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Ryder Cup

Padraig Harrington: „Dieser Ryder Cup bestimmt den Wert meiner Golfkarriere“

23. Sep. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Das Schicksal seiner Karriere und die Bemalung seiner Haut macht Padraig Harrington vom Ryder Cup 2021 abhängig. (Foto: Getty

Das Schicksal seiner Karriere und die Bemalung seiner Haut macht Padraig Harrington vom Ryder Cup 2021 abhängig. (Foto: Getty

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Einordnung: Drei Major-Triumphe, 15 sonstige Siege auf den beiden großen Touren, dazu zwischen 1999 und 2010 sechs aktive Ryder-Cup-Teilnahmen mit vier Erfolgen: Padraig Harrington gehört zweifelsohne zur Crème de la Crème des Golfsports. Und dennoch macht der 50-jährige Ire eine Bilanz seiner Karriere vom Ausgang dieses 43. Kontinentalwettbewerbs abhängig. „Dieser Ryder Cup entscheidet über meine sportliche Bilanz“, sagte Harrington, der im Fall des Erfolgs dem Vorbild seines Vorgängers Thomas Bjørn folgen und sich ein entsprechendes Tattoo stechen lassen will.

„Es macht keinen großen Unterschied, ob ich noch irgendein Turnier gewinnen würde, selbst wenn es ein weiteres Major wäre“, verdeutlichte der Gewinner der Open Championship 2007 und 2008 sowie der PGA Championship 2008. „Mein Ego ist untrennbar mit Golf verbunden, und der Ryder Cup hat darauf unstreitig großen Einfluss. Er bestimmt den Wert meiner Karriere.“ Er habe das Kapitänsamt nicht übernommen, weil „ich an der Reihe war oder ein Anrecht hatte“, so Harrington: „Es wurde mir anvertraut, und man hat in der Regel in Europa nur diesen einen Versuch, es hinzukriegen. Und der Erfolg eines Kapitäns steht und fällt nun mal mit dem Erfolg seines Teams. Verliert das Team, ist der Kapitän gescheitert, egal wie gut er gearbeitet hat. Das ist vielleicht unfair, aber so ist halt der Lauf der Dinge.“

Und nach derart ernsten Worten nun etwas Vergnügliches: Als Gast einer Talkshow hatte der Ryder-Cup-Kapitän vergangenes Jahr erzählt, dass er es nie in den Schulchor geschafft habe, weil er nicht singen könne. Daraufhin bastelte der Video-Parodist Stephen Connolly prompt einen Clip, in den er Harrington als Mitglied der irischen Rockband U2 namens „The Wedge“ einbaut – passend zu Leadsänger Bono und Gitarrist „The Edge“. Zum Schluss kommt sogar Phil Mickelson vor:

DeChambeau zum Koepka-Zwist: „Für mich ist alles ok“

Kurzer Moment, große Wirkung: Die Golfwelt horchte auf, als Brooks Koepka dieser Tage auf der Driving Range von Whistling Straits zu Bryson DeChambeau rüber ging und ein paar Worte mit seinem Intimfeind wechselte. Reden die beiden wieder miteinander? Haben sie das Kriegsbeil begraben? Ist „The Feud“, jene eigentlich unsägliche Kesselflicker-Zofferei, endlich beendet?

Wenn’s nach „BDC“ geht, dann ja. Über seinen Coach Mike Schy ließ er unlängst verlautbaren, dass er gern die Friedenspfeife mit Koepka rauchen wolle. „Letztlich ging es dabei nur um zwei übergroßes Egos“, sagte Shy. „Ob es der Profilierung gedient haben mag oder nicht: Bryson will, dass es endet.“ Nach dem Treffen auf der Range bekräftigte DeChambeau das am Dienstag vor der Presse: „Wir hatten ein paar tolle Gespräche bei einem Team-Dinner während der Tour Championship und auch gestern beim Abendessen. Für mich ist alles ok.“ Mehr noch: „Vielleicht passiert hier noch was Lustiges, das die ganze Sache in einem guten Sinn weiter voranbringt. Allzuviel will ich aber noch nicht verraten.“ Es bleibt ohnehin abzuwarten, was Brooks Koepka zu alldem sagt. Der vierfache Majorsieger hatte sich nicht zuletzt in der jüngsten Vergangenheit deswegen derart unversöhnlich gezeigt, weil DeChambeau – so Koepka – gegen eine Abmachung verstoßen und munter über eine Vier-Augen-Aussprache zwischen den beiden Streithähnen geplaudert habe.

Im Übrigen wurde schon als Überraschung gewertet, dass der 27-Jährige überhaupt vor dem Golf-Pressetross auftauchte, pflegt er doch seit der Open Championship und dem Rummel um sein Driver-„Bashing“ sowie die Trennung von Caddie Tim Tucker eine Art beleidigtes Schweigen und spricht nur in seltenen Einzelinterviews mit ausgewählten Medien. Aber „das hier ist ein Mannschaftswettbewerb“, ließ DeChambeau direkt zu Anfang wissen. „Und ich bin absolut darauf fokussiert, dem Team USA zum Sieg zu verhelfen. Das ist, ehrlich gesagt, der einzige Grund, warum ich hier bin.“ Sprach’s und marschierte wieder zur Driving Range, um Abschläge über die Begrenzung der Übungsanlage zu feuern, die dann jenseits von 380 Metern auf Bahn fünf des „Irish“-Kurses landeten:


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Kommt Woods doch nach Whistling Straits

Überflieger: Der Spirit des Tigers ist beim US-Team omnipräsent, obwohl Superstar Woods gar nicht vor Ort ist. „Es wird diesmal mit einer Rolle im Team nicht klappen, aber er gehört zu unserer Ryder-Cup-Familie und begleitet uns im Geiste, unterstützt uns aus der Ferne“, hat Skipper Steve Stricker unlängst noch über den 15-fachen Majorsieger gesagt, der daheim in Jupiter/Florida seine schweren  Beinverletzungen vom Autounfall im Februar auskuriert und mit der Reha laut Stricker große Fortschritte macht: „Ich gehe davon aus, dass er wieder spielen kann und wird.“ Womöglich aber taucht Woods doch in Whistling Straits auf, um eine flammende Motivations-Ansprache an das Team zu halten, das nach drei Niederlage in Serie endlich wieder den kleinen goldenen Henkelmann erobern will. Mindestens aber wird eine Video-Botschaft des Tigers erwartet. „Er ist vollständig in unser System eingebunden und hat mir gesagt, dass er jederzeit für mich, für uns da ist“, so Stricker. „Und ganz gewiss wird er alles tun, was möglich ist, um uns zu helfen.“

Harrington hatte Wiesberger eh auf dem Zettel

Schöne Bestätigung: Padraig Harrington weiß, wie man Ryder-Cup-Rookies motiviert. Vor der heutigen Eröffnungszeremonie verriet der Ire, dass er Bernd Wiesberger auch nominiert hätte, wenn sich der Österreicher bei der BMW PGA Championship in Wentworth nicht noch in letzter Minute über die offizielle Qualifikation ins Team für Whistling Straits gespielt hätte. Harrington hatte zwar fest damit gerechnet, dass sich Justin Rose auf diesem Weg einbringt und daher nebst den offenbar „fest gesetzten“ Sergio Garcia und Ian Poulter eine Wildcard für Wiesberger im Hinterkopf, aber: „Es freut mich, dass es auf diese Weise geklappt hat, selbst wenn ,Rosie’ dadurch nicht dabei ist. Bernd ist ein wirklich guter, erfahrener Spieler, und seine Art Golf zu spielen passt perfekt zu diesem Platz.“ Den letzten „Captain’s Pick“ erhielt dann der von Wiesberger knapp aus dem Punkte-Ranking verdrängte Shane Lowry.

Die „Umschlag-Regel“ und der „Covid Envelope“

Versiegelt: Vor jedem Ryder Cup unterschreiben die beiden jeweiligen Teamchefs das sogenannte „Captain’s Agreement“, eine Art Wettbewerbsvertrag, in dem Dos und Dont’s geregelt sind, beispielsweise das Trainingsverbot auf dem Platz während noch laufender Matches, die Anzahl der eingesetzten Carts, der Zeitpunkt und die Übergabe der jeweiligen Spielpaarungen oder das Verfahren bei Ratschlägen von außen für Spieler im Match.

Und dann gibt es noch die sogenannte „Envelope Rule“, ein vergleichsweise mysteriöser Bestandteil jeden Kontinentalwettbewerbs, der 1979 in The Greenbrier eingeführt wurde. In einem verschlossenen Briefumschlag benennt jeder Kapitän vor den Sonntagseinzeln nebst der Reihenfolge des Aufgebots insgeheim denjenigen seiner Akteure, der aus dem Spiel genommen wird, falls ein gegnerischer Crack vor den Singles erkrankt oder sich verletzt. Die beiden gelten dann als gegeneinander aufgestellt, das Match wird halbiert. Die „Envelope Rule“ musste bislang drei Mal angewandt werden – zuletzt 1993 in The Belfry, als US-As Lanny Wadkins sich freiwillig in den Umschlag stecken ließ, weil der Schotte Sam Torrence sich eine Fußverletzung zugezogen hatte.

In Whistling Straits gibt es wegen des Corona-Risikos zusätzlich einen zweiten Umschlag mit jeweils drei Namen. Sollte bei einem Spieler eine Covid-19-Infektion festgestellt werden, muss der erste Spieler aus dem „Covid Envelope“ der Gegenseite für die Einzel zurückziehen. Und so weiter. Nachnominierungen im Covid-19-Fall wären definitiv nur bis zur heutigen Eröffnungszeremonie möglich.

Westwood und Hovland: Ryder-Cup-Generationen

Fun Fact: Mit 48 Jahren ist Lee Westwood das Urgestein im aktuellen europäischen Ryder-Cup-Team; den Gegenpart des „Kükens“ übernimmt der 24-jährige Viktor Hovland. Oder anders: Als „Westy“ am 29. September 1997 in Valderrama seinen ersten von nunmehr elf Kontinentalwettbewerben bestritt, war der Norweger gerade mal acht Tage auf der Welt! Während Westwood in Whistling Straits statt Ehefrau Helen mal wieder Sohn Sam am Bag hat, wurde der solo erschienene Hovland gestern Abend beim Gala-Empfang von Sergio Garcias Gattin Angela (links) und Henrik Stensons Frau Emma mit besonderer Aufmerksamkeit begrüßt.

Bühne frei für Conor Moore

Konstante: Wenn große Golf-Wettbewerbe anstehen, darf einer nicht fehlen – Conor Moore. Selbstverständlich ist der irische Parodist auch beim Ryder Cup präsent, persifliert die Protagonisten von Padraig Harrington bis Dustin Johnson – wie immer besonders gelungen – und spricht dabei auch entscheidende Themen wie Jon Rahms Ärger über den entgangenen „Player of the Year“-Titel an. Mehr muss man allerdings nicht schreiben, lassen wir stattdessen Moore sprechen:

Ziffern auf den Bags: „Ein sehr besonderer Kreis“

Laufende Nummern: Beim Line-up des europäischen Ryder-Cup-Teams ist sicherlich vielen die Nummerierung der Bags aufgefallen – Jon Rahm beispielsweise hat die Zahl 161 auf der Tasche, Rory McIlroy die 144, Ian Poulter die 134. Was auf den ersten Blick seltsam wirken mag, hat eine simple und naheliegende Erklärung: Skipper Padraig Harrington hat sämtliche Ryder-Cup-Akteure auf europäischer bzw. früher britisch-irischer Seite durchgezählt, von Ted Ray 1927 bis zum aktuell „jüngsten“ Debütanten Bernd Wiesberger, kam in der Reihenfolge ihrer Premieren auf insgesamt 164 Spieler und ließ die Bags seiner Equipe entsprechend beschriften. „Nur wenige Golfer können sich europäischer Ryder-Cup-Spieler nennen, das ist schon ein sehr besonderer Kreis“, sagte Harrington. „Das wollte ich mit der Nummerierung vermitteln. Ich denke, dieses Bewusstsein schweißt uns noch enger zusammen.“

Übrigens: Die Idee einheitlicher Taschen und Teamkleidung ist fast so alt wie der Ryder Cup selbst. Der große Walter Hagen begann damit bereits 1929, als er vor dem Kontinentalwettbewerb im Moortown Golf Club in England höchstpersönlich und auf eigene Kosten Sakkos und Bags für sich und seine Mannschaftskameraden kaufte, um den Korpsgeist zu fördern. Die Aktion des US-Kapitäns half freilich wenig: „The Haig“ und die Seinen unterlagen den Briten um George Duncan mit 5:7.

Reminiszenz an Green Bay Packers: Europa bezirzt Fans

Charme-Offensive: Europäische Ryder-Cup-Auftritte in der Höhle der amerikanischen Löwen haben von jeher den mindestens Respekt einflößenden zusätzlichen Kick, vor einer enthusiasmierten Zuschauerkulisse zu spielen, die in Sachen Antipathie-Kundgebungen wenig zurückhaltend ist. Und wie macht man sich die „feindliche“ Übermacht gewogen? Indem man sich mit ihr solidarisiert.

Also haben sich Kapitän Padraig Harrington und sein Team einen smarten Move für die Fans in Wisconsin ausgedacht und erschienen zur Einspielrunde in den Farben des American-Football-Teams Green Bay Packers, das mit seinem mittlerweile auch aus „The Match“ bekannten Quarterback Aaron Rodgers im „Badger State“ absoluten Kultstatus genießt und dessen Anhänger sich mittels Kopfputz gern als „Cheese Heads“ darstellen – ein Verweis auf das eher ländliche Einzugsgebiet der Packers, die als einziges Team der National Football League (NFL) nicht mit einer Großstadt verknüpft sind. So macht man sich Freunde.

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