Team Europa

Kommentar zur Stenson-Demission: Der Ryder-Cup-Kapitän hat sein Amt verkauft

22. Jul. 2022 von Tobias Hennig in Köln, Deutschland

Henrik Stenson spielt lieber auf er LIV Serie als beim Ryder Cup dabei zu sein. (Foto: Getty)

Henrik Stenson spielt lieber auf er LIV Serie als beim Ryder Cup dabei zu sein. (Foto: Getty)

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Nun also doch: Henrik Stenson erliegt dem unmoralischen Angebot Greg Normans. Da ist selbst das Kapitänsamt des Europäischen Ryder Cup Teams nicht genug wert. Dabei hatte der Schwede doch noch im März wortreich erklärt, er habe einen Vertrag unterzeichnet, er wäre "mit vollem Engagement" dabei und "Taten sprechen lauter als Worte". Das tun sie tatsächlich.

Doch seit gestern eben in eine ganz andere Richtung. Sein Gewäsch vom März darf man nun getrost als solches abheften. Entweder hatten die Saudis ihm da noch kein Angebot unterbreitet, oder es war noch nicht gut genug. Der Ryder Cup als größter Traum eines Golfers? Nicht, wenn ein anderer in klingender Münze zahlt. Dann sind Ruhm und Ehre auch einem wie Stenson egal, der aus finanzieller Sicht in seinem Leben wohl keinen Tag mehr arbeiten müsste.

Die LIV-Golfer reden ja so gern davon, "das Spiel zu fördern" ("to grow the game"). Wo wird denn Teamgeist, Willen und der "Spirit of the Game" besser verkörpert als beim Ryder Cup? Wer hat denn besseren Zugang zu Menschen und Golfinteressierten als ein Ryder-Cup-Kapitän? Auf der LIV Tour wird nichts vermittelt außer, dass Geld alles rechtfertigt. Der Ryder Cup, bei dem die Spieler nichts verdienen, ist das genaue Gegenteil. Stensons Entscheidung damit eine bittere Lektion. Das Gejammer, er wäre ach so gern Kapitän geblieben, ist zynisch. Er wusste genau, dass die European Tour es niemals zulassen würde, dass ihr Kapitän für Rom auf die LIV Series wechselt. Der Schwede hat nicht nur sein Amt verkauft, er hat den Kontinentalwettstreit massiv beschädigt. Seine Glaubwürdigkeit ist dahin.

Greg Norman will nur Ärger stiften

Und was will eigentlich Greg Norman von Stenson? Die Antwort ist einfach: nichts. Der 46-Jährige ist für den Australier Mittel zum Zweck. Sportlich ist der Open-Sieger von 2016 in der Versenkung verschwunden. In der Weltrangliste auf Position 171 abgerutscht, bei der Hälfte der Turniere in den letzten zwei Jahren hat er den Cut verpasst, das letzte Top-Ten-Ergebnis bei einem Einzelevent liegt elf Monate zurück und war das einzige seit August 2020. Warum zahlt man Millionengagen an einen Spieler, der ganz offensichtlich auf dem absteigenden Ast ist?

Weil man der European Tour und dem Ryder Cup und damit auch der PGA Tour ein weiteres Mal beweisen kann, dass Geld aus Saudi-Arabien am Ende das Prestige, das die Traditions-Touren mitbringen, aussticht. Einfach weil sie können. Für die sportliche Qualität der Einladungsserie ist Stenson keine Bereicherung. Politik wird auf seinem Rücken betrieben, doch das Schmerzensgeld ist offenbar hoch genug, um es auszuhalten. Norman schmeißt den etablierten Touren den nächsten Knüppel zwischen die Beine und diesmal heißt er eben Stenson. Es hätte auch jeder andere sein können. Hauptsache, es gibt Ärger. Wie der Golfsport daran wachsen soll, weiß kein Mensch.

Sollte Greg Norman die Verpflichtung als Erfolg betrachten, ist ihm auch nicht mehr zu helfen. Benötigte Reformen auf PGA und European Tour wird er so nicht erzwingen. Er tut nichts für den Golfsport, er zerstört einfach nur bestehende Strukturen, ohne etwas Neues oder Besseres anzubieten. Alle Beteiligten verlieren. Stenson immerhin mit einem prall gefüllten Bankkonto.

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