Back Nine

Sepp Straka und der Ryder Cup: Luke Donald macht dem Österreicher Hoffnung

31. Jul. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Sepp Straka darf sich Hoffnungen auf den Ryder Cup machen. (Foto: Getty)

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Rom auf dem Radar: Der verpasste Cut bei der 3M Open war ein Rückschlag, aber dennoch spielt Sepp Straka eine bestechende Saison. Nach dem Gewinn der John Deere Classic Anfang Juli legte der 30-jährige Österreicher mit einem geteilten zweiten Platz bei der Open Championship nach und darf sich spätestens seit Royal Liverpool der Aufmerksamkeit von Luke Donald sicher sein, der nach geeigneten Kandidaten für seine Ryder-Cup-Equipe und die sechs Wildcards für den Kontinentalwettstreit in Sichtweite der Ewigen Stadt Ausschau hält. Noch liegt Straka in der Weltpunkteliste zwei Plätze hinter Tommy Fleetwood, der aktuell als Letzter automatisch qualifiziert wäre, aber natürlich hat er den Ryder Cup im Blick, wo er der zweite Österreicher nach Bernd Wiesberger wäre.

„Ich denke schon geraume Zeit darüber nach“, bekannte der Profi aus Wien, der schon mit dem geteilten siebten Platz bei der PGA Championship einen erfolgreichen Belastungstest geliefert hat. „Das darf einen allerdings nicht im Spiel beeinflussen. Man muss einfach nur gutes Golf zeigen und hoffen, dass man sich entweder direkt qualifiziert oder für einen Captain’s Pick ausgewählt wird.“ Donald hat ihn jedenfalls auf dem Zettel. In den Tagen vor der Open habe ihn der Engländer auf der Driving Range angesprochen und man habe miteinander gequatscht, berichtete Straka: „Und wir haben nach Hoylake auch Textnachrichten ausgetauscht. Er sagte mir, dass er mich schon eine ganze Weile auf dem Radar habe. Wir sind und bleiben in Kontakt.“ Erstmal freilich peilt der derzeit Weltranglisten-25. die Play-offs um den FedEx-Cup an und gönnt sich jetzt eine Woche Pause, „um die Batterien aufzuladen“.

Brian Harman und die Claret Jug voller Bier

Feierbiest: Es gehört zu den Chronistenpflichten wiederzugeben, was der frisch gekürte Champion Golfer of the Year bei seiner Siegesfeier aus der Claret Jug schlürft. Brian Harman, der Held von Hoylake, tat es seinem Vorgänger Cameron Smith nach und füllte Bier in die silberne Weinkanne. Bei der ersten Feier am Sonntagabend in Hickory’s Smokehouse nahe Hoylake, dessen Spezialität American-Style-Barbecue ist, war es Guiness.

 

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Tags drauf flog der 36-Jährige an die US-Ostküste, wo seine Familie in Syracuse/US-Bundesstaat New York den Triumph am TV der Schwiegereltern verfolgt hatte. Am Freitag ging’s dann endgültig Richtung heimische vier Wände auf St. Simons Island/Georgia. Harman hatte zwar gehofft, in alle Ruhe nach Hause kommen zu können, aber Ehefrau Kelly hatte heimlich eine Willkommensparty am Flughafen organisiert. Und so erwartet rund 50 Fans den Majorsieger, darunter auch Nachbar und Freund Davis Love III sowie Ex-Georgia-Mitkommilitone Harris English. Diesmal gab’s Coors Light aus der Claret Jug.

Jason Day: Grand Slam in Sachen zweite Plätze

Seltener Rekord: Schon mal was vom Runner-up-Grand-Slam gehört? Tja, was Statistiker so alles zusammentragen. Demnach hat Jason Day in Royal Liverpool ein ebenfalls seltenes Kunststück fertiggebracht. Der australische PGA Champion von 2015 ist der neunte Spieler der Golfgeschichte, der es auf einen Grand Slam an zweiten bzw. geteilten zweiten Plätzen bringt. Als da sind: Masters 2011 (T2), US Open 2011, 2013 (2, T2), Open Championship 2023 (T2), PGA Championship 2016 (2). Vor ihm haben das Jack Nicklaus, Arnold Palmer, Tom Watson, Phil Mickelson, Greg Norman, Louis Oosthuizen, Craig Wood und Dustin Johnson für sich verbuchen können.

Verspielt Justin Thomas Ryder Cup und 2024er-Saison?

Freud und Leid: Dass Scottie Scheffler als erster US-Spieler für den Ryder Cup in Rom feststeht, wurde bereits berichtet. Dieser Tage hat Fred Couples, einer der Vize-Kapitäne des amerikanischen Teamchefs Zach Johnson, in einem Radio-Interview durchsickern lassen, dass Max Homa, Cameron Young und Jordan Spieth ebenfalls gesetzt seien, obwohl sie derzeit nicht über die Punkteliste für den Kontinentalwettbewerb qualifiziert sind. Hinter dem Weltranglisten-Ersten Scheffler wären derzeit die Majorsieger Wyndham Clark, Brian Harman und Brooks Koepka sowie Xander Schauffele und Patrick Cantlay automatisch im Marco Simone Golf & Country Club dabei.

Damit wären noch drei US-Wildcards frei, und ob Justin Thomas eine davon bekommt, erscheint fraglicher denn je. Die Formkrise des zweifachen PGA-Champions hält trotz eines Putter-Wechsels an. Thomas verpasst auch bei der 3M Open den Cut, den fünften in seinen jüngsten sieben Turnierstarts, und bestreitet derzeit die schwächste Saison seiner Profikarriere. Wenn kommende Woche bei der Wyndham Championship nicht ein sportliches Wunder passiert, verpasst der 30-Jährige den anschließenden Auftakt der FedEx-Cup-Play-offs und wäre auch bei den Designated Events der PGA Tour 2024 nur teilnahmeberechtigt, wenn er in den Top-30 der Weltrangliste verbleibt. Derzeit ist er 26. Und ob er dann auf ein Pick von „Z. J.“ für Rom hoffen kann, erscheint bei aller Freundschaft zwischen der beiden eher unwahrscheinlich: Skipper Johnson hat reichlich Alternativen.

Kloster-Fensterscheiben als Golf-Zielscheiben

Pietätlos: In Cumberland im US-Bundesstaat Rhode Island ist die Polizei alarmiert, weil ein einzelner oder mehrere Golfer offenbar den Stadtpark als Driving Range nutzen. Etliche Golfbälle haben die Fenster einer Klosteranlage getroffen und Sprünge verursacht oder sogar das Glas zum Bersten gebracht. Detective Henneberry und seine Kollegen habe daher via Facebook darauf hingewiesen, dass Golfspielen in öffentlichen Anlagen und auf Spielplätzen verboten ist: „Es gibt in der Umgebung etliche öffentliche Übungsanlagen, das Gelände des Klosters gehört nicht dazu.“ Erstaunlich, worauf man die Leute alles hinweisen muss. Es dürfte ein frommer Wunsch der Ordnungshüter in ihrem Posting bleiben, dass der oder die Übeltäter „das Richtige tun“ und sich bei Detective Henneberry zum „Scheibenschießen“ bekennen.

Van Rooyen und sein Caddie als „Konkurrent“

Besondere Konstellation: Stell dir vor, du stehst am ersten Abschlag eines PGA-Tour-Turniers – und dein Caddie steht neben dir? Nichts Besonderes, sagen Sie? Oh doch, wenn der Caddie nämlich Mitspieler und folglich Konkurrent ist. So stellte es sich am vergangenen Donnerstag da, als sich Erik van Rooyen und sein etatmäßiger Bag Man Alex Gaugert zum Auftakt der 3M Open in einem Flight wiederfanden. Dritter im Bunde war Ryan Moore.

Wobei Konkurrenz eher übertrieben ist: Die beiden sind beste Freunde seit der gemeinsamen Zeit im Golfteam der Universität von Minnesota und hatten schon damals davon geträumt, mal gemeinsam ein Profiturnier zu spielen. 2019 wurde Gaugert „hauptamtlicher“ Caddie bei Van Rooyen, aber selbstredend stellte der Südafrikaner seinen nahe dem TPC Twin Cities lebenden Looper für die Montags-Qualifikation zum Heimspiel frei, und Gaugert schaffte es tatsächlich ins Turnier: „Ein absoluter Traum. Und echt cool, dass die Tour uns erlaubt hat, zusammen zu spielen. Das war wirklich denkwürdig und wir werden es nie vergessen.“

Übrigens: Van Rooyen und Gaugert verpassten in kameradschaftlicher Geschlossenheit dann auch den Cut: Der Tour-Pro mit -3, sein Caddie mit +6.

DP World Tour: Zwei weitere Oktober-Turniere

Lücke geschlossen: Die DP World Tour hat das Oktober-Loch im Kalender für 2023 geschlossen. Das Andalucía Masters (19. bis 22. Oktober) steigt direkt nach der Open de España und wird im Real Club de Golf Sotogrande inszeniert, nachdem sich der bisherige Austragungsort Valderrama in den Reigen der LIV-Golf-League-Schauplätze eingereiht hat. Anschließend findet das bislang im Frühjahr angesetzte Quatar Masters statt (26. bis 29. Oktober), bevor die Nedbank Golf Challenge in Südafrika (9. bis 12. November) und zuguterletzt die DP World Tour Championship in Dubai den aktuellen Spielplan beschließen.

Wenn die ganze Runde an einer Murmel hängt

Balla Balla: Einer besonderen Herausforderung sah sich Korn-Ferry-Tour-Spieler Ryan McCormick beim NV5 Invitational in Illinois. Der 31-Jährige aus New Jersey hatte zum Auftakt eine 60 geschossen und anschließend im Hotelzimmer mit dem Putter trainiert. Den dabei benutzten Ball setzte er dann nichtsahnend beim Start in die zweite Runde ein. Die Übungskugel war allerdings ein Titleist Pro V1 des Jahrgangs 2019, und Spitzenreiter McCormick hatte ansonsten nur 2023er-Bälle im Bag. Damit drohte beim Verlust das anfangs eingesetzten Ball die Disqualifikation. Denn laut Reglement bei PGA-Tour-Events dürfen während einer Runde nur Bälle einer Marke und desselben Modells eingesetzt werden. Als McCormick seine „alte“ Murmel auf Bahn 12 des Glen Club ins hohe Fescue-Rough schlug, schien ihm gleichzeitig das Stündlein geschlagen zu haben. „Es war Wahnsinn“, beschrieb er den Moment. „Ich dachte wirklich, das war’s! Wenn ich den Ball nicht finde, habe ich keinen regelkonformen Ersatz und kann nach Hause.“

 

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Doch das Ganze hatte ein Happy End. McCormick fand nicht nur seinen Ball, sondern Turnieroffizielle organisierten im Verlauf der nächsten Löcher sogar ein paar Ersatzbälle beim Profikollegen Trace Crowe, der ebenfalls mit den alten Titleists unterwegs war. Zwischendrin hatte McCormicks Caddie schon mit Bunkerharken in den Teichen nach Bällen gefischt – in der Hoffnung, unter den Lake Balls einen 2019er-Pro-V1 zu finden. Petitesse am Rande: McCormick verlor nicht einen Ball und beendete die Runde mit ebender Kugel, mit der er sie begonnen hatte und belegte am Ende drei hinter Sieger Trace Crowe, der sich in einem Play-off gegen Patrick Fishburn durchgesetzt hatte.

Boys und Girls: Früh beginnt die Gender-Gap

Zum Schluss: Wenn der Golfnachwuchs am Schläger ist – dann offenbaren sich Unterschiede. Und die Gender-Gap: in Sachen Temperament ebenso wie Findigkeit. Schauen wir zuerst auf diesen Sportkameraden, der sich mit seiner Plastikkeule vergeblich durchs Rough schlägt und schließlich die Geduld mit sich und dem Spiel verliert:

 

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Und dann ist da diese junge Dame, die zwar mit Haltung und Handhabung des Putter offenkundig noch etwas fremdelt, aber unverdrossen ihr Glück am Loch sucht – und schließlich mit einer unkonventionellen Lösung das ersehnte Erfolgserlebnis zelebrieren kann:

 

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