Panorama

Große und kleine Beobachtungen – Rückblick auf drei deutsche Turniere

24. Dez. 2016 von Tobias Hennig in Köln, Deutschland

Ein Highlight des Jahres 2016: Florian Fritsch (VG) spielte am Finaltag der Porsche European Open mit Martin Kaymer (r) und Bernd Wiesberger im vorletzten Flight. (Foto: Golf Post)

Ein Highlight des Jahres 2016: Florian Fritsch (VG) spielte am Finaltag der Porsche European Open mit Martin Kaymer (r) und Bernd Wiesberger im vorletzten Flight. (Foto: Golf Post)

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Über drei große Profiturniere durften wir Golffans uns dieses Jahr in heimischen Gefilden freuen. Zweimal war die European Tour auf deutschem Boden unterwegs, einmal war die Ladies European Tour (LET) zu Gast. Alle drei Turniere schrieben besondere Geschichten (der Autor durfte sie alle live erleben): Erinnern Sie sich noch an Henrik Stensons Sieg im Lärchenhof? Den Auftritt der frischgebackenen LPGA-Siegerin Caro Masson in Hubbelrath? Oder den Flight am Finaltag mit Martin Kaymer, Bernd Wiesberger und Florian Fritsch in Bad Griesbach? Große und kleine Beobachtungen von den drei großen Tour-Events in Deutschland.

BMW International Open - Topgolf bei lauer Stimmung

Das Golfjahr in Deutschland begann mit der BMW International Open, die im Juni 2016 zum dritten Mal im Kölner Golf Club Gut Lärchenhof stattfand. Auch wenn das Wetter dem Veranstalter nicht besonders holt war (der Samstag fiel komplett ins Wasser, die Runde wurde sonntags nachgeholt), kamen täglich rund 10.000 Zuschauer. Und die bekamen neben einem starken Spielerfeld um Henrik Stenson und Masters Champion Danny Willett auch auf der Anlage reichlich Programm geboten. Vielleicht sogar zu viel. Denn als die Siegerehrung lief, waren die wenigen Dagebliebenen auf das EM-Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft konzentriert, das auf einer großen Leinwand übertragen wurde. Der Rest war schon auf dem Heimweg. Betroffen war davon aber ohnehin "nur" ein Spieler.

Schlussendlich lobten alle Spieler die BMW International Open wieder einmal in den höchsten Tönen. Bei kaum einem anderen Event auf der European Tour kümmert man sich so herzlich um die Spieler und vor allem auch ihre Familien. Einzig Danny Willett, dem viele sicher gern die Hand geschüttelt hätten, floh nach seinen beiden schwachen Runden schnurstracks mit grimmiger Miene. Doch die sonst gute Stimmung unter den Pros übertrug sich leider nicht auf die Zuschauer, die Atmosphäre war insgesamt recht fad. Besonders enttäuschend war, dass selbst ein so seltener Gast wie Alex Cejka an den ersten beiden Turniertagen gerade einmal um die 30 Begleiter auf seiner Runde hatte.

Ladies European Masters - Traumwetter und ambitionierte Proetten

30 Zuschauer bei einem Flight hätten die Teilnehmerinnen des ISPS Handa Ladies European Masters (LEM) wahrscheinlich liebend gern genommen. Doch lediglich am Finaltag kamen einige hundert Zuschauer in den Golf Club Hubbelrath. Zugegegeben: Die Kommunikation war nach der kurzfristigen Verlegung aus London nach Düsseldorf schwierig und geschah unter großem Zeitdruck. Veranstalter U.com hatte sich bezüglich Logistik, Infrastruktur und Versorgung nichts vorzuwerfen. Mehrfach betonte Geschäftsführer Dirk Glittenberg, wie wichtig es sei, dass ein Damengolfturnier genügend Vorlaufzeit habe, um zu wachsen und von den Zuschauern angenommen werden zu können. Selbst Caroline Massons Sieg auf der LPGA Tour nur eine Woche vor dem LEM lockte bei traumhaftem Wetter an allen vier Tagen kaum Zuschauer auf die Anlage.

Doch es gibt noch ganz andere Baustellen. Wenn bei einem Event der Ladies European Tour auf der Finalrunde Proetten(!) mit Pencilbag und ohne Caddie abschlagen, zeigt das deutlich, wie schwer das Überleben auf der Profitour der Damen ist. Das ist kein Geheimnis. Junge Spielerinnen wie Chiara Mertens, Leticia Ras-Anderica oder Olivia Cowan sind daher umso mehr dafür zu bewundern, dass sie den steinigen Weg trotzdem gehen wollen. Und sehen wir es mal positiv: Junge, ambitionierte Spielerinnen verdienen sich hier ihre Sporen und man durfe sie im September bei freiem Eintritt dabei begleiten. Das ist vielleicht weniger spektakulär als das Kasperletheater, das Marcel Siem am zweiten Turniertag im Lärchenhof veranstaltete, dafür aber ehrlicher Sport.

Porsche European Masters - Das Highlight auf deutschem Boden

Welches Potenzial in der Porsche European Open steckt, stellte sich erst Monate nach der zweiten Austragung nach der Wiederbelebung des Traditionsturnieres 2015 heraus. Nämlich dann, als verkündet wurde, dass der Umzug nach Hamburg schon für 2017 bevorsteht. "Mittel- bis langfristig", hatte es noch im September in Bad Griesbach geheißen, werde man einen neuen Standort in Erwägung ziehen. Dass es so schnell gehen würde, damit hatte man nicht rechnen können, auch wenn branchenintern schon früh geunkt wurde. Der neue Termin unmittelbar nach der Open Championship und das größere Einzugsgebiet werten das Turnier deutlich auf.

Und bestätigen damit den Eindruck, den man schon 2016 in Bad Griesbach gewinnen konnte: Die European Open ist das deutsche Turnier mit dem größten Potenzial. Nicht zuletzt, weil Turnierdirektor Dominic Senn darauf brennt, etwas Großes auf die Beine zu stellen. Organisatorisch suchte die Veranstaltung 2016 seines Gleichen - das hätte man ein Jahr zuvor nicht gedacht.

Zuschauer und Spieler genossen das Turnier gleichermaßen, auch wenn wegen Nebels der Zeitplan gehörig durcheinander geriet und auf drei Runden verkürzt werden musste. Die Tribünen am 9. und am 18. Grün waren stets (mal mehr mal weniger) besetzt und jeder Flight wurde herzlich begrüßt. Belohnt und noch einmal zu Höchstleistungen getrieben wurde die stimmungsvolle Kulisse vom vorletzten Flight der Finalrunde, in dem sich die drei (quasi-)Lokalmatadoren Bernd Wiesberger, Martin Kaymer und Florian Fritsch (mit seiner Frau Inga an der Tasche) wiederfanden. Kommendes Jahr wird es das Paul Lawry Match Play statt der European Open im Golf Resort Bad Griesbach geben. Auch dieses Turnier hat beste Chancen, ein für alle Beteiligten ereignisreiches Erlebnis zu werden.

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