Panorama

Mickelson, Kaymer, Stenson und LIV Golf: Die größten Aufreger des Jahres 2022

06. Jan. 2023 von David Wellenbrock in Köln, Deutschland

Sorgten in diesem Jahr für Aufsehen: Phil Mickelson, Martin Kaymer und Henrik Stenson. (Foto: Getty)

Sorgten in diesem Jahr für Aufsehen: Phil Mickelson, Martin Kaymer und Henrik Stenson. (Foto: Getty)

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Die neue LIV Golf Series dominierte die Schlagzeilen im Jahr 2022 - und das nicht nur im Golfsport. Allerdings waren viele der Neuigkeiten rund um die umstrittene "Saudi-Liga" mit großer Aufregung verbunden. Wir haben die größten Aufreger des Jahres 2022 zusammengetragen.

Der größte Aufreger der Jahres: Stenson wird gefeuert

Es glich einem großen Knall, als Henrik Stenson zu LIV Golf wechselte. An sich war dieser sportliche Paradigmenwechsel für den Schweden nicht sonderlich überraschend, waren doch schon einige Profis, die den Zenit ihrer Karriere überschritten hatten (Stichwort: Lee Westwood oder Sergio Garcia), bereits ins LIV-Lager übergetreten. Stenson aber war als Ryder-Cup-Captain des europäischen Teams für Rom 2023 vorgesehen.

Um diese Rolle überhaupt zugesprochen zu bekommen, musste der 46-Jährige vertraglich festhalten, nicht zur umstrittenen LIV Golf Series zu wechseln. Als allerdings durchsickerte, dass Stenson dennoch dem Lockruf von Greg Norman folgen würde, feuerte Ryder Cup Europe seinen bereits ernannten Anführer und erklärte wenig später Luke Donald als neuen Kapitän für den Kontinentalwettbewerb. Auch der schwedische Golfverband beendete die Zusammenarbeit mit dem Majorsieger und seiner Stiftung.

Sergio Garcia will endlich weg

Dass Sergio Garcia zu LIV wechseln würde, deutete der Spanier im Eifer des Gefechts bereits bei einem Turnier der PGA Tour an. Wütend, weil er sich benachteiligt fühlte, schimpfte Garcia während der Runde vor sich hin. "Ich kann es nicht erwarten, diese Tour zu verlassen. Ich kann es nicht erwarten, hier raus zu kommen."

Phil Mickelson und die "Scary Motherf*ckers"

Damit war Garcia einer von vielen PGA-Tour-Profis, die beim ersten LIV Golf Event in London teilnahmen. Einer, der das Geld der Saudis als Druckmittel gegen die PGA Tour verwenden wollte, war Phil Mickelson, der ebenfalls zu den Aushängeschildern der neuen Tour zählt. Schon zu Beginn des Jahres war ans Licht gekommen, dass "Lefty" mit den Saudis verhandelt hatte, damals hieß das mögliche Konstrukt noch Saudi Golf League.

Skandalös war aber, dass Mickelson einerseits die Saudis als "Scary Motherf*ckers" bezeichnete, aber das Geld nutzen wollte, um die "Arbeitsweise der PGA Tour neu zu gestalten." "Die PGA Tour tut so, als sei sie eine Demokratie, dabei ist sie in Wirklichkeit eine Diktatur", erklärte sich der sechsfache Majorsieger mit dem Monopol der Tour unzufrieden.

Machiavelli Mickelson und sein erbärmlicher Egoismus

Nachdem das eigentlich diskrete Telefonat mit Alan Shipnuck öffentlich geworden war, entschuldigte sich Phil Mickelson und nahm offiziell eine Pause vom Golfsport. Es wurde aber auch spekuliert, ob der 52-Jährige von der PGA Tour gesperrt wurde, die Pause also nicht ganz freiwillig einlegt hat. Konsequenz war aber, dass Mickelson sowohl das Masters in Augusta (erstmals seit 1994) als auch seine Titelverteidigung bei der PGA Championship verpasste und seitdem auf dem Konkurrenz-Circuit aufteet.

Patrick Reeds Klage wird abgewiesen

Auch Patrick Reed hat es zu LIV Golf verschlagen, was ihn nicht wirklich beliebter machte. Dem einmaligen Masters-Champion missfiel die Berichterstattung über seine Person im Zusammenhang mit dem Tour-Wechsel, weshalb Reed eine Verleumdungsklage gegen den Golfchannel und einen Reporter einleitete. Es ging um wiederkehrende Beschuldigungen des Betrugs gegen Reed und den Wechsel zur LIV-Liga.

Die im Februar eingereichte Klage wurde allerdings im November 2022 abgelehnt. Sein Anwalt Larry Klayman hatte derweil selbst für Aufsehen gesorgt, weil er die PGA Tour wegen Kartellbildung verklagte.

LIV Golf = Ryder Cup?

Die Atmosphäre bei einem Event der neuen und umstrittenen LIV Golf Series mit der beim Ryder Cup vergleichen? Auf der einen Seite ein neues mit Milliarden aus dem Boden gestampftes Projekt, auf der anderen Seite eines der traditionsreichsten und größten Events des Golfsports? - Das hatte Talor Gooch gewagt, der zwar noch nie den Kontinentalwettstreit gespielt hat, sich aber nicht vorstellen könne, "dass es da einen großen Unterschied gibt". Diese Aussage hatte der Amerikaner beim Event in Portland nach dem Team-Sieg zu Protokoll gegeben und kassierte dafür massive Kritik sowohl von anderen Spielern als auch von vielen Fans.

"Vielleicht ein etwas aggressiver Kommentar. Zu Recht habe ich dafür ein wenig Kritik einstecken müssen", sah Gooch dann ein wenig später ein und entschuldigte seine Aussage mit dem Emotionen nach dem Sieg.

LIV Golfer sind unerwünscht

Spieler von DP World und PGA Tour, die also nicht gut auf die LIV Golfer zu sprechen sind, gab es nicht nur wegen Aussagen wie der von Gooch. Auch das inkonsequente Handeln der ehemaligen European Tour ermöglichte es den Überläufern, dennoch an Turnieren der DP World Tour teilzunehmen (und so doch noch Punkte für die Weltrangliste zu sammeln), während die PGA Tour eine strikte Politik fuhr.

Gerade beim Flaggschiff-Turnier der DP World Tour, der BMW PGA Championship, waren die LIV Golfer auch von Seiten der Spieler nicht erwünscht. "Sie sollten nicht hier sein", übte beispielsweise Titelverteidiger Billy Horschel Kritik. "Das ist ein Schlag ins Gesicht." Hauptkritikpunkt ist, dass die LIVler anderen tour-treuen Spielern, die möglicherweise noch um die Tour-Karten kämpfen müssen, die Startplätze wegnehmen.

Martin Kaymer muss Porsche European Open absagen

Martin Kaymer, der ebenfalls in diesem Jahr zu LIV Golf gewechselt war, reiste übrigens genau wegen dieser Diskussionen gar nicht nach Wentworth. Er fühle sich "nicht willkommen", weshalb er auf seinen Start verzichtete.

Bei der Porsche European Open aber hätte er spielen wollen, Kaymer musste aber kurz vor dem Start seine Teilnahme zurückziehen. Eine Handgelenksverletzung machte es unmöglich, vor den heimischen Fans in Hamburg aufzuteen. "Martin hätte nichts lieber gemacht, als zu spielen", erklärte aber Turnierdirektor Dirk Glittenberg im Golf Post Talk und hielt Zweifel an Kaymers Integrität für unangebracht, auch wenn der Majorsieger eine Woche später beim LIV Golf Auftakt in London wieder spielen konnte.

Das Saisonfinale in Miami hatte Kaymer erneut absagen müssen und sich schließlich "nach jahrelangem Kampf" am linken Handgelenk operieren lassen müssen.

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