Panorama

Quo vadis Golf? Weg mit den vorsintflutlichen Gender-Tees am Abschlag!

14. Aug. 2020 von Michael F. Basche in Hamburg, Deutschland

Ein Plädoyer für geschlechterneutrale Teeboxe. (Foto: Twitter.com/@GOLF_com)

Ein Plädoyer für geschlechterneutrale Teeboxe. (Foto: Twitter.com/@GOLF_com)

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Gerade debattiert die Welt über ethnische Korrektheit, ausgelöst von der Black-Lives-Matter-Bewegung. Schon wesentlich länger kursiert die Debatte um die Geschlechteridentität, um Bezeichnungen von Weiblein, Männlein und sonstigen Ausrichtungen, die allem und jedem gerecht werden wollen. Auch Golf sollte sich darüber endlich grundlegende Gedanken machen. Aber keine Angst, das hier gerät nicht zum Plädoyer für die Abschaffung der schwarzen Abschläge oder die Umwidmung von Golfer*_/Innen in Golfende.

Ziemlich 1980

Es geht um die immer noch weit verbreiteten Gender-Tees: Gelb als Standardabschlag für Herren, Rot als Standardabschlag für Damen. Basta. Oder in etwas subtilerer Differenzierung: mit gelben Boxen, die gemeinhin den guten Herren vorbehalten sind, mit Blau für Top-Ladies und Bogey-Golfer sowie mit Rot für alle Golferinnen jenseits der Einstelligkeit. Das macht den Platz spielbarer für unterschiedliche Spielstärken, ist in der Terminologie freilich keinen Deut besser. Ziemlich 1980. Weg damit!

„Geschlechterneutrale Tees steigern die Attraktivität von Golf für ein breiteres Publikum und reduzieren die einschüchternde Wirkung des Spiels, vor allem auf Frauen und Nachwuchsgolfer“, schreibt der englische Golfplatz-Designer Jonathan Gaunt in einem Beitrag für seine Berufsgemeinschaft EIGCA, das European Institute of Golf Course Architects.

„Viel zu sehr auf Gelb fixiert“

Und dessen ehemaliger Präsident David Krause (Hamburg), der hierzulande Plätze wie Golf Valley, Golf Gleidingen oder WINSTONlinks realisiert hat, schlägt gegenüber Golf Post in dieselbe Kerbe: „Gerade im Herrengolf sind wir viel zu sehr auf Gelb fixiert.“ Michael Blesch, Mitinhaber und unermüdlicher Maximier-Malocher der Green Eagle Golf Courses in Winsen/Luhe, hat mal zu diesem Thema gesagt: „Die Kunst beim Entwurf eines Platzes ist, jede Bahn für jeden spielbar zu machen. Das geht am Besten über die Teeboxen. Deswegen ist es mittlerweile einfach Pflicht, vier bis sechs Abschläge zu bauen.“

Bei deren Firmierung allerdings muss man nun wahrlich nicht mehr die Geschlechter-Geige fiedeln oder auf der Klaviatur der Altersklassen-Kohorten klimpern. Wenn verschiedene Spielstärken durch verschiedene Abschläge berücksichtigt werden sollen, dann liegt es doch nahe, sie auch einfach nach der von ihnen erfassten spezifischen Rundenlänge zu benennen. Eigentlich ganz einfach. Man muss nur wollen.

Spielspaß und Erfolgserlebnisse

Im Mutterland des Golfspiels, auf den britischen Inseln, werden die Anlagen seit etlichen Jahren von den Verbänden mit Handlungsempfehlungen genau dazu ermuntert. Entsprechend haben zahlreiche Clubs schon längst Herren, Damen, Senioren etc. gestrichen und ihre Abschläge für unterschiedliche Handicaps oder auch nur für Tagesform und Laune nach den jeweiligen Distanzen eingeteilt. Es ist halt fürs männliche Ego viel (v)erträglicher, einfach die 4.000-Meter-Teebox zu wählen, als sich für eine kommode, Spielspaß und Erfolgserlebnisse versprechende Platzlänge verschämt aufs Damen- oder Senioren-Tee schleichen zu müssen …

Die Altvorderen übrigens spielten ohnehin nach freier Abschlagswahl. Der Lochgewinner durfte die Position des nächsten Abschlags bestimmen.

„Selbst Tour spielt nicht alles von Weiß“

Auch USGA und PGA of America veröffentlichen in schöner Regelmäßigkeit unter dem Aufruf „Tee it forward“, welche Parcours- zu welcher Abschlagslänge passt, um „mehr Spaß auf dem Platz haben und vielleicht etwas schneller zu spielen“. So taugen Abmessungen von über 6.000 Metern allenfalls für Sportkameraden, die 250-Meter-Granaten abfeuern können. Für den Durchschnitts-Drive von maximal 180 Metern reicht eine 18-Loch-Distanz von maximal 5.000 Metern.

Ganz abgesehen davon, eröffnen unterschiedliche Tees auch einen ganz unterschiedliche Blick auf den Platz und die notwendige Strategie. „Selbst die European Tour spielt hier bei der Porsche European Open nicht alles von Weiß“, verdeutlicht Blesch.

Aber was wird dann aus der „Lady“?

Die Konvertierung von Gender- in Gusto-Tees (alles kann, nichts muss) erfordert minimalen Aufwand, allenfalls umgestaltete Abschlagtafeln und ein paar Textänderungen bei der nächsten Druckauflage der Scorekarte, aber macht Golf einen guten Schritt entspannter, cooler und damit zukunftsfähiger.

Geklärt werden müsste lediglich, wie das mit der „Lady“ an der Clubhausbar geregelt wird, wenn es keine Ladies-Tees mehr gibt, an deren Überspielung man zur Freude der Flightpartner scheitern kann.

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