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Golftraining

Yips beim Putten: „Ich kann es unter Kontrolle bekommen“

30. Dez. 2017 von Tobias Hennig in Köln, Deutschland

Yips sind unkontrollierte Zuckungen der Muskulatur im Unterarm beim Putten. (Foto: Getty)

Yips sind unkontrollierte Zuckungen der Muskulatur im Unterarm beim Putten. (Foto: Getty)

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Yips im Golfsport - Ein lösbares Problem

Zwei Jahr lang hat Bernd Gerland an der Sporthochschule Köln das Phänomen Yips an Probanden erforscht. Seine Ergebnisse hat der PGA Professional in der Arbeit mit dem Titel "Das Yipsphänomen als Leistungskiller im Spitzensport - Prävention und Rehabilitation am Beispiel des Putting-Yips in der olympischen Sportart Golf" veröffentlicht. Golf Post traf den Diplom-Sportlehrer am Rande der 1. Putt-Konferenz in Franfurt, um mehr über seine Forschung zu erfahren. Und eines war schnell klar: Es gibt Hoffnung für alle, die unter Yips leiden.

Alles über Yips - Der Ratgeber

Was sind Yips? - Die Symptome

Yips, so beschreibt es Gerland, sind "körperliche Aktionen, die hauptsächlich im Unterarm stattfinden". Es kommt dabei zu Pronationen und Supinationen der dominanten Armseite, also zum Ein- und Auswärtsdrehen des Unterarmes durch unkontollierte Muskelzuckungen. Diese können sich so schnell aneinanderreihen, "dass sie aussehen wie ein Tremor", erklärt der Forscher. Doch in Slowmotion sieht man deutlich, dass es ein Aufmachen und Schließen des Unterarmes ist. Diese Bewegung überträgt sich natürlich auch auf den Schläger, der sich ebenfalls verdreht. "Am Ende kommt ein Chaosschlag dabei heraus."

Die Ursachen

Gerlands These nach zweijähriger Forschungsarbeit zu den Ursachen der unkontrollierten Muskelkontraktionen ist folgende: "Yips sind unbewusst erlernte, konditionierte Reaktionen auf den Treffpunkt." Daher spricht der Forscher auch von "Impact Panik", wenn er die Zuckungen beschreibt. Von dieser können auch Golfanfänger betroffen sein. Gerlands Studie hat gezeigt, dass die betroffenen Neulinge meist aus anderen Schlagsportarten wie Squash oder Tennis kommen. Doch durch "zu viel und falsches Training ist die Impact Panik auch im Golf zu erlernen".

Es gibt auch andere Erklärungsansätze, das will Gerland nicht verschweigen. Diese sehen die Ursache in der Neurologie, genauer in der "Systemdegeneration in einem Gehirnteil." PGA Pro Gerland hält das aber für ausgeschlossen, da eine neurologische Störung nicht durch situative Veränderung zu beseitigen sei. Genau dies ist dem Forscher aber gelungen, womit er eine neurologische Störung als Ursache ausschließen konnte.

Diagnose - Machen Sie den Selbsttest

Mit einem Analysegerät, das mit Ultraschallmessung arbeitet, kann Gerland leicht feststellen, ob jemand in den Kreis der "Yipper" gehört oder nicht. Die Daten und Graphen zeigen dies im Vergleich mit nicht-Betroffenen deutlich. Doch es gibt auch einen ganz einfachen Weg, verrät Gerland. Im Labor habe er seine Probanden auf einem künstlichen Grün ohne Break einhändig aus einem Meter putten lassen. Gingen von zehn Bällen mehr als fünf vorbei, gehörten die Probanden meist zu jenen Golfern, die von Yips betroffen waren.

Und auch Sie können sich selbst testen! Suchen Sie sich auf einem Übungsgrün eine Stelle ohne Break. Putten Sie aus einem Schritt (nicht weiter als ein Meter) Entfernung einarmig auf das Loch. Schon die bloße Beobachtung eines Ungeübten kann oft ausreichen, Yips zu entdecken, verspricht Gerland. Der Gegentest mit dem anderen Arm sollte Unterschiede zu Tage fördern, sofern Sie von Yips betroffen sind. Lochen Sie einarmig weniger als fünf Bälle, sollten Sie Ihren Pro aufsuchen.

Yips bekämpfen - "Man arbeitet sich langsam vor"

"Mehr Techniktraining", sagt Gerland, "ist keine Lösung. Damit bringt man sich noch stärker in die Yips hinein. Man muss den Golfer aus der normalen Puttsituation herausholen." Und dies kann man beispielsweise tun, indem man den Ball wegglässt. In Probeschwüngen ist die Tendenz zu Yips nämlich nicht vorhanden, "der Ball ist der Stimulus." Also ist es sinnvoll, zunächst gegen einen festen Widerstand oder einen größeren Ball zu putten.

"Ich gehe in einer Hierarchie vor", beschreibt der Spezialist seine Arbeit, "und schaue, ob der Golfer Yips hat oder nicht. Man arbeitet sich langsam vor." Von den veränderten Situationen geht es immer wieder zurück in die normale Puttsituation. Dabei wird immer einarmig mit der dominanten Armseite geputtet. "Am Anfang braucht man einen Coach, dann kann man die Übungen auch zuhause machen." Wichtig sei, zu begreifen, dass man unter gewissen Umständen wieder frei von Yips ist. "Dieses positive Gefühl muss man dann abspeichern" und nach und nach in die normale Puttsituation transportieren. "Es braucht Zeit, aber es geht! Wer einmal Yips hatte, wird sie nie ganz loswerden. Aber er kann das unter Kontrolle bekommen. Und wenn er das schafft, wird er ein besserer Putter denn je sein."

Erste Hilfe Griffumstellung

Phil Mickelson mit dem "Claw Grip" gegen Yips. (Foto: Getty)

Phil Mickelson mit dem "Claw Grip" gegen Yips. (Foto: Getty)

"Eine Griffumstellung ist ein guter und schneller Ansatz", bestätigt Gerland und meint damit einen Wechsel von der traditionellen Grifftechnik hin zu einer, die die Ursachen der Yips weitgehend eliminiert. "Der Claw Grip nimmt Pronation und Supination aus dem Spiel. Auch auf der Tour gibt es viele, die so putten. Es hilft, weil es die Stellung im Gelenk verändert." Bei langen Putts sei das aber schwierig, weil man für "die 10 bis 20 Meter Putts das Gefühl verliert". Doch auch mit Claw Grip kann man Yips erleiden. In jedem Fall sei eine Griffumstellung besser als ein Materialwechsel. "Mit schwereren Puttern verliert man komplett das Gefühl", hat Gerland in seiner Studie erfahren.

Sind Yips heilbar?

"Stand heute", fasst Gerland seine zweijährige Arbeit zusammen, "muss ich sagen: komplett heilbar ist zu weit gegriffen. Ein "Löschen" sei nicht machbar, aber "hemmen" ist möglich. Durch die Konditionierung können in Stresssituationen immer wieder Yips auftreten. "Deswegen muss man immer wieder gegenkonditionieren. Wenn ich das mache, habe ich eine gute Chance, das in Schach zu halten."

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