Back Nine

Vom Saulus zum Paulus: Shane Lowry und sein Sinneswandel in Sachen LIV Golf

17. Okt. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Shane Lowry hat seine Aussagen zur LIV Golf Series überdacht. (Foto: Getty)

Shane Lowry hat seine Aussagen zur LIV Golf Series überdacht. (Foto: Getty)

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Sinneswandel: Shane Lowry ist in den vergangenen Monaten einer der schärfsten Gegner der Saudi-Liga gewesen und hat mehrfach betont, wie sehr ihn LIV-Überläufer zum Beispiel bei der BMW PGA Championship, demFlaggschiff-Turnier der DP World Tour in Wentworth, gestört haben. Oder, dass er sich nicht vorstellen könne, LIV’ler im Ryder-Cup-Team für Rom 2023 zu sehen. Das ruft bei Beobachtern mit halbwegs intaktem Gedächtnis schon seit geraumer Zeit Verwunderung hervor, hatte der 35-jährige Ire doch Anfang des Jahres noch vehement seine dritten Teilnahme beim Saudi International verteidigt: „Ich verdiene den Lebensunterhalt für mich und meine Familie und versuche, für sie zu sorgen, und das hier ist nur ein Teil davon.“ Und natürlich: „Ich bin Profi-Golfer, kein Politiker.“ Doch von solchen Aussagen hat sich Lowry mittlerweile deutlich distanziert.

„Ich verstehe den Wirbel, den das hervor gerufen hat. Und ich habe mich selbst gefragt, warum ich das gesagt habe. Andererseits hatte ich einen Dreijahres-Vertrag unterschrieben, als das Saudi International noch im Kalender der DP World Tour gestanden ist“, verriet er unlängst in einem Interview mit den Golf-Nerds von „No Laying Up“. „Wenn mich heute jemand fragen würde, ob ich das Turnier wieder spielen würde, wäre meine Antwort ein klares Nein. Aber ich kann mich nicht hinstellen und sagen: Mir gefällt nicht, wo das Geld herkommt. Ich habe es immerhin drei Jahre lange genommen, das wäre also heuchlerisch.“ Den Champion Golfer of the Year von Portrush 2019 stört vielmehr, dass nun „LIV Golf mit so unfassbar viel Geld um sich schmeißt“ und „unseren Sport spaltet“: „LIV Golf tut dem Golfspiel nicht gut.“

Da hat sich offenbar einer vom Saulus zum Paulus gewandelt. Und auch im Fall Lowry gilt: Cherchez la Femme; schau auf die Frau, die dahinter steht. Nur umgekehrt als bei Dustin Johnson, Brooks Koepka oder Pat Perez, deren Ladies das Luxusleben in vollen Zügen genießen. Lowry erzählte, seine Frau Wendy habe vielmehr gesagt: „Shano, all das Geld wird dich niemals glücklich machen. Was dich glücklich macht, ist der Wettbewerb auf höchstem sportlichem Niveau.“

Garcia gibt Ryder Cup auf: Bleibe besser weg

LIV in Kürze: Geld hat’s reichlich, bloß bei den Zuschauer-Quoten hapert es. Lediglich 17.000 Zuschauer in aller Welt haben via Live-Stream auf YouTube das Geschehen am ersten Tag der LIV-Liga in Jeddah verfolgt. Und von dem angestrebten TV-Deal mit einem Sport-Fernsehsender ist auch weit und breit noch nichts zu sehen. Selbst der Kauf von Sendezeit bei Fox Sports scheint nicht voranzukommen.

Derweil legte Phil Mickelson mal wieder einen seiner selten gewordenen Medien-Auftritte hin, der indes surrealer nicht hätte ausfallen können. Ausgerechnet auf dem Boden derer, die er im Februar noch als „Scary Motherfuckers“ bezeichnet hatte, ließ „Lefty“ jetzt wissen, er sei in Sachen Golf-Zukunft auf der richtigen Seite und mit LIV-Golf gehe es steil nach oben, während der Weg der PGA Tour stetig abwärts führe: „Der Golfsport darf sich glücklich schätzen, dass die Saudis und ihr Staatsfonds das Spiel mit Milliarden von Dollar überschwemmen.“ Und: „Ich mag es, wie sie uns behandeln.“ Dazu hatte „Golf-Channel“-Experte und -Spötter Brandel Chamblee schlussendlich nur einen Kommentar: „Gratulation, Du wurdest echt gekauft!“

Die DP World Tour hat inzwischen bestätigt, dass Sergio Garcia eine Strafe zahlen muss, weil er bei der BMW PGA Championship in Wentworth während der Unterbrechung wegen des Todes von Queen Elizabeth II ohne Angabe triftiger Gründe abgereist ist, um dann als Zuschauer eines College-Footballspiels in Texas wieder aufzutauchen. Der Spanier hat übrigens nach Stand der Dinge den Ryder Cup für sich abgeschrieben, zieht dabei allerdings die Märtyrerkarte: „Wenn anscheinend so viele Leute gegen mich sind,“ adressierte er die Aussagen von Ex-Kollegen wie Rory McIlroy oder Shane Lowry, „dann ist das Team vielleicht ohne mich besser dran und ich bleibe lieber außen vor.“

Und schließlich ist da noch der von LIV heftig umworbene Hideki Matsuyama, der am Rand der Zozo Championship unmissverständlich klar gemacht hat: „Ich bin Mitglied der PGA Tour und dort gehöre ich hin. Diesbezüglich war ich nie stolzer als vor ein paar Wochen beim Presidents Cup.“

John Daly demnächst auf der Kino-Leinwand?

Dieser Golf-„Blockbuster“ hat noch gefehlt: Einem Bericht des Medien-Portals „Above the Line“ zufolge ist in den USA eine filmische Biographie über John Daly in Arbeit. Der Streifen unter der Regie von Anthony Maras („Hotel Mumbai“) soll angeblich die Höhen und Tiefen nicht nur im sportlichen Leben von „The Wild Thing“ ausleuchten, ein Titel oder ein Premierendatum sind aber (noch) nicht bekannt. Allerdings steht wohl fest, wer die Hautrolle spielen und „Big John“, den zweifachen Majorsieger, verkörpern wird: Jonah Hill, der für seine Nebenrollen in „Moneyball“ und „The Wolf Of Wall Street“ jeweils eine Oscar-Nominierung hatte.

Popert holt vierten Sieg im sechsten Wettbewerb

Gratulation: Der Engländer Kipp Popert dominiert die „G4D“-Tour 2022 (Golf for the Disabled), die von der DP World Tour in diesem Jahr erstmals für Europas beste Golfer mit Behinderung ausgeschrieben wurde und im Vorfeld ausgewählter Events ihres Saisonkalender auf den jeweiligen Turnierplätzen veranstaltet wird.

Popert (23), dessen Geh-Motorik von einer zerebralen Bewegungsstörung beeinträchtigt ist, gewann beim Andalucía Masters in Valderrama seinen vierten von ingesamt sieben Wettbewerben und ist beim Finale im Rahmen der DP World Tour Championship im November in Dubai nicht mehr einzuholen.

Scheffler und Spieth versuchen sich im Pickleball

Multitalente: Pickleball ist ein in Nordamerika sehr populärer Sport, der 1965 in den USA entwickelt wurde – der dortige Verband zählt mittlerweile fast fünf Millionen registrierte Aktive – und seit ein paar Jahren auch in Deutschland betrieben wird. Die Mischung aus Tischtennis, Badminton und Tennis ist überdies offenbar ganz nach dem Geschmack von Golfstars wie Scottie Scheffler und Jordan Spieth, jedenfalls haben sich der Weltranglisten-Erste und amtierende Masters-Champion sowie der dreifache Majorsieger gern für ein Celebrity Pro-Am in Frisco/Texas gewinnen lassen.

Dort traf das Duo aus Dallas unter anderem auf „Mavericks“-Basketball-Heros Nowitzki und Tennis-Ass John Isner. Wie die Bilder zeigen, bewiesen die etatmäßigen Schlägerschwinger durchaus Talent – und Spaß hatten sie sowieso:

R&A hilft Nachwuchsgolfern aus der Ukraine

Wiedervereinigung: Russlands Überfall der Ukraine hat auch Auswirkungen auf den Sport, das ist nichts Neues. Umso erfreulicher ist jetzt die Nachricht, dass ein Gruppe ukrainischer Nachwuchsgolfer in Schottland zusammen gefunden hat, nachdem sie vom Golfverband ihres Landes im Rahmen eines Entwicklungsprogramms in Westeuropa vor dem Krieg in Sicherheit gebracht worden war. Das Schicksal der jungen Ukrainer hatte die Aufmerksamkeit des Women in Golf Leadership Development Program des R&A erregt, die zur Förderung prompt ein „Projekt Ukraine“ ins Leben riefen und die sieben Nachwuchsgolfer schließlich nach Schottland einluden. Die Gruppe bezog im Macdonald Cardrona Hotel Golf & Spa nahe Edinburgh Quartier, hatte ein umfangreiches Golf-Programm mit Trainings, Gesundheits-, Mental- und Regel-Workshops, spielte ein Turnier gegen Mitglieder des Junioren-Programms der Stephen Gallacher Foundation und erlebte überdies den letzten Tag der Alfred Dunhill Links Championship auf dem Old Course in St. Andrews live mit. Dort bekamen die Jugendlichen eine Willkommens-Botschaft von Tommy Fleetwood, wurden von Sky Sports interviewt und trafen sogar Rory McIlroy und Turniersieger Ryan Fox. „Unser Ziel war es, dass dieses Camp Hoffnung und Inspiration vermittelt“sagte Toni Zverblis vom „Projekt Ukraine“: „Wir wollen sicherstellen, dass die Träume und Ambitionen dieser jungen Golfer trotz der Verwüstung am Leben erhalten werden, mit denen sie zu Hause in der Ukraine konfrontiert sind.“

Koreanische Putt-Performance

Spiel-Zeug: Keegan Bradley hat die Zozo Championship gewonnen, und der neue asiatische Superstar Tom Kim war ebenso im geschlagenen Feld wie sein koreanischer Landsmann und Presidents-Cup-Teamkamerad Sung-jae Im. Achtung, Scherz: Vielleicht lag’s ja am ungewohnten Equipment:

Strip-Club-Turnier verhindert Jugendtraining

Skandal in Texas: Das Golf-Jugendtraining kann schon mal ausfallen, dafür gibt es vielfältige Gründe. Aber der Anlass, den der Avery Ranch Golf Club in Austin unlängst geliefert hat, schaffte es bis in die Schlagzeilen. Denn dort ließ dieser Tage ein lokaler Sex-Club im Wortsinn „die Puppen tanzen“: Beim Golfturnier des Yellow Rose Strip Club waren barbusige Hostessen auf dem Platz in Sachen Alkoholausschank unterwegs, die Teilnehmer entsprechend animiert. Dabei war auf der Driving Range eigentlich ein Training für die Kids der Vista Ridge High School angesetzt. Doch als die ersten Eltern bei der Anfahrt zum Club mitbekamen, was auf dem Platz los war, wurde die Einheit umgehend abgesagt. Der Vorfall beschäftigt jetzt den Stadtrat von Austin, da der Avery Ranch Golf Club aus öffentliches Erholungsanlage ausgewiesen ist und mitten in einem Wohngebiet liegt.

Max Homa und sein „blondes Vorbild“

Zum Schluss: … gibt es eine zweigeteilte Meldung. Die erste besteht darin, dass Golf-Blondine Paige Spiranac nach Erhebungen des Portals „Golf Magic“ – wie wohl dort falsch geschrieben – mehr Follower auf Instagram hat als Tiger Woods und Rory McIlroy (Plätze zwei und drei). Was selbstverständlich nur an den inhaltstiefen Postings und nicht an den tiefen Dekolletés der 29-Jährigen liegt, die ihre Vorzüge jetzt auch in Form eines „bildstarken“ Kalenders ans voyeuristische Publikum bringt.

Für die zweite Meldung sorgt Twitter-König Max Homa mit seinem großartigen Humor, der – dank Paige Spiranac – nun endlich einen Weg gefunden haben will, sich im Player Impact Program (PIF) ganz weit nach vorn zu katapultieren:

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