Back Nine

R&A bietet Kracher auf: Popovs Triumph markiert auch Wende im Damengolf

24. Aug. 2020 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Carnoustie als Major-Austragungsort bei den Frauen - die Wende im Damengolf. (Foto: Getty, Twitter.com/USC Trojans)

Carnoustie als Major-Austragungsort bei den Frauen - die Wende im Damengolf. (Foto: Getty, Twitter.com/USC Trojans)

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Rosige Zukunft: Diese AIG Women‘s Open war in mehrfacher Hinsicht historisch. Zum einen natürlich, weil mit der Mehr-als-nur-Außenseiterin Sophia Popov erstmals eine deutsche Golferin ein Major gewonnen hat – das kann man nicht hoch genug hängen. Aber die Tage in Royal Troon an der Küste von Ayrshire markieren auch in anderer Hinsicht eine Wende für das Damengolf. Denn der R&A hat mit der Benennung von Carnoustie und Muirfield nicht nur die Major-Schauplätze der Damen für die kommenden beiden Jahren benannt: Die Granden aus St. Andrews werfen damit nach Royal Troon zwei weitere Kracher ihrer Open-Championship-Rota in den Ring und werten so das Damen-Major nochmals gehörig auf. Zumal die betreffenden Kursen nun wahrlich nicht unter mangelnder Auslastung leiden. „Wir sind sehr dankbar, dass dieser Zeitplan möglich gemacht wurde“, betonte denn auch R&A-Boss Martin Slumbers. „Es unterstützt und unterstreicht unsere Bemühungen, der Women‘s Open noch größere Bedeutung zu geben.“ So sieht es auch Schottlands Golf-Ikone Catriona Matthews: „Das sind großartige Nachrichten. Solche Austragungsorte verleihen unserer Open noch mehr Prestige, allein durch ihre Tradition mit der Open Championship der Männer“, sagte die Siegerin von 2009.

Während Carnoustie bereits 2011 Bühne des Damen-Majors war, debütiert Muirfield 2022 mit der pikanten Note, dass die Honourable Company of Edinburgh Golfers erst seit 2017 und nach einigem Hin und Her weibliche Mitglieder zulässt. Auch wenn die Links den Golferinnen von jeher offen standen, war der reine Herren-Zirkel des Clubs zwischenzeitlich für den R&A bei der Majorvergabe ein politisches No-Go.

Slumbers kündigte übrigens gleichzeitig an, dass der R&A auch das Preisgeld für die Women‘s Open im Auge behalten will. Bereits für 2019 war der Siegerscheck um 40 Prozent auf jene 675.000 Dollar erhöht worden, die jetzt auch Sophia Popov eingestrichen hat. „Alle unsere Partner sind aufgefordert, sich daran zu beteiligen, das Preisgeld weiter aufzustocken. Wir fühlen uns da verpflichtet, aber es muss nachhaltig sein, um Damengolf auf Dauern noch attraktiver zu machen“, verdeutlichte der R&A-Vorsitzende.

„D. J.“ sind Koepkas Sprüche erwartbar schnuppe

Perfekte Antwort: Was für eine Demonstration der Stärke von Dustin Johnson bei The Northern Trust! Der 36-Jährige spielte sich mit dem zweitniedrigsten Score gegen Par der PGA-Tour-Geschichte (-30) nicht nur wieder an die Spitze der Weltrangliste, er schaffte während der vier Tage im TPC Boston auch das seltene Kunststück, mehr Eagles (5) zu erzielen als Bogeys (3) zu notieren. Auf dem Weg zum 22. Tour-Sieg äußerte sich „D. J.“ nach seiner 67 zum Auftakt üerdies zu den Anwürfen von Brooks Koepka, der ihn am Vorabend der PGA-Championship-Finalrunde wegen etlicher nicht genutzter Major-Führungen nach 54 Loch aufs Korn genommen hatte und sich insofern bestätigt sah, dass Johnson den Sieg auch diesmal einem anderen überlassen musste, Collin Morikawa nämlich. „Natürlich hätte ich die PGA Championship gern gewonnen, aber Collin war halt besser. Ich habe gut gespielt und bin Zweiter geworden, das ist völlig ok“, sagte Johnson. Und Koepkas Sprüche lassen ihn erwartbar kalt: „Soll er denken, was er will. So was interessiert mich nicht.“

McIlroy und Woods: Keine Fans, kein Feuer

Leidensgenossen: Es läuft nicht besonders toll bei Tiger Woods und Rory McIlroy, die Golf-Superstars spielen deutlich unter ihrem gewohnten Niveau, schafften es beide seit dem Restart der PGA Tour im Juni noch nicht in die Top 10. Und wenn man ihren Ausführungen folgt, dann liegt das nicht zuletzt an der fehlenden Kulisse in Zeiten von Corona. „Ich durchlebe eine Art Wechselbad der Gefühle, finde nicht so richtig rein, komme nicht auf Touren“, sagte McIlroy. „Das hat zu einem gewissen Teil auch mit der Atmosphäre bei den Turnieren zu tun. Ich kann mich momentan nicht besonders gut inspirieren, und es fehlen äußere Anreize.“ Woods schlug dieselben Töne an. Er ziehe einen großen Teil seiner Energie aus der Stimmung im Publikum, bekannte der 15-fache Majorsieger: „Seit ich vor 24 Jahren Profi wurde, spiele ich ständig vor Tausenden von Menschen. Es ist zwar ganz angenehm, dass man jetzt beim Gang zum nächsten Tee nicht angetatscht wird oder der Handschuh aus der Tasche zu ziehen versucht wird, aber dennoch fehlen die Ausstrahlung und die Stimmung der Fans.“ So konnten Woods (T58) und McIlroy (T65) denn in vergleichsweise gespenstischer Ruhe ihre dritte und auch die Finalrunde gemeinsam bestreiten und am Samstag sogar gemütlich draußen auf einer Bank picknicken – ein zu normalen Zeiten völlig undenkbares Bild:

Koepka und die Pfirsiche

Früchtchen: Die Wehwehchen an Hüfte und Knie halten Brooks Koepka nicht davon ab, amerikanische „Festtage“ zu würdigen – beispielsweise den „National Eat a Peach Day“, der den Pfirsich-Schmaus protegieren soll. Es gibt ja mittlerweile kaum noch etwas, das nicht durch irgendwelche Jahrestage herausgestellt wird. Koepka, dessen Saison nach dem Rückzug von der Northern Trust beendet ist, widmet sich dem Pfirsich mithilfe seiner im Pfirsich-Staat Georgia geborenen Freundin Jena Sims freilich auf besondere, eher sexistische Art:

Und natürlich fand Miss Sims ihre ureigene, wie immer plakative Antwort – das lässt sich die „Miss Georgia Teen“ von 2007 bei so einer Steilvorlage doch nicht nehmen:

Tiger an der Tasche

Erfolgsspur: Der sportliche Höhenflug von Woods Jr. geht weiter. Charlie Woods tritt wahrhaft in die übergroßen Spuren des Seniors. Der Elfjährige spielte eine Woche nach seinem Sieg im Hammock Creek Golf Club nun bei einem Nachwuchsturnier auf dem Ocean Course in Palm Beach/Florida erneut vorn mit, bevor das Event wegen einer Gewitterwarnung abgebrochen werden musste. Und diesmal hatte er tatsächlich den berühmten Dad am Bag – der sich freilich ganz und gar nicht wie ein übermäßig ehrgeiziger Sportvater gerierte. „Tiger war total freundlich und zugewandt“, erzählte ein Begleiter im Flight. „Und vor allem, er ließ Charlie einfach spielen, redete ihm nicht rein, versuchte kein Coaching, ließ den Filius einfach sein Ding auf dem Platz machen und bestärkte ihn mit Lob.“

59-Mann Scheffler verlor am Sonntag den Caddie

Folgeschaden: Am Freitag schoss Scottie Scheffler bei seiner zweiten Runde der Northern Trust mit zwölf Birdies auf dem TPC Boston die zwölfte Runde von unter 60 Schlägen in der Geschichte der PGA Tour, am Sonntag musste der 24-jährige Texaner zur Hälfte der Finalrunde ohne seinen Caddie Scott McGinness auskommen. Der Bag Man war vor dem Annäherungsschlag hochgesprungen, um bessere Sicht aufs Grün und damit aufs Ziel zu bekommen und dann unglücklich wieder gelandet. „Irgendwas hat geknackt“, erzählte McGinness, der nicht mehr laufen konnte, mit einem Sanitätscart vom Platz gefahren wurde und mit Krücken im Caddie-Raum auf seinen Chef wartete. Dessen Tasche trug für den Rest der Runde Eric Ledbetter, einer der Golflehrer des TPC Boston; Scheffler brachte eine Even-Par-71 ins Clubhaus und belegte am Ende Rang T4 (-17).

Wenn der Retriever zum Vollstrecker wird

Kamerad Hund: Was soll man zu diesem Video schreiben? Vielleicht: Wenn der Golden Retriever zum „Receiver“ wird? Na, eher zum Vollstrecker. Neulich gab‘s die Bälle fangende Katze, diesmal ist es der zottige Gefährte, der die zum Tap-In gelegten Kugeln sauber verwandelt. Und anschließend artig zur Gratulation einschlägt. Mehr geht nicht:

Phoenix Open 2021 ohne Party an der 16

Stimmungskiller: Corona verhindert auch die nächste „Greenest Show on Earth“, jedenfalls deren besondere Stimmung. Die Ausrichter der Phoenix Open bereiten sich darauf vor, die 2021er-Auflage im TPC Scottsdale mit sehr reduziertem Publikum durchzuführen; darunter dürfte auch die legendäre Party-Atmosphäre am berühmten Loch 16 deutlich leiden. „Wir werden einen großen Teil der üblichen Hospitality-Struktur gar nicht erst aufbauen“, erklärte dieser Tage Turnier-Chef Scott Jenkins. Auch wenn der Termin des Superbowl-Wochenendes (4. bis 7. Februar) noch über fünf Monate hin ist, steht bereits jetzt fest, „dass die Kulisse für die Phoenix Open unglücklicherweise diesmal deutlich anders aussehen wird“, so Jenkins, der normalerweise im September mit den Konstruktionen begonnen hätte: „Wir planen für deutlich weniger Fans, wollen aber dennoch ein Weltklasse-Event bieten.“

Kopf unten halten?

Zum Schluss: Mythos oder Maxime? Die Empfehlung, beim Schlägerschwingen den Kopf unten zu halten, ist vermutlich so alt wie der Golfunterricht selbst. Und gehört ebenso vermutlich zu den meist und heißest diskutierten Aspekten der Schwunglehre. Hier ein Beispiel, das in seiner Schmerzhaftigkeit ganz klar Wasser auf die Mühlen der Kopf-unten-Gegner sein dürfte:

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