Back Nine

„Präzision irrelevant“: Mickelson prahlt mit Länge – und haut Drives ins Aus

25. Okt. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Phil Mickelson (Foto: Getty)

Phil Mickelson (Foto: Getty)

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Irgendwie klebt ein golferischer Fluch an vollmundigen Phrasen – offenbar vor allem, wenn sie das eigene Schlaglängen-Potenzial betreffen. Schon Bryson DeChambeau wurde beim November-Masters 2020 unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, nachdem er Augusta National für sich zum Par-63-Kurs erklärt hatte. Jetzt erwischte es Phil Mickelson. Der amtierenden PGA- und Selbstdarstellungs-Champion hatte vor der Dominion Energy Charity Classic getönt, für ihn zähle eh bloß die Distanz, als er bei der Pressekonferenz auf seine Genauigkeit mit dem Driver angesprochen wurde. „Ich schaue nur auf die Länge, versuche so weit wie möglich zu schlagen und bin ohnehin die Nummer eins in Sachen Drive Distanz [bei den PGA Tour Champions, Anm. d. Red.]“, erwiderte Titelverteidiger Mickelson: „Wenn Ihr auf irgendwelche irrelevanten Kram schauen wollt – Eure Sache.“ Er versuche, jenseits von 300 Yards zu schießen, und wenn der Ball nicht auf dem Fairway lande, sei er immerhin ein sehr guter Wedge-Spieler – „und mit den Wedges in der Hand bin ich kaum zu schlagen.“

So weit, so großmäulig. Auf Bahn 9 des Country Club of Virginia jedenfalls kamen seine Prahlereien wie Bumerangs zurück. Am Samstag semmelte der 51-Jährige zwei Drives ins Aus, und da hilft selbst das beste kurze Spiel nichts: Der 51-Jährige musste sich für das rund 500 Meter lange Par-5, überdies die dritteinfachste Bahn des Platzes, eine Quadrupel-Bogey-Neun aufschreiben. Und in der TV-Kabine konnten sich die Kommentatoren Lanny Wadkins und John Cook das Feixen nicht verkneifen. „In diesem Spiel zählen auch solche miesen Bälle“, befand Cook voller Ironie. „Ja, aber er ist immerhin der Führende bei der Länge vom Tee, und angeblich ist das ja am Wichtigsten“, merkte Wadkins mit triefender Süffisanz an.

In der Finalrunde war die Neun sein Schlussloch. Wieder vermasselte „Phil the Thrill“ den Drive, murkste auf dem Weg zum Grün irgendwo im Nirgendwo rum und fing sich den zweiten Neuner-Score ein und wurde am Ende geteilter 47. Derweil holte sich der gewiss nicht für seine Länge, aber sehr wohl für die Präzision seiner Schläge bekannte „Mr. Consistency“ Bernhard Langer seinen 42. Sieg bei den PGA Tour Champions. Damit ist endgültig alles gesagt.

Matsuyama gewinnt sogar mit „Minus-1-Form“

Tiefstapler: Hideki Matsuyama ist vielumjubelter Sieger der Zozo Championship, hat endlich auch in der golfverrückten japanischen Heimat ein PGA-Tour-Turnier gewonnen, sein siebtes insgesamt. Dabei hat der Masters-Champion zu Beginn der Woche im Narashino Country Club noch alles andere als optimistisch geklungen. „Auf der Spielstärke-Skala von Eins bis Zehn bin ich momentan eher unterhalb von Eins.“ Zum Sieg hat es dennoch gereicht. Da bleibt die Frage, was der 29-Jährige macht, wenn er auf Top-Level spielt. Ach ja, dann gewinnt er das Masters; da war er spielerisch „bei Zehn“, wie er selbst sich im Nachhinein attestiert. Übrigens: Erst in Augusta und dann bei der Zozo Championship zu reüssieren, das hat 2019 auch Tiger Woods geschafft. „Ich bin sehr glücklich, das gleichfalls hingekriegt zu haben“, sagt Matsuyama. „Sowieso war es eins meiner größten Ziele, mal in Japan vor heimischem Publikum zu gewinnen.“

Golf und Alter: Tipps von Bernhard Langer

Oldie but Goldie: Was Bernhard Langer auf den Golfplätzen noch leistet, ist kaum zu beschreiben und noch schwieriger zu würdigen – es gehen einem schlichtweg die Worte aus. Gerade avancierte der 64-Jährige zum ältesten Sieger aller Zeiten im Ü50-Circuit und steuert schnurstracks auf den nächsten Gewinn des Charles Schwab Cup bei den PGA Tour Champions zu. Selbst Phil Mickelson kann da nur den Hut ziehen:

Auch wenn Langers Leistungen buchstäblich unnachahmlich sind, können die Senioren unter den Golfern sich einiges bei ihm abgucken. Was, das verrät er hier dem Kollegen Luke Kerr-Dineen von „Golf.com“:

„D.J.“ und Co. wollen unbedingt zum Saudi-Turnier

Extrawurst: Vor einigen Wochen hat die PGA Tour das Saudi International geächtet und erklärt, ihren Mitgliedern fürderhin keine Freigabe für das Event im umstrittenen Königreich am Persischen Golf zu erteilen. Trotzdem haben jetzt acht Spieler, darunter auch Titelverteidiger Dustin Johnson, eine Sondergenehmigung für die Teilnahme an der vierten Auflage im Royal Greens Golf and Country Club (3. bis 6. Februar 2022) beantragt, deren Preisgeldtopf von 3,5 auf fünf Millionen Dollar erhöht wurde. Während übrigens zeitgleich das mit 8,7 Millionen Dollar dotierte Pebble Beach Pro-Am stattfindet. Die anderen sieben Spieler sind der 2020er-Sieger Graeme McDowell, Abraham Ancer, Lee Westwood, Tommy Fleetwood, Henrik Stenson, Kevin Na und Jason Kokrak.

Im Rahmen ihrer „Strategischen Allianz“ machen PGA und European Tour auch gemeinsam Front gegen Saudi-Arabien, dessen „Sportswashing“-Bemühungen und die aus Riad finanzierte Premier Golf League. Die European Tour hat das von der PGA Tour co-sanktionierte Turnier aus ihrem Kalender gestrichen; daher müssen Tour-Mitglieder gesondert um eine Startfreigabe bitten. Bis zum 4. Januar muss über die Anträge entschieden sein – man darf gespannt sein, wie konsequent Commissioner Jay Monahan ist. Sollte ein Spieler ohne Erlaubnis bei einem nicht sanktionierten Turnier an den Start gehen, drohen disziplinarische Sanktionen, wohl in Form von Geldstrafen. Aber vielleicht sind die in den Antrittshonoraren für die Golfstars ja schon berücksichtigt.

Pandemie-Stress: Caddie-Routinier hört auf

Rückzug: Sie nennen ihn „Johnny Long Socks“ wegen seiner meist bunten, bis zu den Waden reichenden Füßlingen; er gehört zu den profiliertesten Caddies im Golf und ist aktuell der Looper von Paul Casey. Doch nach der Dubai Desert Classic im Januar ist Schluss für John McLaren – weil das Turnier-Business in Zeiten einer Pandemie einen zu großen nervlichen Tribut fordern. „Der Aufwand und der Stress in den vergangenen 18 Monaten mit Reisen, Testen und all den Unwägbarkeiten und Sicherheitsrisiken sind eine zu große mentale Belastung“, sagte der 55-Jährige und fügte an: „Nicht nur für mich, sondern auch für meine Familie, meine Frau und meine Kinder. Und wenn dieser Punkt einmal erreicht ist, dann muss man sich die Frage nach der Relation von Opfern und Nutzen stellen.“ Das Wechselbad der Gefühle sei unerträglich, sagte McLaren: „Erst sitzt du da und hoffst inständig, dass dein Test ok ist, damit du nach Hause fahren darfst. Dann wiederum sitzt du zuhause und hoffst beim nächsten Test wieder, dass alles ok ist, niemand in Quarantäne musst und du deinen Job machen und Paul [Casey] das Leben auf der Tour erleichtern kannst. Irgendwann wird das alles einfach zu viel.“

Die Bürde mit DeChambeaus Tasche

Noch eine Caddie-Nachricht: Brian Zeigler, der Bag Man von Bryson DeChambeau, hat in einem Podcast mit „Golf.com“ offenbart, welche Bürde er bei den Auftritten von „BDC“ mit sich rumschleppt. Demnach wiegt DeChambeaus Golftasche bei Turnieren an die 25 Kilogramm – „und ich bin einer der schmächtigsten Caddies auf der Tour“, so Zeigler. Außerdem seien die Gurte viel zu lang, so dass die Tasche in normaler Ausfertigung nie auf den Hüften sitzt, sondern eher in Höhe des Gesäßes hängt. Deswegen stellt Zeigler die Tragriemen so kurz wie möglich ein, obwohl er durch das Gewicht dann sehr gebeugt gehen muss. „Wenn ich nicht daran arbeiten würde, stärker zu werden, könnte ich diesen Job nicht besonders lange machen“, sagt der vormalige Golflehrer und arbeitet derzeit daran, etwas Körpergewicht zuzulegen: „Ich will es auf 75 Kilo bringen.“ Für entsprechende Tipps muss Zeigler nicht lange suchen – sein Chef ist ja Experte in Sachen Muskel-und Gewichtszuwachs.

DeChambeau macht übrigens gerade Urlaub auf den Bahamas, das hält den 28-Jährigen allerdings keineswegs vom Training ab:

LET in Sachen Impfstatus ihrer Mitglieder vorn

Die Causa Covid-19: Das Nicht-geimpft-„Outing“ von Bayern-München-Star Joshua Kimmich ist derzeit in aller Munde. Und wie sieht es bei den Tour-Golfspielern aus? Nach Angabe der European Tour beispielsweise haben 85 Prozent ihrer Mitglieder beide Impfungen gegen das Corona-Virus erhalten. Auf der PGA Tour liegt der Anteil bei 83 Prozent, betrifft aber nicht nur Spieler, sondern auch Caddies und alle Offiziellen, die bei den Turnieren im Einsatz sind. Insider gehen davon aus, dass der Anteil geimpfter Spieler bei 70 bis 80 Prozent liegt. Prominentester Nicht-Geimpfter ist Bryson DeChambeau, der nach eigenem Bekunden „jung, kräftig und gesund“ ist und die Impfstoffe „denen überlassen will, die sie nötiger haben“. Die Ladies European Tour (LET) wiederum gibt an, dass fast 90 Prozent ihrer Aktiven vollständig geimpft sind; von der LPGA liegen keine Angaben vor.

Fußball-Nationalspieler Kimmich hatte am Rand des Bundesligaspiels gegen Hoffenheim erklärt, er sei kein Impfgegner, habe aber wegen fehlender Langzeitstudien noch Bedenken, sich derzeit impfen zu lassen. Die Weltgesundheitsbehörde WHO wiederum hat vergangene Woche einen siebenprozentigen Anstieg der Covid-19-Infektionen in Europa bekannt gegeben und sprach von weltweit 2,7 Millionen neuen Corona-Fällen.

Aufstieg in die nächste Liga per Albatross

Das Beste kommt zum Schluss: Bernhard Langer gewann auf der Ü50-Tour mit einem abschließenden Birdie, Hideki Matsuyama vor heimischer Kulisse sogar mit einem finalen Eagle. Aber Christopher Feldborg Nielsen toppt sie alle. Der 29-jährige Schwede beendete die Schlussrunde des „Road to Europe Final“ der ECCO Tour sage und schreibe mit einem Albatross. Auf der 595 Meter langen 18 des Ledreborg Palace Golf Club in Lejre/Dänemark lochte Feldborg Nielsen mit dem zweiten Schlag aus dem Rough ein, gewann am Ende das Turnier im Stechen, setzte sich damit an die Spitze der Saisonwertung der Mini-Golftour und sicherte sich so den Startplatz für die Challenge Tour in der kommenden Spielzeit.

 

Leo „floppt“

Zum Schluss: Wenn der Vater mit dem Sohne … Dann kommen solche Sachen heraus wie dieser Flop Shot von Leo Boniface, der seinem Vater die Kappe vom Kopf schießt.

Ziemlich beeindruckend, die Golf-Fertigkeiten des Knirpses, der damit in Social Media regelmäßig Furore macht. Dass Leo es auch ohne Daddy als Hindernis dem „Ober-Flop-Shooter“ Phil Mickelson gleich tun kann, zeigt dieses Video:

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