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Solheim Cup 2021: Europa baut auf Korpsgeist, aber wer stoppt die „Kordashians“?

02. Sep. 2021 von Michael F. Basche in Toledo, USA - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Solheim Cup 2021: Kann Europa den "Sister Sledge Hammer" aus Nelly und Jessica Korda stoppen?

Solheim Cup 2021: Kann Europa den "Sister Sledge Hammer" aus Nelly und Jessica Korda stoppen?

Wo landet Paradiesvogel Cam Newton nach dem Aus bei den New England Patriots? Was machen GOAT Tom Brady und Titelverteidiger Tampa Bay Buccaneers? Wie entwickelt sich das Klima zwischen Aaron Rodgers … Stop! Hier soll’s doch um den Solheim Cup gehen? Genau das ist der Punkt. Vor diesem Wochenende zieht alles mögliche Aufmerksamkeit: der Start der National Football League NFL – siehe oben –, das Dollar-Ding der Golf-Herren bei der Tour Championship in Atlanta, die „Lex DeChambeau“ der PGA Tour oder die Captain’s Picks beider Seiten für den Ryder Cup in drei Wochen in Whistling Straits.

„Unter ferner liefen“ nicht verdient

Irgendwann kommt dann auch der Kontinentalwettbewerb der Damen zur Sprache, an diesem Wochenende und am kommenden Montag, Labour Day und damit Feiertag in den USA – falls noch Unklarheit herrscht. Der Termin 4. bis 6. September für diesen 17. Solheim Cup seit der ersten Austragung 1990 könnte unglücklicher nicht sein; und während das Dutzend Einzel über die Vergabe des Kristallpokals entscheidet, redet Anfang der neuen Woche vermutlich alle Welt über den Auftakt im American Football oder den Ausgang der Penunsen-Party im East Lake Golf Club. Unter ferner liefen? Das haben die Damen nicht verdient, wegen des Wettbewerbs und seiner ureigenen Dramatik an sich, weil’s genug interessante Aspekte gibt.

Der große Moment der Suzann Petersen

Rückblende Gleneagles 2019: Suzann Pettersen, die ihren neunten Solheim Cup nur dank einer umstrittenen Wildcard bestritt, ist als Letzte noch auf dem Platz und entscheidet über Europas Wohl und Wehe, muss den vollen Punkt einfahren. Und die erfahrene Norwegerin liefert. Im Match gegen Marina Alex, locht sie auf dem 18. Grün einen 2,1-Meter-Putt zum 14,5:13,5-Triumph und beendet anschließend unter Tränen ihre Karriere, während rundherum Team Blau den ersten Solheim-Cup-Sieg seit 2013 bejubelt.

Erste Kapitänin mit Heim- und Auswärtssieg?

Jetzt tritt Europa zur Titelverteidigung im Inverness Club in Toledo/Ohio an – erneut geführt von der Schottin Catriona Matthew, die somit als erste europäische Kapitänin „ever“ die Chance hat, daheim und auswärts zu gewinnen. Pettersen ist „Vize“; ihre Führungsrolle auf dem Platz soll die Engländerin Mel Reid übernehmen, die in Gleneagles noch Assistentin war und sich das absolut zutraut. „Diese Aufgabe passt zu mir, ist was ganz natürliches für mich. Ich bin stolz, diese Anführerin sein zu dürfen“, sagt die 33-Jährige vor ihrem vierten Kontinentalduell. Und: „Einer unserer größten Pluspunkte ist der Zusammenhalt. Wir sind richtig gut im ,Team Building’.“

Das kennt man. Auch von den Herren. Der Korpsgeist, der Spirit ist stets das größte Pfund, das Europa gegen die Golferinnen und Golfer aus der Neuen Welt in die Waagschale werfen kann, die auf dem Papier regelmäßig als übermächtige Favoriten daherkommen.

USA mit sieben Proetten aus den weltbesten 25

In Ohio ist es nicht anders: US-Skipperin Pat Hurst, die den Taktstock von Julie Inkster übernommen hat, versammelt sieben Spielerinnen aus den 25 Besten der Welt; auf europäischer Seite rangiert dort nur die Schwedin Anna Nordqvist. Zudem hat Matthew mit Sophia Popov, Matilda Castren, Nanna Koerstz Madsen und Leona Maguire vier Rookies berufen; die amerikanische Auswahl um die Solheim-Cup-Routiniers Lexie Thompson und Lizette Salas (beide vor der fünften Teilnahme) deren drei.

Und Pat Hurst hat die „Kordashians“, die Korda-Schwestern Nelly und Jessica, die bereits in Gleneagles ein kongeniales Duo bildeten und alles in Grund und Boden spielten, was Europa gegen sie aufbot: in den Vierern Caroline Masson und Jodi Ewart Shadoff mit 6&4 sowie Carlota Ciganda und Bronte Law mit 6&5, in den Einzeln dann Caroline Hedwall mit 2 Up (Nelly) und Masson mit 3&2 (Jessica). Überdies steigt Nelly Korda als Weltranglistenerste und Olympiasieger in den Ring, und so stellt sich vor allem eine Frage: Wer soll diesen „Sister Sledge Hammer“ stoppen?

Hilft der Platz im Donald-Ross-Design?

Vielleicht bekommt Europas Dutzend ja Unterstützung vom Platz, wenngleich dessen Set-up vom Gegner beeinflusst wird. Aber das 6.297 Meter lange Par-71-Geläuf heißt nicht von ungefähr Inverness Club, es erinnert damit aus purem Zufall an seinen Architekten Donald Ross und dessen schottische Heimat. Der Designer, der auf den Links von Royal Dornoch aufwuchs und bei Old Tom Morris in St. Andrews in die Lehre ging, machte zwischen 1916 und 1918 aus dem seit 1903 existierenden Parcours einen Championship Course, der seither Schauplatz von sechs Majors war und als einziger Club sämtliche US-Herren-Meisterschaften ausgetragen hat, von der „Junior Amateur“ bis zur Senior US Open.

Erstes US-Clubhaus, das für Pros offen war

Inverness war übrigens 1920 anlässlich der US Open der erste Club in den USA, der die damals als Parias angesehenen Golf-Professionals ins Clubhaus ließ, ihnen sogar ganz förmlich den Zugang gestattete. Der große Walter Hagen ging anschließend bei seinen Kollegen mit dem Hut herum und sammelte für ein angemessenes Dankesgeschenk, das übergeben wurde, als die „Offene Amerikanische“ 1931 zum zweiten Mal am Rand von Toledo inszeniert wurde: Die Standuhr mit entsprechender Plakette samt Gravur steht noch heute im Clubhaus.

Den im Lauf der Jahrzehnte naturgemäß mutierten Platz hingegen hat der US-Architekt Andrew Green mittlerweile wieder zu seinen Wurzeln zurückgeführt, sprich: die Parkland-Charakteristik eliminiert und das ursprünglich Ross-Layout reanimiert. Dafür wurden etliche Löcher im Ross-Stil neu gebaut, alle 85 Bunker saniert sowie über 3.000 Bäum gefällt und durch sprödes Rough ersetzt. Was den Wind zu einem enormen Faktor macht, nicht zuletzt auf der Schluss-Etappe mit fünf Par-4-Löchern, die intern als „Killer-Strecke“ bezeichnet werden.

Briefmarken-Grüns und gewaltige Haupttribüne

„Der Kurs mit seinem Festuca-Gras und den briefmarkengroßen Grüns wirkt tatsächlich ziemlich ,linksy’ und hat eine sehr britischen Anmutung“, bestätigt Catriona Matthew: „Hoffentlich hilft uns das.“

Fun Fact am Rande: Die Haupttribüne für den Solheim Cup ist die größte, die jemals bei einem Damenturnier errichtet wurden. Auf einer Fläche von 6.689 Quadratmetern, verteilt auf zwei Stockwerke, können 7.500 Zuschauer wie in einem Stadion das Geschehen auf den Par-3-Bahnen 5 und 12 sowie auf den Grüns der Löcher 4, 11 und 14 überblicken.

Ach, und US-Superstar Gwen Stefani singt bei der Eröffnungs-Gala.

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