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Persischer Golf statt Pazifik: Saudi-Freigabe kaschiert die Ohnmacht der Tour

22. Dez. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Bryson DeChambeau hat seine Teilnahme an der Saudi International 2022 schon bestätigt, jetzt muss er auch nach Pebble Beach. (Foto: Getty)

Bryson DeChambeau hat seine Teilnahme an der Saudi International 2022 schon bestätigt, jetzt muss er auch nach Pebble Beach. (Foto: Getty)

Kein Konflikt, keine Strafen, der Weihnachtsfriede bleibt gewahrt – stille Nacht, Greg Norman lacht. Und die Saudis feixen im Chor. Der smarte Move, sich mit ihrem Sports-Washing-Spektakel Saudi International auf der Asian Tour einzukaufen, hätte in der Satiresendung „Heute-Show“ den Goldenen Vollpfosten für den schäbigsten strategischen Schachzug des Jahres verdient, kaschiert mit der Legitimation der Legalität. „Ist doch bloß ihr gutes Recht, wenn das System im Profi-Golf es hergibt“ und so.

Dünne Auflagen überzuckern bittere Pille

Kaschieren ist das zentrale Stichwort in der kruden Causa Saudi International, die sich jetzt als Stürmchen im Wasserglas entpuppt, nachdem die PGA Tour dem Teilnahme-Begehren von nunmehr insgesamt 30 Spielern rund um Titelverteidiger Dustin Johnson nachgegeben hat.

Die Auflagen sind, mit Verlaub, dünner und weniger wert als der „Gold“-Überzug auf einer gefakten Luxusuhr; ein Zückerchen, das die bittere Pille kaschiert, die der langjährige Tour-Wirtschaftspartner AT&T schlucken muss, dessen Paradeturnier auf den ikonischen Pebble Beach Golf Links auf jede Menge großer Namen verzichten muss. Weil „D. J.“, Phil Mickelson, Xander Schauffele, Lee Westwood, Bryson DeChambeau, Paul Casey, Adam Scott, Ian Poulter, Bubba Watson, Sergio Garcia und und und für jede Menge Garantie-Penunsen zeitgleich vom 3. bis 6. Februar im Royal Greens Golf & Country Club nahe Jeddah abschlagen.

Zimmer mit Meerblick auch gestrichen?

Elf dieser Abtrünnigen müssen im Gegenzug bis 2025 mindestens zwei Mal beim Pebble Beach Pro-Am antreten, weil sie dort in den vergangenen fünf Jahren nicht mehr teilgenommen haben; 19 kommen mit einem einfachen Einsatz – entweder 2023 oder 2024 – davon: Wow, was für „drakonische Bedingungen“, mit denen die PGA Tour gegenüber AT&T sowie der Öffentlichkeit ihr Gesicht zu wahren sucht, letztlich allerdings bloß ihre Ohnmacht kaschiert, wie auch der Golf-Kolumnist und Buchautor Geoff Shackelford mit triefender Ironie befand: „Da knallt aber die Peitsche. Fehlt nur noch, dass man ihnen die Zimmer mit Meerblick auf die Spanish Bay streicht.“

Somit geht’s für das 30-köpfige Profi-Aufgebot Anfang Februar an den Persischen Golf statt an den Pazifik; die Saudis lassen ihre Gäste per Charterjet einfliegen und Commissioner Jay Monahan kann lediglich zähneknirschend zuschauen und sich hinter dem Alibi verstecken, dass drei Starts auf regulären Touren außerhalb des eigenen Circuits ja gepflegter Genehmigungs-Brauch sind.

Staffelung der Antrittsgelder

Was sein Turnier- und Wettbewerbs-Direktor Andy Pazder eilfertig genau so als Erklärung bemüht hat: „Wir haben in diesem Fall beschlossen, einer Gruppe von Tour-Spielern die Möglichkeit zu geben, an einem einzigen sanktionierten Turnier außerhalb Nordamerikas auf einer anerkannten Tour teilzunehmen – unter Vorgaben, die zum künftigen Erfolg des AT&T Pebble Beach Pro-Am beitragen.“ Wie gesagt, ein smarter Zug der Saudis.

Angeblich sind die eingeladenen Spieler in drei Honorargruppen aufgeteilt: Hinterbänkler kriegen 400.000 Dollar Antrittsgeld, für Mittelklasse-Spieler sind es 500.000 bis 750.000 Dollar, die Top-Leute werden mit siebenstelligen Gagen geködert. Dahinter steckt gleichermaßen Kalkül: Je mehr Spieler auf der Liste stehen, desto schwieriger wird für die Tour ein offener Konflikt. Sozusagen ein 30-köpfiger Schild gegen Ungemach aus Ponte Vedra Beach.

Warum Armdrücken oder juristisches Kräftemessen …

Im Fall eines Startverbots hätten gerade die Low- und „Mid-Profile-Player das Lamento genährt, die Tour-Leitung handele nicht in bestem Interesse und zum Wohle ihrer Mitglieder und letztlich Eigentümer, wenn sie ihnen solche Verdienstmöglichkeiten verwehrt. Es wäre Wasser auf die Mühlen von Greg Norman, der sich als Impresario von Riads disruptiven Intentionen schon im Vorfeld zum Anwalt der Spieler aufgeschwungen und sich überdies zu geschmacklosen Menschenrechtsvergleichen verstiegen hat.

Folglich wählte „Commish“ Monahan den Weg des geringsten Widerstands und lässt die Sache ausgehen wie das sprichwörtliche Hornberger Schießen. Euphemisten, vulgo Schönredner, würden sagen, der Klügere habe nachgegeben. Vielleicht ist da was dran. Warum Armdrücken und ein juristische Kräftemessen, wenn man das mir der normativen Kraft des Faktischen lösen kann?

… wenn man eh nur zuhause richtig satt wird?

Trotz der Abermilliarden im saudi-arabischen Private Investment Fund (PIP) sitzt die Tour am längeren Hebel, ihre TV- und Sponsor-Milliarden kommen ausschließlich dem Profigolf zugute, dagegen sind die 200 Millionen für die Asian Tour erstmal Peanuts. Also lässt man Johnson und Co. draußen ein bisschen naschen – denn richtig satt werden sie eh nur zuhause.

Der breiten Golf-Öffentlichkeit ist es ohnehin egal, die versteht das Gewese ums Saudi International gleich gar nicht und weist in reflexhafter Entertainment-Fixiertheit darauf hin, dass die Formel 1 ja ebenfalls in Saudi Arabien herum düst, die olympische Familie alsbald wieder nach China reist und Sport- wie Show-Biz generell wenig Berührungsprobleme mit Schurkenstaaten haben, solang nur genug Zaster alle Bedenken kaschiert. Moneten statt Moral halt.

Durchsichtiges Gesabbel von der Golf-Entwicklung

Dann sei aber auch ein frommer Weihnachtswunsch erlaubt: Bitte, liebe Professionals, erspart uns fürderhin das ebenso dümmliche wie durchsichtige Alibi-Gesabbel von Eurem Engagement als bereitwilligem, ach so uneigennützigem Beitrag zur Golf-Entwicklung!

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