Major

US-Open-Spitzenreiter Joel Dahmen: Der „Schlapphut“ wollte eigentlich passen

18. Jun. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Joel Dahmen bei der US Open 2022. (Foto: Getty)

Joel Dahmen bei der US Open 2022. (Foto: Getty)

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Das ist mal ein „Debüt“: Erstmals in seiner Karriere hat Joel Dahmen bei einer US Open den Cut überstanden, und dann geht der Mann mit dem Schlapphut sogar im letzten Flight in den „Moving Day“. Was noch eine Premiere darstellt: Denn nie zuvor lag der 34-Jährige, der vergangenes Jahr als bislang einzigen PGA-Tour-Titel die Corales Puntacana Championship in der Dominikanischen Republik gewonnen hat, bei irgendeinem Top-Turnier nach 36 Loch in Führung. Was an Pikanterie hinzu kommt: Qualifier Dahmen hatte eigentlich gar nicht vor, um die Zulassung für Brookline zu spielen; er fühlte sich der sportliche Herausforderung bei diesem Major nicht gewachsen.


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Derartiges Understatement ist ohnehin sein Erfolgsgeheimnis. „In meinem Rookie-Jahr habe ich versucht, wie ein Profigolfer zu sein. Aber das bin ich per se gar nicht“, bekannte Dahmen: „Ich will hier draußen einfach Spaß haben und bin dementsprechend viel entspannter. Außerdem habe ich [mit Caddie Geno Bonnalie] meinen besten Freund am Bag, und das bringt immer eine Menge Gaudi.“ So überstand er auch das Bogey gestern auf der Zehn, das ihn etwas zurück zu werfen drohte: „Profis nehmen dann den Kopf runter und versuchen, wieder in die Spur zu kommen. Ich hab’ stattdessen ins Publikum gewinkt, ,Hi’ gerufen und einfach weiter gemacht.“ Hat gut geklappt.

Neben Dahmen bei Fünf unter Par steht einer, der schon zwei Grand-Slam-Turnier gewonnen hat: Collin Morikawa, PGA-Champion von 2019 und Titelverteidiger bei der 150. Open Championship nächsten Monat auf dem Old Course in St. Andrews. Der 25-Jährige peilt bei der erst elften Major-Teilnahme schon das nächste Puzzle-Teil für den Karriere-Grand-Slam an – die Kombi Dahmen/Morikawa verspricht für heute in jeder Hinsicht Entertainment.


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Rory McIlroy und die Geduld nach dem „GAU“

„Rors“ kann’s nicht lassen: Auch nach seiner zweiten Runde fand Rory McIlroy die Zeit und die Gelegenheit für einen süffisanten Seitenhieb in Richtung des Konkurrenz-Circuits von LIV Golf. „Das nenne ich Wettbewerb: Du trittst gegen die Besten an und musst dein Bestes zeigen, um bestehen zu können. Deshalb spielen wir dieses Spiel“, sagte der 33-Jährige nach seiner 68er-Runde.


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Er sprach aus eigenem aktuellen Erleben. Nachdem er sich auf der dritten Bahn ins tiefe Rough rund um das Grün verirrt und im knietiefen Festuca-„Gestrüpp“ zwei Mal förmlich verheddert sowie mit einem – noch großartig geretteten – Doppel-Bogey fürs Erste aus der Spitzengruppe verabschiedet hatte, bewies der vierfache Majorsieger echten Kampfgeist, und arbeitete sich mit wieder zurück ins Verfolgerfeld. „Ich war ,bloß’ Zwei über für den Tag, kein wirkliches Desaster auf so einem Kurs“, beschrieb er seine Gefühlslage nach dem „GAU“ am Grün: „Ich wusste, dass neue Chancen kommen würden, daher gab es keinen Grund für Panik. Also habe ich nicht versucht, was Dummes zu machen, was zu erzwingen. Und meine Geduld wurde belohnt.“ Nach achtjähriger Major-Ebbe hat McIlroy den zweiten US-Open-Triumph seiner Karriere weiterhin fest im Blick.


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Ab heute ist Schluss mit Grüns-Wässern

Zwischenbilanz: Auch im Country Club wurde mal wieder deutlich, wie ungleich die Bedingungen für die verschiedenen Startgruppe sein können. Die Spieler mit späten Tee Times am Donnerstag und frühen am Freitag spielten den Platz im Schnitt zwei Schläger schlechter als die Früh/Spät-Starter. Das lag sicher nicht zuletzt am Wind, der am Vormittag des Auftakttags und gestern Nachmittag aufgefrischt war, aber auch daran, dass die USGA die Grüns des Composite Course gestern über Mittag für die zweite Startgruppe auch noch mal gewässert haben. Beobachter gehen davon aus, dass den Spielfluss nicht durch extrem harte Grüns und herab rollende oder verspringende Bälle gefährden wollte.


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Heute freilich ist es mit derlei Rücksichtnahme vorbei: Das Feld hat sich halbiert; Regen ist nicht in Sicht, die US Open kann richtig Fahrt aufnehmen. Will heißen: Die Grüns mit ihren schwierig zu lesenden Konturen werden heute und morgen richtig, richtig tückisch sein – tanzdielenhart, rein gar nichts verzeihend. So wie es die Fairways und das Rough schon von Beginn an waren, Rory McIlroy weiß ein Lied davon zu singen. Oder anders: US Open halt, der härteste Test im Golf.

Mickelson und das jähe Ende seiner letzten US Open

Bitterer Abschied: Phil Mickelson dürfte bei dieser 122. US Open die allerletzte Chance auf den Gewinn des Karriere-Grand-Slam gehabt – legt man für den weiteren sportliche Weg des neuen LIV-Golf-Aushängeschilds die bereits verhängten Sanktionen der PGA Tour und die zu erwartenden Änderungen der Zulassungsrichtlinien fürs Major seitens der USGA zugrunde. Und eben diese letzte Chance hat der 52-Jährige in spektakulärer Weise verpasst, nachdem er mit Elf über Par am Cut gescheitert ist. „Ich dachte eigentlich, ich wäre besser auf dieses Turnier vorbereitet“, bekannte er hernach. „Lefty“ spielte gestern bei seiner 73er-Runde (+3) zwar deutlich besser als zum Auftakt, sorgte aber dennoch nur durch einen verirrten Schuss für Aufregung, der einen Zuschauer am Kopf traf. Und das mag jetzt als wohlfeiles Mickelson-Bashing gewertet werden, aber die Steilvorlage, die diese Szene bietet, ist einfach zu gut: „Phil the Thrill“ ist offenbar in jedweder Hinsicht vom Kurs abgekommen …


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BIO-Freigabe für Kaymer und Co.

Freie Fahrt nach München: Laut Informationen von „Golf Monthly“ hat die DP World Tour auch denjenigen ihrer Mitglieder die Teilnahme an der BMW International Open (BIO) erlaubt, die vergangenes Wochenende an der Auftaktveranstaltung der LIV Golf Invitational Series teilgenommen haben. Damit folgen CEO Keith Pelley und seine Organisation nicht der Linie der PGA Tour, die alle LIV-Überläufer mit sofortiger Wirkung gesperrt hat; Sergio Garcia, Bernd Wiesberger und Martin Kaymer – so er denn wegen seiner Handverletzung spielen will – und Co. sind demnach kommende Woche im GC München Eichenried am Start. Mögliche Sanktionen der European Tour Group sollen angeblich erst am Montag nach der BIO verkündet werden.

Nachhaltigste US Open „ever“

Umweltbewusst: Nur Metallflaschen und wiederverwertbare Alu-Becher – diese US Open, das sagt nicht nur Xander Schauffele, ist das nachhaltigste Turnier in der Geschichte der „Offenen Amerkanischen“.


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Gut, dass die USGA damit dem Beispiel des R&A folgt, der bei seinem Major schon längst wieder befüllbare Trinkflaschen an die Spieler und die Fans verteilt.


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Daffue und der Ausflug ins Hospitality-Zelt

Off the Deck: Matthys Daffue hat gestern die seltene Variante mit dem Holz 1 vom Fairway sozusagen neu interpretiert. Der 33-jährige Südafrikaner führte die US Open sogar mit einem Schlag Vorsprung an (-4), als er auf der Par-5-14 seinen Abschlag etwas verzog. Etwas? Der Ball landete mitten in einem Hospitality-Zelt. Daffue zog – nicht ganz stilecht – sein Dreier-Holz und beförderte die Murmel mit der Warnung „“I'm coming right over you, Sir“ an einen Zuschauer in der Spiellinie „off the deck“ Richtung Grün. Es reichte dennoch nur für ein Bogey; und die Spitzenposition war er „dank“ des Ausflugs los.

Das Clubhaus: Holz, Leder, Patina

Hereinspaziert: Die Jungs von „golfclubhouses“ auf Instagram liefern auch zuverlässig zu den US Open einen Blick hinter die Mauern des ehrwürdigen Country-Club-„Vereinsheims“. Holz, Leder, Patina: Alles atmet konservative Ostküsten-Gediegenheit.


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Tierische Duelle im Country Club

Zum Schluss: Wir beenden dieses „Allerlei“, wie es begonnen hat – mit einem Zweikampf. Aber nicht Morikawa vs. Dahmen. Auf den Fairways des Country Club spielen sich noch ganz andere Duelle ab, solche der tierischen Art nämlich. Kurz: Gans gegen Truthahn, mal was anderes.


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