Es war einmal ein rotwangiger Bursche von der schottischen Westküste, der neben Shinty auch den zweiten Nationalsport seines Heimatlands so gut beherrschte, dass er es damit sogar auf die Wiesen jenseits des Atlantiks schaffte. Doch der junge Mann, nennen wir ihn Bob Mac, war in der neuen Welt kreuzunglücklich. Er hatte Heimweh, obwohl seine Freundin ihm zur Seite stand, fühlte sich im neuen Zuhause in Orlando/Florida nicht wohl und fremdelte in seinem Sport. Mit schwerem Herzen lässt sich halt nicht frei aufspielen. So reichte es allenfalls zu Achtungserfolgen wie dem geteilten achten Platz bei der PGA Championship im Valhalla Golf Club in Kentucky.
Wenn der Papa gegen das Heimweh hilft …
Wie das Märchen des Robert MacIntyre aus Oban in den Highlands weitergeht, weiß jeder, der sich ein bisschen mit Profigolf beschäftigt. In der Not rief der 27-Jährige seinen Papa zur Hilfe, der hauptberuflich Headgreenkeeper im heimischen Glencruitten Golf Club ist. Dougie MacIntyre kam, nahm das Bag seines Sohnes, und gemeinsam gewannen die beiden vergangenes Wochenende die Canadian Open.
… und das mit der Hypothek aufs Haus ist auch erledigt
Bob Mac löste damit das Ticket fürs Memorial in dieser Woche, für die US Open in der kommenden Woche, für die Travelers Championship in der Woche drauf, fürs Masters 2025 und für die PGA Tour insgesamt bis einschließlich 2026, was getrost als Bestätigung für das umstrittene „Austauschprogramm“ zwischen DP World Tour und PGA Tour angesehen werden darf.
Während der Vater noch fassungslos „It’s unbelievable. I’m a grass cutter, not a caddie“ in jedes Mikrofon schluchzte, klärte sein Filius die wichtigste Erkenntnis nach dem 1,69 Millionen Dollar bringenden Turniersieg mit Mama MacIntyre per Video-Call: „Wahrscheinlich wirst du Dad erst nächste Woche wiedersehen – wir machen jetzt erstmal eine Sauftour.“ Und: „Weißt du was, Mom, das mit der Hypothek aufs Haus hat sich gerade erledigt.“
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Party und Pints statt Penunze beim 20-Millionen-Turnier
Die Story ist auch Tage danach beim Memorial in aller Munde, dem siebten und vorletzten Signature Event dieser Saison auf der PGA Tour. Bloß, der Hauptdarsteller ist gar nicht am Start, um nach den frischen Meriten noch ein paar weitere Moneten einzufahren. Das mit der Hypothek war ja nun erledigt, und während die Buchmacher ihn schon für die Offene Amerikanische in Pinehurst und den ersten Majorsieg einpreisen (80:1), ist Robert MacIntyre nach Hause geflogen – auf ein paar Pints und Party mit Familie und Freunden. Wie rührend, wie normal, wie bodenständig.
Und wie angenehm, wenn einer trotz eines Turniers, bei dem es um 20 Millionen Dollar geht, die Heimeligkeit der Penunze vorzieht. So was wollen die Fans hören, die sich in Scharen abwenden, weil es ansonsten nur noch um Geld und ums Fingerhakeln über die Deutungshoheit im Profigolf der Männer zu gehen scheint, seit Saudi-Arabien via LIV Golf League in großem Stil in das (Macht-)Spiel eingestiegen ist.
„The Golden Bear“ brilliert mit Anekdoten
Sowieso: „Heim“ in allen Varianten und mit mancherlei Definitionen zieht sich wie ein roter Faden durch diesen Bericht. Immerhin hat besagtes Memorial Tournament auch den sportlich schwächelnden Titelverteidiger Viktor Hovland wieder vor die Tür gelockt, bei dem sich bereits bei der PGA Championship dank der neuerlichen Zusammenarbeit mit dem bewährten Schwungtrainer Joe Mayo ein deutlicher Aufwärtstrend bemerkbar gemacht hatte. Und es ist bekanntermaßen das Heimspiel des Jahrhundertgolfers Jack Nicklaus, der zudem in Muirfield Village sein Zuhause hat und vor dem heutigen ersten Turniertag mit allerlei Anekdoten und einem trotz seiner 84 Jahre und erkennbar beginnender Hinfälligkeit phänomenalen Gedächtnis brillierte.
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Das Schisma in diesem Sport kann freilich auch der Goldene Bär nicht lösen. „Ich halte mich aus allem raus“, sagt Nicklaus und fügt mit Augenzwinkern an: „Natürlich müssen die besten Golfer der Welt wieder alle in einer Liga spielen. Doch eine solche Wiedervereinigung übersteigt meine finanziellen Möglichkeiten.“
Windelwechseln gegen das Knasttrauma
Selbiges gilt für Scottie Scheffler, obwohl der in allein dieser Saison schon rund 19,2 Millionen Dollar gewonnen hat. Da ist er schon wieder, der vermaledeite Mammon. Doch der Weltranglistenerste hat derzeit eh andere Probleme, was wieder zum Stichwort Zuhause führt, wo sich Scheffler seit dem ebenfalls geteilten achten Platz in Valhalla vornehmlich mit dem Windelwechseln bei Baby Bennett herumgeplagt hat und in Muirfield freimütig bekannte: „Ich habe noch viel zu lernen.“
„Im Moment versuche ich herauszufinden, wie man Bennett dazu bringt, ein Bäuerchen zu machen, wie man seine Windeln wechselt und so weiter. Aber ich brauche viel Unterstützung von meiner Frau Meredith und Rat von anderen Vätern, auch hier auf der Tour, denn ich habe so gut wie keine Ahnung von dem, was ich tue.“
Scottie Scheffler über seinen Job als Vater
Außerdem ist da noch das Trauma der Arrestierung am Freitag der PGA Championship in Louisville. Er sei zwar erleichtert, dass alle Anklagepunkte fallen gelassen worden sind, so Scheffler: „Aber die Erinnerung an die Stunden im Knast und mein Konterfei im orangefarbenen Overall auf dem ,Verbrecherfoto’ wird mich noch lange verfolgen.“
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Der Rost des frischen Majorchampions
Apropos PGA Championship. Auch der Sieger hat sich eine Auszeit gegönnt. Xander Schauffele, der demnächst in Paris seine Goldmedaille verteidigt – der Titel von Tokio wird gern vergessen –, hat die Nachwehen des ersten Majorsiegs zuhause genossen und seither gerade mal neun Loch gespielt und „um die 40 Schläge gebraucht, glaube ich“. Vielleicht half ja das hochkarätige Pro-Am mit Stars wie Schauspieler Chris Pratt und Football-Ikone Peyton Manning ein wenig, den Rost abzuschütteln.
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Vielspieler McIlroy „inspiriert“ Lästermäuler
Die beiden VIP sind bewusst aus dem hochkarätigen Aufgebot beim Golden Bear Pro-Am gepickt, denn sie hatten auf der Front Nine das Vergnügen mit Rory McIlroy. Der Nordire ist derzeit Dauerspieler und mit Ausnahme der Woche für die Charles Schwab Challenge zwischen PGA Championship und Canadian Open ununterbrochen im Einsatz. Lose Mäuler lästern schon, dass er nach der Trennung von Ehefrau Erica Stoll offenbar keine Lust mehr auf Zuhause habe. Immerhin nutzte „Rors“ die freie Zeit für ein paar unbeschwerte Tage mit Tochter Poppy.
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