Back Nine

US Open naht, und die Golfstars heizen schon mal das USGA-„Bashing“ an

03. Jun. 2019 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Die USGA muss sich deutliche Kritik gefallen lassen. (Foto: Getty)

Die USGA muss sich deutliche Kritik gefallen lassen. (Foto: Getty)

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Der juristische Terminus wäre „Auf Bewährung“: Amerikas Golfverband USGA steuert nach dem Damen-Major am vergangenen Wochenende dem absoluten Jahreshöhepunkt entgegen. Gleichzeitig allerdings dürfte den Verantwortlichen um Direktor Mike Davis  im Hinblick auf die US Open kommende Woche in Pebble Beach ein wenig mulmig zumute sein. Die USGA hat sich in den vergangenen Jahren beim Set-up für das nach eigener Vorstellung schwierigste aller Herren-Majors nicht gerade mit Ruhm bekleckert; stattdessen solchen ohnehin komplexen Plätzen wie Shinnecock Hills 2018 beispielsweise die ureigene Anspruchsfülle genommen, indem man die lokalen Greenkeeping-Experten zu Statisten degradierte, am Trimm der Kurse herumpfuschte und sie letztlich nur verschlimmbesserte, ja stellenweise fast unspielbar gestaltete. Oder im Fall von Chambers Bay 2015 durch unsachgemäße Pflege unliebsames Gras in die Grüns einschießen ließ, worauf sich dann ein Henrik Stenson beispielsweise über „Puttingflächen wie Broccoli“ erboste.

Vor dem Gastspiel auf der US-Open-Ikone an der kalifornischen Pazifikküste laufen sich die Golfstars denn auch schon fürs USGA-„Bashing“ warm und sprechen deutlich warnende Worte. „Wir sollten dem Verband die Möglichkeit zur Erlösung geben“, sagte beispielsweise Rory McIlroy. „Aber wenn sie sich in Pebble Beach nicht rehabilitieren können, dann haben wir ein echtes Problem.“ Phil Mickelson bricht gleich den Stab über die USGA: „Ich habe 29 US Open gespielt, oder so, und jedes Mal haben sie es vermasselt. Das einzige, was sie [in ihrer Hybris, den Platz so brutal schwierig wie möglich zu machen ] reguliert, ist der Regen. Ohne Regen wissen sie nicht, was sie tun und können sich nicht im Zaum halten. Daher hoffen wir alle auf ein bisschen Regen.“

Tiger träumt von Tokio

Planspiele: Tiger Woods hat die olympischen Ringe im Visier. Der 15-fache Majorsieger würde gern kommendes Jahr in Japan aufteen, wenn das Golfturnier der Olympischen Spiele von Tokio im Kasumigaseki Country Club über die Bühne geht. „Es wird schwierig, dorthin zu gelangen und ins Team zu kommen“, sagte Woods vor einiger Zeit. „Aber wenn ich bei den großen Events gut spiele, wie ich es in diesem Jahr getan habe, werden die Dinge von ganz alleine passieren.“ Derzeit sieht‘s ganz gut aus für Woods, wenn man berücksichtigt, dass die 15 besten Spieler der Weltrangliste, aber maximal vier pro Nation eh fürs 60er Feld qualifiziert wären. Als aktuell Fünfter wäre der 43-Jährige die Nummer drei im Team hinter Brooks Koepka und Dustin Johnson sowie vor Justin Thomas.

Lee, Kim und die US-Open-Tränen

Gefühlsausbruch: Jeong-eun Lee (23), besser bekannt als „Lee6“ – schon Starcoach Hank Haney stolperte über die zahlreichen „Lee“ auf der LPGA Tour –, ist die erste Spielerin der Golfgeschichte, die einen siebenstelligen Preisgeldscheck kassiert. Nach dem Gewinn der mit einer Million Dollar dotierten US Women's Open kam es während des anschließend Interviews mit Fox Sports zu einer ganz besonderen Szene, als erst Lee und dann auch Managerin und Übersetzerin Jennifer Kim in Tränen ausbrachen. „Sorry, ich bin einfach so stolz auf sie“, schluchzte Lee ob der Leistung ihrer Freundin.

 

Bereits am Samstag hatte die USGA in Sachen Slow Play mal durchgegriffen und der Uni-Amateurin Andrea Lee (Stanford) einen Strafschlag aufgebrummt. Angesichts der Tatsache, dass sich die letzten Flights fast sechs Stunden Zeit für ihre Umläufe ließen, hätten da freilich noch ganz andere bestraft werden müssen …

„Fooch“ gibt das Bag von Justin Rose wieder ab

Trennung auf Zeit: Justin Rose und sein langjähriger Caddie Mark Fulcher gehen wieder getrennte Wege. „Fooch“ war nach einer Herz-OP Mitte Januar zum Masters ans Bag des englischen Olympiasiegers zurückgekehrt, hat sich damit aber offensichtlich übernommen. Auf Anraten der Ärzte nimmt Fulcher jetzt erneut eine Auszeit von unbestimmter Länge, um sich vorrangig um seine Gesundheit zu kümmern. „Nach elf großartigen Jahren ist unser erfolgreicher gemeinsamer Weg leider vorläufig zu Ende“, schrieb Rose auf Twitter. „Aber ich habe keinen Zweifel, dass wir irgendwann wieder an einem späten Sonntag Nachmittag gemeinsam ein 72. Turnierloch meistern werden.“ Bis dahin dürfte Henrik Stensons „Ex“ Gareth Lord der „Looper“ von Rose bleiben, er war bei Memorial schon wieder an der Tasche des US-Open-Champions von Merion 2013.

„Bagman“ am Ball

Caddie-Kick: Was sein Boss mit der kleinen weißen Kugel auf der Runde anstellt, das ist eine Sache. Hier zeigt der „Bagman“ des italienischen Profis Andrea Pavan beim Belgian Knockout im Rinkven International Golf Club mal, was man mit einem Golfball sonst noch so alles anstellen kann:

Der goldene Ruhestand des Tim Finchem

Hübsche Rente: Tim Finchem (72), der ehemalige Commissioner der PGA Tour, hat den Profi-Zirkus während seiner 22-jährige Amtszeit zum Milliarden-Business gemacht und ist selbst ein gemachter Mann. Als der gelernte Anwalt Ende 2016 sein Amt an Jay Monahan übergab, wurde er mit einem wahrhaft fürstlichen Handschlag in den Ruhestand verabschiedet. Finchem, der bereits während seiner „Commish“-Amtszeit pro Jahr zwischen 900.000 und 1,2 Millionen Dollar verdient sowie jährlich auch millionenschwere Boni bekommen hatte, erhielt laut 2017er Steuererklärung der Tour eine Gratifikation von über zehn Millionen Dollar und zudem weitere Aufwandsentschädigungen anderer, Tour naher Organisationen von rund 6,4 Millionen Dollar. Nachfolger Monahan verdiente 2017 rund 4,78 Millionen Dollar. Bei alldem ist die PGA Tour nach wie vor eine von der Steuer befreite gemeinnützige Institution.

Wenn der Golf-Experte falsch zielt …

Richtungsverlust: Brandel Chamblee teilt gerne aus. In seiner Eigenschaft als TV-Analyst beim „Golf Channel“ hat sich der einstige Tour-Spieler dank etlicher forscher Meinungen und manch schräger Aussage nicht nur Freunde gemacht – fragen Sie mal Tiger Woods oder Brooks Koepka. Bei der Principal Charity Classic der Tour Champions in Des Moines/Iowa war der 56-Jährige auch selbst mit dem Schläger unterwegs, bewies indes beim Anvisieren eines Par-3-Lochs im Wakonda Club eher weniger Expertise:

Fehlendes „Fore“ verursacht Faustkampf

Das Elend mit der Etikette: In England ist der Golfer Adam Roffey (31) zu einer Geldstrafe und neun Monaten auf Bewährung verurteil worden, weil er es drei Mal an Etikette mangeln ließ. Auf Loch 14 des Tenterden Golf Club in Kent hatte er einen Ball in Richtung Fahne gefeuert, obwohl der Vorflight noch auf dem Grün war. Als Roffey von einem der Spieler gefragt wurde, warum er nicht „Fore“ gerufen hatte, wurde er handgreiflich und attackierte kurz darauf auch Lee Heasman (49), der sein Handy gezückt hatte, um Beweisfotos zu machen und die Angelegenheit dem Club zu melden. Roffey würgte Heasman und schlug auf ihn ein – was auch vom Videosystem auf der Golfanlage festgehalten wurde –, Außenstehende mussten den Rowdy von seinem Opfer, beide übrigens Clubmitglieder, trennen.

Putten kann so einfach sein

Zum Schluss: … ein immer wieder sehenswertes Stückchen aus der Historienkiste. Hier zeigt Jack „The Golden Bear“ Nicklaus seinem damaligen Tour-Kollegen Johnny Miller, wie man einen langen Putt stopft. Während Letzter überzeugt ist, dass keine Chancen aufs Lochen besteht, legt Nicklaus den Ball ohne großen Federlesens über 31 Meter und etliche Breaks in den Becher und fragt anschließend: „Was war daran jetzt so schwierig?“ Grandios!

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