Es liegt nicht nur am Putter: Jordan Spieth hat einen Sieg bei der 99. PGA Championship zwar noch nicht abgeschrieben. Aber „ich muss wohl akzeptieren, dass das Turnier für mich gelaufen und der Karriere-Grand-Slam erstmal vom Tisch ist, wenn am Wochenende nichts verrücktes mehr passiert“, sagte der Texaner nach seiner Zweitrunden-73, die ihm elf Schläge Rückstand auf die Spitze einbrockte. Dabei blieb nicht nur der kürzeste Schläger im Bag erneut kalt, eigentlich eine Bank für den dreifachen Majorsieger: Den 33 Putts in Runde eins ließ Spieth gestern 28 folgen, ist damit die geteilte Nummer 76 im Feld. Auch bei den getroffenen Fairways und den Grüns „in regulation“ rangiert er nur auf den Plätzen T38. bzw. T40. „Ich werde versuchen, aus allen Rohren zu feuern“, grinste Spieth: „Eine 54 wäre ziemlich hilfreich.“
Wie schon beim Gewinn der Open Championship reizte Spieth gestern in Quail Hollow erneut die Erleichterungs-Regeln komplett aus, als sein Abschlag auf der 10 am Randstein eines Cart-Wegs landete und er sich bei der Suche nach einem geeigneten Punkt für den Drop als Gärtner betätigte und mal das Pinien-Stroh „aufschüttelte“. Trotz allen Aufwands touchiert er dann einen Baum und kassierte auf dem Par-5 ein Bogey…
Wonder if he plans on putting that back?
Asking for a friend pic.twitter.com/DKHCxv5q3K
— PGA Championship (@PGAChampionship) August 11, 2017
Favorit Matsuyama nervös vor „Moving Day“
Favorit: Frisch gekürter WGC-Sieger, Nummer 3 der Welt, bester Spieler ohne Major, ja, Hideki Matsuyama ist reif für den Gewinn eines Grand-Slam-Turniers. Zumal der Japaner in Quail Hollow einmal mehr glühend heiß aufspielt. Die gestrige 64, bogeyfrei im Übrigen, macht den 25-Jährigen für die Buchmacher mit einer Quote von 7:5 zum Top-Siegkandidaten vor Jason Day (9:2) und Kevin Kisner (6:1). Dabei kam Matsuyama sogar die Gewitterunterbrechung recht: „Ich war etwas müde. Vor allem mein unkonstantes Spiel mit dem Driver hat mich genervt, daher war ich froh über die Pause.“ Heute geht er zum ersten Mal als Halbzeit-Führender in einen Major-„Moving-Day“: „Das ist eine neue Erfahrung, und ich werde vielleicht etwas nervös sein.“
„Rowdy“ Kisner: Oma-Besuche zahlen sich aus
Heimspiel: Wo kommt eigentlich Kevin Kisner her? Bislang fiel der 33-Jährige vor allem dadurch auf, dass er Filmchen über Golfrunden mit Kumpels samt Cart-Rennen und Biergenuss drehte und deswegen von seinem Heimatclub Palmetto in Aiken/South Carolina wegen ungebührlichen Verhaltens ausgeschlossen wurde.
Doch genau darin finden sich Erklärungen für Kisners Lauf bei der PGA Championship. Aiken ist nur zwei Stunden von Charlotte entfernt, der „Rowdy“ besucht hier öfter seine 93-jährige Großmutter und kennt den Quail Hollow Club wie seine Westentasche. Der Vater seines Schwagers gehört zu den Gründungsmitgliedern. Außerdem hat er mit Coach John Tillery den Schwung umgebaut. Vor drei Jahren noch fabrizierte Kisner zwischendurch derart üble Shanks, dass er es kaum noch wagte, mit anderen Professionals zu trainieren.
Danny Willett, Sprinter mit Sportsgeist
Wettrennen mit der Dunkelheit, Teil 1: Der Ausklang des zweiten Tages war geprägt von der Hatz gegen den Abbruch. Durch die zweistündige Regenpause standen einige Flights in der Dämmerung noch auf den Fairways und versuchten mit allerlei Tricks, die Runde zu beenden und nicht heute fürs Fertigspielen früh aufstehen zu müssen. Hintergrund ist die Regel, dass bei einsetzender Dunkelheit jedes begonnene Loch trotz eines Abbruchs zu Ende gespielt werden kann. So schaffte es beispielsweise Danny Willett nur Sekunden vor dem Ertönen des Horns, seinen Abschlag auf der 9 zu spielen und so seinen Mitspielern J.B. Holmes und Louis Oosthuizen das heutige Nachsitzen auf diesem letzten Loch der Gruppe zu ersparen.
Dafür musste der Engländer die 8 hastig beenden und förmlich zum neunten Abschlag sprinten, was zu einem einem eilig-schwachen 182-Meter-Drive führte. Das nennt man Sportsgeist, obwohl Willett mit +10 sowieso raus war. Der Masters-Sieger von 2016 wird, wie wohl auch Landsmann Andrew „Beef“ Johnston, übrigens die PGA-Tour-Mitgliedschaft verlieren.
Horn goes to signal end of play, but groups can finish hole they are on. Willett + DJ ran ahead to tee off on 9/18 to help out the group
— Phil Casey (@pcaseysafc) August 12, 2017
„D. J.“ schenkt Jason Day das Ausschlafen
Wettrennen, Teil 2: Jason Day sprach hinterher vom „ergreifendsten, was jemals einer für mich getan hat“. Einer, das war Dustin Johnson, der die 17 ganz schnell beendete, auf die 18 ging und seinen Abschlag rausfeuerte, so dass sein australischer Flightpartner, ohnehin nicht der Schnellste, auf dem Par-3 in Ruhe fertig machen konnte und heute ausgeschlafen Jagd auf das Spitzenduo machen darf. Respekt vor der Uneigennützigkeit von „D. J.“, auch wenn er als geteilter 31. und mit +2 vielleicht keine besonderen Ambitionen mehr hat. Schon zuvor hatten die Spieler die Bahnen teilweise im Laufschritt absolviert, um der Dunkelheit zuvor zu kommen.
Pampling macht den Happy Gilmore
Wettrennen, Teil 3: Noch kläglicher als Danny Willetts Drive war der Tee-Schuss von Rod Pampling im Flight zuvor. Als letzter seiner Gruppe am Abschlag, versuchte sich der US-Pro am Happy-Gilmore-Stil, um Thomas Pieters und Xander Schauffele die Beendigung des Lochs zu ermöglichen. Das Ergebnis war ein veritabler Hook ins linke Gehölz. Tatsächlich rettete Pampling trotzdem das Par, was bei +12 aber nicht mehr ins Gewicht fiel, und wurde von den Mitspielern für seinen Einsatz hinterher kräftig abgeklatscht.
McIlroy glaubt weiter an eine Chance
Zweckoptimismus: Nach der zweiten 72er Runde dieser PGA Championship ist Rory McIlroy weit davon entfernt, seiner ursprünglichen Favoritenrolle gerecht zu werden. Trotz der aktuellen zehn Schläge Rückstand auf Kisner und Matsuyama ist der Nordire zuversichtlich, bei der Vergabe des vierten Majortitels noch ein Wörtchen mitreden zu können. Es brauche halt bloß zwei 67er Runden, sagte „Rors“ gestern Abend. Zuzutrauen ist ihm das ohne Frage, erst recht bei solchen Vorstellungen wie dem geretteten Par vom Cart-Weg auf der 10. Aber entweder ist Mathe nicht so seine Sache, oder McIlroy spekuliert darauf, dass irgendwer die dann noch fehlenden zwei Schläge schon verlieren wird.
How did he do that?!?? @rorymcilroy
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Touchdown aus dem Sandkasten
„Pausenclowns“: Regenunterbrechungen sind nervig, und jeder hat wohl seine eigene Methode, solche Zwangspausen auszusitzen. Bubba Watson und Justin Thomas haben gestern in Quail Hollow beim Warum-up vor dem Restart ihre ureigene Methode demonstriert – Sandkastenspiele. Watson schlägt den Ball aus dem Übungsbunker, Thomas „catcht“ die Kugel und vollendet in American-Football-Manier.
Wenn der Vater mit dem Sohne – zum Golf geht
Zum Schluss: „Boah, Papa, auch wenn Du müde bist, Kinderwagen sind für Kinder da, sagt schon der Name.“ Und bis Daddy das kapiert, nimmt sich der Steppke halt den Sicherungsbügel vom Trolley und funktioniert ihn zum Golfschläger um. Da hat einer in Quail Hollow gut hingeschaut…