Panorama

Widerspricht Rauchen auf dem Golfplatz der Etikette?

26. Okt. 2013 von Imke Kuhlmann in Köln, Deutschland

Zigarren-Liebhaber Miguel Ángel Jiménez. (Foto: Getty)

Rauchverbote, wohin man hört: Am Arbeitsplatz, in Restaurants, auf Bahnhöfen, im Flugzeug - Rauchen ist allgemein nicht populär, vor allem nicht beim Sport. Die Anzahl der Raucher in Deutschland sinkt, dennoch greifen 25 Prozent aller Erwachsenen regelmäßig zum Glimmstengel. Ob diese Zahl auch für Golfer gilt, ist nicht verifiziert. Sicher ist, auf der Golfrunde wird gerne mal gepafft, Etikette hin oder her.

Pros sind nicht immer Vorbilder

Wie auch viele Amateure machen es die Profigolfer, wie beispielsweise Miguel Angel Jiménez, John Daly oder Marcel Siem, vor. Eine dicke Zigarre oder eine Zigarette auf der Runde gehört dazu wie das Tee zum ersten Abschlag. Die Begründung von Miguel Angel Jimenéz: „Wir sind doch unter freiem Himmel“. Bei den US Open in Torrey Pines (USA) wurde im Jahr 2008 der Versuch gestartet, das Rauchen den Spielern zu verbieten. Erfolglos, die Profis legten Veto ein und durften rauchen.

Rauchen und Sport - eine Paarung wie Tempo 30 auf der Autobahn. Ein Widerspruch, der auf dem Golfplatz anderen Regeln zu unterliegen scheint. Die viel zitierte Etikette erteilt hier kein Verbot. In den Richtlinien über das Verhalten auf dem Golfplatz gibt es keinen Hinweis darauf, das Rauchen zu unterlassen ist. Unter der Rubrik: ‚Rücksicht auf andere Spieler’ ist lediglich erwähnt, dass das Spiel nicht durch Bewegungen, Gespräche, Geräusche oder elektronische Geräte gestört werden darf, von Qualm kein Wort.

Früher galt Rauchen wie Golf zum Statussymbol

Niclas Hildebrand ist Referatsleiter für die Leistungssportentwicklung beim Hamburger Sportbund. „Aus unserer Sicht sind Sport und Rauchen nicht vereinbar“, so seine eindeutige Aussage. Doch der Nichtraucher hat auch eine Erklärung dafür, dass das Rauchen auf dem Golfplatz immer noch akzeptiert wird. „Es ist ein Relikt aus vergangenen Jahren. Allerdings macht dies das Rauchen auch nicht akzeptabel.“. In der Tat begann die fragwürdige Kombination von Golfsport und Rauchen mit der Zigarre, die Anfang des 19. Jahrhunderts Kultstatus hatte. Die Accessoires der Zigarreraucher galten als Statussymbole und dazu passte auch der Golfsport.

Für rauchende Zuschauer sieht die Golfwelt anders aus. Bei den Masters wurde den Besuchern das Rauchen verboten. Nicht nur in dieser Hinsicht hat die Medaille wohl zwei Seiten. Dass Rauchen schädlich ist, haben sicher heutzutage alle – auch Golfer - begriffen. Doch was ist mit der gerade beim Golfsport so hoch gelobten und gelebten Etikette? Ist der Qualm, der meinem Mitspieler bei der Ballansprache vom Wind ins Gesicht gepustet wird, wirklich eine Form von Freiheit und verstößt nicht gegen eine ungeschriebene Etikette?

Für Monika Seelhorst, selbst Nichtraucherin, bedarf dies keiner Diskussion: „Meine ganz persönliche Meinung ist, dass jeder selber wissen muss, ob er auf dem Golfplatz rauchen will oder nicht. Die Voraussetzung ist, dass andere nicht belästigt werden.“, betont die stellvertretende Leiterin für Kommunikation im Deutschen Golfverband.

Die Frage nach der Raucherfrage

Rauchverbot oder nicht, wer entscheidet das? Die Golfetikette reglementiert das Rauchen nicht. Aus Sicht eines Sportlers sollte die Entscheidung eigentlich klar sein: Nikotinkonsum und Sport sind unvereinbar. Als Letztes wären dann noch die nichtrauchenden Flightpartner, die sich, wie auch Monika Seelhorst, scheinbar durch große Toleranz auszeichnen, solange der Raucher seinen eigenen Aschenbecher dabei hat.

Also: Kippen nicht in die Gegend schnippen, darauf achten, dass der Rauch nicht meinem Mitspieler ins Gesicht weht und vor dem Spiel die Frage riskieren, ob es die Mitspieler stören könnte. Damit wäre eine Brücke gebaut, die keiner Reglementierung und Einarbeitung in die offizielle Golfetikette bedarf.


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