Back Nine

Match Play: Als Dustin Johnson von Kevin Na eine Etikette-Lektion bekam

29. Mrz. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Kevin Na und Dustin Johnson duellierten sich beim WGC - Dell Technologie Match Play (Foto: Getty)

Kevin Na und Dustin Johnson duellierten sich beim WGC - Dell Technologie Match Play (Foto: Getty)

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Match Play ist bekanntlich wie Pokalspiele im Fußball, der Wettbewerb hat seine eigenen Regeln. Das gilt nicht nur für Unvorhersehbares und die oftmaligen Erfolge vermeintlicher Underdogs – siehe das Finale von Austin und Billy Horschels Triumph, während alle Favoriten frühzeitig die Segel streichen mussten –, sondern im Golf-Fall bekanntlich auch tatsächlich fürs Reglement. Beispielsweise dürfen Putts geschenkt werden. Und obwohl die Regel besagt, dass dies laut und klar ausgesprochen werden und vom „Beschenkten“ abgewartet werden muss, hat sich eine gewisse Selbstverständlichkeit eingeschlichen: Viele Spieler sehen die Geste des „Der ist gut“ oder „Geschenkt“ bei kurzen Putts eher als Formsache an.

Beispielsweise Dustin Johnson, der im WGC-Duell mit Kevin Na auf dem elften Grün des Austin Country Club zum Birdie und zum Lochgewinn puttete, dann seinen allerdings ausgelippten Ball einfach entfernte und aufhob, ohne auf Nas Zugeständnis zu warten. Statt indes das Loch für sich zu reklamieren, wie es in ähnlichen Fällen Suzann Pettersen beim Solheim Cup 2015 gegen Alison Lee und Matt Kuchar vor zwei Jahren während der WGC-Partie mit Sergio Garcia getan hatten, rief Na den Weltranglisten-Ersten zurück, stellte ihn noch auf dem Grün zur Rede und erteilte „D. J.“ vor laufenden Kameras eine Regel-Lektion: „Hey, ich weiß, dass das nur 15 Zentimeter waren. Aber Du solltest warten, bis ich was sage, bevor Du den Ball aufhebst.“ Und: „Ich schenke Dir den Putt nachträglich; lass uns das Loch halbieren und weiterspielen.“

Fast unnötig zu erwähnen, dass das Match eher in frostiger Atmosphäre zu Ende ging; der solcherart gemaßregelte Johnson würdigte seinen letztlich siegreichen Widersacher selbst beim abschließenden „Fist Bump“ keines Blickes. Während alle Beobachter der Szene Kevin Na („Wir haben es gut gelöst, und Dustin stellte mir frei, den Lochgewinn doch für mich zu beanspruchen“) in der Sache recht gaben und die sportliche Lösung als fair empfanden, gab es durchaus Kritik an der Art und Weise. Tenor war, dass er Johnson auch auf dem Weg zum nächsten Abschlag hätte beiseite nehmen und die Sache klären können, statt ihn direkt auf dem Grün und damit in aller Öffentlichkeit in Oberlehrer-Manier bloß zu stellen.

Caddie schafft freie Sicht, Fleetwood bezahlt

Blickachse: Es war ein skurriles Bild, das sich während des WGC-Match-Play-Duells zwischen Tommy Fleetwood und Bryson DeChambeau auf Bahn acht des Austin Country Club bot. Fleetwoods Caddie Ian Finnis rüttelte und hebelte mit aller Kraft an einem Wegweiser-Schild, das seinem Boss die Sicht und die Spiellinie Richtung Grün versperrte, brach dabei schließlich den hölzernen Pfosten ab und feuerte das obere Bruchstück samt Schild ins Gras. Während sich die Umstehenden angesichts von Finnis‘ anfangs fruchtlosen Bemühungen das Kichern nicht verkneifen konnte, fand Fleetwood die Szene gar nicht zum Lachen. „Ich hab‘s kommen gesehen“, erzählte der Engländer hinterher. „Denn ich weiß, wie ungeschickt und grobmotorisch Ian manchmal ist. Und dass er richtig zupacken kann.“ Will heißen: Nach fest kommt ab, und so war es ja auch. Fleetwood: „Aber wir werden dem Club natürlich das Geld für ein neues Schild erstatten.“

The Hay: Tiger Woods‘ neuer Kurs in Pebble Beach

Debüt: Während Tiger Woods daheim in Jupiter/Florida die Beinverletzungen kuriert, die er sich bei seinem schweren Autounfall in Los Angeles zugezogen hat, und an seiner Reha arbeitet, wird am 16. April ein im Wortsinn kleines Meisterwerk des 15-fachen Majorsiegers eröffnet. Woods hat mit seiner Golfplatz-Design-Firma den Par-3-Platz der ikonischen Pebble Beach Golf Links neu gestaltet, der 1957 vom damaligen Head Professional Peter Hay als „Spiel- und Spaßplatz für Kids, Familien und deren Freunde“ (O-Ton Pebble Beach Links Trust) angelegt worden war. Woods hat diese Intention zeitgemäß aufpoliert, um großzügige Übungsanlagen ergänzt und sogar einen Nachbau von Pebble Beachs berühmtem Loch 7 integriert. So ist The Hay im „Tiger-Look“ ein echter Hingucker geworden – und ein Paradebeispiel für die neue Bedeutung vom vollwertigen Golferlebnis auf anspruchsvollen Kurzplätzen:

Verletzung führte zu Jordan Spieths Formkrise

Ursachenforschung: Seit dem dritten Majorsieg bei der Open Championship von Royal Birkdale 2017 hat Jordan Spieth bekanntlich kein Turnier mehr gewonnen, zwischenzeitlich schien der einstige „Golden Boy“ das Golfspielen für seine Verhältnisse fast verlernt zu haben, in den vergangenen Woche hingegen zeigte der 27-jährige Texaner deutliche Anzeichen der allmählichen Rückkehr alter Stärke. Wie jetzt bekannt wurde, ließ eine unbehandelte Verletzung durchs Krafttraining Spieth in das tiefe Formloch fallen. „Ich habe mir beim Hanteltraining eine Knochenabsplitterung in der linken Hand zugezogen und das nicht operieren lassen“, erzählte er im Vorfeld des WGC – Match Play. „Stattdessen habe ich versucht, die Behinderung durch den Griff und im Schwung zu kompensieren, was letztlich mein Spiel verändert hat.“

Sauber in den Teich geputtet …

Getroffen, versenkt: Wie beruhigend, manchmal machen es auch „Erstliga“-Professionals nicht besser als wir normale Freizeit-Golfer. Das bewies gerade J. T. Poston beim WGC – Match Play gegen Landsmann Max Homa, als der Amerikaner vom Rand des 12. Grüns im Austin Country Club eine „blitzsaubere“ Putt-Linie fand, die den Ball in einem eleganten Bogen vom Rand des mit hölzernen Spundwänden befestigten Grüns am Austin Lake … Aber sehen Sie selbst:

Kollegen-„Bashing“: Hatton ist eine „Schande“

Wiederholungstäter: Tyrrell Hatton hat es wieder getan. Der Weltranglisten-Achte aus England, dessen Temperament und Wutausbrüche von der European Tour sogar bereits mit einem gespielten „Anti-Aggressivitäts-Training“ karikiert wurden, hat beim WGC – Match Play während seines Duells mit Sergio Garcia im Frust mal wieder einen Schläger fliegen lassen.

Das rief prompt Landsmann Gary Evans auf den Plan, der ohnehin das Messer auf den unbeherrschten Hatton gewetzt und diesen bereits öfter harsch kritisiert hat. Einen Tweet des Golfjournalisten Alistair Tait, der von einer „Peinlichkeit“ sprach, konterte Evans: „Peinlichkeit? Du meinst wohl eher eine absolute Schande! In der 190er-Jahren wäre er [mit dieser Attitüde] auf der Tour keine fünf Minuten geblieben, weil irgendjemand ihn direkt ausgeknockt hätte.“

Wenn das Tee den Driver stanzt …

Durchschlagender „Erfolg“: Eigentlich sind Driver dazu da, Bälle vom Tee zu feuern – und ab und an muss das Holzstäbchen gehörig darunter leiden. Die amerikanischen Kollegen von „The Golfer‘s Journal“ haben daraus mit ihrer „Broken Tee Society“ und dem entsprechenden Wahrzeichen eines geborstenen Tees sogar einen Wettbewerb und eine Art Kult kreiert. Aber ein Tee kann auch zurückschlagen. Wie das aussieht, zeigt dieses Netz-Fundstück:

Brora: Erst gerettet, jetzt gesichert

Bestandsschutz: Kurz vor Weihnachten haben wir über „Das Wunder von Brora“ berichtet, mit dem der Links-Klassiker im schottischen Norden den Corona bedingten Gästeschwund überwunden und sein Überleben gesichert hat. Jetzt hat der Club einen weiteren wichtigen Schritt zur Absicherung seiner Zukunft getan und das bislang lediglich gepachtete Land erworben, auf dem sich der 18-Loch-Kurs erstreckt. Binnen vier Jahren hat Brora, das heuer sein 130-jähriges Bestehen feiert, durch Eigenmittel, Mitgliederspenden und Unterstützung lokaler Unternehmen genug Geld eingesammelt, um den Sutherland Estates das Areal abzukaufen. Der Golfplatz ist größter Arbeitgeber des Standorts und ein Touristen-Magnet, viele Spender haben genau dies als Grund für ihr Engagement angegeben. „Es ist ein stolzer Moment in unserer Geschichte, dass das hier nun unser eigener Grund und Boden ist“, erklärte Präsident Andy Stewart. „Für mich fühlt sich das an, als ob ein Ehepaar sein erstes Haus gekauft hat.“

Eisen im Dunst

Zum Schluss: Fliegende Schläger kennt man zur Genüge, aus Frust, aus Wut – gerade war am Beispiel Tyrrell Hatton noch die Rede davon. Doch wenn der Griff im sinnbildlichen Überschwang der Hand entgleitet, wenn dazu noch neblige Schwaden über einer pittoresk-schönen Golflandschaft liegen, dann hat das fast was von Caspar David Friedrich oder William Turner: Eisen im Dunst.

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