Golf Post: Wie fällt Ihr Fazit nach einer Woche Damen-Profigolf hier am Seddiner See aus?
Dirk Glittenberg: Eigentlich sehr schön, weil zum Finale tolle Bedingungen herrschten. Am Samstag haben wir – glaube ich – wegen des Unwetters relativ viele Zuschauer verloren. Aber wenn dann tags drauf in der Schlussrunde Sophie Hausmann auf einmal eine 64 schießt und auch Chiara Noja zwischendrin noch mal aufdreht, dann sieht man einfach, was für ein Potenzial im deutschen Damengolf steckt. Zuvor in Belgien hat Patricia Isabel Schmidt gewonnen; jetzt Sophie, die keiner auf dem Schirm gehabt hat, und die so eine Runde spielt – das unterstreicht einfach, dass wir das Turnier aufs nächste Level bringen müssen.
Golf Post: Wie sieht dieses nächste Level aus? Beziehungsweise, wie könnte es aussehen?
Glittenberg: Wir brauchen halt mehr Mitstreiter. Und wir suchen dringend nach weiteren Sponsoren und Partnern, um das Preisgeld und damit dieses Turnier anzuheben. Wir sind aktuell bei 300.000 Euro, das ist der kleinste Preisgeldtopf auf der LET, und wollen uns natürlich steigern. Dafür müssen wir Unternehmen finden, die solche Turniere unterstützen. Ohne Partner wie Amundi oder die VcG geht es nicht.
Golf Post: Wie steht es um die Planung für nächstes Jahr?
Glittenberg: Wir sind in Gesprächen, treffen uns mit Amundi auch noch mal bei der Amundi Evian Championship Ende Juli, um zu besprechen, wie es weitergeht. Danach überlegen wir, wie wir das Turnier weiterentwickeln. Wir haben schon ein, zwei Terminvorschläge; es könnte sein, dass wir in die Mitte Mai gehen. Schauen wir mal, wie sich der Saisonkalender der LET für 2024 entwickelt. Momentan gibt es noch keinen finalen Spielplan, da die Kausalkette dessen, was vergangene Woche global passiert ist (die vereinbarte Zusammenarbeit zwischen saudi-arabischem Staatsfonds PIF und der PGA Tour, Anm. d. Redaktion), bis zu den Damen reicht. Die PGA Tour ist eine Determinante für die LPGA, die LPGA ist Partner der LET: Von daher hoffe ich sehr, dass dieser Zusammenschluss letztlich auch dem Damengolf hilft, dass wir bei dieser Entwicklung auch einen Effekt fürs Damengolf sehen.
Golf Post: Bleibt das Turnier auch 2024 im Golf- und Country Club Seddiner See?
Glittenberg: Ja, der Vertrag läuft noch ein Jahr, doch der Club hat ebenso wie Hauptsponsor Amundi eine Klausel im Kontrakt, dass sie aussteigen können. Ich kann sagen, dass alle relativ happy sind. Wir brauchen allerdings mehr Zuschauer. Klar, wir kommen gerade von der Porsche European Open und sind sehr verwöhnt, weil es einen Besucherrekord gab. Wir haben auch hier diesmal viel Kommunikation gemacht, und für den Schlusstag bin ich ganz zufrieden mit der Resonanz. Aber mehr geht immer. Wir stemmen hier auch selbst eine große Investition, das kann ich mir immer nur bis zu einem bestimmten Punkt leisten. Und wir sind weit weg vom Break-even.
Golf Post: U.COM ist sozusagen Sponsor?
Glittenberg: Ja, und einer der großen.
Golf Post: Wie lässt sich denn das Damengolf mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rücken?
Glittenberg: Die Mediendaten werden definitiv besser sein als je zuvor. Weltweit. Das wissen wir schon jetzt. Auch was Fernsehen betrifft. Sky hat das Turnier für diese Woche zu seinem Top-Event gemacht. Von daher sind wir medial ganz gut aufgestellt. Wir müssen nur die Region noch mehr aktivieren. Jeder, der hier weggeht, wird sagen: Wow, cool, das war echt gut. Großes Golf. Beim Amundi fallen ja die Birdies und Eagles im Minutentakt …“ Nur, dafür muss man die Leute erst mal herkriegen, damit sie live erleben, wie toll Damengolf ist.
Golf Post: Herr Glittenberg, besten Dank für das Gespräch und viel Freude gleich bei der Siegerehrung.
Das Gespräch führte Golf Post Autor Michael F. Basche.