Dwight Gahm hatte Großes vor. Der Mann, dessen Nachname sich passenderweise „Game“ ausspricht, wollte einen Golfplatz für Major-Turniere, einen Kurs, auf dem große Spieler sich tagsüber miteinander messen und abends miteinander tafeln. So wie es die Seelen der gefallenen Recken in der Königshalle des nordischen Göttervaters Odin tun. Also baute Jack Nicklaus dem betuchten Unternehmer aus Louisville in Kentucky 1986 sein persönliches Valhalla.
Bisherige Majors stets im Stechen entschieden
Auf dem Par-72-Kurs, der mittlerweile der PGA of America gehört, wird heuer zum dritten Mal eine PGA Championship ausgetragen. Statistisch gesehen dürfte sich auch diese Auflage in einem Playoff entscheiden. 1996 gewann der Texaner Mark Brooks mit einem Birdie am ersten Extraloch gegen den Lokalmatadoren Kenny Perry sein einziges Major, 2000 war Tiger Woods im Drei-Loch-Stechen einen Schlag besser als Bob May.
Zudem holte sich Amerikas aktueller Ryder-Cup-Teamchef Tom Watson 2011 im Valhalla Golf Club seine zweite Senior PGA Championship. Und 2008 feierte die US-Equipe unter der Regie von Paul Azinger hier ihren bislang letzten Sieg im Kontinentalwettstreit mit Europa, damals angeführt vom umstrittenen Kapitän Nick Faldo.
Ziemlich guter Boden für großes Golf offenbar, diese rund zwei Quadratkilometer Marsch- und Waldland. Dabei war zumindest die Hälfte des Areals keineswegs ideal für die Anlage eines Golfplatzes von Major-Kaliber, auch wenn Nicklaus die Fläche zur Freude des Bauherrn natürlich als „Traum jeden Designers“ bejubelte. „Schuld“ ist Floyd‘s Fork, das Flüsschen zieht sich durch‘s gesamte Gelände und überschwemmt gerne mal die niedrig gelegenen Wiesen. Nicklaus musste einige große Teiche ausbaggern, um mit den gewonnenen 500.000 Kubikmetern Erdmaterial erhöhte Abschläge und Grüns anzulegen und seine Fairways gegen die Umtriebe von Floyd‘s Fork abzudämmen.
„Signature Hole“ mit winzigem Inselgrün
Dafür liegt hier auch das „Signature Hole“ von Valhalla. Loch 13 ist das kürzeste Par vier (325 Meter) des Platzes und besticht mit einem von Floyd‘s Fork umschlungenen und durch Natursteine fundamentierten fast winzigen Inselgrün. Vor das Vergnügen, diese Fahne nach einem gelungenen Abschlag nur noch mit einem Wedge attackieren zu dürfen, hat der „Goldene Bär“ freilich die schwierige Zwölf gesetzt. 430 Meter lang, braucht‘s dort einen guten Drive und für die meisten noch ein mittleres Eisen ins anspruchsvoll gestaltete Grün.
Nicklaus plant gern solche Loch-Kombinationen, nennt sie eine „symbiotische Beziehung“: Erfolg oder Misserfolg auf der Zwölf, Par und besser oder nur Bogey, beeinflussen stark das mentale Befinden für die 13. Ein Birdie-Loch ist‘s allemal, aber es macht schon einen großen Unterschied, ob man das Momentum von der Zwölf mitnehmen kann oder den Patzer ausmerzen muss. Dann nämlich wird das Grün noch kleiner und das Gewässer drumherum noch bedrohlicher.
Kentuckys berühmtes Bluegrass als Rough
Bedrohliches Wasser ist ein gutes Stichwort. Nebst der 13 ist vor allem die Par-fünf-Sieben (548 Meter) ein Schmankerl. Ein echtes Risk-and-Reward-Loch zudem. Weil das Fairway zweigeteilt ist. Zwar stellt die linke Hälfte den kürzesten Weg zum Grün dar, erspart rund 45 Meter Distanz sowie offeriert überdies den besten Anspielwinkel.
Aber die Landezone auf diesem Insel-Fairway ist bloß 21 Meter breit. Rechts wird jeder verzogene Ball durch die Verbindung von zwei Teichen nass. Links wartet viel Rough mit dem dichten, weichen, zäh zu spielenden Gras (Poa Pratensis), das Kentucky seinen Beinamen „Bluegrass State“ verliehen hat. Und aufs Grün geht‘s dann auch noch bis zu 210 Meter carry. Feines Design, wenn genug Platz vorhanden ist.
Zuguterletzt die 18. Ebenfalls ein Par-Fünf, diesmal knapp 500 Meter lang, auf dem höher gelegenen, baumbestandenen Teil des Terrains: In der Landezone links ein Riesenbunker, rechts ein Teich samt Wasserfall, mit zwei Bereichen für den Annäherungsschlag ebenfalls geteilt. 20.000 Zuschauer können rund um das fast hufeisenförmige Grün zusehen, wenn das Loch seinem Titel, einer Reverenz an Valhallas Begründer und ein Wortspiel mit der Artikulation seines Namens, gerecht wird: „Gahm Over“.