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Let’s talk about Sechs: Johnson und die Wahl/Qual der Picks für den Ryder Cup

29. Aug. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

(Foto: Getty)

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Sechs Richtige, wer hätte die nicht gern? Luke Donald und Zach Johnson, die jeweiligen Kontentinentalkapitäne für den Ryder Cup in Rom, sind dieser Tage aufgefordert, auf ihrem Personalbogen sechs Kreuzchen zu machen, sprich auszuwählen, wer neben denen im Marco Simone Golf & Country Club antreten darf, die sich über die jeweiligen Punktelisten automatisch qualifiziert haben. Den Anfang machen heute die Amerikaner.

Harman und Clark als unverhoffte Rookies

Und während im Fall von Europas Teamchef Luke Donald zuvorderst die Frage gestellt wird, ob er den schwedischen Rising Star Ludvig Aberg mitnimmt, während eine Wildcard für Sepp Straka eigentlich reserviert sein sollte, zumal nach den Leistungen des Österreichers bei der Tour Championship, stand sein Gegenüber Zach Johnson vor deutlich schwierigeren Entscheidungen. Zudem in mancherlei Hinsicht vor der Qual der Wahl. Weil die Erfolge von Wyndham Clark bei der US Open und Brian Harman bei der Open Championship dem 47-Jährigen ein wenig einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Denn Johnson muss nun zwei nicht einkalkulierte Rookies mitnehmen und Wildcards auf verdiente Kräfte wie Collin Morikawa und Jordan Spieth ver(sch)wenden.

 

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Koepka isst schon Pizza

Ein No-Brainer hingegen dürfte der Pick von Brooks Koepka sein, dessen Ehefrau Jena Sims auch bereits einen vielsagenden Social-Media-Beitrag veröffentlicht hat, auf dem der Gatte sich Pizza von einem Pappteller im US-Sternenbanner einverleibt. Der fünffache Majorsieger, neulich vom Automatikspot auf Rang sieben des US-Rankings abgerutscht, hat das Major der für den Ryder Cup in den USA zuständigen PGA of America gewonnen, ist beim Masters Zweiter geworden und sollte angesichts solcher Meriten die Fürsprache eines Scottie Scheffler gar nicht brauchen: Mentalitätsmonster Koepka ist einfach ein Pfund, mit dem Johnson wuchern muss.

Da kann der US-Kapitän noch so oft das Mantra singen, er habe die LIV’ler außerhalb der Majors nicht im Turnier gesehen und könne sich kein Urteil über ihre Wettbewerbsfähigkeit machen. Hätte „Z. J.“ halt mal gucken gehen sollen. Wenn seine „vorgesetzte Behörde“ PGA of America die LIV-Leute bei der PGA Championship zulässt, wäre es sicher kein Problem, einen Dustin Johnson oder „Mr. 58“ Bryson DeChambeau zu picken.

 

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Young und Bradley raus?

Andererseits haben Clark und Harman ihm dieser lästigen Überlegung durch ihre Majorsiege enthoben. Dass ein Spieth (Nr. 8 des US-Rankings) und ein Morikawa (10.) sowie der wiedererstarkte Rickie Fowler (13.) erste Wahl vor den Wettkampfstress-entwöhnten LIV-Stars sind, versteht sich fast von selbst. Als Sechster im Bunde dürfte wohl Sam Burns nach Rom reisen; Keegan Bradley und Cameron Young wiederum sind damit raus. Es sei denn, Johnson dekliniert die Punkteliste einfach bis Rang zwölf durch – eine indes wenig wahrscheinliche Variante.

Sechs Wildcards hatten die Amerikaner übrigens schon in Whistling Straits und haben damit die Überlegung konsequent in die Tat umgesetzt, gegebenenfalls nicht noch Spieler aus der automatischen Qualifikation durchschleppen zu müssen, deren Punkte-bringende Form Monate her ist, die aber dank dieses Polsters immer noch auf hinteren Listenplätzen der direkten Qualifikation herumdümpeln.

Mit sechs Wildcards zur Verjüngungskur

Mit diesem Blatt auf der Hand hat Skipper Steve Stricker vor zwei Jahren die jüngste US-Equipe aller Zeiten zusammengestellt und durch die Wahl eines Scottie Scheffler beispielsweise (2,5 Punkte aus drei Matches) die Grundlage für den 19:9-Rekordsieg über Padraig Harrington Europa-Auswahl gelegt. Luke Donald, der sein anderes halbes Dutzend am 4. September verkündet, steht heuer ebenfalls vor einer Verjüngungskur fürs Team Europe und hat sich dieser Wildcard-Variante nur zu gern angeschlossen.

Strokeplay-Ranking und Matchplay-Qualitäten

Diese Vielzahl von Picks merzt außerdem einen Umstand aus, der im allgemeinen Tenor gern übersehen wird. Die Qualifikationslisten hüben wie drüben entstehen durch Punkte, die auf Basis von Stroke-Play-Turnieren vergeben werden. Matchplay, wie es beim Ryder Cup gespielt wird, hingegen ist was völlig anderes. „Als Kapitän willst du die genau am besten geeigneten Spieler einsetzen können. Die ergeben sich aber nicht zwingend aus der traditionellen Struktur“, hat Englands legendärer, zwischen 1985 und 1989 drei Mal in Serie siegreicher Ryder-Cup-Teamchef Tony Jacklin im Gespräch mit Golf Post mal konstatiert. „Du brauchst eine Menge Wildcards, kannst gar nicht genug haben, auf jeden Fall lieber mehr als weniger.“

Das Dilemma mit Justin Thomas

Zurück zu den Amerikanern, zu Frühform und Matchplay-Qualitäten. Richtig: All das rückt Justin Thomas in den Fokus. Der Form-lose zweifache PGA Champion ist im direkten Duell eine Bank. Er gewann in Paris und in Whistling Straits seine Einzel gegen Rory McIlroy bzw. gegen Tyrrell Hatton und bildete in den Vierern ein durchaus erfolgreiches Duo mit Jordan Spieth. Wenn der eine gepickt wird, muss der andere ebenfalls dabei sein. Thomas’ Lobby ist groß; selbst der Australier Geoff Ogilvy, US-Open-Champion von 2006 und mehrfacher Presidents-Cup-Vizekapitän, bricht eine Lanze für ihn:

 

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Team-Turbo oder bloß „Buddy Building“?

Und Zach Johnson, überdies noch mit dem Wackelkandidaten befreundet, steht vor dem ewigen Dilemma eines Teamchefs. Zündet Thomas vor den Toren der Ewigen Stadt erneut den Turbo, wird alle Welt dem Skipper den richtigen Riecher und ein großartiges Händchen bescheinigen. Gerät der 30-Jährige hingegen zum Rohrkrepierer, an wessen Seite auch immer, wird es Johnson ergehen wie Darren Clarke mit seiner Nibelungentreue zu Lee Westwood 2016 in Hazeltine. Dann heißt es, das war bloß „Buddy Building“. Aber sowieso gilt: Erfolge adeln gute Skipper, Verlierer haben schlechte Teamchefs.

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