Back Nine

Harold Varners Vier-Putt – Oder: Wie man in Sekunden 1,5 Millionen verspielt

30. Mai. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Harold Varner bei der Charles Schwab Challenge der PGA Tour. (Foto: Getty)

Harold Varner bei der Charles Schwab Challenge der PGA Tour. (Foto: Getty)

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Putts waren an diesem Wochenende auf den Touren schwer angesagt: Victor Perez verdankt seinen Gewinn der Dutch Open letztlich einem langen, aber dennoch gestopften Ball, und Sam Burns stach den Weltranglistenersten Scottie Scheffler im Play-off um die Charles Schwab Challenge ebenfalls mit so einem Distanz-Ding aus. Dass es freilich auch andersherum geht, dass der Putter einem alles vermasseln kann, muss man eigentlich niemandem erzählen. Man sieht es auf den Touren oft genug, und man kennt es aus eigenem Erleben. Selten aber wird dabei binnen weniger Minuten gleich eine Million Dollar versenkt, während der Ball partout nicht fallen will. Doch genau das widerfuhr Harold Varner III in der Finalrunde im Colonial Country Club. Als Mitführender brauchte er auf dem zwölften Grün nach einem Bunkerschlag sage und schreibe vier Putts, ließ den ersten zu kurz und die folgenden beiden zu lang, eher er endlich zum Triple Bogey einlochte und auf einmal mit drei Schlägen zurück lag.

Derart aus der Fassung geraten, gerieten auch etliche der nächsten Löcher zum Desaster: Der 31-Jährige hatte auf seinen letzten sieben Löchern zehn Schläge verloren, kam mit einer Back Nine von 45 Schlägen (!) ins Clubhaus und unterschrieb insgesamt eine 78er-Runde, die ihn vom geteilten ersten auf den 27. Platz zurückwarf. Für die Platzierung gab’s am Ende 56.000 Dollar, ein Sieg hingegen hätte Varner 1,5 Millionen Dollar eingebracht – wäre da nicht besagter VierPutt gewesen, mit dem die Aussicht auf einen solchen Zahltag binnen Sekunden zunichte gemacht war. „Was für ein verrückter Scheiß so passieren kann“, sagte er anschließend. Sprach’s und ging Autogramme geben – das nennt man Haltung.

„Bones“ MacKay und die Flagge vom 18. Major-Grün

Verdienter Lohn: Die PGA Championship ist eine gute Woche her, Sieger Justin Thomas hat mittlerweile den Cut bei der Charles Schwab Challenge verpasst und konnte sich am Wochenende endlich in Ruhe ein Bierchen gönnen – aber eins bleibt noch nachzutragen.


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Denn auch Caddie Jim „Bones“ MacKay hat am Ende der Tage in Southern Hills von Thomas bekommen, was ihm zusteht, aber zuvor mit einem anderen Chef fünf Mal verwehrt blieb. Die Flagge des 18. Grüns nämlich, normalerweise traditionelle Sieger-Trophäe für den Bag Man. Doch bei den Major-Triumphen mit Phil Mickelson war „Bones“ jedes Mal leer ausgegangen; „Lefty“ hatte auch die Lappen für seine Memorabilia-Sammlung einkassiert. Erst nach der Trennung des Duos 2017 – ohnehin weit weniger einvernehmlich als dargestellt und laut Mickelson-Biograph Alan Shipnuck von MacKay wegen ausstehender Prämienzahlung in Höhe von mehreren hunderttausend Dollar vollzogen – soll Mickelson die Flaggen der fünf gemeinsamen Majors an den Looper geschickt haben, aber mit krakeliger, großformatiger Unterschrift versehen und damit auf gewisse Weise entwertet. So will es jedenfalls Shipnuck wissen. Und deswegen war jener Sonntag vor einer Woche auch für MacKay ein Tag der besonderen Genugtuung.

Jede Menge Grund zur Freude hatte übrigens auch ein Golfzocker, der 200 Dollar auf Thomas’ zweiten PGA-Championship-Erfolg gesetzt hatte und sein Geld schon davon schwimmen sah, ehe Mito Pereira mit dem Doppelbogey auf der 18 endgültig seine Chance vertat und das Stechen zwischen Thomas und Will Zalatoris ermöglichte. Als Thomas dann den siegreichen Putt verwandelte und sich die 2,7 Millionen Dollar Preisgeld für Platz eins sicherte, da war auch der Wetter um 50.000 Dollar reicher.

Daly empfiehlt Woods Turniere per Cart

Noch’n Nachtrag: Teils ungläubig, teils erschreckt hat die Golfwelt den Leidensweg von Tiger Woods bei der PGA Championship verfolgt, der 15-fache Majorsieger quälte sich gerade am dritten Tag förmlich über die Ondulationen von Southern Hills, sein Gesicht war angestrengt und bisweilen schmerzlich verzogen – sein Golfspiel war bereit für das Major, sein rechtes Bein indes nicht. Das bringt uns zu John Daly, der mit seinem Körper derart Schindluder und an seiner Gesundheit derart Raubbau getrieben hat, dass er am liebsten per Buggy durch die Turniere braust. Folgt man der Empfehlung von „The Wild Thing“, dann wäre Woods mit einem fahrbaren Untersatz ebenfalls besser bedient. „Ich garantiere Euch: Hätte Tiger ein Cart benutzt, wäre er auf dem Leaderboard ganz oben gewesen“, ließ Daly wissen. Doch genau das hat Tiger Woods schon beim ersten Golf-Auftritt nach dem verhängnisvollen Autounfall im Februar 2021 ausgeschlossen. „Niemals auf der PGA Tour oder bei einem sonstigen offiziellen Turnier“, sagte er anlässlich der PNC Championship im Dezember. „Das bin ich nicht, und so will ich auch keine Turniere bestreiten. Entweder ich spiele ,richtig’ oder gar nicht.“


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„Oldie“ McIlroy streicht die Irish Open

Herber Verlust: Der Lokalmatador hat abgesagt, Rory McIlroy verzichtet auf sein Heimatturnier. Statt die Irish Open (30. Juni bis 3. Juli) auf dem Jack-Nicklaus-Kurs im Mount Juliet Resort nahe Dublin zu spielen, bleibt der Nordire auf der PGA Tour und kehrt erst zum JP McManus Pro-Am in Adare Manor nach Europa zurück, für das auch Tiger Woods bereits zugesagt hat. Anschließend will sich „Rors“ zwei Wochen Pause gönnen, ehe die 150. Open Championship auf dem Old Course in St. Andrews ansteht. Der 33-Jährige muss im Reigen mit der Golf-Elite seine Kräfte schonen, ist man beim Blick auf die Weltrangliste augenzwinkernd geneigt zu sagen: McIlroy ist tatsächlich der älteste Spieler unter den Top-Ten, er rangiert aktuell auf Platz acht. Zweitältester ist Patrick Cantlay mit 30 Jahren auf Platz sechs, ansonsten sind von Primus Scottie Scheffler bis Jordan Spieth auf Platz zehn alle noch deutlich in den Zwanzigern – die Twens haben im Profi-Golf das Sagen.

LIV-Teilnehmerfeld lässt auf sich warten

Verzögerung: So recht kommt Greg Normans von Saudi-Arabien finanzierte LIV Golf Invitational Series nicht aus den Puschen. Am vergangenen Freitag sollte das Teilnehmerfeld für das Premieren-Turnier vom 9. bis 11. Juni im Centurion Golf Club nahe London benannt werden, doch der Termin verstrich ergebnislos.

Stattdessen wurde bekannt, dass die luxuriöse und renommierte Event-Location Alexandra Palace in London, wo eine glamouröse LIV-Auftaktparty samt Verkündung der Flights und Präsentation bedeutender Spieler stattfinden sollte, von der Ausrichtung der Veranstaltung zurückgetreten ist. Es wird allgemein davon ausgegangen, dass dies mit Normans jüngsten Äußerungen in Sachen Saudis zusammenhängt. Überdies ist fraglich, ob Norman selbst noch als Impresario des Konkurrenz-Circuits an Bord ist.

Bierwerbung mit Woods-Bewunderer

Beförderung: Das Foto ging um die Welt – jener Golffan, der bei der PGA Championship in stiller Andacht und mit um die Bierbüchse gefalteten Händen zusah, wie Tiger Woods sich nach einem verunglückten Drive per Punch aus den Bäumen befreite, während um ihn herum alles eifrig versuchte, den Superstar per Handy-Foto abzulichten.

Auch die Bierbrauer bei Michelob Ultra haben das Foto, ihre Bierbüchse und die Wirkung des Motivs gesehen und mit besagtem Fan jetzt einen Vermarktungsvertrag abgeschlossen: Mark, der Michelob-Typ, erscheint fortan in einem 15-sekündigen Werbevideo und als Aufdruck auf einem T-Shirt und auf einer Mütze. Auch so kann man Karriere machen.


Der neue „X Man“ ist zwölf Jahre alt

Werbe-Ikone die Zweite: Cobra Puma Golf hat einen sogenannten NIL-Vertrag (Name, Image, Likeness) mit dem „Wunderkind“ Xavier Perez abgeschlossen, mit dem das Unternehmen Namen, Bekanntheitsgrad und Beliebtheit des jungen Golfers nutzen kann, ohne dessen Amateurstatus zu gefährden. Die Kompensation erfolgt dabei auf indirekten, jeweils sehr individuellem Wege. Perez, der allgemein „Xeve“ oder „X Man“ genannt wird, ist erst zwölf Jahre alt, spielt seit seinem dritten Lebensjahr Golf und hat bereits 250 Nachwuchsturnier gewonnen; fürderhin tut er das von Kopf bis Fuß in Puma-Farben und mit dem kompletten Cobra-Equipment. „Er ist ein fantastisches Talent und ein Vorbild. Dies entspricht unserem Ziel, das Spiel zu fördern und die nächste Generation von Golfern zu inspirieren“, sagte Dan Ladd, der Chef von Cobra Puma Golf.

Rotarier ermitteln ihre Besten

Soziales Engagement, Spaß und gute Laune: Vom 5 bis 7. August bereitet das Lindner Hotel & Sporting Club im Westerwald den Internationalen Offenen Deutschen Rotary Golfmeisterschaften die Bühne. Alle Teilnehmer vereint neben dem Hobby Golf zuvorderst der rotarische Gedanken von humanitärem Dienst, Einsatz für Frieden und Völkerverständigung sowie Dienstbereitschaft im täglichen Leben. So wird die Veranstaltung denn neben der Weiterentwicklung nationaler und internationalen Freundschaften von der Bereitschaft geprägt, mit golferischen Aktivitäten hilfsbedürftigen Menschen zu dienen. Das sportliche Treffen, bei dem neben den Mannschafts- und Einzelmeisterschaften erstmals ein Länderpokal ausgespielt wird, ist eingebettet in ein spannendes Programm mit vielen Überraschungen. Und auch Familienmitgliedern sowie Freunden steht die Teilnahme am Turnier frei, das ohnehin für alle Handicap-Klassen offen ist. Es gibt eine separate Gästewertung. (www.golf-rotary.de)

Wenn der Clubmeister keinen Parkplatz braucht

Zum Schluss: Ein beliebtes Feature in traditionell strukturierten Golfclubs sind die reservierten Parkplätze – für den Präsidenten, die bzw. den Ladies’ und Men’s Captain oder auch für den Club-Champion. Nun kann es aber vorkommen, dass Letzterer vielleicht gar kein Auto hat, aus ökologischen Gründen womöglich und auf alternative Fortbewegungsmittel schwört – gibt’s auch unter Golfern. Oder überhaupt noch zu jung ist für einen Führerschein, wie im Fall dieses Beispiels. Gute Manager wissen die Lösung – und stellen einfach einen Fahrradständer auf.

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