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Profisport Herren

Norman, Monahan, Pelley: Im Krieg der Touren sind die „Feldherren“ im Visier

27. Okt. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Die Bosse von LIV Golf, PGA Tour und European Tour: Greg Norman, Jay Monahan und Keith Pelley (v.l.n.r.). (Foto: Getty)

Die Bosse von LIV Golf, PGA Tour und European Tour: Greg Norman, Jay Monahan und Keith Pelley (v.l.n.r.). (Foto: Getty)

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Rory McIlroy hat gesprochen. Mal wieder. Und einmal mehr den Finger in die Wunde gelegt. Die Situation zwischen LIV Golf und PGA Tour sei „völlig außer Kontrolle“ geraten, die Animositäten zwischen den beiden konkurrierenden Circuits „zerreißt den Sport“, sagte der Nordire in einem Interview mit dem britischen Blatt „The Guardian“: „Wenn beide Seiten so weitermachen, entsteht wahrscheinlich ein irreparabler Schaden.“

McIlroy: Mahner, aber auch Mineur

Ist wohl so. Wenngleich zur Wahrheit gehört, dass „Rors“ selbst gern Öl ins Feuer gießt: Die Kluft zwischen der Saudi-Liga und dem Establishment des professionellen Golfsports wirkt längst unüberbrückbar; in der Schärfe vieler Aussagen und indirekten Wortwechseln schwingt – ja, man muss es wohl so sagen – blanker Hass mit. Mindestens Unversöhnlichkeit. Und nicht wenige finden, dass McIlroy als erster Paladin der PGA Tour ohnehin und keineswegs bloß aus golferischen Gründen die ideale Besetzung für den Spitzenplatz der Weltrangliste sei. Ein Mahner, aber gleichermaßen ein Mineur.

 

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Gerade dieser Tage hat der 33-Jährige erneut gezündelt, als er im „Guardian“ gleichermaßen davon sprach, sich von den ins LIV-Lager gewechselten einstigen Ryder-Cup-Teamgefährten persönlich „verraten“ zu fühlen. Was natürlich prompt heftige Gegenreaktionen – beispielsweise von Ian Poulter – nach sich zog. Erwartbar. Vielleicht auch kalkuliert. Jedenfalls, so viel zum Thema „den Sport zerreißen“.

Widerspruch aus den eigenen Reihen

Bemerkenswert ist, dass sich die wechselseitigen Angriffspunkte verändert haben. Dass weniger die sportlichen Protagonisten mit ihrer Mammon-statt-Moral-Haltung denn die jeweiligen „Feldherren“ dieses Kriegs der Touren auf ihren Hügeln ins Visier genommen werden. Und: Der Widerspruch kommt mittlerweile aus den eigenen Reihen.

Greg Norman, der LIV-Impresario von Riads Gnaden, den „Golfweek“-Edelfeder Eamon Lynch gern als „flachsblonde Handpuppe“ des Saudi-Kronprinzen Mohammed bin Salman bezeichnet, spuckt zwar zwischendurch immer mal große oder gehässige Töne – aber Substanzielles kommt neuerdings meist von Chief Operating Officer Atul Khosla. Oder direkt von Majed Al Sorour, dem Chef der Saudi Golf Federation, der wiederum das Sprachrohr von Bin Salmans „Wirtschaftsweisem“ Yasir Al-Rumayyan ist, Direktor des Staatsfonds PIF, Verwaltungsratsvorsitzender des Ölkonzerns Aramco, Präsident des englischen Fußball-Erstligisten Newcastle United, Vorstandsmitglied bei Uber und und und.

Der „Commish“ und seine rigide Abwehrhaltung

Noch ganz andere „Alleinstellungsmerkmale“ erleben Normans Widerparts Jay Monahan und Keith Pelley. Die Tour-Bosse dies- und jenseits des großen Teichs stehen derzeit echt unter „Friendly Fire“. Das gilt vor allem für den „Commish“ in Ponte Vedra Beach, von dem Saudi-Verbandspräsident Al Sorour im Gespräch mit dem Magazin „The New Yorker“ übrigens erzählt hat, er habe ihm eine Milliarde Dollar als Investition in die PGA Tour angeboten, sei indes keiner Antwort für würdig befunden worden. Einerseits lässt Monahan mit seiner rigiden Abwehrhaltung in kategorischer Basta-Manier keinen Spielraum für mögliche Kompromisse. Andererseits werfen ihm Spieler wie Rickie Fowler vor, lediglich auf LIV zu reagieren, statt proaktiv zu handeln. Zeit genug wäre gewesen.

Sagt auch James Hahn, der noch Mitglied der vierköpfigen Spielervertretung im Tour-Beirat ist, beim Geheimtreffen der Golfstars mit „Shadow Commissioner“ Tiger Woods in Wilmington dabei war und als einziger die künftige Ausrichtung der PGA Tour mit Elite-Spielern, Elevated Events etc. kritisiert. „Es ist absurd, dass es so einer Veranstaltung bedurfte, um vor dem nahenden Ende der Saison noch eilig ein paar Änderungen vorzunehmen, die man schon vor ein, zwei Jahren und mit genug Zeit hätte andenken und umsetzen können.“

„Anti-LIV-Narrativ hilft nicht weiter“

Statt einen Mittelweg zu finden, füttere man in Sachen Spieler wie Turniere wieder nur die Besten, moniert Hahn: „Das ist heuchlerisch und kannibalisiert den Rest der Saison, irritiert zudem die Nichtprivilegierten unter den Tour-Mitgliedern. Kein Wunder, wenn es dann böses Blut zwischen den Arrivierten und den ,Besitzlosen’ entsteht.“ Und „dieses Anti-LIV-Narrativ“ könne er erst recht nicht mehr ertragen: „Taugt zu nichts, spaltet lediglich den Golfsport.“

Anderen wiederum ist „Commish“ Monahan nicht taff genug. „Wir brauchen jemanden, der wirklich Eier hat und mit ganz harten Bandagen vorgeht“, polterte unlängst Robert Garrigus im Gespräch mit der Redaktionsgemeinschaft „The Fire Pit Collective“. „Jay ist wirklich ein netter Kerl, aber kein guter Heerführer in Kriegszeiten. Und die hohlen Nüsse um ihn haben ihn überdies schlecht beraten. Dabei war alles abzusehen.“

„Jeder glaubt, dass Jay in naher Zukunft abtritt“

Es sei doch naiv zu glauben, „die Landkarte des professionellen Golfsports habe sich in weniger als einem Jahr so massiv verändert“, so der 44-jährige Profi aus Idaho: „Nein, Jay war einfach schlecht vorbereitet. Wir wissen das, und er weiß das auch. Wenn er jetzt davon redet, dass die Neuerungen seit langen geplant waren, ist das absoluter Bullshit.“ Garrigus geht davon aus, dass Monahan nicht mehr den uneingeschränkten Rückhalt der Tour-Mitglieder genießt, sprich der Spieler, und deswegen in naher Zukunft seine Demission einreicht. „Egal mit wem ich auf der Tour rede – jeder glaubt, dass er nächstes oder übernächstes Jahr abtritt.“

Wenn’s nach Alejandro Larrazabal, dem Bruder des spanischen DP-World-Tour-Professionals Pablo Larrazabal geht, dann sollte Monahans europäisches Pendant Keith Pelley lieber gleich als später sein Amt zur Disposition stellen. Anlass ist die Ignoranz seitens Pelleys Kommunikationsabteilung, die dem Erfolg des Larrazabal-Landsmanns Adrian Otaegui beim Andalucia Masters gerade mal das Mindestmaß an notwendiger medialer Aufmerksamkeit und PR hat zukommen lassen.

„Irgendwer sollte den Kurs der DP World Tour ändern“

Denn Otaegui war für die DP World Tour (ehemals European Tour) der absolut „falsche Sieger“: Der 29-jährige Baske hatte an den LIV-Golf-Events in London – dort war auch Pablo Larrazabal am Start –, Portland und Boston teilgenommen und dann auf die DP World Tour zurückgekehrt, deren Sperren für LIV-Überlaufer per Einstweiliger Verfügung eines Gerichts aufgehoben worden waren. „Pelley muss noch dieses Jahr gehen. Die Richtung dieser Tour ist unterirdisch, und irgendwer sollte schnellstens den Kurs ändern“, schrieb Alejandro Larrazabal auf Twitter, der 2002 in Royal Porthcawl die British Amateur gewonnen hat.

„Wann werden sich die Spieler endlich dagegen wehren, wie die Tour mit ihnen umgeht, wie sie Chancen auf Expansion und Wachstum vertut, wie sie damit nicht zuletzt ihren Fans einen Bärendienst erweist?“, spielte Larrazabal auf das „Mobbing“ von LIV’lern und Pelleys Entscheidung in Sachen Kooperation mit der Konkurrenz an.

Strategische Allianz zwingt zur Nibelungentreue

Der Kanadier sitz in Virginia Water halt zwischen den Stühlen und hängt in Nibelungentreue an Monahans Diktat. Offiziell wird das als Strategische Allianz deklariert, meint freilich nichts anderes als wirtschaftliche Abhängigkeit vom Golf-Hegemon in Ponte Vedra Beach, den die Saudis mit ihren Ambition als Global Golf-Player so sehr in Frage stellen.

Dabei könnte der Pragmatiker Pelley eine Geldspritze in Milliardenhöhe für seinen Circuit gut gebrauchen und hat ja schon mal wenig Rücksicht auf den Ruf des Regimes in Riad genommen – siehe Saudi International. Doch er hat alle diesbezüglichen Möglichkeiten ausgeschlagen. Beispielsweise beim Malta-Meeting, wo es ihm in der Präsentation der Gegenseite angeblich an Validität mangelte. Oder was er gerade Eddie Pepperell erzählt hat: Dass nämlich LIV seinem Vorschlag zur Güte nicht folgen wollte, sich mit dem Kalender auf die Off-Season im Herbst zu beschränken, wiewohl dann auf der DP World Tour noch Hochbetrieb ist. Wie auch immer: Nun kann Pelley kaum noch zurück.

Fazit: Es braucht ganz offensichtlich ein paar entscheidende Personalien, wenn sich an der verfahrenen Situation im professionellen Golfsport was ändern soll.

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