Back Nine

Jon Rahm: Theoretisches Mega-Handicap und Wut auf die Weltrangliste

16. Jan. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Jon Rahm versteht die Weltrangliste nicht. (Foto: Getty)

Jon Rahm versteht die Weltrangliste nicht. (Foto: Getty)

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Wer ist derzeit die Nummer eins auf dem Golfglobus? Rory McIlroy. Jedenfalls laut Weltrangliste. Einer vor allem sieht das freilich ganz anders. Jon Rahm reklamiert für sich, „seit August der beste Golfer der Welt“ zu sein. Die Einschätzung und das Selbstbewusstsein des Spaniers nähren sich ganz frisch aus dem Gewinn des Tournament of Champions, dem jüngsten Lorbeer in Rahms beeindruckender Strecke von insgesamt drei Siegen in den jüngsten fünf Turnierstarts sowie zehn Top-Ten-Platzierungen bei den zurückliegenden 15 Auftritten. Und dennoch ist er weiterhin im OWGR bloß Fünfter, was ihn mächtig erbost. „In dieser Form ist die Weltrangliste eine Lachnummer“, schäumte Rahm nach dem Hawaii-Erfolg. „Wenn sie [das OWGR-Direktorium] das Punktesystem nicht geändert hätten, wäre ich jetzt mindestens nah dran am Spitzenplatz. Stattdessen habe ich seit den Playoffs drei Mal gewonnen und komme Rory McIlroy und Scottie Scheffler als Nummer zwei keinen Schritt näher. Ja, ich schaffe es nicht mal, den viertplatzierten Patrick Cantlay zu überholen.“ Und: „Mir soll mal jemand erklären, wie das sein kann – ich kapiere nämlich nicht, was da vorgeht.“


Bereits anlässlich der BMW PGA Championship 2022 in Wentworth hatte sich Rahm über die Quotenstruktur des OWGR ereifert und das Ranking als „lächerlich“ bezeichnet, „weil für Wentworth weniger Punkte verteilt werden als bei der Fortinet Championship auf der PGA Tour, obwohl dort nicht ein einziger Top-Ten-Spieler am Start ist.“ Desgleichen nach dem Triumph bei der DP World Tour Championship: „Es ist aberwitzig, dass die parallel laufende RSM Classic nicht einem Top-25-Starter hat und trotzdem besser bewertet ist als unser Turnier hier in Dubai mit sieben Spielern aus den ersten 25.“

Dazu passt, dass Statistik-Nerd Michael Verity auf Basis von Rahms beeindruckenden Vorstellungen seit der gewonnenen Mexico Open im vergangenen Mai ein sagenhaftes theoretisches Handicap für den Spanier errechnet und via Twitter veröffentlich hat. Demnach würde der 28-Jährige mit einer Vorgabe von 13 antreten müssen, also auf jedem Par-72-Kurs eine 59 schießen, um das Handicap zu bestätigen. Ist ja mal ein nettes hypothetisches Zahlenspiel.

Pereira zu LIV, Scott in den Tour-Beirat

Mal wieder was Neues von LIV: Allem Anschein nach ist es dem Konkurrenz-Circuit gelungen, endlich Mito Pereira zum Überlaufen zu bewegen, woran auch dessen chilenischer Landsmann Joaquin Niemann und seine Überredungskünste hohen Anteil gehabt haben dürften. Pereira, aktuell Nummer 44 der Welt, wurde vor allem bekannt, weil er vergangenes Jahr bei der PGA Championship durchaus virtuos den möglichen ersten Majorsieg vergeigte. Ob sein Abgang nun ein sonderlicher Verlust für die PGA Tour ist, sei dahin gestellt. Für die Franchise-Pläne von LIV Golf mag Pereira vor dem Hintergrund des südamerikanischen Markts durchaus von Wert sein.

Viel schwerer wiegt für die Saudi-Liga und vor allem ihren Impresario Greg Norman, dass sein populärer australischer Landsmann Adam Scott allen weiteren Spekulationen über einen eventuellen Wechsel einen Riegel vorgeschoben haben dürfte. Der Masters-Sieger von 2013 hat sich in den Spielerbeirat PAC der PGA Tour wählen lassen, was als starkes Zeichen der Solidarität zu werten ist.

Endlich Post für den richtigen Scott Stallings

Vollzug: Scott Stallings hat endlich die Einladung des Augusta National Golf Club zum Masters. Am vergangenen Freitag traf die Post von Namensvetter Scott Stallings ein, nachdem ein Briefdienst die Sendung der Granden in Grün an den falschen Golfer geliefert hatte, einen 60-jährigen Immobilienmakler und nach eigenem Bekunden „Gelegenheitsgolfer“. Der Rest ist eine Story, die durch alle Golfmedien geisterte. Mit Happy End und einer Einladung an das „falsche“ Ehepaar Stallings, die dem echten Stallings im April bei einer Trainingsrunde zusehen dürfen.

 

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Wenn die Mauer am Road Hole nicht mitspielt

Der Klügere gibt nach: Das Road Hole auf dem Old Course zu St. Andrews ist berühmt. Und berüchtigt. Cam Smith machte hier bei der 150. Open Championship im vergangenen Juli mit einem grandiosen Up-and-Down quasi die Claret Jug klar, andere kostete vor allem der berüchtigte Road Hole Bunker vielfach entscheidende Schläge.


Doch nicht nur das Sandhindernis kann sich als tückische Falle erweisen, auch die Mauer hinter dem Weg, der am Grün entlang führt, ist vielen bei unpräziser Annäherung schon zum Verhängnis geworden. Aktuell geistert das Video eines Amateurs durchs Netz, der sich an dem Natursteinwall abarbeitet, weil er es partout über Bande oder per Querschläger, also mit Abpraller, auf jeden Fall ohne Drop aufs Grün schaffen will. „Der Klügere gibt nach“, möchte man liebsten rufen – allerdings an die Adresse der Mauer.

 

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Nike holt Nelly: Korda mit dem „Swoosh“

Logische Entwicklung: Max Homa und Kevin Kisner haben Nelly Korda während des QBE Shootout als „Tiger Woods der LPGA Tour“ bezeichnet, da passt diese Meldung genau ins Bild. Wie ihr „Namensvetter“ ist die Weltranglistenzweite nunmehr im Zeichen des „Swoosh“ auf der Bekleidung unterwegs: Korda hat einen Sponsor-Vertrag mit Nike unterschrieben, so wie kürzlich auch Tom Kim. Außerdem rüstet Nike künftig die Kanadierin Brooke Henderson aus. Und wer sich wundern, dass auf dem Instagram-Foto von Nelly Korda der Kopf ihres Titleist-Schlägers nicht zu sehen ist – es gilt in der Branche als offenes Geheimnis, dass die 24-Jährige vor einem Wechsel zu TaylorMade steht. Gleiches gilt für Henderson.

 

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Sturmschäden und Greenkeeper-Heldentaten

Herkules-Aufgabe: Vor Wochenfrist haben wir an dieser Stelle über die heftigen Stürme an Kaliforniens Küste und ihre Auswirkungen auf die dortigen Golfplätze berichtet, hier noch mal ein Eindruck von den entfesselten Gewalten aus Sicht des ikonische Cypress Point:

 

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Besonders verheerend traf es den Monterey Peninsula Country Club, der nahezu komplett überflutet und schwer „angeschlagen“ war. Doch das Greenkeeping-Team hat binnen weniger Tage wahre Wunder vollbracht, wie diese Vorher-Nachher-Aufnahme zeigt – Hut ab:

 

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Wetten auf Gareth Bale als Profigolfer

24/7: Gareth Bale, der walisische Ausnahmestürmer mit Kick-Unlust, hat seine Fußballschuhe nach der Weltmeisterschaft von Katar an den Nagel gehängt. Das bedeutet: Der 33-Jährige kann sich jetzt voll und ganz und rund um die Uhr seiner großen Liebe Golf widmen. Klar, dass damit auch Spekulationen ins Kraut schießen, Bale könne jetzt eine zweite Laufbahn als Profigolfer anstreben, nachdem er es schon als Hobby-Spieler zu einem Zweier-Handicap geschafft hat. Bei den Buchmachern werden bereits entsprechende Wette abgeschlossen, beispielsweise würden für den Professional Bale 5:1 gezahlt. Als noch wahrscheinlicher gelten Design und Betrieb eines eigenen Golfplatzes (21); immerhin hat sich Gareth Bale auf seinem Anwesen nahe Cardiff bereits drei weltberühmte Par-3-Löcher nachbauen lassen: die 17 im TPC Sawgrass, die „Postage Stamp“-Acht von Royal Troon und Golden Bell, die Zwölf im Augusta National Golf Club.

Camiral Golf & Wellness als Ryder-Cup-Favorit für 2031

Konkurrenz: Das Buhlen um den Ryder Cup 2031 ist eröffnet. Nachdem das englische Luxushotel Luton Hoo seinen Hut als Schauplatz des Kontinentalwettbewerbs in den Ring geworfen hat und dafür in Bedfordshire einen neuen Platz bauen will, hat jetzt auch Camiral Golf & Wellness, ehemals als PGA Catalunya bekannt, seine Ambitionen angemeldet. Beziehungsweise bekräftigt, denn die Spanier werden schon lange als aussichtsreiche Kandidaten gehandelt. Das liegt nicht zuletzt an den Investitionen, die Eigentümer Denis O’Brien getätigt hat, und an den 100 Millionen Pfund, die der Staat und die Region Katalonien der Ryder Cup Ltd. als Einnahmegarantie in Aussicht stellen. Camiral Golf & Wellness wäre der zweiten spanische Schauplatz nach Valderrama 1997. Damit scheint in Sachen Nachfolger für Marco Simone in diesem Jahr und Adare Manor 2027 kein Notstand mehr zu bestehen, und Michael Blesch kann sich ganz auf die Bewerbung für 2035 konzentrieren. „Wenn sich keiner findet, würden wir auch 2031 hinkriegen“, hat der Eigentümer der Green Eagle Golf Courses in Winsen (Luhe) bei Hamburg mal gesagt, der gerade an seinem neuen West Course werkelt.

 

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Zwei Runden pro Woche – und das mit 100

Zum Schluss: Späte Liebe, und auf ewig. John Sabados hat erst mit 58 Jahren Golf für sich entdeckt – als der Angestellte im Nationalpark The Rocky Mountain Arsenal in Colorado in den Ruhestand ging. Sein Sohn Randy hatte ihn mit auf den Platz geschleppt, „damit er meiner Mom nicht mehr zuhause auf die Nerven geht“. Dafür entflammte Sabados’ Leidenschaft für das Spiel dann umso heftiger, der Weltkrieg-II-Veteran, der als junger Mann Football spielte und boxte, schrieb sich seither sechs Holes-in-one gut und spielt nach wie vor zwei Mal die Woche in seinem Heimatclub Southwood Golf Club in Tallahassee/Florida. Was insofern bemerkenswert ist, weil John Sabados am 4. Januar seinen 100. Geburtstag gefeiert hat.

 

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„Solange ich einen Schläger schwingen kann, werde ich das Spiel auch nicht aufgeben“, versprach der 100-Jährige an seinem Geburtstag. Tags drauf war er mit Sohn Randy schon wieder auf dem Platz. Schönes Spiel und noch ganz viele Runden, John!

 

John Sabados mit Sohn Randy. (Foto: Familie Sabados)

 

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