Back Nine

Schmerz-Resilienz von Zalatoris einmal mehr gefordert: „Das tut richtig weh“

20. Jun. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Will Zalatoris kann es nicht fasen: Der Amerikaner verpasst bei der US Open erneut nur knapp einen Major-Sieg. (Foto: Getty)

Will Zalatoris kann es nicht fasen: Der Amerikaner verpasst bei der US Open erneut nur knapp einen Major-Sieg. (Foto: Getty)

Anzeigen wie diese tragen dazu bei, dass Golf Post kostenlos bleibt. Anzeigen entfernen

Das muss einer erstmal wegstecken: Zum zweiten Mal binnen vier Wochen ist Will Zalatoris erster Verlierer bei einem Grand-Slam-Turnier, rutschte ihm ganz am Ende der ersehnte große Wurf doch noch durch die Hände. Bei der PGA Championship im Mai in Southern Hills verlor der 25-Jährige das Stechen gegen Justin Thomas und sagte damals: „Meine Zeit wird kommen.“ Gestern vergab er auf dem 18. Grün des Country Club zu Brookline haarscharf einen Putt aus gut vier Metern zum Birdie und zum Play-off mit Matthew Fitzpatrick und bekannte angesichts des dritten zweiten Platzes im neunten Major-Start: „Das hier tut jetzt richtig weh.“ Zudem: „Wenn ich das Masters 2021 hinzunehme, dann bin insgesamt drei Schläge davon entfernt, dreifacher Majorsieger zu sein – bloß ein Bounce hier oder da …“


Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von Golf Digest (@golfdigest)

Vielleicht dachte der Schlaks aus San Francisco, der mittlerweile in Texas lebt und dem auch noch der erste „normale“ PGA-Tour-Sieg fehlt, in diesem Moment an den miserablen Start in den Finaltag mit zwei Bogeys auf den ersten drei Löchern. Zalatoris macht das zwar mit vier Birdies zwischen der Sechs und der Elf wieder wett, verlor aber durch einen weiteren Schlagverlust auf der 15 erneut an Boden und vermochte dem fünften Birdie seiner Runde auf der 16 nichts mehr hinzu zu fügen. „Allmählich reicht es mir, Zweiter zu werden – jedenfalls so. Das macht echt nicht glücklich“, sagte er später. „Vor allem, weil ich weiß, dass ich es kann" sagte er nach der US Open 2022.

Billy Foster ist endlich den „Affen“ los

Erlösung: Im anglophilen Sprachraum spricht man vom „Monkey on the Back“, wenn einer eine Bürde mit sich rumschleppt. Bei Billy Foster war es nach eigenem Bekunden „gleich ein ganzer Gorilla“, der auf ihm lastete und den er gestern auf dem 18. Grün des Country Club in Brookline endlich abwerfen konnte. Nahezu 40 Jahre ist der Engländer als Caddie unterwegs, trug das Bag für Größen wie Lee Westwood, Darren Clarke, Thomas Björn, Sergio Garcia und sogar Severiano Ballesteros, ebenso mal für Tiger Woods – und er war oft nah dran, aber nie bei einem Majorsieg dabei.


Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von PGA TOUR (@pgatour)


Gestern erlöste Matthew Fitzpatrick den „Unvollendeten“, der ihn seit 2018 begleitet: „Ich bin so unbeschreiblich froh, dass mir endlich jemand diesen Affen vom Rücken genommen hat“, bekannte Foster im Interview mit „Sky Sports“, der zuvor schon direkt nach Will Zalatoris’ knapp am Loch vorbei gelaufenen Putt sein Gesicht in den Händen begraben hatte: „Es war ein so emotionaler Moment. Ich wusste, dass ,Fitzy’ hier eine Chance haben würde, dass er gut genug für ein Major ist – und diese Woche war er unglaublich gut.“


Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von PGA TOUR (@pgatour)

Scottie Scheffler verbucht Preisgeld-Rekord

Krösus: Scottie Scheffler spielt die Saison seines Lebens, auch wenn der Masters-Champion und Weltranglistenerste gestern seinen zweiten Majorsieg binnen weniger Wochen knapp verpasste, den er nach vier Birdies auf der Front Nine des Country-Club-Composite-Course schon im Visier hatte, bevor er sich mit Bogeys auf der Zehn und auf der Elf aus dem Rennen schoss. Dafür verbuchte der 25-Jährige aus Dallas eine andere Bestmarke. Durch die 1,557 Millionen Dollar für den geteilten zweiten Platz mit Will Zalatoris schraubte Scheffler sein in dieser Saison gewonnenes Preisgeld auf sage und schreibe 12,896 Millionen (Boni nicht eingerechnet) – so viel hat noch nie jemand in einer PGA-Tour-Spielzeit verdient. Vier Siege und drei zweite Plätze binnen einer Saison schafften seit dem Jahrtausendwechsel zudem nur Tiger Woods, Phil Mickelson und Jordan Spieth, der 2014/15 auch den bislang gültigen Preisgeldrekord von etwas mehr als zwölf Millionen aufstellte. Und zur Erinnerung: Es stehen heuer noch zehn Turniere im Kalender der PGA Tour.

USGA, wann sehen wir Brookline wieder?

Plädoyer: Wieso hat es eigentlich so lange gedauert, bis nach 1988 wieder eine US Open im Country Club stattgefunden hat? Ok, es gibt eine Menge grandioser Anlagen in den USA, doch wer bei der 122. „Offenen Amerikanischen“ zugeschaut hat, wird zugegeben: Dieser Parcours im Speckgürtel von Boston ist etwas ganz Besonderes. Ein Platz, der Spannung vom ersten Abschlag bis zum letzten Grün versprochen und gehalten hat. Der nicht eindimensional ist und die „Kanoniere“ bevorteilt – Hauptsache lang –, sondern komplette Spieler fordert. Der nach Präzision und Spiel mit Köpfchen verlangt.


Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von PGA TOUR (@pgatour)


Und dann die einzelnen Bahnen: Die Zehn, die zwischen Felsgestein und Festuca-Rough mäandert, eins der schönsten Löcher, die man bei einer US Open je gesehen hat und die heuer so manchen Spieler zur Verzweiflung gebracht hat. Der Country Club war die perfekte Bühne für ein Major, das alle mitgerissen hat, das genau richtig kam in diesen disruptiven Zeiten für den Golfsport. Die USGA wäre gut beraten, nicht wieder 34 Jahre verstreiche zu lassen.

Travis Vick und der lange Weg seines Balls zurück

Agonie: Travis Vick ist der Leading Amateur dieser 122. US Open. Dem Mann aus Texas reichte eine 73er-Runde, um seine drei nach dem Cut verbliebenen Kollegen hinter sich zu lassen. Der Weg zur Auszeichnung war freilich beschwerlich – und Vick brauchte Geduld. Wie auf Loch acht, als sein unsauber platzierter Ball den langen, langen Weg runter vom Grün nahm, insgesamt 68 Meter! Aber sehen Sie selbst – auch wie Vick fast erstarrt den Lauf der Dinge verfolgt:

Mike „Fluff“ Cowan: Mit 74 noch Caddie

Reverenz an eine Legende: Mike „Fluff“ Cowan – damals noch deutlich fülliger – war Caddie von Peter Jacobson und Tiger Woods, der ihn angeblich wegen Indiskretionen in einem Interview entlassen hat; seit 1999 trägt der Mann aus Maine die Tasche von Jim Furyk, hat es zum Millionär gebracht und ist mittlerweile 74 Jahre alt – Chapeau! In jedem der  vergangenen sechs Jahrzehnte war Cowan bei Majors dabei; mit Woods gewann er das Masters 1997, mit Furyk die US Open 2003 und die US Senior Open 2021. Die brachte das Paar auch zur 122. „Offenen Amerikanischen“ in den Country Club nach Brookline, wo Furyk allerdings mit +4 am Cut scheiterte.


Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von GOLF.com // GOLF Magazine (@golf_com)

Weiteres Stars auf dem Weg zu LIV-Golf?

Unklarer Wahrheitsgehalt: Bloße Gerüchte soll man nicht aufgreifen oder verbreiten. Aber mittlerweile pfeifen aus allen Ecken die Spatzen von den Dächern, dass mit dem Ende des US Open ein weiterer Exodus von PGA-Tour-Spielern in Richtung LIV Golf Invitational Series zu erwarten ist, deren zweites Turnier vom 30. Juni bis 3. Juli in Portland/Oregon stattfindet. Selbst in seriös einzuschätzenden Medien ist die Rede von Brooks Koepka, Xander Schauffele, Abraham Ancer und sogar von Collin Morikawa und Viktor Hovland. Damit kann man es im Sinne der Chronistenpflicht nicht mehr übersehen. Schauffele hat ein Überlaufen seinerseits indes mittlerweile heftig dementiert: „Ich will mich mit den Besten der Welt messen, und die spielen nun mal auf der PGA Tour“, sagte der Olympiasieger.

Derweil treten im Pumpkin Ridge Golf Club aus Protest gegen die Ausrichtung des LIV-Events reihenweise die Mitglieder aus. Ron Wyden, demokratischer Senator des Bundesstaats Oregon und Clubmitglied: „Die Saudis benutzen ihr Geld und den Golfsport, um den Ruf ihres Landes zu verbessern. Das ist klares ,Sportswashing’ wie es im Handbuch solcher Autokraten steht.“

Chamblee: LIV-Leute gehören nicht in Ruhmeshalle

Vorstoß: Brandel Chamblee, Ex-Profi und TV-Experte des „Golf Channel“ ist bekannt für deutliche und oftmals auch sehr provokante Äußerungen. Dieser Tage ließ sich der 59-Jährige mit einer richtig drastischen Forderung vernehmen: Nach Ansicht von Chamblee sollten Greg Norman und Phil Mickelson wegen ihrer Beteiligung an der von Saudi-Arabien finanzierten LIV Golf Invitational Series aus der World Golf Hall of Fame verbannt werden. Norman ist der CEO von LIV Golf und der Impresario des Konkurrenz-Circuit, der sechsfache Majorsieger Mickelson sein höchstbezahlter Spieler und Aushängeschild. „Sie haben das Spiel entehrt und drohen, etwas zu zerstören, von dem sie beide so enorm profitiert haben“, argumentiert Chamblee. Die Ruhmeshalle des Golfsports in St. Augustine/Florida wird von einem Konsortium betrieben, dem 26 Golf-Organisationen aus aller Welt angehören.

An diese Stelle soll dann auch eine Richtigstellung erfolgen: Wir haben während der US Open berichtet, dass Mickelson mit einem verirrten Abschlag einen Zuschauer getroffen hat – dem war nicht so. Der Ball kam von Sam Horsfield von einer benachbarten Teebox; der Fan versuchte allerdings, „Lefty“ zu foppen – und dieser fiel drauf rein: „Eine rein instinktive Reaktion. Wenn so was passiert, beziehe ich das immer erst mal auf mich.“

„Big John“ macht (Bauch-) Platsch

Zum Schluss: Achtung, das ist jetzt nichts für zart besaitete Seelen und Ästheten, aber es passt gut zur frühsommerlichen Hitze am Wochenende; kalendarischer Sommerbeginn ist übrigens erst morgen. Jedenfalls: John Daly zeigt uns, wie Abkühlung auf die spektakuläre Art geht. Ansehnlich ist anders, aber es macht mächtig (Bauch-)Platsch – „Big John“ bringt ja auch genug Wasserverdrängung mit:


Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von ZIRE GOLF (@ziregolf)

Anzeigen wie diese tragen dazu bei, dass Golf Post kostenlos bleibt. Anzeigen entfernen
Anzeigen wie diese tragen dazu bei, dass Golf Post kostenlos bleibt. Anzeigen entfernen

Feedback