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Stahl oder Graphit? Kampf um die Vorherr-Schaft – Der große Golfschaft Test

28. Jan. 2018 von Oliver Felden in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel - Artikel enthält gesponserten Inhalt/Werbung

Stahl und Graphit haben Vor- und Nachteile - es gilt zu entscheiden, was für einen selbst überwiegt. (Foto: Getty)

Stahl und Graphit haben Vor- und Nachteile - es gilt zu entscheiden, was für einen selbst überwiegt. (Foto: Getty)

Der Schaft ist eine der bedeutensten Einflussgrößen in der Gleichung Golf, und doch immer noch häufig eine der am wenigsten beachteten. Es gibt heutzutage unzählige unterschiedliche Schäfte, die die verschiedensten Ausprägungen von Flex, Torque und Kickpoint miteinander kombinieren und so für bestimmte Spieler besonders geeignet sind. Doch bevor Flex, Torque und Kickpoint - worüber noch zu sprechen sein wird - wichtig werden, steht erst einmal die Grundsatzfrage: Stahl oder Graphit?

Vor dem Golfschaft Test: Golf zwischen Stahl-Schmelze und Graphit-Bausatz

Generell haben Stahl- und Graphit-Schäfte im Golf jeweils Vor- und Nachteile, die sich hauptsächlich in zwei zentralen Eigenschaften unterscheiden: Das Gewicht und die Torsion. Während Stahlschäfte im Markt-Querschnitt aufgrund des Basismaterials naturgegeben schwerer sind, scheint es bei den Graphitschäften nach unten keine Grenze zu geben. Auch wenn durch neue Technologien und kombinierte Basismaterialien Stahl als Schaftmaterial immer leichter wird, kommen leichte Stahlschäfte nicht an das geringe Gewicht von leichten Graphitschäften ran.

„Die Unterschiede liegen zunächst im Gewicht und der Flexibilität. Ein Stahlschaft ist steifer und schwerer. Er wiegt zwischen 70 und 140 Gramm. Ein Graphitschaft ist weicher und leichter. Er bringt 30 bis 100 Gramm auf die Waage“, erklärt Marco Burger von Hole in One Fitting (HIO) Fitting in München. Gemeinsam mit seinem Kompagnon Benny Pfister betreibt er das größte und modernste Golf-Fittingstudio in Europa. Und der Vorteil der Leichtigkeit? Sie ist besser zu beschleunigen. Graphitschäfte erreichen durch die Gewichtsersparnis eine höhere Endgeschwindigkeit, was ein größere Distanz für den Schlag bedeuten kann.

„Pauschal kann man aber nicht sagen, dass mit Graphitschaft weiter geschlagen wird", ergänz Burger. „Ein 20-jähriger Golfer mit hoher Schlaggeschwindigkeit und -kraft, kann mit Stahl durchaus weiter kommen als mit einen Graphitschaft.“

Dennoch werden heute nahezu alle Hölzer, vom Driver bis zum kleinen Fairwayholz, auf Tour-Niveau oder im hohen Handicapbereich, mittlerweile mit Graphitschäften ausgestattet. Sie sind mit ein Grund dafür, dass die Schlagweiten sich in den vergangenen Jahren so signifikant gesteigert haben. Die höhere Geschwindigkeit fordert ihren Tribut allerdings in einem anderen Bereich.

Flex und Torsion - Teste beim Golfschaft das Gefühl

Der Flex - also die Biegsamkeit - von Graphitschäften war in der historischen Entwicklung dieses Materials im Schaft lange höher, als bei Stahlschäften. Auf der einen Seite bedeutete das zwar, dass durch den Peitschen-Effekt viel Energie auf den Ball übertragen wird, auf der anderen Seite ging aber ein Teil der Kontrolle über den Schlägerkopf und die präzise Rückmeldung verloren. Heutzutage hat steht die Qualität der Graphitschäfte der von Stahlschäften in nichts nach, trotzdem wird sich ein Stiff-Graphitschaft (steife Biegsamkeit) nicht anfühlen wie ein Stiff-Stahlschaft. Das liegt an der Torsion.

Die Torsion, oder auch Torque, bezeichnet die Verdrehung des Schaftes um die Längsachse. Sie spielt bei der Beschleunigung des Schlägers im Abschwung und besonders im Impact - also im Treffpunkt - eine entscheidende Rolle. Im Speziellen geht es dabei um die sogenannten Off-Center-Hits. Schläge, bei denen der Golfball nicht mit der Mitte des Schlägerblattes, sondern weiter am Rand getroffen wird. Je höher der Wert, umso eher "streut" der Schläger. Gute Stahl- und Graphitschäfte erreichen mittlerweile sehr niedrige Werte.

Stahlschäfte bei den Eisen

Der unter Profis mit Abstand am häufigsten genutzte Schaft für die Eisen ist der Stahlschaft. Stahl bietet Vorzüge, die gerade für spielstarke Spieler in einem Eisensatz nützlich sind. Karbonstahl oder Edelstahl als Material ist relativ dick und bietet einen konstanten Drehmoment. Bezüglich Flex und Torsion wirkt sich Stahl als Material gefühlsmäßig sehr direkt aus. Bei Treffern außerhalb der Mitte bekommt der Spieler unvermitteltes und deutliches Feedback über seinen Impact. Bei einem hohen Spielniveau kommen schlechter getroffene Bälle seltener vor und die direkte Rückmeldung ist meistens erwünscht. Ein weiterer Vorteil: Der günstige Preis und die hohe Haltbarkeit des Metalls. Die beschriebenen Eigenschaften machen Stahl zu einer beliebten Schaftwahl bei Golfern.

Graphitschäfte bei den Eisen

Auf Tour-Niveau selten gesehen, im Breitensport immer häufiger anzutreffen, kann Graphit bei den Eisen einen großen Vorteil als Schaftmaterial bringen. Der Gewichtsvorteil bietet Golfern auch bei den Eisen die Chance, die Schwunggeschwindigkeit zu erhöhen und damit eventuell größere Distanzen zu erreichen. Ob die Eigenschaften von Graphit Vor- oder Nachteil sind, liegt im Gefühl: Ein Stiff-Flex-Schaft aus Graphit wird sich nicht anfühlen wie ein Stiff-Stahlschaft, da die Rückmeldung eben nicht so direkt ist. Die Materialeigenschaften von Graphit sorgen dafür, dass die Vibrationen bei nicht ganz sauber getroffenen Bällen gedämpft werden. Das eignet sich vor allem bei etwas schwächeren Spielern, um das Gefühl beim Schlag zu optimieren.

Direkte Rückmeldung ist auf niedrigerem Niveau, wo es häufiger zu unsauberen Treffmomenten kommt, nicht vordergründig nötig. Vielmehr geht es darum, ein gutes Gefühl beim Schlag zu haben, das den Trainingsprozess unterstützt. „Ansonsten ist die Wahl sehr individuell: im Fachhandel sind Graphitschäfte zunächst etwas teurer. Aber die Standardausführungen kosten nicht sehr viel mehr. Und dieses Geld sollte investiert werden, wenn man beispielsweise Probleme mit den Sehnen oder Gelenken hat“, erklärt Burger.

Graphitschäfte sind auch dann sinnvoll, wenn eine Verletzung oder beanspruchte Sehnen und Gelenke nicht mehr mit dem harten Feedback und Vibrationen der Stahlschäfte zurechtkommen. „Ich selber spiele seit sieben Jahren nur noch Graphit- oder Multi-Material-Schäfte. Wegen der vielen Tastaturarbeit und Tennis, haben Stahlschäfte meinen Sehnen Probleme bereitet. Die Graphitschäfte vibrieren weniger und sind dadurch armschonender“, so Burger.

Multi-Material-Schäfte

Eine nicht mehr ganz so neue Entwicklung auf dem Markt ist der Multi-Material-Schaft. Diese Art des Schafts kombiniert beides, Stahl und Graphit in einem Schaft. Typischerweise handelt es sich dabei um einen Stahlschaft mit einer Graphitspitze. Der Bereich des Stahls bietet einen soliden Flex, der mehr Kontrolle bietet und es dem Spieler erlaubt, mehr Einfluss auf die Flugkurve zu nehmen. Die Graphitspitze erlaubt dem Schläger mit einer gewissen Dynamik durch den Ball zu gehen, was zu mehr Länge führen soll. Außerdem dient die Graphitspitze dazu, die unerwünschten Vibrationen im Treffmoment herauszufiltern und das Gefühl bei jedem Schlag zu Verbessern. „Multi-Material-Schäfte haben den Vorteil, dass sie gute Stabilität bei weniger Gewicht bieten“, sagt Burger.


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