Greenkeeping

Grün ist die Wiese – höchste Zeit, den Greenkeepern mal danke zu sagen

23. Sep. 2020 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Die Greenkeeper waren nicht untätig während dem Corona-Lockdown. (Foto: Getty)

Die Greenkeeper waren nicht untätig während dem Corona-Lockdown. (Foto: Getty)

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„Alles neu macht der Mai“: Nein, keine fünf Euro ins Phrasenschwein. Genau so ist es nämlich. Seit auch in NRW ab dem 8. Mai die Fairways wieder freigegeben wurden und endgültig in allen Bundesländern gespielt werden durfte, ist für Golf-Deutschland im übertragenen und im buchstäblichen Sinn die Wiese grün. Selten waren die Plätze im frühen Sommer, einer der Hochphasen der Saison, so mustergültig manikürt wie im Corona-Jahr 2020. Der Golfbetrieb hat den Lockdown eher genutzt, denn bloß drüber gejammert: Perspektive statt Pause, Lust statt Lamento, Einsatz statt Energielosigkeit. Ausnahmen bestätigen allenfalls die Regel. Und es ist höchste Zeit, mal ausdrücklich danke zu sagen!

In die Hände gespuckt

Danke an die Greenkeeper, die in die Hände gespuckt und ihre Plätze für Spielwütige in Schuss gehalten haben, von denen niemand wirklich wusste, wann sie wiederkommen dürfen. Dank auch an die Betreiber und Manager, die ihren „Bodentruppen“ den Rücken freigehalten und in besonderen Zeiten die entsprechenden Arbeitsbedingungen geschaffen und durchgehalten haben.

Mehr noch: Einige Anlagen haben sogar den Mut bewiesen, geplante Umbauten oder Verbesserungen in eine Zeit zu verlegen, die zwar ungestörtes Arbeiten garantiert hat, weil auf dem Platz Ebbe herrschte. In der Kasse aufgrund fehlender Greenfee-, Gastro-, Sponsorenturnier- oder Range-Einnahmen allerdings ebenso.

80 Prozent des Jahresaufwands schon erledigt

Die Green Eagle Golf Courses in Winsen (Luhe) beispielsweise, wo Miteigentümer Michael Blesch („Ich hab halt Bau-Tourette“) mal eben Loch 14 des Porsche Nord Course in ein spektakuläres Tee-Wasser-Grün-Ensemble verwandelte und gleich noch das Umfeld von Grün 16 neu arrangierte. Oder der Dortmunder Golfclub, der im Rahmen des mit Städler Golf Courses erarbeiteten Masterplans unter anderem Grüns-Erweiterungen vorgezogen hat. Oder der Golfclub Haus Oefte in Essen, dem Architekt Christian Althaus in den vergangenen Wochen Abschläge erneuert sowie eine komplett neue Fairway-Beregnung samt Brunnen, Teichen und Pumpstation „verpasst“ hat. Der Beispiele gäbe es noch viele …

Vorher, nachher: Unten das neue spektakuläre Loch 14 des Porsche Nord Course, oben der Urzustand mit der ehemaligen 14 dahinter. Foto: Green Eagle Golf Courses/Facebook

Vorher, nachher: Unten das neue spektakuläre Loch 14 des Porsche Nord Course, oben der Urzustand mit der ehemaligen 14 dahinter. Foto: Green Eagle Golf Courses/Facebook

Und dann das Tagesgeschäft. „Wir haben während der Zwangspause 80 Prozent des Jahresaufwands an mechanischen Pflegemaßnahmen erledigt, müssen ab jetzt nur noch das ganz normale Mäh- und Besandungsprogramm fahren“, sagt Michael Blesch und zählt auf: „Abschläge aerifiziert und gegradet (geschlitzt), Bunkerkanten ausgebessert, Regner hochgeholt, Ventilkästen freigeschnitten, Wege in Stand gesetzt, Bäume gestutzt und und und …“ Sogar die Azubis aus dem Büro wurden eingespannt, statt in Kurzarbeit geschickt.

Grüns haben die Auszeit genossen

Besonders den Grüns hat die Auszeit ziemlich gut getan, die unbehelligt und zudem vom herrlichen Frühlingswetter stimuliert aus dem Winterschlaf erwachen durften. Ohne den Stress des Spielbetriebs war es ein idealer Start in die Wachstumsphase; überdies profitierten die Gräser davon, dass nicht frühmorgens, sondern tagsüber gemäht werden konnte, wenn die Halme getrocknet sind und sich dadurch die Schnittqualität enorm verbessert.

Das Pflegeprogramm tat ein Übriges. Blesch und seine Greenkeeper-Crew ließen beispielsweise nach dem Aerifizieren die von den Spoons verursachten Löcher einfach offen, um eine optimale Durchlüftung der Rasenschicht zu gewährleisten. Außerdem wurden die Puttflächen nachgesät und „in Ruhe gelassen, damit die Saat richtig aufgehen kann“, verdeutlicht Blesch. Solche Maßnahmen wären bei laufendem Spielbetrieb  in diesem praktischen wie zeitlichen Umfang nicht möglich gewesen: „Was normalerweise in Summe mindestens drei Monate braucht, haben wir in einem Monat am Stück erledigt und alles auf Hochglanz poliert.“

Logistische Meisterleistungen in einer Ausnahmesituation

Das war der Eindruck auf den allermeisten Golfanlagen zwischen Flensburg und Passau, als die Länderregierungen nach dem Lockdown den ersehnten „Kanonenstart“ verkündeten. Hinter all der unverdrossenen Unrast des Platzpersonals stehen freilich auch logistische Meisterleistungen in einer für alle neuen und nie erlebten Ausnahmesituation. Denn der Pflegebetrieb unter dem Damoklesschwert des Corona-Virus will erst mal ebenso effizient wie gefahrlos organisiert werden.

„Bis zum 6. April wurden Resturlaub und Überstunden abgeleistet oder schon neuer Urlaub genommen, und sowieso haben wir nur mit der ganzjährig beschäftigten Stammmannschaft Instandhaltungspflege betrieben“, berichtet zum Beispiel Horst Schubert, Vorstand der Golf- und Country Club Seddiner See AG nahe Potsdam. „Dann haben wir auch die Saisonkräfte aktiviert und das Team so auf rund 20 Mann erhöht. Die Mitarbeiter wurden in Gruppen von je vier, fünf Personen aufgeteilt und hatten gestaffelte Zeiten des Arbeitsbeginns, um ,Rudelbildung‘ im Betriebshof zu vermeiden.“

„Repair Pitchmarks“

Außerdem wurde die tägliche Arbeitszeit auf fünf Stunden komprimiert, so dass keine Pausen im Betriebshof eingelegt werden mussten: „Unsere Leute haben Essen und Trinken mit auf die Maschinen genommen und waren die ganze Zeit auf dem Platz – möglichst allein, um Distanz zu wahren.“

Jetzt liegt‘s am Golfer, seinen Teil zur geleisteten Vorarbeit beizutragen und auf den wieder stark frequentierten Kursen nicht vor lauter Spielfreude die Grundregeln der Platz-Etikette schleifen zu lassen. Will heißen: Repair Divots, repair Pitchmarks!


Jetzt exklusiv bei Golf Post Premium: Greenkeeping auf Tourniveau - Green Eagle Golf Courses

Und weil Bilder mehr sagen als tausend Worte, hat Golf Post mit Michael Blesch über seine Anlage sowie speziell den Porsche Nord Course als Schauplatz der Porsche European Open auf der European Tour gesprochen. Daraus ist eine Videoserie entstanden, die zeigt, was es bedeutet, erfordert und verlangt einen Golfplatz auf Tourniveau zu entwerfen und vor allen Dingen zu pflegen. Damit bekommen Sie als Premium-Nutzer detaillierte Einblicke in die Welt des Greenkeepings und der Golfplatzarchitektur auf einem der besten Plätze Deutschlands.

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In Premium vorhandene Episoden:

Episode 1: Golfplatzarchitektur im Einklang mit dem Greenkeeping

Episode 2: Die Grüns - Das Heiligtum eines jeden Golfplatzes?

Episode 3: Die Fairways - Nagelschere oder Rasenmäher?

Episode 4: Das (Semi-) Rough - Zwischen Tourniveau und Alltagsbetrieb

Episode 5: Wasser(hindernisse) - Nur Hindernis oder substantieller Bestandteil der Platzpflege?

Episode 6: Bunker: - “Nur” ein Sandkasten oder doch viel mehr?

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