröhr zutage gefördert, mit dem der Acker einst von den Bauern trockengelegt worden war. „Das war ursprünglich sumpfiges Gebiet, jetzt geben wir es der Natur zurück“, verdeutlicht Blesch. „Das passt sehr gut in die Zeit: Moore wiederherstellen und damit CO2-Speicher gewinnen.“

Marcel Siem: „I Play Carbon Neutral“

Beim Stichwort CO2 horcht einer besonders auf: Golfprofessional Marcel Siem, der seit geraumer Zeit mit der Hamburger Firma AQ Green Tech an seinem ökologischen Footprint arbeitet, das Emblem „I Play Carbon Neutral“ auf der Kleidung trägt und die Green Eagle Golf Courses als „meine zweite Heimat“ bezeichnet. Die erste ist mittlerweile in den Heritage Resorts auf Mauritius, was natürlich etwas die Bilanz trübt, weil die Strecke nun mal nicht per E-Auto zu bewältigen ist. „Es geht um Reduktion, und ansonsten gleichermaßen um Kompensation. Das Resort immerhin ist ebenfalls CO2-frei“, erklärte Siem nach dem „mega lustigen“ Pro-Am der Porsche European Open, das er traditionell mit Best-Buddy Blesch bestritten hat und über den er sagt: „Er benutzt wirklich jedes Stückchen Erde, um sie ein bisschen besser zu machen.“

Rück(en)ansicht: „I Play Carbon Neutral“ – Marcel Siem (2. v. l.) beim Pro-Am der Porsche European Open. (Foto: Michael F. Basche)

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