Panorama

Zwei Seelen in der Brust: Solospiel oder Golf im Flight?

18. Apr. 2017 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Eine Frage, die sich regelmäßig stellt: Soll ich alleine oder in Begleitung auf eine Golfrunde gehen?

Eine Frage, die sich regelmäßig stellt: Soll ich alleine oder in Begleitung auf eine Golfrunde gehen? (Foto: Getty)

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Es ist einer dieser Golfmomente, die ich so liebe: Die Sonne steht knapp über dem Horizont und lugt noch etwas blass durch den Morgendunst, die Luft ist nachtgereinigt, das nasse Gras lässt die Bälle eher schlittern denn ausrollen und auf den Grüns zeigt mir der Tau die Linie – leider erst, wenn die Kugel das Loch schon verpasst hat. Macht nicht‘s, Golf ist herrlich, erst recht zu so früher Stunde. „Ja, Du Egoist“, raunt es plötzlich. „Und dann läufst Du solo hier rum. Dabei ist geteilte Freud‘ doch doppelte Freud‘.“

Einzelgänger, Eigenbrötler?

Wo kommt das denn plötzlich her? Hallo? Ich bin der einzige auf dem Fairway, es muss eine innere Stimme sein. Och nee, nicht jetzt. Ich will doch nur Golf spielen. „Mach ruhig“, wispert die Stimme, „störst mich nicht. Bist wohl ein Eigenbrötler, ein Einzelgänger.“ Nein, denke ich, bloß einer, der in Ruhe seinen Ball schlagen und nicht darüber diskutieren will, wie Golf mehr Spaß macht: Allein oder mit mehreren?

Die Fakten liegen auf der Hand – und sprechen klar gegen den Single-Spieler. Keine Anlage lässt dich zu den Hauptbetriebszeiten als „One-Man-Show“ auf den Platz, schlechtestenfalls wird man zwei oder drei wildfremden, vor allem fremdelnden Leuten zugeteilt. Und dann gibt‘s das Problem mit dem Durchspielen-Lassen, ohnehin für viele Flights ein schwieriges Unterfangen, während man selbst unter den argwöhnischen Blicken bitte nicht ausgerechnet jetzt einen „Dackeltöter“ produzieren will.

Ansporn durch Mitspieler

„Vielleicht“, hänselt mich die Stimme mit triefender Süffisanz, „hast du armer Kerl einfach keine Freunde, die Golf spielen oder mit Dir spielen wollen. Den tollen Abschlag vorhin jedenfalls hat keiner gesehen und klatscht Dich dafür ab. Außerdem können Mitspieler auch motivierend, anspornend sein.“

Na klasse, schon hänge ich mitten drin im Diskurs. Mir reicht es, dass ich selbst und ganz für mich den Drive genossen habe. Golf ist für mich zuvorderst kontemplativ, eine Art innere Einkehr. Und eigentlich ist die Fahne dahinten auf dem erhöhten Grün das einzige, was mich gerade interessiert. Könnte ich freundlicherweise etwas Hilfe kriegen! „Ich komme ja schon“, murmelt mein inneres Ich verschlafen. „Was ist denn? Kann man nicht mal in Ruhe…“ Nein, kann man nicht, knurre ich, Du bist hier gefordert. „Es war doch alles klar“, mault das Ego. „Du hast Dich zum frühen Aufstehen entschieden, bist draußen, allein auf dem Platz. Genieß Deine Runde, ich drehe mich noch mal rum.“

Nix da, ich muss mich auf mein Spiel konzentrieren, würdest Du Dich bitte um diesen anderen inneren Schweinehund kümmern, der mich gerade provozieren will. „Ok, ist ja gut“, lenkt das Ego ein: „Wo ist das Problem?“

Betulichkeit statt „Ready Golf“

„Golf ist nicht zuletzt eine Sache der Geselligkeit, habe ich jedenfalls neulich irgendwo gelesen“, meldet sich die erste Stimme. Ich meine fast zu hören, wie sie sich in Erwartung des Zwiegesprächs die Hände reibt, während ich „No Risk no Fun“ denke und mich auf mein Holz 5 zu konzentrieren versuche. „Das mag ja sein“, entgegnet mein inneres Ich und geht zum Plädoyer der Verteidigung über. „Niemand indes möchte sich 18 Loch lang anhören, wo die Herrschaften bereits überall gespielt haben. Oder das eben dieser Schlag eigentlich sonst immer klappt. Oder was denn heute mit dem Putter los ist.“

„Na komm“, entgegnet der Provokateur eher lahm, „es gibt doch nicht nur solche, die Mehrzahl ist doch sehr nett.“ Das Ego lenkt ein, scheinbar: „Zugegeben, es soll ja keiner verunglimpft werden.“ Dann kommt das K.o.-Argument des Zeitfaktors: „Aber wer will schon Runden von sechs Stunden, in betulicher Gangart und mit umständlichem Rumhantieren am Bag, obwohl man sich am ersten Abschlag auf ,Ready Golf‘ geeinigt hat. Schnell gehen, langsam schlagen heißt die Devise: Allein kriege ich ihn in zweieinhalb bis maximal drei Stunden über die Runde.“

Derweil ist mein langer Fairwayschlag mal wieder im seitlichen Wasser gelandet, diesmal habe ich wenigstens die Ablenkung durch den inneren Dialog als Ausrede. „Und hättest jetzt bestimmt gern einen mit ‘ner Ballangel dabei“, tönt es hämisch. Mein Ego ist mittlerweile hellwach: „Untreue Bälle muss man ziehen lassen. Das ist wie mit Reisenden, die man nicht aufhalten soll.“

Meditation oder gemeinsamer Spaß

Stimmt, ich droppe und „wedge“ den neuen Ball aufs Grün. Sauber! Wie hat der selige Arnold Palmer gesagt: "Das Wichtigste beim Golf ist, die schlechten Schläge zu vergessen.“ Der Putt bleibt mal wieder zu kurz. „Den schenkst Du Dir! Ist ja keiner da, der das ansonsten tun könnte“, empfiehlt mein Ego. „Dir darf man nicht mal einen aus fünf Zentimetern schenken, so wie Du immer mit dem Putter rumzitterst“, spottet die Gegenstimme.

Als ich später vom 18. Grün gehe, sagt mein inneres Ich zu meinem inneren Schweinehund: „Siehste, wenn wir mit mehreren im Flight unterwegs gewesen wären, hätten wir diese schöne Meditation wohl kaum führen können.“ Der schnaubt verächtlich: „Als eingefleischter Einzelgänger hättest Du allerdings diese Runde neulich beim Presseturnier in Tunesien nicht gespielt, mit der Kollegin aus England und den beiden Kameraden aus Spanien und Italien, wo Du so viel gelacht hast wie nie zuvor auf einer Golfrunde.“

Und Sie? Wie stehen Sie zur Frage Solo-Runde oder Golf mit Flightpartnern?

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