Back Nine

Kevin Na verdient Respekt – aber erntet für PGA-Tour-Adé eher Unverständnis

06. Jun. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Kevin Na verabschiedet sich von der PGA Tour (Foto: Getty)

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Mal eine persönliche Meinung vorweg: Kevin Na beweist mit seiner jüngsten Entscheidung ziemlich Rückgrat. Soweit die These. Bekanntlich hat der US-Profi mit koreanischen Wurzeln für das Auftaktevent der LIV Golf Invitational Series gemeldet und darf am Wochenende im Centurion Golf Club an den Start gehen. Also hat er sich bei der PGA Tour abgemeldet, die ihm zuvor eine entsprechende Freigabe verwehrt hatte: Der 38-Jährige kündigt nach 450 Turnieren und sechs Titeln seine Mitgliedschaft auf, kehrt dem bisherigen Arbeitsumfeld den Rücken, steigt aus. „Wenn ich von meinem Recht Gebrauch mache und frei entscheide, wo und wann ich spiele, kann ich kein PGA-Tour-Spieler bleiben“, sagt Na. Obwohl er anführt, damit vor allem „rechtlichen Schritten oder Disziplinarverfahren der PGA Tour“ – letztlich den damit eventuell verbundenen (wirtschaftlichen) Sanktionen bzw. einem Rausschmiss – entgehen zu wollen, ist dies folgerichtig und konsequent. Und Na verdient auf gewisse Weise Respekt, derweil andere Berufsspieler – allen voran Dustin Johnson – bei Greg Normans Zaster-Zirkus ordentlich Saudi-Geld abgreifen wollen und dennoch hoffen, sich trotz des Seitensprungs auch fürderhin ins gemachte Bett auf der PGA Tour legen zu dürfen.

Die Reaktionen auf Nas Ankündigung fallen interessant aus. Selbst Rory McIlroy wundert sich: „Er will sich gewiss schützen, aber ich verstehe die Entscheidung zu diesem Zeitpunkt wirklich nicht.“ Das klingt ein wenig nach dem Credo: Mal versuchen, aber doch nicht gleich alle Brücken hinter sich abbrechen. „Rors“ war auch schon mal klarer. Ähnlich ist Joel Dahmens Reaktion zu werten: „Das ist eine mutige Aussage. Was ist, wenn bei LIV in einem Jahr die Luft raus ist? Kann er [Kevin Na] dann von seinem Rücktritt zurücktreten?“ Und Patrick Cantlay philosophiert: „Das Leben dauert lange, und daher finde ich manchmal albern, wenn die Leute sich zu etwas bekennen oder von etwas distanzieren. Du weißt doch nie, was nächste Woche passieren wird, geschweige denn in fünf oder zehn Jahren.“ Genau: Immer schön ein Hintertürchen aufhalten, sich nun ja nicht opportunistische Optionen durch Konsequenz verbauen. „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“, sagt der Volksmund dazu. Ironie wieder aus … Ach nein, Parodist Conor Moore soll auch noch zu Wort kommen:

Der Fabel-Sonntag des Kalle Samooja

Beeindruckende Bilanz: Was für ein Pfingstsonntag für Kalle Samooja bei der Porsche European Open – Platzrekord auf dem „Grünen Monster“ Porsche Nord Course, erster Turniertitel auf der DP World Tour und dazu die erste Teilnahme an einer US Open kommende Woche im The Country Club in Brookline/Massachusetts, sein zweites Major überhaupt nach der PGA Championship 2021, wo er am Cut scheiterte.


Aber der 34-jährige Finne brachte auf den Green Eagle Golf Courses in Winsen (Luhe) vor den Toren von Hamburg noch ein paar andere seltene Kunststücke zustande. Er spielte nämlich während des gesamten Turniers bloß ein Mal unter Par: Eben bei seiner bogeyfreien 64 (-8) am Sonntag – nach Umläufen von 72, 72 und 74 Schlägen. Damit ist Samooja erst der dritte Spieler in 30 Jahren europäischer Circuit, dem mit bloß einer einzigen Unter-Par-Runde ein Sieg gelang. Bei seinen drei Turnieren zuvor hatte er mit Scores von über 70 Schlägen an den ersten beiden Tagen übrigens jedes Mal das Wochenende verpasst. Überdies findet er sich in seit gestern Nachmittag in ziemlich guter Gesellschaft wieder: Auch Justin Thomas und Sam Burns waren bei der PGA Championship bzw. bei der Charles Schwab Challenge mit sieben Schlägen Rückstand in die Schlussrunde gegangen und durften sich am Ende feiern lassen. Und Samooja brauchte dafür nicht mal ein Play-off.

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Golf meets Backgammon: Die Schlussbahn des Porsche Nord Course bei der Porsche European Open aus der Riesenrad-Perspektive. (Foto: Michael F. Basche)

Nicklaus: Nur aus Höflichkeit mit Norman verhandelt

Schadenbegrenzung: Jack Nicklaus kämpft um seine Reputation im Golf-Establishment. „Der goldene Bär“ macht aktuell schwierige Zeiten durch, seit seine ehemals eigene Firmengruppe ihn wegen geschäftsschädigenden Verhaltens verklagt hat – unter anderem, weil er mit Greg Norman über eine Botschafterrolle für die Saudi-Liga verhandelt und das dann wohl nur auf Druck aus dem Unternehmen abgesagt hat. Am Rande seines Memorial Tournament in Muirfield Village bemühte sich der 82-Jährige dieser Tage um die Wahrung des guten Rufs und erklärte eindringlich, er habe die Gespräche „nicht ernsthaft, sondern lediglich aus reiner Höflichkeit“ geführt, weil er mit seinem Design-Büro aktuell einen Golfplatz in Saudi-Arabien baut und die saudischen Partner nicht verprellen wollte. Greg Norman widerspricht dieser Lesart natürlich und behauptet, Nicklaus habe die LIV-Liga als Bereicherung – eine schöne Zweideutigkeit – und gut für den Golfsport bezeichnet.

Hintergrund von Nicklaus’ Ausreden ist auch, dass dem 18-fachen Majorsieger anlässlich der 150. Open Championship die seltene Ehre zuteil werden soll, zum Ehrenbürger der „Royal Burgh of St. Andrews“, also der Stadt, ernannt zu werden. Er ist bereits Ehrenmitglied des Royal and Ancient Golf Club und des St. Andrews Golf Club sowie Ehrendoktor der Universität von St. Andrews. Und mit den Granden im „Home of Golf“, die sich bereits durchaus solidarisch mit der PGA Tour und der DP World Tour geäußert haben, will es sich Nicklaus keinesfalls verderben.

US Women’s Open: Frauenpower auch im Greenkeeping

Fachfrauen: Große Kulisse, tolles Golf und mit Minjee Lee eine verdiente, grandios agierende Gewinnerin – die US Women’s Open hat gehalten, was das Damen-Major im Vorfeld versprochen hat. Doch nicht nur das auf zehn Millionen Dollar erhöhte Preisgeld (1,8 Millionen für die Siegerin) wurde der Golf-Güte gerecht, die von den Proetten während der vier Tage von Pine Needles und generell auf der LPGA Tour und auf der LET geboten wurde bzw. wird. Auch hinter den Kulissen herrschte Frauen-Power. Insgesamt 35 weibliche Greenkeeper gehörten zum „Bodenpersonal“, das den Platz fürs Major und vor jeder Runde in Schuss gebracht hat. Die Initiative hatte sich 2021 begründet, als Troy Flanagan, der Chef-Greenkeeper des vorjährigen US-Open-Ausrichters Olympic Club in San Francisco, weibliche Greenkeeper sowie Spezialistinnen aus allen Bereichen der Rasenpflege-Branche, beispielsweise in Sportstadien etc., in sein Team einlud und damals bereits 29 Fachfrauen die Truppe verstärkten.

Homa bleibt beim Memorial zweistellig

Auch ’ne Statistik: Max Homa hat als erster Spieler in der Geschichte des Memorial Tournament weniger als 100 Putts gebraucht. Exakt gesagt: Der 31-Jährige ging an allen vier Turniertagen in Jack Nicklaus’ Muirfield Village in der Summe 99 Mal mit dem „Short Stick“ zu Werke. So weist es jedenfalls die entsprechende, seit 1983 geführte Statistik der PGA Tour aus. Bislang rangierten sieben Spieler auf der 100er-Marke, darunter Ernie Els im Jahr 2004.

Böse Kommentare für Westwoods Freikarten-Aktion

Schnell assimiliert: Lee Westwood hat seine Rolle als Aushängeschild der LIV Golf Invitational Series schnell gefunden. Via soziale Medien streut der einstige Ryder-Cup-Recke Freikarten für das Premieren-Event am kommenden Wochenende im Centurion Golf Club nahe London unters Volk – was indes nicht jedem gefällt.

Die zur Kartenverlosung erforderlichen Retweets fielen – wie man sieht – eher ambivalent aus. „Warum sollte da jemand hin wollen. Manche von uns haben Prinzipien“, hieß es beispielsweise. Oder: „Du solltest Dich daran erinnern, wie Du bisher Deine Millionen gemacht hast und Deine Solidarität beweisen.“ Und ganz böse: „Ich habe gehört, dass die Saudis statt des geplanten Kanonenstarts eine Knochensäge in den Verlauf des Turniers eingebaut haben.“

Rauschende Hochzeit: Es grüßen Mr. & Mrs. Koepka

Frisch vermählt: Brooks Koepka und Jena Sims sind jetzt ein Ehepaar. Der vierfache Majorsieger und seine Herzdame feierten auf den Karibikinseln Turks- und Caicos eine rauschende Hochzeit. Oder anders: Sie ließen es richtig krachen, mit viel Dekadenz und Bling-Bling. Aber sehen Sie selbst:


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Fowler und Co. in der US-Open-Quali-Mühle

Langer Tag: Der sportliche Leidensweg des Rickie Fowler geht weiter. An diesem Montag nimmt der chronisch formschwache Kalifornier den letztmöglichen Versuch in Angriff, sich doch noch für die US Open kommende Woche zu qualifizieren. Fowler, der schon das Masters verpasst hat, spielt im The Club at Admiral’s Cove in Jupiter/Florida unter anderem gegen Matthew Wolff um einen der letzten Startplätze für die 122. Ausgabe der „Offenen Amerikanischen“ in The Country Club in Brookline/Massachusetts. Der Montag vor der Turnierwoche ist gemeinhin bekannt als „Golf’s Longest Day“, weil’s an diversen Schauplätze und über 36 Loch um die Last-Minute-Tickets geht; heuer auf acht Plätzen in den USA und einem in Kanada. Zu den bekannten Namen, die landauf landab in die Quali-Mühle müssen, gehören neben Fowler und Wolff auch US-Ryder-Cup-Teamchef Zach Johnson, Brandt Snedeker, Ryan Palmer, Luke Donald, Jason Dufner, Jonas Blixt, Bill Haas, Rafa Cabrera Bello oder etwa Harry Higgs.

„Azalea“ unterm Knie

Zum Schluss: Das Masters finden wir wahrscheinlich alle sehenswert, oder? Und Augusta National, der Platz, ist schon ein Hingucker, samt seiner Historie – keine Frage. Aber wie weit geht die Liebe? So weit, dass man sich „Azalea“, die berühmte Par-fünf-13, unterm Knie einmal rund ums Bein tätowieren lässt? Dieser Fan hat’s getan, ein farbenfroher Körperschmuck:

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