British Open

Rory McIlroy über Royal St. George‘s: „Platz spielt Flipper mit den Bällen“

15. Jul. 2021 von Michael F. Basche in Sandwich, England - Dies ist ein Golf Post Community Artikel

Rory McIlroy über die schwierigen Bedingungen bei der British Open 2021. (Foto: Getty)

Rory McIlroy über die schwierigen Bedingungen bei der British Open 2021. (Foto: Getty)

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Düstere Vorahnungen: Im Teilnehmerfeld der 149. Open Championship geht die Angst um, die heftig ondulierten und brettharten Fairways von Royal St. George‘s jagen der Weltelite einen gehörigen Schrecken ein. „Es geht zu wie in einem Flipper“, sagt beispielsweise Rory McIlroy angesichts der auf dem gewellten Untergrund in alle Richtungen verspringenden Bälle. Gerade, wenn der richtige Spot nicht haargenau getroffen wird, gerät die Ball-Lage schnell zum Desaster und der nächste Schlag aus womöglich unmöglichem Winkel zum Vabanque-Spiel. Noch am Wochenende war McIlroy des Lobes voll, aber da hatte es in der Grafschaft Kent gerade geregnet. „Der Kurs war deutlich besser, als ich ihn in Erinnerung hatte“, ließ „Rors“ ursprünglich wissen, der nach dem verpassten Cut bei der Scottish Open früher in Sandwich an der Kanalküste angekommen war: „Alles präsentierte sich ziemlich üppig und grün und es gab nicht die gewohnten Bounces.“


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Das freilich hat sich aufgrund der weitgehend trockenen Witterung grundlegend geändert. Und Brooks Koepka nimmt wie gewohnt kein Blatt vor den Mund: „Das gefällt mir hier nicht besonders. Die welligen Fairways, die blinden Schläge ins Nichts – das lässt mich echt nicht zum Fan werden. Nein, dieser Platz ist wahrlich nicht mein Favorit.“


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In den Turniertagen dürften die Schwierigkeiten nochmals anziehen. Der Wetterbericht spricht zwar von einer täglichen Aussicht auf leichten Regen, doch das Nass versickert schnell im Sandboden, und außerdem soll der Wind zeitweise deutlich auffrischen. Bloß einen ficht das nicht an – den Top-Favoriten Jon Rahm. „Der Platz richtet sich gewiss nicht nach deinen Wünschen“, betont der Spanier. „Vielmehr musst du dein Spiel am Platz ausrichten und entsprechend justieren. Ich hoffe jedenfalls, dass es so schwierig wird, wie es derzeit aussieht.“ Es ist halt Linksgolf, die ursprüngliche Form des Spiels, nicht vergleichbar mit Golf auf den meist artifiziellen, vielfach auf die Spielerbedürfnisse zugeschnittenen Plätzen der PGA Tour. Und das Lamento der Profis ist so alt wie das Major selbst, siehe Carnoustie 1999 oder Muirfield 2013.

Golfstars machen jungen Fans eine Freude

Auf Wolke 7: Bei Phil Mickelson hält der hohe Adrenalinspiegel durch den Gewinn der PGA Championship unvermindert an. Auch in den ersten Tagen der 149. Open Championship zeigte sich „Lefty“ aufgekratzt und als Spaßvogel – im Volksmund würde man sagen, er habe vielleicht einen Clown gefrühstückt. Oder liegt‘s am Kaffee, den der 51-Jährige so gern promotet? Oder gar am CBD-Konsum? Jedenfalls nutzt „Lefty“ jede Gelegenheit, sich in Szene zu setzen:


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Allerdings lässt sich Mickelson ebenfalls nicht lange bitten, wenn es um den Kontakt besonders zu kleinen Fans geht. Und er ergreift sogar selbst die Initiative:


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Das bringt garantiert Punkte fürs Beliebtheitsranking, doch diesbezüglich ist der sechsfache Majorsieger ja eh weit vorn. Freilich, auch Tommy Fleetwood und Europas Ryder-Cup-Kapitän Padraig Harrington wissen, wie man den Golfnachwuchs glücklich macht – und wenn‘s mit dem Klassiker „Schnick-Schnack-Schnuck“ aka „Schere-Stein-Papier“ ist:


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R&A-Chef Slumbers: Es ist The Open!

Klarstellung: Immer wenn die Open ansteht, dann flammt die Debatte um die richtige Bezeichnung auf: The Open (Championship) oder British Open, wie die Amerikaner gern sagen, um das Major von ihrer eigenen (US) Open zu unterscheiden. Diesmal hat sich sogar Phil Mickelson daran beteiligt und darauf hingewiesen, dass die Einheimischen selbst den eigentlich ungeliebten Namen „British Open“ nicht scheuen


„Lefty“ liegt in der Sache richtig, auch wenn er da ein paar Protagonisten falsch zugeordnet hat – aber wofür gibt es denn die Pressekonferenz von R&A-Chef Martin Slumbers? Also lassen wir den obersten Open-Sachwalter doch einfach selbst zu Wort kommen:


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Damit wäre das geklärt!


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Bryson DeChambeau und der Riese

Geschrumpft: Bulle Bryson? Von wegen. In Royal St. George‘s hat „Hulk“ DeChambeau in Sachen Statur seinen Meister gefunden. Gegenüber dem englischen Qualifikanten Jon Thompson wirkt „BDC“ trotz seiner 1,85 Meter und 107 Kilo geradezu schmächtig und kleinwüchsig, der 25-jährige Thompson ist mit 2,10 Metern Größe und einem Gewicht von 136 Kilogramm der massigste Golfer, der je bei einer Open Championship an den Start gegangen ist.


DeChambeau freilich plagen gerade andere Sorgen als der Vergleich mit dem Giganten Thompson. Er tritt erstmals seit seiner Gewichts- und Schlaglängen-Transformation auf einem Linkskurs an: „Mal sehen, wie ich hier zurecht komme und ob ich meine Länge einsetzen kann. Auf diesem Platz kannst du es dir angesichts des teuflischen ,Strohs‘, das sie hier Rough nennen, jedenfalls nicht allzu oft leisten, ein Fairway zu verfehlen.“


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Jon Rahm – wer sonst?

Favoritenrolle: Er ist nicht mehr Weltranglistenerster, aber dank seines US-Open-Siegs der klare Favorit auch für das letzte Major des Jahres – Jon Rahm, der in Sandwich sehr freimütig über eine Behinderung aus der Kindheit und deren Auswirkungen auf seinen Golfschwung berichtet hat – führt bei den Buchmachern mit einer Quote von 15:2 vor Brooks Koepka (16:1), Xander Schauffele, Justin Thomas, Rory McIlroy und Jordan Spieth (alle 18:1) sowie dem alten und neuen Primus Dustin Johnson (22:1). Bryson DeChambeau ist 13. mit 34:1. Direkt dahinter folgt Titelverteidiger Shane Lowry (35:1), der die Claret Jug durch den Corona bedingten Open-Ausfall 2020 ungewohnte zwei Jahre lang behalten durfte und die Kanne Anfang der Woche sehr ungern wieder abgab, aber natürlich gute Miene zur Tradition machte:


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Lee Westwood: Bester Golfer ohne Major?

Durchbruch oder Rekord: Seit 29 Jahren hat kein Engländer mehr The Open gewonnen, Sir Nick Faldo war 1992 der letzte, als er in Muirfield zum dritten Mal die Claret Jug in die Höhe reckte. In Royal St. George‘s gehen heute neun englische Profis an den Start, doch viele Augen richten sich vor allem auf Veteran Lee Westwood, weil der gerade ziemlich munter und ohne Druck aufspielt und eine Art dritten Frühling erlebt.


Allerdings steht der 48-Jährige bei seiner 88. Majorteilnahme gleichermaßen vor einem eher dubiosen Rekord. Sollte „Westy“ auch diese 149. Open-Auflage nicht gewinnen, dann teilt er mit US-Pro Jay Haas die Marke der meisten Majorstarts ohne letztlichen Erfolg. Dabei war der einstige Weltranglistenerste mehrere Male dicht dran, verzeichnet immerhin neun Top-3-Platzierungen. Und so musste er sich dieser Tage folgerichtig die Frage gefallen lassen, ob er der beste Major-lose Golfer der Welt sei? Westwood freilich ließ sich nicht aus der Reserve locken und antwortete mit der Gelassenheit, die ihn auch auf dem Platz auszeichnet: „Das wäre doch ein netter Rekord. Es zeigt immerhin, dass ich für eine sehr lange Zeit ein sehr guter Spieler gewesen bin. Es gibt nicht viele Golfer, die zu so vielen Majors antreten durften.“ Und auch für die Schwierigkeiten von Royal St. George‘s (siehe oben) hat der aktuelle Weltranglisten-29. eine sehr entspannte Lösung:


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Logenplatz für eine englische Lady

Erste Reihe: Die Fotos gingen um die Welt – in einem Cottage am Rande von Royal St. George‘s sitzt eine ältere Lady in der offenen Tür ihres Wintergartens und schaut entspannt dem Treiben der Golfstars während der Einspielrunden in ihrem „Vorgarten“ zu. Es fehlt bloß noch die typisch englische Tasse Tee:


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Das erinnert an die Irish Open 2020 und den Farmer, der inmitten seiner 20 Kühe sitzt und das Geschehen im Galgorm Spa & Golf Resort verfolgt – Billy O’Kane hatte sogar eine Mug Kaffee dabei:

Bei Verstoß gegen Corona-Regeln droht Disqualifikation

Klare Ansage: Der R&A hat im Vorfeld dieser 149. Open Championship darauf hingewiesen, dass Spieler im Fall von Verletzungen des Covid-19-Sicherheitskonzepts durchaus auch einer Disqualifikation gewärtig sein müssen. Den 156 Teilnehmern ist u. a. untersagt, Restaurants, Pubs, Supermärkte zu besuchen; sie müssen in den zugelassenen Hotels bleiben oder dürfen sich mit maximal vier Personen aus dem eigenen Team ein privates Logis teilen. R&A-Chef Martin Slumbers betonte in seiner Pressekonferenz: „Das sind nicht unsere Regeln, das ist britisches Gesetz.“ Und Sanktionen seien bei Zuwiderhandlungen „vermutlich unvermeidlich“: „Ich erwarte von den Spielern, dass sie verantwortungsbewusst und professionell mit den Auflagen umgehen und sich entsprechend verhalten.“ Freilich, nicht nur Rickie Fowler hatte schon im Vorfeld kritisiert, dass „wir Spieler jede Menge Kröten schlucken und eine Menge Hürden überwinden müssen, und andererseits einfach mal eben 32.000 Zuschauer pro Tag auf die Anlage gelassen werden“. Mal sehen, wie scharf bei den Fans auf die Einhaltung der Corona-Regeln geachtet wird. Auch viele Kommentare sprechen Bände:


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Woods und sein erster verlorener Ball

Wussten Sie: … dass Tiger Woods auf Royal St. George‘s zum ersten Mal in seiner Karriere einen Ball verloren hat? Als die Open 2003 zum 13. Mal in Sandwich zu Gast war, beförderte der damals bereits achtfache Majorsieger direkt seinen Eröffnungsdrive rechter Hand ins „Gemüse“, wo trotz des damals enormen Zuschaueraufkommens niemand die Murmel nicht zu finden vermochte. Womit sich erstens der Kreis zur Eingangsmeldung schließt und zweitens erwiesen ist, dass der Superstar bei keinem Major fehlen darf, selbst wenn er gerade im fernen Jupiter/Florida wieder gehen zu lernen versucht. Übrigens: Auch der zweite Ball ging rechts raus, doch der wurde ausgemacht, und schließlich verließ Tiger („Das war ein etwas beunruhigender Auftakt“) mit einem Triple-Bogey das Grün des Par-4-Lochs. Am Ende der damaligen vier Tage fehlten Woods (T4) dann zwei Schläge auf Sieger Ben Curtis.

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