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Reservespieler oder halbierte Punkte: Ryder-Cup-Teams planen für Corona-Fall

16. Sep. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Bryson DeChambeau und Alex Noren beim Ryder Cup 2018 (Foto: Getty)

Bryson DeChambeau und Alex Noren beim Ryder Cup 2018 (Foto: Getty)

Es kam wie es kommen musste: Bryson DeChambeau setzt trotz des anstehenden Ryder Cup unbeirrt sein Schwung-Speed-Training für die Long Drive Weltmeisterschaft fort, bei der er unmittelbar nach dem Kontinentalwettbewerb als VIP-Weitenjäger auftritt – und ruiniert sich die Hände: „Sie sind gerade etwas kaputt, voller Schwielen“, erzählte der „Holz-Hulk“ seinem Medienpartner „Golf.com“: „Die Leute ahnen ja nicht, wie aufwändig so eine spezielle Vorbereitung ist.“


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Sechs Mal die Woche tobt „BDC“ sich mit zwei täglichen Anderthalb-Stunden-Sessions in Bobby Peterson's One Stop Power Shop in North Carolina aus und zieht das bis zur letztmöglichen Minute durch. „Wenn der erste Schmerz erst mal abgeklungen ist, dann ist das wunderbar entspannend.“

Da kann Amerikas Ryder-Cup-Skipper Steve Stricker ja mächtig froh sein, dass DeChambeau bei all den anderen „Baustellen“ noch die Zeit gefunden hat, am „sehr produktiven“ (Stricker) zweitägigen Training in Whistling Straits teilzunehmen – und hoffen, dass der „Mad Scientiest“ am Montag mit heilen Händen zum Team stößt.

DeChambeau und Koepka stehen fürs Ego-Problem

Ironie wieder aus. Denn letztlich zeigt sich an DeChambeaus Prioritäten, was auch Brooks Koepka in seinem Interview mit „Golf Digest“ offenbarte, als er über Individualsport versus Korpsgeist sinnierte: Die ausgeprägten Egos auf amerikanischer Seite, die erstmal und sowieso ihre ureigenen Interessen verfolgen und sich nur widerwillig in ein Kaderkorsett integrieren lassen wollen, sind Europas 13. Mann.

Und das ziemlich verlässlich seit etlichen Jahren, wie auch jetzt wieder deutlich erkennbar ist: Es braucht für Unruhe in der Umkleide nicht die Ober-Alphatiere Tiger Woods und Phil Mickelson in der spielenden Truppe. Bei der aktuellen Konstellation dürfte „Nice Guy“ Stricker heuer gleichermaßen alle Hände voll zu tun haben, um die Diven in seinem Dutzend auf Linie zu bringen und in der Spirit-Spur zu halten. Wenngleich er sagt: „Das ist ein toller Haufen.“

Laut Weltrangliste „gar nicht erst antreten“

Auf dem Papier und laut Weltrangliste definitiv. Nach Europas Primus Jon Rahm belegen die Amerikaner – abgesehen vom achtplatzierten Südafrikaner Louis Oosthuizen – die Top-Elf der Weltrangliste, bieten mit Scottie Scheffler überhaupt nur einen Akteur außerhalb der Top-20 auf. Europas Equipe hingegen beginnt nach Rahm erst bei Rang 13 und endet mit dem Weltranglisten-64. Bernd Wiesberger. „Falls ein Computer die Ergebnisse generieren würde, brauchten wir erst gar nicht in Whistling Straits zu erscheinen“, schmunzelt Kapitän Padraig Harrington.

Indes, die Wahrheit liegt bekanntermaßen auf’m Platz. Und dort verloren die Europäer seit der Jahrtausendwende nur zwei Mal gegen das vermeintlich übermächtige amerikanische Aufgebot. Früher knallte es dort erst nach der jeweiligen Niederlage, heute sorgen DeChambeau und Koepka – so er denn einsatzfähig ist – schon vorab für Zündstoff.

Der Druck der öffentlichen Erwartungshaltung

Vielleicht ist es ganz gut, dass Stricker neben den mannschaftlich verlässlichen Jordan Spieth und Justin Thomas gleich vier Rookies auf dem Spielbogen hat, für die eine Teilnahme am Ryder Cup erst mal das Größte ist – größer als das eigenen Ego jedenfalls. Oder um mit Debütant Patrick Cantlay zu sprechen: „Ich habe so viel über den Ryder Cup gehört und bin sicher, dass er all das und mehr sein wird, was ich mir immer vorgestellt habe.“

Und als ob bei den Gastgebern mit ihrer von der öffentlichen Erwartungshaltung eingeforderten Favoritenstellung nicht schon durchaus genug Brisanz drin wäre, schwebt über allem das Damoklesschwert von Corona. Was ist, wenn bei einem der Kombattanten eine Viruslast festgestellt, wenn Covid-19 attestiert wird?

Konkrete Antworten auf immanente Fragen stehen aus

Diese Frage ist immanent, nicht nur, weil das US-Team mit Bryson DeChambeau („Ich bin jung und gesund, ich brauche das nicht“) und mindestens einen Ungeimpften in den Reihen hat. Konkrete Antworten stehen aus. Auch Harris English beispielsweise war Mitte August noch nicht geimpft, wollte das bei entsprechender Aufforderung durch die PGA of America allerdings nachholen und hat vermutlich allenfalls eingeschränkten Impfschutz.

Beide Seiten haben sich offiziell erstmal darauf geeinigt, dass im Fall des Falls nicht der gesamte Wettbewerb betroffen sein soll. Darüber hinaus ließ sich Steve Stricker bislang lediglich zu der Aussage verlocken, dass zahlreiche Optionen erwogen würden, um die insgesamt 28 Matches wie gewohnt durchführen zu können.

Zuschauer-Regeln: Alles kann, kaum etwas muss

Dazu gehören Reservespieler vor Ort ebenso wie die Vereinbarung, ein Match auf jeden Fall zu halbieren, falls einer der vorgesehenen Spieler durchs Testraster fallen sollte, oder eine Verlängerung des Turnierzeitraums um 24 oder 48 Stunden. „Bis wir offiziell in Whistling Straits eintreffen, kann sich noch eine Menge ändern und muss eh anhand der aktuellen Situation kurzfristig entschieden werden“, so Stricker.

Rund um die Blase von Teams und Offiziellen herrscht kommende Woche an den Ufern des Lake Michigan der pandemische Ausnahmezustand. Bis zu 45.000 Zuschauer täglich werden erwartet, die Vorschriften auf dem Gelände sind eher Empfehlungen: um physische Distanz wird gebeten, das Tragen von Masken freigestellt. Fans, die in den vergangenen zwei Wochen einen auffälligen Corona-Test hatten, sollen dem Event möglichst fernbleiben. Nur Besucher mit aktuell ermittelten Infektionen, sind wirklich ausgeschlossen – ob und wie das kontrolliert wird, ist offen. Alles kann, kaum etwas muss wirklich.

Kein direkter Kontakt der Stars mit Fans

Dass sich niemand dran halten wird, haben die vergangenen Turniere hinlänglich gezeigt. Immerhin gilt in geschlossenen Räume trotz „Bubble“ eine unbedingte Maskenpflicht. Und die Stars dürfen nicht direkt mit der Kulisse interagieren, weder Autogramme geben noch Hände schütteln. Der überbordenden Stimmung auf den Rängen und entlang der Fairways wird das keinen Abbruch tun.

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