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Olympische Spiele 2016

Michael Vesper: „Golf hat sein Image als Elitesport längst verloren“

22. Apr. 2016 von Tobias Hennig in Köln, Deutschland

Auf dem Verbandstag des Deutschen Golf Verbandes stand Michael Vesper, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes, Golf Post Rede und Antwort. (Foto: Getty)

Auf dem Verbandstag des DGV stand Michael Vesper, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes, Golf Post Rede und Antwort. (Foto: Getty)

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Dr. Michael Vesper ist nicht nur Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes, sondern auch Chef de Mission der deutschen Olympiamannschaft in Rio de Janeiro. Als oberster Leiter der sportlichen Delegation war er bereits bei den Olympischen Spielen in Peking, London und Sotschi. Am Rande des Verbandstages des Deutschen Golf Verbandes sprach der 64-Jährige mit Golf Post über die neueste olympische Sportart - Golf.

Golf Post: Michael Vesper, Golf ist im Vergleich zu anderen Olympischen Sportarten in Deutschland nicht sehr weit verbreitet. Wie ist Ihre persönliche Verbindung zum Golf? Ist Olympia auch für Sie der erste Berührungspunkt?

Michael Vesper: Der Deutsche Golfverband hat mehr als 600.000 Mitglieder. Das ist schon einer unserer großen Mitgliedsverbände. Und ich glaube, der Golfsport hat sein Image als Elitesport längst verloren. Ich kenne viele junge Leute, die mit Begeisterung Golf spielen und ich denke, auch die Aufnahme ins olympische Programm tut einiges dazu, dass Golf sich noch weiter verbreitet und auch mehr auf alle Bevölkerungsschichten verbreiten wird.

Golf Post: Was meinen Sie denn, wie die olympische Familie den Golfsport aufnehmen wird? Er unterscheidet sich ja doch stark von den meisten anderen olympischen Sportarten.

Michael Vesper: Das gilt für viele olympische Sportarten. Also eine Zweikampfsportart ist etwas ganz anderes als Vielseitigkeitsreiten, Leichtathletik ist nicht zu vergleichen mit Synchronschwimmen. Das olympische Programm lebt ja von der Vielfalt und da ordnet sich Golf gut ein. Golf ist ein internationaler Sport. Es werden wahrscheinlich 40 Nationen, 40 nationale olympische Komitees Golfspieler in ihrer Mannschaft haben und das ist schon eine Menge. Das ist jetzt ein Anfang, aber ich bin sicher, das wird dann 2020 eine Steigerung in Tokio erfahren.

Golf Post: Was meinen Sie, welchen Stellenwert der Golfsport innerhalb der olympischen Sportarten und vor allem der Kernsportarten einnehmen wird?

Michael Vesper: Wir sprechen ungern von Kernsportarten, weil uns jede Sportart gleich lieb und gleich wichtig ist. Golf wird schon deswegen auf riesiges Interesse stoßen, weil es neu ist und seit langem die erste neue Sportart im olympischen Programm. Daher habe ich da keine Sorge.

Golf Post: Wie reagieren Sie denn darauf, dass es auch viele prominente Golfer gibt, die mit Olympia erstmal nichts anfangen können? Der ehemaligen Weltranglistenerste Adam Scott hat schon gesagt, er interessiert sich nicht für Olympia, weil es für Profigolfer keinen Stellenwert hat. Haben Sie da auch Verständnis dafür, dass Olympia sich erst mal einen Stellenwert im Golf erarbeiten muss?

Michael Vesper: Ich glaube, die werden sich hinterher ärgern. Wir haben das ja erlebt, 1992. Als zum ersten Mal Basketballprofis aus den USA teilnahmen und die sich dann ein eigenes Hotel gemietet haben und nicht ins olympische Dorf gezogen sind. Sie haben dann gesagt: "Wir kommen gerne wieder, aber nur, wenn wir im olympischen Dorf leben." Also diese etwas hochgetragene Nase einiger Golfprofis wird sich schon nach unten biegen. Und die deutschen Profis, also Martin Kaymer, Bernhard Langer oder auch die Frauen sind ja alle ganz heiß auf Olympia.

Golf Post: Sie waren schon einige Male die Anlagen in Brasilien besichtigen. Wie ist denn Ihr Eindruck? Haben Sie auch den Golfplatz gesehen?

Michael Vesper beim Chippen auf die Olympischen Ringe. (Foto: Golf Post)

Michael Vesper beim Chippen auf die Olympischen Ringe. (Foto: Golf Post)

Michael Vesper: Ich habe den Platz gesehen, aber in einem Stadium, als er noch nicht grün war. Aber ich habe jetzt Bilder gesehen, der liegt einmalig. Ich glaube, dass kann man kaum toppen. Es gab ja auch Kritik, weil es ein Naturschutzgebiet war, aber wie jüngste Studien ergeben haben, wächst dort die Flora und die Fauna kommt zurück. Golf ist ein Natursport und kein Sport, der Natur zerstören will. Er will sie erhalten und nutzen.

Golf Post: Kürzlich hat mit Vijay Singh ein weiterer ehemaliger Weltranglistenerster Olympia wegen des Zika-Virus abgesagt. Wie ist die Lage in dieser Hinsicht?

Michael Vesper: Den Zika-Virus muss man ernst nehmen. Studien zeigen, dass er bei Schwangeren zu Missbildungen der Kinder führen kann. Auf der anderen Seite haben wir Vorsorge getroffen, so dass unsere Sportler sich schützen können. Durch das Mückenschutzmittel Anti-Brumm und durch entsprechende Kleidung. Es ist auch zu erwarten, dass im brasilianischen Winter, das wird ja im August der Fall sein, die Mücken längst nicht so aktiv sein werden, wie es jetzt im Sommer, in unserem Winter, der Fall war. Also Risiken gibt es natürlich immer und überall, aber unsere Ärzte sind darauf vorbereitet und tun alles, um die Sportler zu schützen.

Golf Post: Der schleppende Ticketverkauf ging Anfang April durch die Medien. Er läuft sehr schlecht und es wurde schon eine Task Force im Gastgeberland gegründet.

Michael Vesper: Aber nicht für Golf!

Golf Post: Nicht für Golf?

Michael Vesper: Habe ich eben gehört, das hat Herr Neumann [Marcus Neumann, Vorstand Sport im Deutschen Golf Verband; Anm. d. Red.] mir berichtet. Golf war innerhalb weniger Tage ausverkauft, so viel ich weiß.

Golf Post: Dann ist es ja umso besser. Viele deutsche Fans wünschen sich nicht erst seit dem Masters, Bernhard Langer in der Olympiamannschaft zu sehen. Eine sportliche Qualifikation ist aber schlichtweg unmöglich. In Irland gibt es das Konzept, dass Paul McGinley zum Beispiel als Teamchef für die Golfer mitfährt. Ist so ein Konzept in Deutschland auch denkbar?

Michael Vesper: Das müssen Sie den Deutschen Golfverband fragen. Wir sind ja eine Olympiamannschaft und wir haben unterschiedliche Teilmannschaftsleiter für die einzelnen Sportarten. Aber das ist Sache des Verbandes.

Golf Post: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Vesper.

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