Augusta National ist eine Marke; jeder Golfer weiß damit was anzufangen. Den meisten ist der Name Pine Valley ebenfalls geläufig, der Parcours in New Jersey zählt seit Jahr und Tag in sämtlichen Rankings zu den besten Kursen der Welt. Die Namen der Architekten klingen kaum weniger: Dr. Alister MacKenzie hier, Harry S. Colt dort. Aber Perry Maxwell?
Aus dem Goldenen Zeitalter der Golfplatz-Architektur
Der Autodidakt aus Ardmore/Oklahoma gehört zu den eher unbekannten Hauptdarstellern des Goldenen Zeitalters der Golfplatz-Architektur in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, wird indes bei Design-Connaisseurs in einem Atemzug mit MacKenzie oder Colt genannt – nicht bloß, weil er deren berühmten Schöpfungen unmittelbar nach Fertigstellung noch Feinschliff verpasste.
Meisterwerk unter dem Radar
Auch in Merion, Crystal Downs oder Prairie Dunes hat der eigentlich gelernte Banker mit Überarbeitungen, Anpassungen und Verbesserungen seine Handschrift hinterlassen. Doch wie Maxwell selbst segelt sein Meisterwerk Southern Hills in Tulsa gleichermaßen ein wenig unter dem Radar. Und dabei sagt Gil Hanse über den dreimaligen US-Open-Schauplatz: „Du kannst dein ganzes Leben auf diesem Gelände verbringen und wirst kein besseres Routing für einen Golfplatz finden.“
Zum fünften Mal eine PGA Championship
2019 haben Hanse, einer der renommiertesten und angesagtesten Designer diese Tage, sowie sein Partner Jim Wagner Southern Hills komplett renoviert und – fast im Wortsinn – auf Maxwells ursprüngliche Kreation samt ihrer strategischen Brillanz zurück gestutzt. „Die Grün-Komplexe sind großartig und erlauben etliche Optionen vom Abschlag“, befindet beispielsweise Rory McIlroy. Nun findet in diesem Inbegriff des privaten amerikanischen Country Clubs, der 1935 im Auftrag des Öl-Magnaten Waite Phillips entstanden ist, zum fünften Mal eine PGA Championship statt – und Tiger Woods kehrt an die Stätte seines Erfolgs zurück.
Vieldebattierte Proberunde im April
2007 stand Southern Hills letztmals im ganz großen Golf-Rampenlicht, als Woods seinen Titel von Medinah verteidigte und das 13. seiner heute 15 Majors gewann. Im Mai vergangenen Jahres hatte Alex Cejka die Scheinwerfer mit seinem sensationellen zweiten Senior-Majorsieg binnen drei Wochen wieder ein bisschen angedreht, doch erst seit der vieldebattierten Proberunde des Tigers in Southern Hills im April mit dem dortigen Golfdirektor Cary Cozby als Caddie ist der Kurs wieder in aller Munde. „Jeder Teil seines Schwungs ist ganz simpel – aber einfach perfekt. Und stets im Rhythmus“, schwärmte Cozby damals.
Der Parkplatz-Mord: 1981 war Southern Hills nicht aus Golf-Gründen in den Schlagzeilen, als der lokale Unternehmer Roger Wheeler beim Eintreffen zu seiner gewohnten Mittwochsrunde noch im Auto erschossen wurde. Wie sich herausstelle war der 55-Jährige mit seinem legalen Wett-Business rund um das in den US-Südstaaten sehr beliebte Spiel Jai Alai – eine Art Pelota – einigen Unterweltgrößen und ihren dubiosen Zockereien in die Quere gekommen.
Ohnehin verleiht Woods’ wundersame Wiederauferstehung nach dem schweren Autounfall in Los Angeles im Februar 2021 dieser PGA Championship, dem eher ungeliebten Major, Glanz und Strahlkraft. Seit dem Dienstag nach dem Masters arbeitet Woods („Am Montag habe ich mich einfach nur scheußlich gefühlt und absolut gar nichts gemacht“) weiter unermüdlich an seinem neuerlichen Comeback – dem wievielten eigentlich? „Als Jugendlicher war ich nie der Talentierteste, Größte, Schnellste oder Stärkste“, hat der 46-Jährige mal gesagt. Er war schlicht keine Sportskanone. „Aber ich hatte meine Arbeitsmoral, und allein die hat mich so weit gebracht.“
Teilnahme ist eine kleine Überraschung
Am Sonntag trudelte der Tiger in Tulsa ein, diesmal ohne Flug-Tracker und aufgeregte Clips vom Flughafen in den sozialen Medien wie noch beim Masters. Dabei ist sein Start durchaus eine kleine Überraschung, er hatte alles offen gelassen, lediglich erklärt, auf die 150. Open Championship hinarbeiten zu wollen, weil der Old Course „My favourite Golf Course In The World“ ist.
„Alles ist besser geworden“
Und dann doch Southern Hills. Woods fokussiert sich auf die Majors, wie es schon Ben Hogan beim bis dato größten Comeback der Golfgeschichte getan hat. Er spielte am Sonntag neun Loch, gestern ebenfalls, schwang sich durch sein Schlag-Repertoire, wirkte gelöst, locker, belastbarer als noch vor einem Monat – weniger fragil. „Alles ist besser geworden“, gab er zu Protokoll. „Die Herausforderungen in punkto Ausdauer und Durchhaltevermögen sind für ihn ein zusätzlicher Ansporn“, ergänzte Caddie Joe LaCava.
Swing looks smooth, moving better and no shortage of power. Ready to go for the @PGAChampionship pic.twitter.com/ylGulukbls
— Geoff Shackelford (@GeoffShac) May 15, 2022
Die Physis und die Motivation wird Woods in Southern Hills so brauchen wie in Augusta. Maxwells Juwel ist alles andere als ein Spaziergang, wenngleich die Feinheiten des Designs und die Herausforderung der Grüns ganz nach dem Geschmack des Tigers sind. „Der Kurs lässt ganz unterschiedliche Vorgehensweisen zu – Hauptsache, du platzierst den Ball vom Abschlag an den richtigen Stellen auf den Fairways. Denn die Bunker mit ihrem grobkörnigeren Sand sind tatsächlich eine Strafe, und die Grüns ein echter Test.“
Und es wird warm, für diese Woche sind Temperaturen von weit über 20 Grad angesagt. In Augusta war ihm der physische Tribut am Ende deutlich anzumerken, er zahlte einen hohen körperlichen Zoll.
„Nur darum geht es: Stärker werden“
„Doch das rechte Bein wird stärker und stärker, je mehr ich es belaste. Nur darum geht es: Stärker werden“, ließ der Rekonvaleszent am Sonntag wissen. Das Schuhwerk hat sich übrigens ebenso entwickelt – immer noch FootJoy statt der gewohnten Sneaker von Ausrüster Nike. Selbst das ist den Beobachtern natürlich nicht entgangen.
For those querying about the all-important footwear on @TigerWoods pic.twitter.com/MbZPymDlzf
— Geoff Shackelford (@GeoffShac) May 15, 2022