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Ryder Cup

Nicht nur „Roma Eterna“: Auch dieser Ryder Cup hat bereits Ewigkeitswert

30. Sep. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Justin Rose nach einem der bedeutendsten Putts des Freitags. (Foto: Getty)

Justin Rose nach einem der bedeutendsten Putts des Freitags. (Foto: Getty)

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Was war das für ein erster Tag! Dieser 44. Ryder Cup macht seiner geografischen Nähe zu „Roma Eterna“ alle Ehre und hat selbst bereits Ewigkeitswert. Allein schon nach dem Freitag. Nicht nur wegen der Marken, die gesetzt wurden, als es den Titelverteidigern aus den USA nicht gelang, auch nur einen einzigen ganzen Punkt zu holen. Weil ihnen Viktor Hovland, Jon Rahm und Justin Rose im Schein der hinter den Hügeln rund um Rom untergehenden Sonne auf dem 18. Grün mit eigentlich unmöglichen und mindestens überirdischen Putts noch halbierte Matches abgerungen haben.

 

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Weil Tommy Fleetwood bestechend agiert und sich die volle Namensnennung im neuen Dream Couple „Fleetwood Mac“  mehr als verdient hat. Weil Matt Fitzpatrick, der in seinen bisherigen zwei Ryder-Cup-Teilnahmen (2016, 2021) noch nie einen Punkt gemacht hat, gestern auf einmal steil ging und einen Putt nach dem anderen stopfte, so dass sein Partner Rory McIlroy, der erkorene Leader of the Gang, (noch) nicht zur vielbeschworenen Hochform auflaufen musste. Weil Ludvig Åberg – der gerade mit Hovland beim 9&7 über Scottie Scheffler und Brooks Koepka das US-Duo regelrecht gedemütigt hat – trotz seines Rookie-Status und seiner gerade mal knapp dreimonatigen Profi-Laufbahn auftrumpft, als habe er bereits vier Ryder Cups und sieben Majors gespielt. Weil auch Sepp Straka und Nicolai Højgaard liefern. Weil „Rahmbo“ Rahm mit dem irren Typen Tyrrell Hatton ein kongeniales Foursome-Duo bildet – das aktuell auch Amerikas Paradepaar Patrick Cantlay/Xander Schauffele in Schach hält – und gestern Nachmittags überdies den vierten Debütanten Bob MacIntyre übers Geläuf getragen hat.

 

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Nicht zuletzt, weil Luke Donald mit seiner Pärchenbildung und vor allem mit dem nicht unumstrittenen Switch zu Foursomes statt Fourballs am Morgen alles richtig gemacht hat. Sowieso ist mal anzuerkennen, dass der Engländer als Nachrücker für den wegen des LIV-Wechsels geschassten Henrik Stenson eine deutlich kürzere Amtszeit zur Verfügung hatte. Umso bedeutsamer wiegt der phänomenale Auftritt, den das gesamte blaue Team bislang aufs römische Parkett gelegt hat.

Die Differenz von fünf Punkten nach dem ersten Tag teilt mit dem Freitagsergebnis von 2004 den Rekord als größter Vorsprung, den es in der Geschichte des Ryder Cup beiderseits je gegeben hat. Damals in Oakland Hills gewannen die Europäer unter Kapitän Bernhard Langer mit 18,5:9,5. Oder wie „Golfweek“ in einer Bilanz des ersten Tags und einem Ausblick auf den Samstag und den Sonntag im Marco Simone Golf & Country Club formuliert hat: „Europa hatte bereits eine starke Mannschaft. Jetzt ist es ein starkes Team, das vor Selbstvertrauen strotzt.“

US-Medien fallen bereits übers US-Team her

Das Strafgericht beginnt: In den US-Medien wird bereits der Stab übers US-Team gebrochen, wird Zach Johnsons Equipe bereits zerpflückt und durch den Hackwolf der Meinungsmache gedreht. Ein paar Auszüge gefällig: „Rome was lost in one day“, titelt das durchaus mit Expertise besetzte Portal „The Fried Egg“ in Anspielung auf die Binse, dass Rom nicht an einem Tag erbaut worden ist. „Die Amerikaner wurden in einem behelfsmäßigen Kolosseum vorgeführt und an die Löwen verfüttert“, heißt es wiederum bei „Golf Digest“ mit Blick auf die Gestaltung der Großtribüne am ersten Abschlag (siehe dazu auch die letzte Meldung dieses Beitrags).

My Reaction to Friday at the Ryder Cup.
byu/wildlycrazytony ingolf

Einen seriöseren Ansatz steuert Eamon Lynch in „Golfweek“ bei: „Die USA müssen ihre Kultur der Kumpelhaftigkeit aufgeben“, spielt er darauf an, dass Sam Burns beispielsweise vor allem wegen seiner engen Freundschaft mit Scottie Scheffler eine Wildcard erhalten haben könnte. Freilich, Burns war im Qualifikationsranking weit genug vorn, um auch in rein sportlicher Hinsicht einen Pick zu rechtfertigen. Und noch ein interessanter Aspekt von Lynch: „Um den Absturz aufzuhalten, muss Johnson Entscheidungen ohne Furcht und Gefälligkeit treffen, aber das läuft der Kultur zuwider, die in den vergangenen neun Jahren im US-Team gepflegt wurde.“ Damit bezieht er sich auf die nicht nur von ihm geäußerte Meinung, dass US-Kapitäne nicht absolutistisch genug agieren, sondern eher die Spieler bestimmen, was fürs und im Team passiert, wer berufen wird, wer mit wem spielen soll und so weiter.

 

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Dazu passt die Aussage von Fred Couples bezüglich der Nichtberufung von Keegan Bradley, was nicht zuletzt auf ein Votum der bereits qualifizierten Spieler zurückzuführen gewesen sein soll. „Ich habe das Gefühl, dass es das Team der Spieler ist“, sagte der US-Vize-Kapitän damals. „Eigentlich kann man nicht zulassen, dass die Spieler dem Kapitän sagen: Hier ist der, den ich will, er sollte dabei sein – es sei denn, man ist ein Jordan Spieth, Scottie Scheffler oder Patrick Cantlay.“

Ob’s bei anderen Akteuren für die USA besser laufen würde, ist fraglich angesichts der Souveränität, mit der die Europäer auch heute Morgen wieder zu Werke gehen. Vielleicht liegt es auch am Umstand, dass bis auf die FedExCup-Fall-Teilnehmer Justin Thomas und Max Homa kein Amerikaner seit der Tour Championship ein Turnier gespielt hat und es schlichtweg an Wettkampfpraxis fehlt – eine Ryder-Cup-Vorbereitung, die Andrew Coltart von Sky Sports als „schändlich“ bezeichnet hat. Über all das wird nach diesem Ryder Cup noch zu reden sein. Vorerst gilt aber trotz der auch in der zweiten Foursome-Session heute Morgen anhaltenden Tendenz: Im Zweifel für den Angeklagten. Und: Totgesagte leben länger.

 

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US-Team offenbar krankheitsgeschwächt

Angeschlagen: Es solle keine Entschuldigung sein, das hat US-Skipper Zach Johnson gestern ausdrücklich betont, aber im US-Team grassiert offenbar ein Virus. Jedenfalls ließ der Teamchef bei seiner Pressekonferenz nach dem für die Gäste so desaströsen Ausgang des ersten Tags ein paar Bemerkungen fallen, die darauf schließen lassen. „Unterm Strich gab es einige unvorhergesehene Dinge, mit denen wir umgehen mussten, was im Hinblick auf die Gesundheit wirklich bedauerlich ist“, erklärte der zweifache Majorsieger. „Das soll keine Ausrede sein, denn wir haben eine gute Mannschaft. Aber ich bin dankbar, dass wir unseren Teamarzt dabei haben.“

 

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Später ließ sich Johnson noch ein paar weitere Aussagen entlocken: „Wir kämpfen einfach mit Dingen, intern. Da kursiert was und wird herumgereicht, unter den Caddies und den Spielern. Aber die Jungs spielen und kämpfen trotzdem.“

Super Heros On And Off The Cou...

Koepka tritt gegen Rahm nach

Nachspiel: Das Match zwischen Jon Rahm/Nicolai Højgaard und Scottie Scheffler/Brooks Koepka bekam gestern noch einen kruden Schlussakkord. „Ich könnte ja schmollen, wie Jon Rahm es oft tut“, sagte Koepka in einem Interview, als er zu seiner Reaktion auf Rahms grandiosen Eagle-Putt befragt wurde, mit dem der Spanier auf dem 18. Grün noch einen halben Punkt für Europa gesichert hatte. „Doch das ist kindisch“, fuhr der fünffache Majorsieger fort: „Wir sind Erwachsene und gehen darüber hinweg.“ Na ja, dann hätte er sich auch das infantile Nachtreten sparen können.

Kritik an TV-Übertragung: Allzu oft nicht im Bilde

Nicht im Bild: Die Schelte für die TV-Übertragung beim Solheim Cup setzt sich auch in Rom fort. Landauf, landab beschwerten sich gestern Medien und Fans, dass Spieler und (Ab-)Schläge nicht gezeigt werden, dass die Kameras fliegende und landende Bälle nicht einfangen. „Wenn man den Golfzuschauer irritieren will, dann tut man das am besten, indem man kein Golf zeigt“, ätzte der Kollege Mark Townsend in „Golf Monthly“. Die Bildausfälle sind umso erstaunlicher, als es bei Übertragungen von den Touren doch perfekt funktioniert.

Jon Rahm mit Prototypen-Wedge

Wunderwaffe: Jon Rahm agiert beim Ryder Cup unter anderem mit einem Lob-Wedge von Callaway, das er normalerweise nicht im Bag hat. Equipment-Experten gehen davon aus, dass es sich um einen Prototypen hat, der mit seinem mächtigen Bounce eigens für das fette Rough in Marco Simone „geschneidert“ wurde. Und es funktioniert bislang prächtig, Rahm hat gestern drei Mal von außerhalb der Grüns eingelocht.

 

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Mickelson nutzt Ryder Cup für Kaffee-Werbung

Einwurf: Auch Phil Mickelson hatte gestern was zum Ryder Cup zu sagen – und es wundert wenig, dass der Kaffee-Junkie mal wieder seine ureigenen Interessen (und Sponsoren) promotet. Aber immerhin vergisst er die Anfeuerung fürs Team USA nicht:

Gestern kursierte überdies eine Meldung, wonach sich „Lefty“ auf X, dem ehemaligen Twitter, dahingehend geäußert habe, dass ihn das Kontinentalduell nicht die Bohne (!) interessiere, da beim Ryder Cup halt kein (Preis-)Geld zu verdienen sei. Diese Bemerkung hätte zu „Lefty“ gepasst, war aber wohl ein Fake Account.

Übernachten hinter dem 10. Grün

Erste Reihe: Die Hotelkette Hilton ist Ryder-Cup-Sponsor, hat hinter dem zehnten Grün des Marco Simone Golf & Country Club ein Musterhotelzimmer gebaut und das Logis im Internet meistbietend versteigert. Der Bieter mit dem höchsten Angebot darf heute  auf dem Platz übernachten und Freitag sowie Sonntag in einem nahe gelegenen etatmäßigen Hilton-Hotel logieren. Samt Tickets für Samstag und Sonntag kostete das Ganze den Gegenwert von rund 3.000 Dollar, eigentlich ein Schnapper. Und die Aussicht ist sowieso unbezahlbar:

Golf im Kolosseum

Zum Schluss: Jemand hat KI, die Künstliche Intelligenz, das Kolosseum in Rom mit einer Golfanlage im Innenbereich „malen“ lassen. Das ist eine schöne Reverenz an den Ryder Cup in Italiens Kapitale und eine Erinnerung an das in der Antike gängige Motto „Panem et Circenses“, Brot und Spiele, das der römische Dichter Juvenal kreiert hat. Mehr noch: Was würde besser passen zur aktuellen Situation im Kontinentalduell, wo das US-Team von den Gastgebern gerade förmlich durch den Staub der Arena geschleift wird. Damit soll’s allerdings genug sein mit Anspielungen auf den hauptsächlichen Bestimmungszweck des Amphitheatrum Novum, so der antike Name des seinerzeit größten geschlossenen Baus der bekannten Welt.

 

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